Rechtsschutz – Teil 2: VfGH, RH und Volksanwaltschaft E6 Flashcards

1
Q

VfGH – Zuständigkeiten im Überblick

A
  • Kausalgerichtsbarkeit (Art 137 B-VG)
  • Kompetenzgerichtsbarkeit (Art 138 B-VG)
  • Prüfung von Gliedstaatsverträgen (Art 138a B-VG)
  • Streitschlichtung betreffend parlamentarische Untersuchungsausschüsse und die
    Klassifizierung von Informationen, die dem NR (BR) zur Verfügung stehen (Art 138b B-VG)
  • Normenkontrolle (NK)
  • Verordnungsprüfung (Art 139 B-VG)
  • Gesetzesprüfung (Art 140 B-VG)
  • Wiederverlautbarungsprüfung (Art 139a B-VG)
  • Staatsvertragsprüfung (Art 140a B-VG)
  • Wahlgerichtsbarkeit (Art 141 B-VG)
  • Staatsgerichtsbarkeit (Art 142 B-VG; vgl auch Art 143 B-VG)
  • Sonderverwaltungsgerichtsbarkeit (Erkenntnisbeschwerde gem Art 144 B-VG)
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2
Q

Gesetzesprüfungsverfahren I (Art 140 B-VG)
- Prüfungsgegenstand und Prüfungsmaßstab

A
  • Aufhebung von Gesetzen = Kern der Verfassungsgerichtsbarkeit
  • VfGH als negativer Gesetzgeber → Spannungsverhältnis zu Parlament
  • Prüfungsgegenstand
  • BG und LG
  • Bundes- und LandesverfassungsG
  • Prüfungsmaßstab
  • Bei BG: Bundesverfassungsrecht
  • Bei BundesverfassungsG: Baugesetze
  • Bei LG: jeweiliges Landesverfassungsrecht und Bundesverfassungsrecht
    → Prüfungsmaßstab Unionsrecht?
  • Verordnungsprüfung iW gleich (Art 139 B-VG)
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3
Q

Gesetzesprüfungsverfahren II
- Normenkontrolle, Individualantrag

A
  • Konkrete Normenkontrolle
  • VfGH unterbricht anhängiges Verfahren von Amts wegen (zB Art 144 B-VG)
  • Alle Gerichte sind antragsberechtigt und bei Bedenken verpflichtet Art 89 und
    Art 135 B-VG
  • Individualantrag (Art 140 Abs 1 Z 1 lit c B-VG)
  • Jede (unmittelbar betroffene) Person, wenn
    oaktueller, eindeutig bestimmter Eingriff in die Rechtssphäre des
    Antragstellers (unmittelbare Eingriffswirkung) und
    okein anderer zumutbarer gerichtlicher oder verwaltungsbehördlicher
    Rechtsweg (Umwegsunzumutbarkeit; Individualantrag als subsidiärer
    Rechtsbehelf).
  • VfGH kann Behandlung des Antrags ablehnen, wenn er keine hinreichende
    Aussicht auf Erfolg hat
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4
Q

Gesetzesprüfungsverfahren II
- Parteiantrag und Normenkontrolle

A
  • Parteiantrag (Art 140 Abs 1 Z 1 lit d B-VG)
    ◦ Parteien eines Zivil- oder Strafverfahrens aus Anlass des RM gegen eine
    erstinstanzliche Entscheidung
    ◦ Rechtsverletzung wegen Anwendung eines verfassungswidrigen Gesetzes
  • Abstrakte Normenkontrolle
    ◦ BReg bei LG sowie LReg bei BG
    ◦ 1/3 der Mitglieder des NR oder BR bei BG sowie 1/3 der Mitglieder eines LT
    bei LG, wenn Landesverfassung dies vorsieht
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5
Q

Gesetzesprüfungsverfahren IV
- Entscheidungsmöglichkeiten

A
  • Entscheidungsmöglichkeiten
    ◦ Bedenken bestätigen sich: → Aufhebung des G als verfassungswidrig bzw Ausspruch, dass G
    verfassungswidrig war
  • Umfang der Aufhebung durch Antrag begrenzt
  • Ausnahme: Aufhebung des ganzen G, wenn unzuständiger Gesetzgeber oder in
    verfassungswidriger Weise kundgemacht
    ◦ Folgen der Aufhebung / Rechtswirkungen:
  • Kundmachung der Aufhebung im BGBl bzw LGBl
  • Aufhebung tritt grds mit Ablauf des Tages der Kundmachung in Kraft (außer Aufhebung unter
    Fristsetzung)
  • Aufhebung wirkt daher immer nur pro-futuro („ex nunc“-Wirkung)
  • Ausnahme: Anlassfall sowie „Quasi-Anlassfälle“ (Judikatur); auch erweiterte Anlassfallwirkung
    durch VfGH möglich
  • Anlassfall: jener Fall, der das G-Prüfungsverfahren tatsächlich ausgelöst hat → „Ergreiferprämie“
  • Quasi-Anlassfälle: Fälle, die spätestens zu Beginn der mündlichen Verhandlung bzw nichtöffentlicher
    Beratung beim VfGH anhängig waren
  • Inkrafttreten früherer gesetzlicher Bestimmungen, sofern VfGH nicht anderes ausspricht
  • Bedenken bestätigen sich nicht: Abweisung des Antrags bzw Ausspruch, dass G nicht aufgehoben
    wird (bei amtswegiger Gesetzesprüfung)
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6
Q

Erkenntnisbeschwerde I (Art 144 B-VG)
- Entscheidungslegimitation, Frist, Umfang der Prüfung

A
  • Quantitativ wichtigste Kompetenz des VfGH
  • VfGH als „Sonderverwaltungsgerichtshof“
  • „Grundrechtsbeschwerde“ / Anregung NK → inzidente NK
  • Möglich auch „Parallelbeschwerde“
  • Beschwerdegegenstand: Erkenntnis eines VwG
  • Beschwerdelegitimation
  • Verletzung in einem verfassungsgesetzlich gewährleisteten Recht (GR) und / oder
  • Verletzung durch Anwendung einer rechtswidrigen generellen Norm
  • Beschwerdefrist: 6 Wochen (§ 82 Abs 1 VfGG)
  • Umfang der Prüfung abhängig von der Beschwerdebehauptung
  • Bei behaupteter GR-Verletzung: VfGH nicht an genannte GR gebunden → prüft, ob
    überhaupt ein GR verletzt wurde
  • Bei behaupteter Rechtsverletzung wegen Anwendung einer rw generellen Norm: VfGH
    prüft, ob die behauptete Rechtswidrigkeit der Norm vorliegt
    → bei Bedenken: Unterbrechung des Verfahrens und Einleitung eines NK-Verfahrens
    von Amts wegen (inzidente NK)
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7
Q

Erkenntnisbeschwerde II (Art 144 B-VG)
- Entscheidung des VfGH

A
  • Entscheidung des VfGH
  • Ablehnung der Beschwerde
  • wegen Aussichtslosigkeit oder fehlender verfassungsrechtlicher Relevanz
  • Zurückweisung aus formellen Gründen
  • Aufhebung des Erkenntnisses wegen Verletzung eines GR oder wegen Verletzung
    sonstiger subjektiver Rechte infolge Anwendung einer rechtswidrigen generellen Norm
    (Kassation)
  • Kassationswirkung: Rechtsache tritt in die Lage zurück, in der sie sich vor Erkenntniserlassung
    befunden hat („ex tunc“-Wirkung)
  • VwG erlässt „Ersatzerkenntnis“ → dabei an Rechtsansicht des VfGH gebunden
  • Beseitigung der Folgen des verfassungswidrigen Erkenntnisses
  • Abweisung wegen Nichtvorliegen derartiger Rechtsverletzungen
  • Abtretung an den VwGH → dort Erhebung einer Revision
  • Im Falle einer Abweisung oder Ablehnung
  • Als Eventualantrag schon bei Einbringen der Beschwerde oder 2 Wochen nach Zustellung der
    Entscheidung des VfGH
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5
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8
Q

Rechnungshof

A
  • Hauptaufgabe: Gebarungskontrolle ggü der öffentlichen Hand als
    (funktionelles) Hilfsorgan der Gesetzgebung des Bundes bzw der Länder
    ◦ zB Gebietskörperschaften (Bund, Länder, Gemeinden), SVTr, ORF,
    Stiftungen, Universitäten (Art 126b-127b B-VG)
    ◦ Sonderregelungen für Kontrolle politischer Parteien
  • Präsident + erforderliche Beamte (Art 122 Abs 3 B-VG): Präsident ist
    weisungsfrei
  • Art 122 Abs 1 B-VG: untersteht unmittelbar dem NR
  • Art 122 Abs 2 B-VG: unabhängig von BReg oder LReg
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9
Q

Volksanwaltschaft

A
  • Kollegialorgan
  • gehört organisatorisch und funktionell zur gesetzgebenden Gewalt
  • Bestellung durch NR aufgrund Vorschlags Hauptausschusses
  • Zuständigkeit für Bundesbereich; Länder können „zusteigen“
  • Unabhängig (Art 148a Abs 6 B-VG), weisungsfrei (Art 148h Abs 3 B-VG)
  • Kompetenz: Missstandskontrolle der Verwaltung
    ◦ Wenn alle anderen rechtlichen Mittel bereits ausgeschöpft
    ◦ Umfasst rechtswidriges Handeln, inkorrekte und unzweckmäßige
    Verhaltensweisen, Hoheits- als auch Privatwirtschaftsverwaltung
    ◦ Auch gem Art 148a Abs 4 B-VG Beschwerdemöglichkeit bei Säumigkeit eines
    Gerichts
    ◦ Kein klassischer Rechtsschutz, sondern Empfehlungen als Ergebnis
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