Psychotherapie als Prozess der Herausbildung eindeutiger Intentionen und der Intentionsrealisierung Flashcards

1
Q

Was ist mit dem Überschreiten des Rubikons aus psychologischer Sicht gemeint?

A

= Der psychologische Rubikon wird beim Übergang vom Wählen zum Wollen überschritten (dann, wenn sich aus Wünschen und Befürchtungen konkrete Absichten herausgebildet haben, die im Weiteren willentlich verfolgt werden). Dabei schreitet man aus der prädezisionalen, motivationalen Phase (abwägend) hinein in die
präaktionale, volitionale Phase. Aus den Wünschen und Befürchtungen haben sich konkrete Absichten herausgebildet, auf die man sich nun vorbereitet und diese längerfristig willentlich
verfolgt

(Wenn man eine Entscheidung treffen muss, überlegt man die Vor-und Nachteile. Wenn man eine Entscheidung trifft, dann ist es klar und auf einmal wird es die beste Entscheidung. (=Point of no returning))

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2
Q

Welche beiden Bewusstseinslagen können im Rubikonmodell unterschieden werden?

A
  1. Motivation/abwägenden

2. Volition/planenden

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3
Q

Beiden Bewusstseinslagen im Rubikonmodell: Motivation - Definition

A
Abwägen und Wählen ist
- Realitätsorientiert
- Weiter Aufmerksamkeitsfokus
- Unparteiische Würdigung von
positiven und negativen
Aspekten/Anreizen
- Realistische Einschätzung der
Erreichbarkeit von Zielen
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4
Q

Beiden Bewusstseinslagen im Rubikonmodell: Volition

A
Wollen und Handeln ist
- Realisierungsorientiert
- Aufmerksamkeitsfokus auf
realisierungsrelevante Informationen
- Parteiische Verarbeitung der positiven
Anreize des gewählten Ziels
- Optimistische Einschätzung der
Erreichbarkeit des gewählten Ziels
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5
Q

Welche beiden Komponenten spielen zur Steigerung der Motivation eine Absicht zu bilden eine wichtige Rolle?

A

Motivation, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen, ergibt sich aus dem Produkt vom:
• Wert (Wünschbarkeit) der Verhaltensfolgen (emotional oder rational) und der
• subjektiven Erwartung, mit dem Verhalten die erwünschte
Konsequenz zu erzielen (Erreichbarkeit)

–> Auf diese beiden Komponenten kann eine Therapeutin
gezielt Einfluss nehmen!

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6
Q

Nennen Sie ein Beispiel einer therapeutischen Intervention, mit welcher Sie den Wert bzw. die Wünschbarkeit ein Ziel zu erreichen, steigern können.

A

Die Methode des «Advocatus Diaboli» kann eingesetzt werden, um den Wert, ein Ziel zu erreichen, zu erhöhen. Als «Advocatus Diaboli» führt der / die TherapeutIn alles auf, was gegen das Unternehmen des Veränderungsschrittes spricht. Dies soll den / die PatientIn aktivieren, Gründe zu finden, die für den Veränderungsschritt sprechen

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7
Q

Veränderung von Erwartungen als therapieformunabhängiger Wirkfaktor

A

Frank & Frank (1961): Patienten kommen in einem Zustand der Hoffnungslosigkeit und Demoralisierung in Therapie

  • Therapie wirkt, indem Patienten Hoffnung auf Besserung und eine bessere Zukunft vermittelt wird
  • Veränderung von Erwartungen als zentrales Wirkprinzip
  • Mit der Induktion positiver Erwartungen werden auch die raschen Verbesserungen in Psychotherapien erklärt
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8
Q

Positive Erwartungsinduktion als therapieformunabhängiger Wirkfaktor: Welche Bedingungen werden in jeder Therapie erfüllt, die Hoffnung auf Besserung weckt?

A
  1. Eine als Therapiebeziehung definierte Beziehung mit einem sozial sanktionierten Hilfegeber mit einer speziellen Ausbildung, die ihn für die Tätigkeit qualifiziert und in den Augen des Patienten als kompetent erscheinen lässt
  2. Ein formalisiertes Behandlungsangebot in einem institutionellen Rahmen (Klinik, Praxis usw.). Dieses Setting trägt nach Frank zur Erwartung bei, kompetente Hilfe zu erhalten
  3. Ein bestimmtes Behandlungsrationale. Dieses vermittelt dem Patienten eine bestimmte Auffassung von seinem Zustand, aus der sich wiederum ein bestimmtes Behandlungsvorgehen ableitet
  4. Die Durchführung eines mit dem Behandlungsrationale konsistenten Behandlungsrituals oder Behandlungsvorgehens
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9
Q

Wie können die in Psychotherapien häufig beobachteten raschen
Verbesserungen erklärt werden?

A
  • PatientInnen kommen häufig sehr hoffnungslos und demoralisiert in die Psychotherapie. Wird in der Therapie nun zu Beginn an den Erwartungen gearbeitet (Hoffnung bezüglich möglicher und eintretender Verbesserungen), dann hat dies bei den PatientInnen bereits einen Einfluss auf das Wohlbefinden. Somit stellt die Veränderung von Erwartungen ein zentrales Wirkprinzip dar und kann die zu Beginn rasch auftretenden Verbesserungen erklären.
  • Therapie wirkt, indem Patienten Hoffnung auf Besserung und eine bessere Zukunft
    vermittelt wird
  • Veränderung von Erwartungen als zentrales Wirkprinzip
  • Mit der Induktion positiver Erwartungen werden auch die raschen Verbesserungen in Psychotherapien erklärt
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10
Q

Weshalb kann es problematisch sein, im Zusammenhang mit den Effekten einer positiven Veränderungserwartung von «Placebo-Effekten» zu sprechen?

A
  • Der Begriff ‘Placebo’ suggeriert einen ‘Schein-Effekt’.
  • Nachgewiesener Wirkfaktor ‘Erwartungsinduktion‘ wird, weil in allen Therapien wichtig, oft als ‚unspezifisch‘ bezeichnet, wobei dieser Begriff etwas weniger Wichtiges suggeriert
  • Aber! Positive Erwartungsinduktion führt zu echten Veränderungen, die von Dauer sind!
  • Im Rahmen eines positiven Rückkopplungsprozesses machen Patienten reale Erfahrungen der Veränderung (Patienten gehen Probleme mit mehr Mut und Schwung an, dies führt zu kleinen Erfolgserlebnissen, dies hebt wiederum die Stimmung und Aufnahmebereitschaft, dies führt dazu, dass Therapeuten sich noch
    mehr engagieren und Patienten den Rubikon überschreiten und Probleme angehen etc.)
  • Förderung positiver Erwartungen ist nicht etwas Unspezifisches, sondern kann genau spezifiziert und besser oder schlechter verwirklicht werden
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11
Q

Nennen Sie ein Beispiel, wie in der Volitionsphase, die Realisierung einer Absicht gefördert werden kann

A

A) Bildung möglichst konkreter Vorsätze:
• Planung, wann die Handlung initiiert wird
• Zeitliche Sequenzierung einzelner Handlungsschritte
• Vorsätze, wie Schwierigkeiten bewältigt werden sollen
• Terminierungsvorsätze: Wann ist Ziel erreicht?

B) Implementierungsintentionen (Gollwitzer, 1999):
• Formulieren von Wenn-Dann-Formeln, die eine zielführende Reaktion an Hinweisreize knüpft
• Wenn meine Nachbarin mich zu einem Kaffee einlädt, dann werde ich statt mit einer Ausrede abzusagen, möglichst erfreut zusagen‘

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12
Q

Nennen Sie die fünf Stadien der Veränderung im Stages of Change Modell.

A
  • Precontemplation (Why should I?)
  • Contemplation (I might)
  • Preparation (I will)
  • Action (I am)
  • Maintenance (I have)
    (- Termination)
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13
Q

Was sind Merkmale der Precontemplation-Phase im Stages of Change Modell?

A

(Verhaltensänderung wird nicht in Erwägung gezogen)

Personen…
• sind sich eines Problems nicht oder kaum bewusst
• keine Absicht sich zu verändern
• Problem wird von anderen (v.a. Angehörigen) erkannt und Patienten werden von diesen in Therapie geschickt

–> “It isn‘t that they can‘t see the solution. It is that they can‘t see the problem”

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14
Q

Was sind Merkmale der Contemplation-Phase im Stages of Change Modell?

A

(Abwägungsphase und Absichtsbildung)

Personen…
• sind sich der Probleme bewusst
• denken teils darüber nach, wie sie das Problem lösen können
• noch kein ‚commitment‘ tatsächlich etwas zu unternehmen
• Externalisieren oft: Machen die Ursachen für die Probleme an äusseren Gegebenheiten, an anderen Personen fest

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15
Q

Was sind Merkmale der Preparation-Phase im Stages of Change Modell?

A

• Rubikon ist überschritten und Absicht gebildet
• Personen sind realisierungsorientiert und wollen in naher Zukunft
Verhaltensänderungen angehen

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16
Q

Was sind Merkmale der Action-Phase im Stages of Change Modell?

A

Personen beginnen oder haben begonnen etwas an ihrem Problem

zu verändern

17
Q

Was sind Merkmale der Maintenance-Phase im Stages of Change Modell?

A

Personen halten positive Verhaltensänderungen aktiv bei

18
Q

Was sind Annahmen, wie die Stadien im Stages of Change Modell
durchlaufen werden?

A
  • Stages werden zwar in aufsteigender Reihenfolge sukzessive durchlaufen, in jeder Phase ist aber ein Rückschritt in eine vorhergehende Phase möglich
  • Häufig ist ein mehrfaches Durchlaufen der Stadien nötig (‚recycling‘) bis ein neues Verhalten langfristig stabil ist
  • Klienten können sich bezüglich verschiedenen Problemen in unterschiedlichen Phasen befinden
19
Q

Nennen Sie je einen phasenspezifischen Veränderungsprozess in der Precontemplation, Contemplation und Preparation und Action-Phase.

A

A) Consciousness-Rising:
Bewusstseinsförderung für das Problem bzw. für die Konsequenzen
–> Einführen von Ambivalenzen (Was spricht für, was gegen das Verhalten? Was sind Vor- und Nachteile des Verhalten? Passt das Verhalten zu Ihren Zielen und Werten?)

B) Emotional Arousal: Aktivieren von Emotionen, die mit dem Problem bzw. den Konsequenzen des Problemsverhaltens zusammenhängen
–> Was löst Ihr Verhalten bei anderen aus? Wie geht es Ihnen damit? Was könnten langfristige Folgen Ihres Verhaltens sein?

20
Q

Nennen Sie je einen phasenspezifischen Veränderungsprozess in der Contemplation-Phase.

A

A) Subjektiv wahrgenommener Wert/Wünschbarkeit der Veränderung steigern: Was sind Risiken und was Chancen einer Veränderung? Vorstellungsübung: Wie ist es, wenn Sie sich verändert haben?

B) Selbstwirksamkeitserwartung/Glaube an Realisierbarkeit fördern: Patient muss daran glauben etwas ändern zu können. Mögliche
Barrieren für eine Veränderung besprechen: Was könnte der Veränderung im Wege stehen?

21
Q

Nennen Sie je einen phasenspezifischen Veränderungsprozess in der Preparation, Action-Phase und Maintenance.

A

(Rubikon ist überschritten, wir sind jetzt HIER in der Volitionsphase!)

  • Selbstverpflichtung mit konkreten Abmachungen fördern (z.B. genaue Zeit abmachen/aufschreiben, wann was gemacht wird)
  • Änderungsplan ausarbeiten, alternative Veränderungswege explorieren
  • Zwischenschritte definieren
  • Implementierungsintentionen erarbeiten (‘wenn dann’)
  • Fokussieren auf positive Konsequenzen der Verhaltensveränderung (Ziel: Motivation aufrechterhalten)
  • Bei ersten Schritten (in Action Phase): Unterstützen, verstärken des Patienten
  • Besprechen von Ereignissen/Situationen, die zu einem Rückfall führen könnten. Besprechen/üben von Verhaltensweisen in besonders schwierigen Situationen (Ziel: Rückfallprävention)
22
Q

Verorten Sie verschiedene Therapieansätze und Wirkfaktoren im Stages of Change Modell
(Stage->Therapieansatz->Wirkfaktor)

A

A) Precontemplation -> Psychodyn. Ansätze-> Motivationale Klärung
B) Contemplation -> Humanistische Ansätze -> Idem
C)Preparation -> Kognitive Ansätze -> Problembewältigung
D) Action -> Verhaltenstherapie -> Idem