Empirisch validierte Standardmethoden in der Psychotherapie Flashcards

1
Q

Was ist mit angewandter Entspannung gemeint?

A

Die Angewandte Entspannung basiert auf der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson. Allerdings ist das Ziel, langfristig eine Entspannungsreaktion auch ohne die vorherige Anspannung von Muskeln zu erreichen. Das Ziel ist es, dass in den
entscheidenden Situationen bei ersten Anzeichen von Anspannung, Sorgen & Angst möglichst schnell ein Entspannungszustand hervorgerufen werden kann (sodass nicht wie bei der PMR viele verschiedene Muskelgruppen des Körpers angespannt werden, sondern dass lediglich bspw. die Hand zur Faust ballen zur Entspannung führt).

  • -> Die Angewandte Entspannung wird auch als alleinige Intervention eingesetzt
  • -> Nur Angewandte Entspannung hat sich z.B. bei der Generalisierten Angststörung in verschiedenen Studien als gleich wirksam erwiesen wie KVT
  • -> Ziel aller Entspannungsverfahren (auch PMR) ist die Entspannungsreaktion (Aktivierung des Parasympathikus & Deaktivierung des Sympathikus)
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2
Q

Wie zeigt sich eine Entspannungsreaktion auf körperlicher Ebene?

A

Sämtliche Symptome/Reaktionen des Körpers passieren in Richtung des Parasympathikus, sprich Erholung, Beruhigung überwiegt hierbei im Ruhezustand; Aktivierung und Mobilisierung werden herunter reguliert.

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3
Q

Mit welchen Effekten ist die Aktivierung des Sympathikus verbunden?

A

A) die Steigerung von:
• Der Pulsfrequenz
• Des Blutdrucks
• Der Atemfrequenz

B) die Erweiterung von:
• Bronchien
• Pupillen

C) der Abnahme der Magen-Darm-Tätigkeit

–> Am Beispiel einer Gefahrensituation bewirkt der Sympathikus, dass der Puls hoch geht, die Blutgefässe sich verengen, der Blutdruck steigt, die Lungenaktivität zunimmt und die
Schweissdrüsen aktiviert werden, um einen Zustand erhöhter Aufmerksamkeit und der Fluchtbereitschaft zu erreichen.

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4
Q

Mit welchen Effekten ist die Aktivierung des Parasympathikus verbunden?

A

A) die Senkung der Pulsfrequenz
• Des Blutdrucks
• Der Atemfrequenz

B) der Verengung der
• Bronchien
• Pupillen

C) Zunahme der Magen-Darm-Tätigkeit

–> wirkt trophotrop (hemmend) und bringt wieder Ruhe ins Nervensystem

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5
Q

Nennen Sie eine Kontraindikation für Entspannungsverfahren.

A
  • Psychosen: Fokussierung auf innere Prozesse kann wahnhafte Verarbeitung bzw. paranoide Interpretationen nach sich ziehen
  • Bei hypochondrischer Selbstwahrnehmung: Fokussierung auf innere Prozesse kann Fehlinterpretationen körperlicher Vorgänge nach sich ziehen
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6
Q

Was ist der Unterschied zwischen (1) Aktivitätenaufbau, der der Verbesserung und Stabilisierung der Stimmung dient und (2) wertebasiertem Aktivitätenaufbau?

A

A) Aktivitätenaufbau

  • Es wird nach Aktivitäten gesucht, die die Stimmung aufehllen, Dinge, die man früher evtl. gerne gemacht hat und die einem so wieder verhelfen sollen, Freude an etwas zu erhlten, motiviert zu werden usw.
  • …zur Verbesserung und Stabilisierung der Stimmung = geht darum, positive, belohnende Aktivitäten zu finden, zu planen und zu realisieren (ins Kino gehen / ein Bad nehmen usw.)
  • -> konventionelle KVT: Zu Beginn einer Depressionsbehandlung

B) Wertebasierter Aktivitätenaufbau
- Hierbei geht es darum, dass nach den Werten gesucht wird und dass man sich entsprechend diesen Werten verhält, was wiederum glücklich macht. Nicht nur das Ziel ist das Ziel, sondern der Weg dort hin, was auf dem Weg zum Ziel erlebt wird, bereitet ebenfalls bereits Freude.
- ….der Aktivitätenaufbau orientiert sich an den eigenen Bedürfnissen & Werten –> was muss man tun, um die Bedürfnisse zu befriedigen & nach seinen Werten zu leben? –> «3. Welle»:
Acceptance & Commitment Therapy (ACT): wird gemacht, wenn die Stimmung schon etwas besser ist.

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7
Q

Wie funktionieren die beiden Formen des Aktivitätenaufbaus?

A

A) Aktivitäten zur Verbesserung und Stabilisierung der Stimmung

  • Positive, belohnende Aktivitäten finden, planen und realisieren
  • Konventionelle KVT: Zu Beginn einer Depressionsbehandlung wichtig
  • Anhand von Listen werden stimmungsaufhellende und positive Aktivitäten gesucht, die dem Patienten Spass machen, sodass die Aktivität später konkreter geplant werden kann.
  • Anhand eines Stimmungsprokotokolls wird dann die Aktivität geratet, was für eine Stimmung hat die Aktivität hervorgeholt und wie intensiv war diese?

B) Wertebasierter Aktivitätenaufbau

  • -> In Kontakt mit eigenen Werten kommen und entsprechend handeln
  • -> 3. Welle‘: Acceptance and Commitment Therapy (ACT): Wenn Stimmung schon etwas besser
  • ACCEPTANCE AND COMMITMENT THERAPY

–> Wie will ich mein Leben leben, was ist mir wichtig im Leben, worauf kommt es mir an?
• Werte leiten uns in unserem Handeln. Sie sind wie ein Kompass, weisen uns die Richtung und helfen uns auch in schwierigen Zeiten, nicht vom Weg abzukommen.
• Wertebasierte Aktivitätenaufbau: Aktivitäten finden, die nicht einfach ’nur Spass’ machen, sondern unseren Werten entsprechen.
- Patienten lernen: Tun, was wichtig ist!
• Menschen, die seit längerem mit Depressionen oder anderen psychischen Problemen kämpfen haben oft resigniert: Sie setzen sich auch keine Ziele mehr und hören auf, irgendetwas wichtig zu finden
• ACT versucht hier gegenzusteuern, indem mit Patienten erarbeitet wird, was ihnen in verschiedenen Lebensbereichen wichtig ist, worauf es ihnen ankommt (cf. Wertekompass)

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8
Q

Wie kann die Wirkung von Aktivitätenaufbau bei depressiven Patienten erklärt werden?

A

• Ziele können wir erreichen oder verfehlen (z.B. bis 30 eine Familie gründen)
• Das Erreichen von Zielen ist stark von Umweltfaktoren/ Bedingungen abhängig
–> Im Gegensatz zu Zielen können wir Werte die ganze Zeit verfolgen und sie sind nie ‘abgehakt’ (z.B. anderen Menschen nahe sein, Verantwortung übernehmen, ein
liebevolles Gegenüber sein)
–> Werte können wir auch unter schwierigen Bedingungen und flexibel, immer wieder auf andere Weise verfolgen (z.B. können wir Menschen immer wieder auf andere Weise nahe sein)
- Menschen mit Depressionen resignieren oft = sie setzen sich keine Ziele mehr und hören auf, etwas wichtig zu finden (vgl. «Alienation» = kennt Bedürfnisse gar nicht (mehr)). ACT
versucht hier entgegenzusteuern, indem mit Patienten erarbeitet wird, was ihnen in versch. Lebensphasen wichtig ist & worauf es ihnen ankommt. Es wird ein Schema für den
Aktivitätenaufbau erarbeitet & vermittelt, dass Motivation v.a. auch mit dem Tun wiederkommt = macht (unternimmt) man wieder etwas, verbessert das die Stimmung, die Motivation kommt zurück. (–> Eine Studie bestätigt die hohe Wirksamkeit von dieser Art Intervention alleine ohne andere Techniken!)

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9
Q

Skizzieren Sie das kognitive Modell der Depression nach Beck.

A
  • Dysfunktionale kognitive Schemata sind entscheidend für die Entwicklung psychischer Störungen.
  • Sie sind wie eine Brille und verzerren die Wahrnehmung, als Verarbeitungsmuster führen sie zu:
    a) störungsspezifischen Verzerrungen im Denken und Verhalten
    b) fehlerhaften Prozessen der Informationsverarbeitung, insbesondere der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses und der Interpretation von Erfahrungen (bspw: soziale Ängste, dann nehme ich in einer Menschenmenge v.a. die bös drein
    schauenden Gesichter wahr.)
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10
Q

Was meint Beck mit der Annahme, dass depressive Schemata LATENT vorhanden sein können?

A
  • Schema als neuronales Netzwerk, das je nach Situation aktiviert wird
  • Oft Verweis auf Bower (1981) und seine Netzwerktheorie emotionaler Störungen: ganzes Muster oder einzelne Knotenpunkte (Stimmungsknoten) können triggern
  • Man verknüpft beispielsweise einen traurigen Film mit anderen Ereignissen aus der Kindheit und/ oder trauriger Stimmung und dieses Muster aktiviert wiederum
    traurige Stimmung bis Depressionen. Diese Muster sind schon vorher vorhanden, aber werden erst durch einen Trigger ausgelöst.
  • Stress aktiviert die latenten Schemata.
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11
Q

Nennen Sie die drei Arten von Grundüberzeugungen und je drei Beispiele nach Beck (3-Layer-Struktur der Grundüberzeugungen).

A

A) Unkonditionale Grundannahmen (sind dauerhaft latent vorhanden, aber nicht immer aktiviert)

  • „Ich bin schlecht“
  • „Ich bin peinlich“
  • „Ich bin nichts wert“

B) Konditionale Grundannahmen (treten in spezifischen Situationen auf, werden situativ aktiviert)

  • „Wenn andere erst merken, wie ich wirklich bin, werden sie mich verlassen“
  • „Wenn ich im Vortrag zu stottern beginne und den Faden verliere, werde ich mich blamieren und bin peinlich“
  • „Wenn ich eine Person nach einem Date frage, wird diese Person ablehnen, weil ich es nicht wert bin“

C) Instrumentelle Grundannahmen (definieren, wie man sich verhalten muss, um etwas Schlimmes zu vermeiden oder etwas Gutes zu erreichen)

  • „Vermeide es, deine Meinung zu zeigen“
  • „Ich muss den Vortrag auswendig lernen, um den Faden nicht zu verlieren“
  • „Frage nicht nach einem Date, um nicht abgelehnt zu werden“
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12
Q

Was ist das ABC-Schema nach Albert Ellis? Nennen Sie ein Beispiel für A, B und C.

A
  • Bewertende Gedanken kommen automatisch, weil die Gedanken nicht bewusst sind, wird oft zunächst nur die emotionale Reaktion und Veränderung des Verhaltens bemerkt.
  • Das ABC-Schema beschreibt, wie eine Situation (A) von uns (bewusst/unbewusst) bewertet wird und Überzeugungen, bzw. automatische Gedanken (B) in uns auslöst.
  • Diese Überzeugungen/automatischen Gedanken sind die Ursache für eine
    Konsequenz/Reaktion (C) in unserem Erleben und Verhalten

A –> activating event: herumschlendern in der Stadt
B –> beliefs: alle Leute finden mich hässlich, ich sehe blöd aus
C –> consequences: Verhalten: gehe geduckt durch die Strasse, vermeide Blickkontakt;

(D –> Disputation: hinterfragen der negativen Beliefs
E –> Emotionen: bin traurig, schäme mich, tiefer Selbstwert; körperlich: Anspannung, beachtet mich jemand?)

–> Das Ziel ist es, bei B nachzuhacken und korrigierende Gedanken zu initieren, danach wird D, also die negativen, falschen Gedanken hinterfragt und bei E spüren lassen der positiven Gedanken und Erfahrungen, betrieben.

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13
Q

Was ist das Ziel der Pfeil-Abwärts Technik?

A

A) Grundannahmen erkennen
- Dysfunktionale Grundannahmen aufdecken Ziel: übergeordnete Gedanken identifizieren. Hilfreich um gemeinsamen Nenner vieler dysfunktionaler Gedanken zu
identifizieren

B) Hinterfragen dysfunktoinaler Grunannahmen: Gleiche Techniken wie bei automatischen Gedanken (z.B. sokratischer Dialog) und Explorieren von Zusammenhängen (Beispiel konditionale Grundannahme „Nur wenn ich bei der
Arbeit erfolgreich bin, werde ich geliebt“)

  • -> Intervention: Wenn der Gedanke zuträfe, was würde Ihnen dann zu schaffen machen? Was würde geschehen? Was wäre schlimm daran?
  • -> Hausaufgabe: Notieren mit Arbeitsblatt des vertikalen Pfeils die Implikationen des Gedankens
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14
Q

Wie funktionieren Attention Bias Modification Trainings? Was ist die theoretische Annahme, wie sie funktionieren könnten?

A

Theoretische Annahme des Attention Bias:
• Störungsspezifische selektive Aufmerksamkeit (v.a. bei Angststörungen)
• Bedrohliche Stimuli werden subliminal schneller als neutrale Stimuli wahrgenommen und Angstpatienten haben länger sich wieder von den Reizen zu lösen

–> Dot-Probe (Pat mit Angststörung usw., zwei Bilder wurden gezeigt, 1x neutral, 1x mit der Angst): hinter einem der beiden lag ein Buchstabe, auf den man reagieren sollte. Pat waren
schneller, wenn sich dieser hinter Angst-Bild versteckte.
Nun Modifikation der Dot-Probe: der zu reagierende Buchstabe lag grösstenteils hinter neutralem Bild, Lenkung der Aufmerksamkeit weg vom patologischen Bild.
–> Aufmerksamkeitsrichtung, die verändert wird
–> viele Studien, die aber auch gg. Wirksamkeit sprechen

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15
Q

Wie funktionieren Interpretation Bias Modification Trainings?

A

A) Interpretation Bias:
Personen mit psychischen Störungen interpretieren Situationen, die ihnen als Skript präsentiert werden, negativ, wenn diese in Bezug auf störungsrelevante Reize zweideutig sind
• Sozialängstliche interpretieren zweideutige soziale Situationen (z.B. eine anwesende Person lacht) als soziale Bedrohung
• Panikpatienten sehen körperliche Empfindungen als Hinweis für eine katastrophale körperliche Krankheit

B) Training:
• Präsentation vieler zweideutiger Situationen (kleine Geschichten; Skripts)
• Patienten interpretieren die Situationen (aufgrund von Interpretation Bias meist negativ)
• Mögliche positive Interpretationen oder ein positiver Ausgang der Geschichte wird präsentiert, später sollen diese selber vervollständigt werden
• Viele Wiederholungen; sehr repetitiv

–> keine Studien, die besagen, dass diese Trainings nicht wirksam seien, gut als Zusatz zur Therapie

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16
Q

Erklären Sie das Vorgehen beim Imagery Rescripting.

A

• Bei Menschen mit psychischen Störungen sind bestimmte Erinnerungen oft sehr dominant und überrepräsentiert und stellen keinesfalls ein Abbild des bisherigen
Lebens dar
• Andere neutrale und positive Eindrücke verblassen und weil wir immer wieder an das Negative der Situationen denken, bauen wir diese Erinnerung weiter aus

Imagery Rescripting:
–> Erfahrungen und Erinnerungen sind nicht unveränderbar, sondern können durch neue Erfahrungen, Informationen und begleitende Gefühle modifiziert werden
è In Vorstellung Erinnerung rescripten (wie für einen Film ein neues, positives Skript
schreiben und sich vorstellen) und damit eine positivere Erinnerung erzeugen
Vorgehen:
• Quälende Erinnerung detailliert in Erinnerung rufen und die Szene niederschreiben
• Szene als erwachsene Person in der Vorstellung betreten und ins Geschehen eingreifen
• Sich einen veränderten Verlauf mit happy end vorstellen und die neue Szene wie in einem Film niederschreiben (= rescripting)
• Sich diese neue Szene noch einmal genau und lebendig vorstellen, mit allem Drum und Dran (Geräusche, Gerüche, …)