Peter Fonagy & Mary Hepworth (ehem. Target) Flashcards
Entwicklungskonzept der Mentalisierung:
Definition
Konzept
Mentalisieren: die fähigkeit, zwischenmenschliches Verhalten unter dem Blickwinkel psychischer Zustände zu begreifen, für Forschung operationalisiert als Reflexive Funktion
=> entsteht in der komplexen Interaktion mit Bezugsperson als Ergebnis eines langen Austauschprozesses
Definition:
Fähigkeit, das eigene Verhalten oder das verhalten anderer menschen durch Zuschreibungen mentaler zustände (z.B. Wünsche, Gefühle, Annahmen) zu interpretieren
-> Vorstellungskraft, weil wir uns vorstellen müssen, was andere denken könnten
-> für hohe Qualität von Mentalisieren ist es wichtig sich bewusst zu sein, dass wir niemals wissen können, was andere denken
-> umfasst auch Fähigkeit, sich über mentale zustände auszutauschen
- > ist bedeutsam für Organisation des Selbst und Regulierung von Affekten
- > Fähigkeit wird im kontext früher Bindungsbeziehungen erworben
-> klinische Anwendung: Mentalisierungsgestützte Therapie, MBT)
Konzept der mentalisierung:
- Integriert Bindungstheorie und “Theory of Mind”
- Theorie der Affektspiegelung
- Objektbeziehungstheoretische Konzepte: Containment, falsches Selbst und Übergangsraum
Entwicklung der Mentalisierungsfähigkeit
- in den ersten 5 Lj.
- durchlaug verschiedener Vorformen
-> können als mögl. Fixierungsstellen weiterbestehen
-> bei regression das Erleben des Pat. entscheidend prägen
=> im Säuglingsalter wichtig: Affektspiegelung
Mentalisierungsfähigkeit beginnt im ersten Lebensjahr mit Affektdifferenzierung
Affektspiegelungtheorie
-> gut abgestimmte Interaktionen zwischen Eltern und Säugling sind von Affektspiegelung begleitet -> Eltern spiegeln Gefühle des kindes in ihrer Mimik und Gestik und stimmlichen Äußerungen -> tragen so dazu bei, dass Kind seine eigenen Emotionen bewältigen kann
Zentral, dass Affektspiegelung durch die bezugsperson
- Markiert wird: mimischer Ausdruck weißt Übertreibung der Emotionen auf, vermittelt Distanz, durch die klar wird, dass es sich nicht um eigene Affekte der bezugsperson handelt
- Kongruent sind: Angemessenheit des Affekts -> das der gespiegelte Affekt dem tatsächlichen entspricht
Mentalisierungstheorie:
Konzept
Phasen
Umwelt-orientiertes Konzept:
-> Eltern-Kind-Interaktion erzeugt erst Reflexion
-> interaktionistische Theorie der genese von symbolisierung, Affekt und Realitätskontrolle
Transaktionsmodell:
- neben umwetbedingten Einflüssen können auch individuelle Vulnerabilitäten prägend sein
- Teleologischer Modus: 9.-18. Monat
- “Playing with Reality: 18. Monat - 4 Jahre
wechsel zwischen zwei Modalitäten von
Gedanken und gefühlen:- Modus psychischer Äquivalenz
- Als-ob-Modus
- Reflektierender Modus: ab ca. 4 Jahre
Teleologischer Modus
9-18 Monate
- Wahrnehmung wird durch verkettung von Ursache und Wirkung gebildet
- Bedürfnisse und Gefühle erscheinen dem kind noch nicht als mentale Zustäne
- Kind begreift sich selbst und sein gegenüber als zielgerichtet Handelnden
Playing with reality
18 Monat - 4 Jahr
Psychische Äquivalenz:
- Kind erlebt Gedanken als wären sie realität -> reagiert auf gedanken wie auf wirkliches Ereignis
- kindl. Phantasie kann sehr bedrohlich werden (z.B. Bademantel als Mann)
Als-0b-Modus:: Unterscheidung Realität und inneres erleben
- wenn Kind in Spiel vertieft, weiß es, dass sein inneres Erleben die äußere Realität nicht zwangsläufig widerspiegelt
- nimmt an, dass innerer zustand keinerlei Beziehung zur Außenwelt aufweist
=> beide Modi stellen keine dauerhaft günstigen Beziehung zwischen Psyche und Realität dar: psychische Äquivalenz allzu realistisch, Als-ob allzu unwirklich
Reflektierender Modus
ab ca. 4 Jahre
Bei günstiger Entwicklung Integration des Als-ob-Modus und Äquivalenzmodus zu reflektierenden Modus => Mentalisierung
=> Verständnis, dass mentale zustände die realität repräsentieren, aber nicht mit der Realität gleichgesetzt werden können
-> entwickelt sich, wenn kind Erfahrung macht, dass seine psychischen zutände reflektiert werden
-> Erfahrung wird im Spiel mit Eltern oder ältere gemacht, dass die integration von als-ob und Äquivalenz fördert
Modell der Psychopathologie
bei Misshandlung oder Trauma
Ausreichende Fähigkeit zu Mentalisieren -> stabile psychische Strukturen
- > Mentalisierungsdefizite prädisponieren für psychische Störungen -> treten in verschiedenen Ausprägungen auf:
- Mentalisierungshemmung
- überaktive Mentalisierung
- > Regressionen in präreflektierende Submodi können mehr oder weniger dauerhaft oder belastungsbedingt auftreten
Misshandlung, Traumatisierung:
- hemmung -> wäre zu abschreckend die mentalen Zustände der Eltern zu erforschen
- hemmung zu Abwehrzwecken
- sind in der Lage, eigene und fremde mentale zustände im Kontext alltäglicher Beziehungen zu reflektieren, nicht aber wenn Beziehung zu emotional intensiv ist
- Ausschaltung der mentalisierung führt zu innerer realität, beherrscht von Äquivalenz
- Vorrangiger Abwehrmechanismus: Spaltung
Annahme: mentalisierungsdefizite durch frühe erfahrungen -> aufbau deser fähigkeiten in therapie
- bei BPD: Aufgabe des therapeuten wie Eltern: nimmt intuitiv Anteil an der von psychischer Äquivalenz beherrschten Welt -> betont repräsentationalen Charakter
- > Integration des Äquivalenzmodus und des Als-ob-Modus am besten durch fokussierte Bearbeitung des aktuellen Übertragungserlebens des Patienten
- > Konzentration auf kleinste Veränderungen im Erleben des patienten führt zu langfristigm Erfolg