Paradigmen - Skript 2., 3. und Anfang 4. Flashcards
Was versteht man unter einem wissenschaftlichen Paradigma?
- Einigermaßen zusammenhangendes, von vielen Wissenschaftlern geteiltes Bundel aus theoretischen Leitsätzen, Fragestellungen und Methoden, das verschiedenen Perioden in einer Wissenschaft überdauert
- Begriff der Theorie ist streng und wird von den psychologischen Ansätzen oft nicht erfüllt
„» daher Paradigma
• Diese verändern sich über die Zeit, verschmelzen mit anderen oder werden abgelöst Paradigmenwechsel
Nennen Sie Psychologische Paradigmen.
- Das psychoanalytische Paradigma
- Das behavioristische Paradigma
- Das Eigenschaftsparadigma
- Informationsverarbeitungsparadigma
- Dynamisch-interaktionistisches Paradigma
- Neurowissenschaftliches Paradigma
- Evolutionspsychologisches Paradigma
Beschreiben sie das Das psychoanalytische Paradigma. (EINFÜHRUNG, MENSCHENBILD, PERSÖNLICHKEITSKOMPLEX, METHODIK. KRITIK UND POSITIVE EINFLÜSSE)
EINFÜHRUNG:
• Ausgangspunkt sind die Arbeiten von Sigmund Freud
Theorie des menschlichen Seelenlebens und psychotherapeutische Technik
- Grundstein für psychodynamische/tiefenpsychol. Persönlichkeitstheorien (Adler, Jung, Fromm) und Weiterentwicklungen (Erikson)
- Verbindender Kern von Grundannahmen und z.T. methodischer Ansatz
- Methodik unterscheidet sich grundlegend von der empirischen Psychologie
• Hervorgegangen aus der klinisch-medizinischen Betrachtung, daher Fokus auf pathologische Störungen
-> Persönlichkeitspsychologie interessiert sich für die Normalvarianten der Persönlichkeit
MENSCHENBILD:
- Unbewusste Prozesse nehmen Einfluss auf das Seelenleben
- Alle menschliche Aktivität (Erleben, Verhalten) beruht auf der Verarbeitung von Energie
- Quelle dieser psychischen Energie sind innere Spannungszustände Triebe
- Drängen auf direkte oder indirekte (Phantasie) Befriedigung
- Triebe: Primär- und Sekundärtriebe; Eros / Thanatos
- Freud hat Triebe als physiologisch angenommen, heute werden sie als theoretische Begriffe angesehen (Motive)
- Energieverarbeitung auf 3 psychischen Instanzen:
- ES / ICH / ÜBER-ICH
Energieverarbeitung auf 3 psychischen Instanzen:
• ES / ICH / ÜBER-ICH
• ES: Lustprinzip, strebt nach sofortiger Triebbefriedigung
• ICH: Realitätsprinzip, bildet sich durch Kontakt mit der Außenwelt aus dem ES und vermittelt zwischen ES und ÜBER-ICH
• ÜBER-ICH: Instanz des Ich die Eltern und Vorbilder repräsentiert. Versucht Kontrolle auszuüben, folgt kulturellen Normen und Gelernten Glaubenssätzen
3 Ebenen des Seelenlebens Unbewusst / Vorbewusst / Bewusst
Bewusstseinsebene:
Wahrnehmung, Gefühle, Gedanken, Erinnerungen
Vorbewusstseinsebene:
dem Bewusstsein nicht direkt zugänglich
Unbewusste Prozesse:
Vom Ich verschobene Inhalte, die weiter motivatorisch und affektiv wirken
PERSÖNLICHKEITSKOMPLEX:
• Triebstärke des ES ist angeboren (unterschiedlich ausgeprägt)
• Stärke und Form des ICH und Ü-ICH variieren je nach Erfahrung und Strukturniveau
• Charakter ist somit eine Funktion angeborener Konstitution und Erfahrung
• Besondere Bedeutung für die Erfahrung haben die drei frühkindlichen Entwicklungs-Phasen:
Orale Phase, Anale Phase, Phallische Phase (Latenzzeit, Genitale Phase) —»> Ödipuskonflikte
Die Persönlichkeitsentwicklung/Charakterbildung des Menschen hängt von der Bewältigung der drei Phasen ab
Weiterer wichtiger Baustein der Freud‘schen Perspektive:
Abwehrmechanismen als Funktion des ICH zur Abwehr unerwünschter Triebimpulse (ES) oder unangenehmer Affekte
(siehe Zusatzdokument in ILIAS für ausführliche Beschreibung der Abwehrmechanismen!)
Später Weiterentwicklung und Unterscheidung verschiedener Ebenen der Abwehr
Reife Formen der Abwehr:
Sublimierung, Altruismus, Humor, Antizipieren
Mäßig reife /reifere Abwehr:
Konversion, Kompensation, Reaktionsbildung,
Projektion, Rationalisierung u.a.
Unreife Abwehr:
Verleugnung, Spaltung, projektive Identifizierung
METHODIK:
- Klient liegt: Regressionsförderung
- freies Assoziieren und intuitive Deutung von Gesprächsinhalten (Rückschlüsse auf Entwicklung im Kindesalter)
- Übertragung wird gefördert (u.a. durch Abstinenz)
KRITIK:
• Präsentation der Interpretation: Negation des Patienten wird als Abwehrmechanismus gedeutet (Tautologie!)
• Diskussion des Abwehrmechanismus mit dem Patienten Akzeptanz und somit Bestätigung der Theorie
• Diagnosen als selbsterfüllende Prophezeiungen
• Theorie kann nur erklären, nicht vorhersagen
• Unschärfe, mangelnde empirische Verankerung
• Erinnerungen (Kindheit) als Datenquelle zu fehlerhaft
• Keine von Freuds Annahmen zur frühkindlichen Entwicklung konnte empirisch bestätigt werden
Psychoanalyse ist keine Methodik der empirischen Wissenschaft
POSITIVE EINFLÜSSE auf die Persönlichkeitspsychologie:
- Beschreibung unbewusster Prozesse
- Wesentliche Bedeutung frühkindlichen Erlebens (tiefenpsychologische Sicht)
- Bedeutung von Konfliktbewältigung
- Bedeutung fehlgelaufener Beziehungsmuster
- Wichtige Wegbereitung für Motivforschung
- Einführung der Abwehrmechanismen
- Konzept psychischer Instanzen (ICH/ES/ÜBER-ICH)
- Heute Unterscheidung zwischen ICH und SELBST
Beschreiben Sie das behavioristische Paradigma. (Kritik, Lernmechanismen, Annahmen, Einführung, Konzept …)
EINFÜHRUNG:
Beschäftigt sich mit dem in kontrollierten Laborexperimenten beobachtbaren Verhalten und mit der Beziehung zwischen dem Verhalten und verschiedenen Umweltstimuli
wichtige Vertreter:
Pawlow
Watson
Skinner
• Suche nach funktionalen Abhängigkeiten zwischen Reizen und Reaktionen
• Beschreibung von konkreten Reaktionen auf wahrgenommene Umweltreize
-> Reiz-Reaktions-Theorien
Annahmen:
• Neugeborene verfügen nur über basale Reflexe (z. B. Greif- oder Saugreflex)
• Alles Verhalten (komplexe Reaktionen) wird erlernt Strategien zum Umgang mit Reizen aus der Umwelt
Drei Lernmechanismen:
• Klassisches Konditionieren
• operantes Konditionieren
• Lernen durch stellvertretende Belohnung/Bestrafung
Reize entscheiden welches Verhalten gezeigt/erlernt wird
Konzept der Persönlichkeit:
Eigenschaften sind von der individuellen Lerngeschichte abhängig (Angst, Motivation etc.)
Das heisst: Jeder Säugling kann zum Piloten gemacht werden – es braucht nur die richtige Umwelt
Frage:
Wann könnte das für Sie gelten?
Wann und wodurch wurden Sie konditioniert? (z.B. Spinnen, Herdplatte)
Methodik: Gute Operationalisierbarkeit mittels Lernexperimenten
Aber: Säuglinge sind kein „unbeschriebenes Blatt“, sondern unterscheiden sich
schon bei der Geburt
Menschen unterscheiden sich darin, wie stark sie auf bestimmte Reize reagieren z.B. sehr empfindsam: „Highly Sensitive Persons“ (HSP), Elaine N. Aron
Kritik:
Menschen lernen unterschiedlich schnell (Intelligenz, Motivation, Strategie sind zu einem gewissen Grad vordisponiert).
Negierung der Persönlichkeit: Reize werden selektiv aufgesucht, wahrgenommen und verarbeitet.
Vernachlässigung innerer Prozesse (Black Box)
Alltagspsychologie: Man muss nur die richtige Erziehungs- /Lehr-/Führungsstrategie haben, dann erzielt man die erwünschten Ergebnisse.
Beschreiben Sie vom behavioristischen Ansatz abgeleitete Therapieansätze. Und die Kritik daran.
Klassische Verhaltenstherapie
- > „Flooding“
- > Desensibilisierung: Entspannungsmethoden + Angsthierarchie
Kognitive Verhaltenstherapie
(Kognitive Therapie, Aaron Beck *1921)
-> Gedanken, Einstellungen, Gefühlsmuster, Glaubenssätze werden gezielt verändert (umgelernt)
Kritik:
Da eine tiefere Auseinandersetzung mit Entstehungsursachen (z.B. frühkindliche Wurzeln für eine Sozialphobie) nicht erfolgt, ist die Wirkung nicht nachhaltig bzw. es kann zur Symptomverlagerung (z.B. Angst, aus dem Haus zu gehen, ist ok, dafür entwickelt sich eine andere Phobie) kommen
Beschreiben sie das Eigenschaftsparadigma.
EINFÜHRUNG:
Das Eigenschaftsparadigma hat zum Ziel, individuelle Besonderheiten einzelner Menschen oder ganzer Gruppen durch Eigenschaften zu beschreiben
Persönlichkeit setzt sich hier aus der organisierten Gesamtheit der Eigenschaften zusammen.
Je mehr Eigenschaften eines Menschen wir beschreiben, desto besser werden wir ihm als Person gerecht, z.B.: • Intelligenz • Kreativität • Geselligkeit • Aggressivität • Gewissenhaftigkeit...
Die individuelle Ausprägung einer Eigenschaft kann nur im Vergleich mit anderen Ausprägungen in der Bezugspopulation deutlich werden.
Methodische Grundlage des Eigenschaftsparadigmas:
„Vier Disziplinen der differentiellen Psychologie“
Variablenorientierte Sicht:
Variation eines Merkmals in einer Bezugsgruppe
1. Variationsforschung/ 2. Korrelationsforschung
+
Personenorientierte Sicht
Variation vieler Merkmale innerhalb einer Person 3. Psychographie / 4. Komparationforschung
Es fehlt noch die zeitliche Dimension -> Stabilitätsanforderung (Eigenschaften bleiben stabil)
Dispositionstheorie:
Trotz transsituativer Inkosistenz von Verhalten können Eigenschaften intra- und interindividuell sehr stabil sein.
Eine Disposition ist ein Merkmal einer Person, das eine mittelfristige zeitliche Stabilität aufweist, d.h. zumindest Wochen oder Monate überdauert. Eine Disposition disponiert die Person dazu, in bestimmten Situationen ein bestimmtes Verhalten zu zeigen.
Dispositionen sind nicht gleichzusetzen mit dem resultierenden Verhalten. Verhalten fluktuiert von Sekunde zu Sekunde und ist direkt beobachtbar Dispositionen sind zeitlich stabil, nicht direkt beobachtbar.
Auf Dispositionen kann aufgrund beobachtbaren Verhaltens geschlossen werden.
Kurze (!) Beschreibung von Behaviorismus, Eigenschaftsparadigma, Psychoanalyse und Informationsverarbeitungsparagidma.
Behaviorismus
• Mensch als unbeschriebenes Blatt
• Persönlichkeit als ‚Black Box‘
Eigenschaftsparadigma
• Black Box wird aus beobachtbarem Verhalten erklärt
• ‚Black‘ bleiben Situations-Reaktions-Prozesse
Psychoanalyse
• Mensch als energieverarbeitendes System
Informationsverarbeitungsparadigma
• Mensch als informationsverarbeitendes System
Computeranalogien –> neurowissenschaftliche Prinzipien
Beschreiben Sie das Informationsverarbeitungsparadigma.
- Annahme: Verhalten und Erleben beruhen auf Informationsverarbeitung im Nervensystem
- Das Nervensystem empfängt Reize über die Sinnesorgane aus der Umwelt und dem eigenen Körper
-> Umwandlung in Information (Erleben) und motorische Aktivität (Verhalten). Dabei werden auch gespeicherte Informationen genutzt (Gedächtnisinhalte)
Persönlichkeitskonzept:
• Persönlichkeitsdispositionen/individuelle Besonderheiten im Erleben und Verhalten beruhen auf
– Parameter- ninformationsverarbeitenderProzesse
– Diese Parameter sind individualtypisch + zeitlich stabil
– Wissen/ individuellenGedächtnisinhaltenimLangzeitgedächtnis
Persönlichkeitsdispositionen/individuelle Besonderheiten im Erleben und Verhalten beruhen auf
• Parametern informationsverarbeitender Prozesse
– z.B.Schnelligkeit
– Schwelle der Auslösung oder Intensität einer Reaktion
– Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses
Diese Parameter sind individualtypisch + zeitlich stabil
Persönlichkeitsdispositionen/individuelle Besonderheiten im Erleben und Verhalten beruhen auf
• Wissen/individuellen Gedächtnisinhalten im Langzeitgedächtnis
– Mittelfristig stabiles Wissen = Eigenschaft
–> deklarativ/prozedural
Beispiele: Selbstkonzept –> Wissen über die eigene Person Einstellungen als stabile Wissensbestände
„Architektur“ des informationsverarbeitenden Systems:
- Grundbeschaffenheit und wesentliche Funktionsprinzipien sind gleich
- > Strukturelle Eigenschaften
- > Physikalisch-chemische Grundlage der Gehirnvorgänge
- > „hardware“ des menschlichen Erkenntnissystems
- Von allen Menschen geteilt, also universell
- Evolutionspsychol. begründet (vgl. z.B. Tooby & Cosmides, 1990)
- Aufgaben dieser Grundarchitektur
- > „Übersetzung“ mentaler Repräsentationen (z.B. Denkvorgänge) in physikalische Prozesse des Gehirns
Es geht nicht darum WAS jemand denkt, sondern WIE
-> Ist diese Architektur dann eine Quelle für individuelle Besonderheiten?
Grundannahme:
- Universalität der Architektur
Fokus also auf:
- Bestimmung von Parametern der informationsverarbeitenden Prozesse - Testung unterschiedlichen Wissens
Anwendungsfelder: • Intelligenzforschung • Einstellungsforschung • Temperamentsforschung • Motivationsforschung • Selbstkonzeptforschung
INTELLIGENZFORSCHUNG:
• Experimente zum Zusammenhang von Sinnes-
und Gedächtnisleistungen mit Intelligenz bzw. Schul- und Berufserfolg (Francis Galton, 1822-1911)
-> zunächst keine Korrelationen entdeckt
• Jensen (1979) und Nettelbeck (1982)
finden im Experiment Zusammenhänge zwischen
Intelligenz und Reaktionszeit (Taste drücken) sowie Inspektionszeit (Länge einer Linie erkennen)
Gemessen wird in beiden Fällen die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung bei einfachen Aufgaben (mental speed)
Sehr viele Testdurchläufe. Dadurch werden individuelle Schwankungen ausgeglichen
• 1950er Jahre: Kapazität des Arbeitsgedächtnisses (AG) als Prädiktor
der Intelligenz einer Person
- AG: Verarbeitung und Verknüpfung von Gedächtnisinhalten
- Georges E. Miller (1956) : Erwachsene können ca. 7 (+/- 2) Elemente (chunks) gleichzeitig verarbeiten
- Kyllonen und Christal (1990): Empirischer Nachweis, dass Intelligenz mit der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und der Kapazität des Arbeitsgedächtnisses zusammenhängt
- Wer intelligenter ist denkt schneller und kann mehr Informationen berücksichtigen
EINSTELLUNGSFORSCHUNG:
Einstellung
• individualtypische affektive Bewertung von wahrgenommenen oder vorgestellten Objekten/Begriffen
• Dimension positiv-negativ
-> Wie gut lässt sich Verhalten aus Einstellungen vorhersagen?
- Studie von LaPierre (1934) Vorurteile gegenüber Chinesen in den USA
- Erkenntnis: Zwischen erfragten Einstellungen und dem tatsächlichen Verhalten besteht oft nur ein geringer Zusammenhang
• Abgrenzung:
Explizite (erfragte) vs. implizite (unbewusste) Einstellungen
- Focus des Interesses –> implizite Einstellungen
- Annahme eines verhaltenssteuernden Einflusses
- Methoden zur Erfassung impliziter Einstellungen
-> Affektives Priming
Implizite Assoziations Tests (IAT‘s)
AFFEKTIVES PRIMING:
• Einfluss der emotionalen (affektiven) Bewertung eines vorangegangenen Reizes (Prime) auf die Reaktion gegenüber einem späteren Reiz
- Reiz wird schneller wahrgenommen/zugeordnet, wenn er ebenso bewertet wird wie der Prime-Reiz
- Russel F. Fazio (1986): Primingeffekte bei der Reaktion auf Wörter/Bilder deuten auf implizite Einstellungen gegenüber den gezeigten Objekten hin
- Beispiel: Schnellere Reaktion auf Bilder von Landsleuten als auf Bilder von Ausländern Implizite Vorurteile
- Beispiel: Schnellere Reaktion auf Bilder von Landsleuten als auf Bilder von Ausländern Implizite Vorurteile
- Aber: Individuelle Effekte so gering, dass nur implizite Einstellungen von Gruppen gemessen werden können, nicht individuelle implizite Einstellungen
- Problem des Informationsverarbeitungsparadigmas: Zuverlässige Messung der individuellen Eigenschaften, insbesondere der zeitlichen Stabilität der Eigenschaften
Beschreiben Sie das neurowissenschaftliche Paradigma.
- Informationsverarbeitung basiert auf der Aktivität des Nervensystems -> Gehirn, Nerven, Nervenzellen (Neurone)
- Persönlichkeitsunterschiede sollen mittels physiologischer Merkmale (Hormone, Aktivierung von Nerven im limbischen System, Nervenleitgeschwindigkeit) erklärt werden
- Intelligenzunterschiede: Schwacher, aber überzufälliger Zusammenhang zwischen Gehirnvolumen und Testintelligenz
- Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit ergaben bisher keine Zusammenhänge mit Intelligenz
- Neuronale Effizienz: Wie viele Neuronen müssen aktiviert werden um eine Aufgabe zu lösen -> Effiziente Nutzung verschiedener Hirnareale
- Der Zusammenhang neuronaler Effizienz mit Intelligenz konnte nachgewiesen werden
- Frage: Kausalrichtung (Biologie: Neuronale Ebene -> Verhaltensebene; Ältere Psychologie: Krankheiten sind psychologisch verursacht)
- Status quo: Je nach Phänomen dominiert die eine oder andere Kausalrichtung (Interaktionistische Auffassung)
Informationen aus dem Körper zum Gehirn: afferente Neurone
Kontrolle des Körpers durch efferente Neurone
Vermittlung zwischen beiden: Interneurone
Das neurowissenschaftliche Paradigma der Persönlichkeitspsychologie:
erklärt Persönlichkeitsunterschiede anhand der Wechselwirkungen zwischen
Nervensystem, Nervenleitgeschwindigkeit, Aktivierung von Nerven im limbischen System
 und anderen biologischen Systemen wie Muskulatur, Hormone, Herz-Kreislaufsystem, Immunsystem
Historische Einordnung
Hippokrates (460-377 v.Chr.) Begründer der westlichen Medizin
Vier Temperamentstypen/“Säftelehre“:
Sanguiniker, Phlegmatiker, Melancholiker, Choleriker
Wilhelm Wundt (1832-1920)
Grundzüge der physiologischen Psychologie/Wurzeln der
Neuropsychologie
Grundannahme von Unterschieden im Temperament: Affekt, Aktivierung, Aufmerksamkeit
KRITIK:
Hypothesen schwer überprüfbar aber Anregung weiterer Forschung
Z.B. Fahrenberg (1937-): Temperamentsunterschiede und multivariate Psychophysiologie
Z.B. Gray (1934-2004): Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Temperamentsunterschieden und neurophysiologischen Systemen
–> Temperamentsunterschiede beruhen auf Unterschieden in zwei neurowissenschaftlich beschreibbaren Verhaltenssystemen:
Verhaltensaktivierungssystem (behavioral activation system, BAS) - Temperamentsdimension der Gehemmtheit (Pole E- N+ / E+ N-)
Verhaltenshemmungssystem (behavioral inhibition system, BIS) Temperamentsdimension der Impulsivität (E+ N+/ E- N-)
Intelligenzunterschiede:
neuroanatomische Erfassung lange erfolglos
McDaniel (2005): Gehirnvolumen mittels Magnetresonanztomografie
schwacher, aber überzufälliger Zusammenhang zwischen
Gehirnvolumen und Testintelligenz
Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit (EEG-Aktivität in Ruhe bzw. im EEG messbare Reaktionen auf Reize) ergaben bisher keine Zusammenhänge mit Intelligenz
Hinwendung der Forschung zur neuronalen Effizienz
Neuronale Effizienz
Wie viele Neuronen müssen aktiviert werden um eine Aufgabe zu
lösen -> Effiziente Nutzung verschiedener Hirnareale
Der Zusammenhang neuronaler Effizienz mit Intelligenz konnte
nachgewiesen werden
Intelligentere Personen müssen bei zunehmender Vertrautheit mit einer Aufgabe weniger Neuronen aktivieren (geringerer Energieverbrauch bei räumlich differenzierterer Aktivierung)
(Schulter & Neubauer 2005)
Frage: Kausalrichtung (Biologie: Neuronale Ebene -> Verhaltensebene; Ältere Psychologie: Krankheiten sind psychologisch verursacht)
Status quo: Je nach Phänomen dominiert die eine oder andere Kausalrichtung (Interaktionistische Auffassung)
Beschreiben Sie das dynamisch-interaktionistische Paradigma
- Person und Umwelt weisen eine mittelfristig konstante Organisation/Struktur auf
- können sich langfristig ändern
- Persönlichkeitsentwicklung als Wechselwirkung zwischen Umwelt und Persönlichkeit im Verlauf des Lebens
-> Was ist „Umwelt“?
Focus Wechselwirkung Person - Bezugspersonen
• Seit Freud:
Bedeutung von Beziehungsmustern und frühkindlichen Erfahrungen
- Bowlby (1907-1990): Frühe Bindungserfahrungen schaffen ein Arbeitsmodell enger Beziehungen und prägen dadurch die Persönlichkeits- und Beziehungsentwicklung
- Verfahren zur Erfassung von Bindungsqualität: Shaver (1987) ‚Liebesquiz‘ (Partner werden per Fragebogen direkt nach der Qualität der Beziehung gefragt)
- Aber: Es gibt kein einheitliches Arbeitsmodell für alle Beziehungen (Eltern, Geschwister, Partner, Freunde)
- Derzeitige Beziehungen üben Einfluss auf die Erwartung an zukünftige Beziehungen aus (positiv und negativ) -> dynamische Wechselwirkung zwischen Arbeitsmodell und Beziehungserfahrung
- Verhaltensgenetik: Genetischer Einfluss auf Persönlichkeitsunterschiede
- Sehr große Stichproben bei Zwillingsstudien und Adoptivgeschwistern ergeben: Fast alle Persönlichkeitsunterschiede beruhen zu gleichen Teilen auf genetischen Unterschieden (Genom) und Umwelteinflüssen
• Aber: Ist die Zweiteilung so einfach? Plomin (1977) sagt „nein“
-> Genom-Umwelt-Korrelationen (Korrelationen zwischen genetischen und Umweltbedingungen zu Beginn der Persönlichkeitsentwicklung)
• Umwelten werden (in Grenzen) ausgewählt, verändert oder sogar erschaffen
Kritische Würdigung
Stärken:
– Umfassendes Modell -> Einbeziehung aller Einflüsse und Modelle der Persönlichkeitsentwicklung
– Geeigneter Rahmen für alle Untersuchungen zur PE
Schwächen:
– Weitgehend nicht-realisiertes Ideal der Forschung zur PE
– Komplexität