Kultur & Umwelt - Skript 6. Flashcards

1
Q

Was wird untersucht bei der Kulturvergleichende Persönlichkeitspsychologie, Population & Kultur?

A

Kulturvergleichende Persönlichkeitspsychologie:

- Untersucht Korrelate von Persönlichkeitsunterschieden in verschiedenen Populationen (populationsspezifische Besonderheiten)

Population:

- raumzeitlich abgegrenzte Gruppe von Menschen

Kultur:
- „der menschgemachte Teil einer Umwelt“
- Die Umwelt einer Population:
1. Ökologie
Geographische Lage, Klima, Boden, Flora, Fauna
2. Kultur
Sprache, soziale Normen, Werte, Politik, Architektur, Politik

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Q

Beschreiben Sie Populationsunterschiede.

A

- Populationen können sich in Ökologie, Kultur, Genpool unterscheiden

- Die Umwelt einer Population hat auch Einfluss auf den Genpool der in ihr
lebenden Menschen (z.B. Hautfarbe, Laktoseintoleranz bei Asiaten)

Einfluss eigene Gene + Einfluss der pers. Umwelt = Persönlichkeitsunterschiede

  • Also können kulturelle Unterschiede die Verteilung von Eigenschaften in Populationen ebenso beeinflussen, wie Unterschiede in Genpools.

Einflussfaktoren auf Populationsunterschiede:

Ökologie + Genpool + Kultur = Persönlichkeitsunterschiede

Veränderung von: -> wirken auf:
Öko. -> Kultur (kl. Eiszeiten) / Genpool (Hautfarbe)

Kultur -> Öko. (Abholzen) / Genpool (Heuschnupfen)

Genpool -> Öko. (Heuschnupfen) / Kultur (Heuschnupfen)

Genetische Unterschiede zwischen Populationen:
- Es ist inzwischen biologisch nachgewiesen, dass genetische Unterschiede innerhalb von Populationen wesentlich größer sind als genetische Unterschiede zwischen Populationen (85% zu 15%)

- Grund: Alle heutigen menschlichen Populationen entstammen einer gemeinsamen oder sehr wenigen Ursprungspopulationen, die sich vermutlich in Südostafrika vor 100.000 Jahren entwickelt haben
(Out-of-Africa-Hypothese) (!!!) (Mittelwerte vergleichen vs. Individuelle Unterschiede)

- Daher bilden alle heute lebenden Menschen eine Art (homo sapiens sapiens)

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3
Q

Beschreiben Sie den Unterschied ethnischer Hintergründe.

A

Genetische Unterschiede zwischen Populationen
- Unterscheiden sich Populationen in der Verteilung persönlichkeitsrelevanter Gene?

In der kulturvergleichenden Psychologie finden sich dazu verschiedene Positionen

  1. 2.
  2. nur oberflächliche, physische Merkmale wie Haut- oder Haarfarbe
  3. starke genetische Unterschiede zwischen klar abgrenzbaren ethnischen Gruppen.

Ethnische Gruppe:
Gruppe von Menschen, die sich von anderen Gruppen durch genetisch determinierte körperliche Merkmale unterscheidet

problematisch in der Wissenschaft: Begriff der „Rasse“

Vorurteile vs. wachsende „Diversity“

Genetische Unterschiede zwischen Populationen

  • Untersuchungen zu Unterschieden ethnischer Zugehörigkeit
  • Merkmale oft „Hautfarbe“ oder „Augenform“

Noch heute weit verbreitete Annahme:
ethnische Gruppen unterscheiden sich genetisch sehr stark
Ist diese Annahme richtig?

Genetische Unterschiede zwischen Populationen

- Die Annahme ist aber nicht nur falsch, sondern auch gefährlich
- Beim Begriff ethnischer Gruppen werden ähnlich dem Geschlechterstereotyp vorhandene Unterschiede unzulässig verallgemeinert und stark übertrieben
- Besonders problematisch in Populationen mit sozialem Gefälle, in denen die ethnische Zugehörigkeit mit einem bestimmten (hohen oder niedrigen) sozialen Status einhergehen kann

Genetische Unterschiede zwischen Populationen:

- Intensiv beforscht: Intelligenzunterschiede zwischen Weißen (caucasians) und Schwarzen (african-americans) US-Amerikanern
- Pbn weißer Hautfarbe in den USA: durchschnittlich um 15 Punkte höherer IQ als in Stichproben von Pbn dunkler Hautfarbe

- Wenn Intelligenzunterschiede zu 50% genetisch bedingt sind, muss hier nicht ein genetischer Unterschied vorliegen??

Nein!

- Ergebnis: Die Unterschiede zwischen den Populationen sind umweltbedingt, die Unterschiede innerhalb der Populationen sind rein genetisch bedingt
- Welche verschiedenen Umweltbedingungen fallen Ihnen ein?
- Wie wachsen z.B. Kinder dunkler/heller Hautfarbe in den USA
mehrheitlich auf?

Messung von Persönlichkeitseigenschaften in verschiedenen Kulturen
- Schwierigkeit: Konstrukte und Testverfahren müssen auf kulturspezifische Bedingungen angepasst werden, um aussagekräftig zu sein (sie sollen Ergebnisse liefern, die zwischen den Kulturen vergleichbar sind)

Beispiel Intelligenz: Was ist intelligent in einer Kultur?

  • Die Bedeutung von Intelligenzaufgaben ist kulturabhängig. Daher können Intelligenzaufgaben in einer Kultur valide und in einer anderen invalide sein
  • Einfluss von Übungseffekten variiert stark
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4
Q

Beschreiben Sie Dimensionen für Kulturunterschiede.

A

Benchmark: Hofstede (1980)
- 116 000 IBM Mitarbeiter
- über 40 Länder
- 150 Fragen zu arbeitsbezogenen Werthaltungen in 20 Sprachen
—> Faktorenanalyse ermittelt 4 nicht untereinander korrelierende Dimensionen:

  1. Machtdistanz (power distance, high/low)
  2. Unsicherheitsvermeidung (uncertainty avoidance, high/low)
  3. Individualismus – Kollektivismus (individualism/collectivism)
  4. Maskulinität (masculinity/femininity)

    Später:
  5. Langzeitorientierung (long-term-orientation)
  6. Machtdistanz:
    Umgang mit und Akzeptanz von ungleicher Machtverteilung in Institutionen/Organisationen

Wie äußern sich hohe / niedrige Werte in der Praxis?

z.B.
Niedriger Wert:
Führungskraft trifft Entscheidungen nach Rücksprache mit dem Mitarbeiter; Augenhöhe

Hoher Wert:
FK entscheidet allein (patriarchalischer Stil), sieht sich
gerne als „wohlwollender Entscheidungsträger“/Alleinverantwortlicher

  1. Unsicherheitsvermeidung
    Bedrohlichkeit von ungewissen oder unbekannten Situationen

Wie äußern sich hohe / niedrige Werte in der Praxis?

z.B.
Niedriger Wert (Unsicherheit akzeptierend):
weniger Widerstand Veränderungen gegenüber, weniger schriftliche
Regeln, größere Job-Mobilität, Menschen sind ruhiger, gelassener + aufgeschlossener gegenüber anderen Meinungen

Hoher Wert:
großer Widerstand gegenüber Veränderung, Wettbewerb nicht erwünscht, viele schriftliche Regeln, Menschen sind geschäftiger, unruhiger, emotionaler + von herrschender Meinung überzeugt

  1. Individualismus
    Diese Dimension beschreibt, in welchem Ausmaß Individuen in Gruppen integriert sind. Ausgeprägtes “Ich”-Bewusstsein versus Gruppenbewusstsein.

Wie äußern sich hohe / niedrige Werte in der Praxis?

  1. Maskulinität
    Wettbewerbsorientierung, Rollenabgrenzung (männl./weibl.)

Wie äußern sich hohe / niedrige Werte in der Praxis?

z.B.
“maskuline“ Gesellschaft:
klare Abgrenzung von geschlechtsspezif. Rollen mehr Konkurrenzverhalten

„feminine” Kulturen:
u.a. Überschneidung der Rollen der Geschlechter mehr Kooperation

Welche Kulturen/Länder könnten durch hohe bzw. niedrige Werte gekennzeichnet sein?

  1. Langzeitorientierung
    Langfristiges Denken statt Streben nach kurzfristigen Gewinnen

Wie äußern sich hohe / niedrige Werte in der Praxis?

Wie sind aktuelle Themen damit z.B. in Deutschland verknüpft?

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5
Q

Beschreiben Sie kulturelle Einflüsse

A

- Kulturelle Umwelten verstärken Persönlichkeitseigenschaften durch normativen Druck auf das Verhalten (Sozialisation)
- In Japan wird individualistisches Verhalten sanktioniert, in den USA wird es verstärkt
- Markus und Kitayama (1991): independent vs. interdependent self

Können Sie Beispiele aus Ihrer Erfahrung nennen, in denen Sie
kulturbedingte Eigenschafts-/Verhaltensunterschiede beobachtet haben?

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6
Q

Auf welchen Dimensionen lassen sich Kulturen unterscheiden und wie wirken sich diese Unterschiede auf die Persönlichkeit aus?

A

- Benchmark: Hofstede (1980)

- Robert House (Seit 1993) Globe-Projekt als Weiterentwicklung der
Hofstede-Studien

- Fons Trompenaars (1995)
u.a. Betrachtung bestehender kulturvergleichender Literatur hinsichtlich
Bezug zu interkultureller Wirtschaftstätigkeit Befragung: 15 000 Personen in 47 Nationen

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7
Q

Beschreiben Sie Anwendungsfelder von kulturellen Einflüssen.

A

Interkulturelle Trainings:
- Allgemeine kultursensibilisierende / kulturspezifische Trainings (z.B. China, Indien)
- Verschiedene Übungen, Fallstudien, Rollenspiele (z.B. Verhandlung mit Japanischen Geschäftspartnern)

Kulturspezifisches Coaching:
- Vorbereitung/Begleitung von Expatriates

Hinweise zum Umgang mit Angehörigen kollektivistischer Kulturen –> Asendorpf (2007), Kapitel 8

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8
Q

Was ist Gegenstand der Verhaltensgenetik?

A

In welchem Ausmaß beeinflussen
Genetik und Umwelt
unser Verhalten und insbesondere individuelle Unterschiede?

Das Motiv der verhaltensgenetischen Forschung ist vor allem die Suche nach Hinweisen, wie stark das Verhalten genetisch beeinflusst ist

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9
Q

Wodurch können sich Populationen unterscheiden?

A

Populationen können sich in Ökologie (Lage / Klima etc.), Kultur (Sprache etc.), Genpool unterscheiden -> Einflussfaktoren auf Persönlichkeitsunterschiede.

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10
Q

Sind Umwelt und Genpool voneinander unabhängige Einflussfaktoren?

A

Nein, Die Umwelt einer Population hat auch Einfluss auf den Genpool der in ihr
lebenden Menschen
(z.B. Hautfarbe, Laktoseintoleranz bei Asiaten)

Eigene Gene + Einfluss der pers. Umwelt (Kultur / Ökologie)-> Persönlichkeitsunterschiede

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11
Q

Welchen Unterschied macht Erziehung, welchen biologische Verwandtschaft?

A
  • Adoptivkinder haben in ihren Persönlichkeitsmerkmale (Extraversion, Verträglichkeit etc.) mehr Ähnlichkeiten mit ihren biologischen Eltern als mit den für sie sorgenden Adoptiveltern.
  • Offenbar formen erbliche Faktoren die Persönlichkeits- entwicklung stärker (Pinker 2002)
  • Adoptivkinder profitieren meist von Adoption (stabile Situation der Eltern - wird geprüft)
    Dafür braucht es keine gleichen Persönlichkeitsmerkmale.
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12
Q

Was sagt Heritabilität / Erblichkeit aus?

A

z.B. Vererbungsfaktor 90% für Körpergröße

= Ausmaß in dem Unterschiede zwischen Menschen auf Gene zurückgeführt werden können.

+ BSP !!! (Intelligenz etc.)

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13
Q

Welcher Teil der beobachteten Variation kann auf genetische Einflüsse attribuiert werden?

A

Kann abhängig von der Populationsgröße und den untersuchten Umweltbedingungen variieren
Je ähnlicher die Umweltbedingungen, umso größer wird die Bedeutung der ererbten Anlagen!

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14
Q

Welche Bedingungen können die Entwicklung bereits vor der Geburt beeinflussen?

A
  • Nahrung

- Toxische Substanzen

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15
Q

Wie kann Erfahrung das Gehirn verändern?

A

„Rattenspielplatz“

Frühe Erfahrungen fördern die Entwicklung des Gehirns

In 14 von 16 Durchführungen bei gut ausgestatteter Umwelt:

  • signifikant mehr Hirngewebe
  • stärkerer, dickerer Kortex

Nach 60 Tagen
7-10% mehr Gewicht des Gehirns
20% mehr Synapsen

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16
Q

Was sagt Greenough et al. (1987) zur Entwicklung des Gehirns?

A

- Wiederholte Erfahrungen verändern das Hirngewebe

- Erfahrung trägt zum Erhalt aktivierter Nervenverbindungen bei

  • nicht genutzte Nervenverbindungen degenerieren
    kurz: Wird das reifende Gehirn nicht genutzt, geht es verloren!
17
Q

Welche Einflüsse üben die Eltern auf die Umwelt der Kinder aus?

A
  • Benehmen
  • Politische oder religiöse Überzeugungen
    Im Bereich der Persönlichkeit erklärt Umwelt zu hause Weniger als 10% der Unterschiede
18
Q

Was besagt die “Anlage-Umwelt-Interaktion”-Theorie?

A

Erbanlagen ermöglichen Umwelteinflüsse!

  • Wir „erschaffen“ uns zum Teil unsere Umwelt

Beispiel Musikalität:
Begabung und Interesse -> Affinität zur Musik -> Aufsuchen entsprechender Umwelten

Unterschiede zwischen Menschen sind nahezu immer sowohl auf genetische Veränderungen als auch auf Veränderungen der Umwelt zurück zu führen!

19
Q

Sind wir ein „Produkt aus Anlage und Umwelt“?

A
  • Gene durchdringen alles, sind aber nicht „allmächtig“
  • Wir sind „Geschöpfe“ und „Schöpfer“ unserer jeweiligen Welt.

-> Dynamisch-Interaktionistischer Ansatz der Persönlichkeit