Medienwandel(7) Flashcards
Was ist mit “der lange Weg zur Sprache” gemeint?
Sprache ist - mit Blick auf die Menschheitsgeschichte noch immer ein vergleichsweise junges Medium. Wird die Evolution der Menschheit auf einen 24-Stunden-Tag gerafft, dann entsteht das erste Medium, die Sprache, (bei einer geschätzten Menschheitsgeschichte von 1 Million Jahre) erst um 21:33 Uhr
In illiteraten Gesellschaften:
- es wird nur das tradiert, was gebraucht
wird (Kapazitätsproblem). - Aber: Das, was tradiert wird,
wird auch gebraucht. - die Möglichkeiten sind begrenzt
(Erreichbarkeit). - Wissen ist an Personen gebunden
(Risiko des Verlustes)
Probleme an illiteraten Gesellschaften:
- der Planung und Organisation sind enge
Grenzen gesetzt - die Kopplung an Personen ist hoch störanfällig
(Menschmedien) - die Tradierung relevanten Wissens ist prekär
Schrift…
- reagiert auf den Druck, der durch diese Unsicherheiten
ausgeübt wird. - die Ablösung von Verhalten und Zeichenverhalten erfolgt
hierbei schrittweise (z.B. ikonisch codierte Zeichen). - wirft neue Probleme auf (Selektivität).
- führt zur Ausdifferenzierung von Gesellschaft.
Wie entstand die Weiterentwicklung der Schrift?
- durch ständige Vereinfachung von Zeichen
- durch Entkoppelung (Auflösen einer Bindung) von Zeichen und Bezeichnetem
- durch Ausdifferenzierung (z.B Ägypten, Sumer) in Wortzeichen, Deutzeichen, Lautzeichen
- durch Ausdifferenzierung (z.B Griechenland, Phönizien) in Vokale und Konsonanten
Chancen der Schrift:
-effizientere Planung und Organisation
-Absicherung der Authentizität
-Ausdifferenzierung / Spezialisierung
- vermehrte Wissensgenerierung und
Tradierung (temporale Indifferenz)
-kultureller und interkultureller WissensTransfer (soziale Zugänglichkeit)
Neue und alte Probleme durch die Schrift:
- geringe Alphabetisierung
- Elitenorientierung
- Selektivität der Wissenstradierung
- Kapazität der Wissensproduktion
-Materialität der Kommunikation
-Problemdimensionen:
1.sachlich
2.sozial
3.zeitlich
Europäisches Mittelalter:Klöster als Refugium der Schriftkultur:
-Das Buch–>als Phänomen des Klosters:
Herstellung und Gestaltung
-Selektion–>mehr Kopie als Kreation
-Produktion–>ein Mönch ein Buch pro Jahr
-Themen–>Bibel, Kirchenschriften
Grammatik, Rhetorik, Arithmetik,
Jurisprudenz, Gartenbau,
Medizin, zuletzt Klassiker
-Entwicklung–>ab 13. Jahrhundert verstärkte
Produktion und Distribution
(Scholastik)
ab 1350 erste Büchermärkte
Von der Schrift zum Druck:
❏zuerst um 750 n. Chr. in China (Holzschnitt)
❏erste bewegliche Lettern (aus Ton) 1041 n. Chr. in China (Pi Sheng)
❏Erfindung des Papiers 12. Jahrhundert, Vorläufer ab 105 Jhd
❏Holzschnitte zur Bildreproduktion in Europa ab 1420 n. Chr
❏1370 erster Guss von Schrittypen (aus Bronze) in Korea
❏Gutenberg Druck mit beweglichen Lettern: 1452 n. Chr. in Europa
❏Flugblätter und Flugschrifen im 15. und 16 Jahrhundert
❏1605/09 erste Zeitungen (Aviso, Wolfenbüttel; Messrelationen, Straßburg) → auch die chinesische Staatszeitung (2. Jhd. n. Chr)
❏18. Jahrhundert Moralische Wochenschrifen (Auflagen 500-1000)
❏1833: Beginn der Massenpresse (New York Sun)Wichtiges: Vergrößerung des Adressatenkreises von Mitteilungen, Umstellung (conversion) von Zeit-
Was ist die Gutenberg-Revolution?
- Vergrößerung des Adressatenkreises
von Mitteilungen - Umstellung von Zeit-Erfahrung (Aktualität)
- Beschleunigung des Erlebens
- Zunahme der Ausdifferenzierung / Spezialisierung
- Zunahme der Wissensgenerierung
- Erleichterung des (inter-)kulturellen Wissenstransfers
- Generierung neuer Nutzungswünsche
- Alphabetisierung
- Aber auch: Kontrollverlust
Beispiele für Technische Verbreitungsmedien und was tun sie?
- Nach dem Druck emergieren in immer
kürzerer Zeit weitere technische
Verbreitungsmedien: - Hörfunk
- Fernsehen
- Internet
- Diese vergrößern und differenzieren den Adressatenkreis
aktueller Mitteilungen abermals. - Sie schaffen und befriedigen das Bedürfnis nach Neuem
und Unerhörtem. - Gemessen an der Medien-Uhr der Menschheit entstehen kurz
vor Mitternacht: die Zeitung 32 Sek.; das Radio 5 Sek.,
das Fernsehen 4 Sek.
Entwicklung des Kommunikationssystems laut Merten:
-Gesellschaf wird durch Kommunikation aufrecht erhalten
-der Zustand einer Gesellschaf steht in enger Abhängigkeit zu ihren Möglichkeiten und Mitteln der Kommunikation (Kommunikationssystem)
-die Evolution von Kommunikation ist somit notwendige Voraussetzung für die Evolution von Gesellschaft
-in immer kürzer entstehen immer mehr Medien
-je mehr Medien entstehen, um so schneller entstehen mehr Medien
-neue Medien verdrängen die alten nicht, sondern ergänzen diese, damit geht unter Umständen ein Funktionswandel einher (Riepl) - z.B Verbreitungsmedien werden Sammelobjekt
Die Suche nach Medienkonstanten(Schmidt 2001):
1.Disziplinierung: mit jedem neuen technischen Dispositiv wird die Wahrnehmung der Individuen in spezifischer Weise verändert
2.Demokratisierung: die Befürworter erhoffen sich bei der Durchsetzung neuer Medien mehr Teilhabe an den neuen kognitiven und kommunikativen Möglichkeiten
3.Kommerzialisierung: ein Medium setzt sich erst dann durch, wenn es eine gewinnbringende Vermarktung (mindestens) in Aussicht stellt
4.Individualisierung: sobald ein neues Medium sich durchsetzt, beginnt neue Individualisierung der Angebote wie der Nutzung 5.Entkopplung: Die Verfügbarkeit eines neuen Mediums verändert das Verhältnis der Nutzer zum eigenen Körper
6.Kontingenz: Je komplexer Mediensysteme werden, desto größer wird für die Nutzer der Selektionsdruck und die Erfahrung der (Medien-)Wirklichkeit als kontingent
7.Reflexivität/Intermedialität: Medien beobachten sich wechselseitig und zwingt die vorhergehenden zu Hybridisierung und Multifunktionalität
Medienwandel als evolutionärer Prozess:
- hängt ab von Art und Umfang evolutionsfähiger Einheiten
- emergiert und vergeht im Zusammenhang mit unterschiedlichen
Formen gesellschaftlicher Differenzierung - basiert auf den Grundmechanismen Variation, Selektion
und (Re-)Stabilisierung - vollzieht sich in unterschiedlichen Funktionssystemen
- und Ebenen (Makro, Meso, Mikro)
- unter Bedingung der Gleichzeitigkeit von Verschiedenem