Kommunikationsgeschichte(8) Flashcards
Teildisziplin der Kommunikationswissenschaft beschäftigt sich mit:
- Historischen Entwicklungen von Medien und Öffentlichkeit (vgl. etwa vergangene Sitzung)
- Rolle von Medien in bestimmten historischen Phasen (etwa Exil-Publizistik, Weimarer Republik)
- Vermittlung von Geschichte in den Medien
“Bürgerliche Öffentlichkeit” von Habermas:
●Ende 18. Jh: Wandel der “repräsentativen” zur politischen räsonierenden “bürgerlichen Öffentlichkeit”
●Arkanpraxis (Geheimnis, geheimhaltend) vs. Publizitätsprinzip (Offenkundigkeit, dingliche Rechtslage = erkennbar)
-Öffentlichkeit als homogener Kommunikationsraum
* „die Sphäre der zum Publikum versammelten Privatleute“ (Habermas 1999: 86)
* Sachverhalte des „öffentlichen“ bzw. ,,allgemeinen Interesses”
Idealvorstellung
* alle können teilnehmen
* freier Zugang zu Informationen
* deliberativ und herrschaftsfrei (das bessere Argument setzt sich durch)
Funktion: Konstituierung öffentlicher Meinung (Konsens)
Was kritisierte Nancy Fraser an der “Bürgerlichen Öffentlichkeit” von Habermas?
- nicht offen, sondern ausschließend (Frauen, Proletariat)
- nicht herrschaftsfrei: bürgerliche, männliche Eliten bestimmten
Zugang - kein Konsens: Öffentlichkeit von Konflikten geprägt
- nicht die eine Öffentlichkeit: subalterne Gegenöffentlichkeiten
(Teilöffentlichkeiten)
“Das Jahrhundert der Zeitschriften”:
Zeitschriften im 18. Jahrhundert
* Wachsendes Angebot:
1700 ca. 70 Titel,
Ende 18. Jh.: >1000 Titel
* unterschiedliche Typen und Themen
* Titelstark: Unterhaltung, Wissenschaft,
Literatur, Geschichte/Politik
* Ideen der Aufklärung
* Neue Leserschichten
Öffentlichkeit: Meinung, Analyse, Debatte
Zeitung und Inseratenblätter im 18 Jahrhundert:
Zeitung:
* Berichterstattung offizieller Nachrichten über Politik, Militär
* Kaum Kommentierung
Inseratenblätter:
* Anzeigen
* Obrigkeitliche Bekanntmachungen
* Unterhaltende Belehrung und Diskussion
* Weite Verbreitung
Alle drei Pressegattungen trugen auf je spezifische Weise zur Herausbildung einer politischen
Öffentlichkeit bei.
Was waren gesellschaftliche Rezeptionsbedingungen?
1.Lesefähigkeit
2.Leihbibliotheken, Lesegesellschaften, Lesezirkel
3.Lesegewohnheiten: von intensivem zu extensivem Lesen („Lesewut“)
Staatsbürokratie:
gebildete Beamte
Zensur und Pressefreiheit:
-obrigkeitliche Kontrolle (Kirchen-, Landes-, Reichsrecht)
-Seit Ende 18. Jahrhundert: Intensivierung der Diskussion um Pressefreiheit
.bis 1848: Lockerung vs. Verschärfung der Pressekontrolle
Zeitschriften weniger stark kontrolliert
Politisierung der Zeitung seit 1840:
- Politische Meinung (Parteilichkeit)
- Parteipresse: Prototyp der meinungsbetonten Zeitung
- Neugründungen durch politisch engagierte Bürger, politische Bewegungen
- Finanzielle Bürden
- Herausgeber/Redakteure: Männer, Akademiker/Bürgertum
Parteipresse löst Zeitschrift als
politisches Leitmedium ab
Frauen in der Gesellschaft damals:
- Aufklärung: Debatte über das Geschlechterverhältnis
- Bürgertum: Frau und Mann nicht gleichwertig
- Auflösung des Hauses als Ort des Arbeitens und Lebens
- Lebensumstände: Frauen-Erwerbstätigkeit
- Keine rechtliche Selbstständigkeit
Was waren die ersten Schritte der Frauen in der Presseöffentlichkeit:
-Zugang und Mitgestaltung
* Geschlechterordnung als Thema neuer Zeitschriften
* Frauen als Zielgruppe: Moralische Wochenschriften, Modejournale
* Geschlechterordnung als Thema neuer Zeitschriften
* Frauen als Zielgruppe
* Selten: Autorinnen, Herausgeberinnen
Wann kam eine Erweiterung der Kommunikationsmöglichkeiten für Frauen?
im 18. Jahrhundert spezifisch 1848
1848 Entfesselung öffentlicher Kommunikation von Frauen:
Gründe:
* Ausschluss aus neuen politischen Rechten der 1848er-Revolution
* Erste Organisationsversuche
Merkmale:
* Steigende Zahl an Schriftstellerinnen und Journalistinnen
* Männliche Pseudonyme
Warum gab es männliche Pseudonyme?
-Artikel wurde sonst nicht gelesen
-Kritik von Frauen wurde nicht ernstgenommen
Die Massenpresse:
Neuerungen:
* Vertriebsbedingungen
* Anzeigenwesen
* Neue Leser-Blatt-Bindung
Inhalt und Form:
* Themenerweiterung (Lokales, Unterhaltung, Wirtschaft,
Kultur, Recht, Soziales)
* Innovative Formen („Sprechsaal“)
* Unparteilichkeit, nicht „Gesinnungslosigkeit“
–>Politische Bewegungen brauchen Presseöffentlichkeit
Was ist mit “Frauenbewegung” im 19.Jahrhundert gemeint?
Organisation:
-1865 Allgemeiner Deutscher Frauenverein
-1880/90er Vereinsgründungen
-Aktivitäten: Schulung, Publikationen, Versammlung, Demonstration
- Flügelbildung
denn zu dem Zeitpunkt waren die Gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Frauen noch:
- „Ernährerfamilie“
- Rechtliche Unselbständigkeit der Frau
- 1908 Recht auf politisches Engagement (Vereine, Versammlungen)
- 1918 Wahlrecht für Frauen
Presse für und über Frauen:
Familienzeitschriften:
-Inhalt: Romane, Sitten, Ratgeber, Arbeitsleben,
(gemäßigte) Frauenbewegung
- Zielgruppe: Frauen, Männer, Kinder
- Herausgeber: Männer
- Autorinnen und Autoren
- Kein Ansehen
Zeitungen
-Überregional: Frauenbeilagen
- Themen: lokale Frauenvereine, -proteste, -versammlungen, Rednerinnen
- Streit um Frauenbewegung
–>Mediale Aufmerksamkeit um 1900
Gründung eigener politischer Zeitschriften(Frauen):
- 1912: +50 Titel
- Typen: Vereins-, Berufs-, Themen-/Theoriezeitschriften
- Herausgeberinnen
- Aufbau: Leitartikel, Nachrichten, Aufrufe, Werbeteil
- Finanzierung: Verkauf, Einzel- und Großabonnenments
Funktionen der politischen Frauenpresse:
- nach innen: Organisation, Mobilisierung, Meinungsäußerung
- nach außen: Thematisierung, Legitimation, Mobilisierung
Exil-Publizistik während des Nationalsozialismus:
-Gegner*innen des NS verließen das Deutsche Reich, um der Verfolgung zu entgehen:
-Exil bedeutete besondere Anforderungen an die eigene Publizistik:
* Zielgruppenproblematik (insb. Sprache)
* Politischer Zweck der eigenen Arbeit / Mittel des Widerstands
* Selbstbild als „wahres“ Deutschland
-Konkrete Ausprägungen:
* Rundfunkansprachen im Auftrag der Alliierten (T. Mann, J.R. Becher)
* Exil-Zeitungen