Lehrkraft Flashcards
Was sind einige Besonderheiten des Lehrberufs?
- Hohe gestalterische Freiheitsgrade, aber auch viele praktische Einschränkungen und geringe Planbarkeit
- sollen Schüler*innen dazu bewegen, sich mit Themen und Tätigkeiten auseinanderzusetzen, die anstrengend sind und die sie nicht freiwillig machen
- Arbeit findet meist in Gruppen statt –> müssen organisiert werden
- Viele simultan ablaufenden Ereignisse: Aufmerksamkeit und Konzentration, schnelle Entscheidungen gefordert
Was sind Aufgaben von Lehrer*innen?
- Planung von Unterrichtsstunden
- Korrektur von Arbeiten
- Leitung von Arbeitsgruppen und Schulausflüge
- führen von Elterngesprächen
Was belastet Lehrkräfte in ihrem Beruf?
- Vermeintlich geringe Wertschätzung
- Veränderungen in der Schullandschaft (Autonomie,
Ganztagsschule, Inklusion) - Besondere Beschäftigungsstruktur: hohe Sicherheit, aber gering steigendes Gehalt, wenig Aufstiegsmöglichkeiten
- Keine Belohnung für hohes Engagement, aber auch keine Bestrafung bei geringer Arbeitsleistung
Welche Paradigmen gibt es in der Unterrichtsforschung?
- Persönlichkeits-Paradigma
- Prozess-Produkt-Paradigma
- Experten-Paradigma
Was ist die Grundidee des Persönlichkeits-Paradigmas?
- Annahme: Lehrkräfte sind besondere Typen mit bestimmten Eigenschaften, die sie zu guten oder schlechten Lehrkräften machen
- Such nach der ”positiven Lehrerpersönlichkeit”
- Zentrale Variablen: Persönlichkeitsmerkmale (Enthusiasmus, Extraversion
etc. ), Führungsstile (autoritär, kooperativ etc.) - Methode: Korrelation mit Lernerfolg
Was wird am Persönlichkeits-Paradigma kritisiert?
- Effekte meist klein und inkonsistent
- Nur Mindestausprägungen als notwendige Bedingung
- Pauschale Beschreibung des Unterrichtsverhaltens, das weit von Lehrer-Schüler-Interaktion entfernt ist
Wie zeichnet sich das Prozess-Produkt-Paradigma aus?
- Erfassung von konkreten Verhaltensweisen von LK
- Wirkung von Lehrerverhalten auf Schülerfertigkeiten
- Typische Variablen: Anzahl von Fragen, Zeit bis Antwort etc.
- Methode: Systematische Beobachtung des Unterrichts, Experimentelle Ansätze
Was sind die Probleme des Prozess-Produkt-Paradigmas?
- Keine Einbeziehung von Fachinhalten
- Unterschiedliche Wirkung in verschiedenen Kontexten
- Unidirektionaler Ansatz (nur Verhalten der LK beeinflusst Verhalten der SuS, nicht andersherum)
Welche Idee liegt dem Experten-Paradigma zugrunde?
- Lehrkräfte als ”kompetente Fachleute”, ”Orchestrierung” des Unterrichtsverhaltens (Repertoire an Fähigkeiten, die situationsabhängig eingesetzt werden können)
- Typische Methodik: Novizen-Experten-Vergleich, Rekonstruktion von Unterrichts-Scripts
Was kann am Experten-Paradigma kritisiert werden?
- Lehrkräfte können guten Unterricht auf sehr
unterschiedliche Weisen halten - Beteiligte Parameter sind nicht bekannt oder
kontrollierbar
Was zeichnet neuere Ansätze in der Lehrkraftforschung aus? Wovon gehen diese aus?
- verbinden verschiedene Forschungsstränge
- konzeptualisieren die Fähigkeiten von Lehrkräften als
”professionelle Kompetenzen” - Innerhalb dieser werden verschiedene Facetten unterschieden
- wirken sich in komplexer Weise auf ihr
Unterichtshandeln aus - Professionelle Kompetenzen sind nicht angeboren, sondern werden selbst erworben und entwickeln sich im Laufe der Berufslaufbahn
Welche Aspekte professioneller Kompetenz gibt es im COACTIV-Modell?
- Motivationale Orientierung
- Überzeugungen, Wertehaltungen, Ziele
- Selbstregulation
- Professionelles Wissen
Welche Formen von Wissen gibt es?
- Deklaratives Wissen: Wissen über fachliche Sachverhalte oder die Kenntnis verschiedener Methoden
- Prozedurales Wissen: Wissen darüber, wie bestimmte
Methoden angewendet werden
Was müssen Lehrer wissen, um erfolgreich unterrichten zu können?
fachlich:
- Fachwissen (”content knowledge”): Verständnis des zu unterrichtenden Schulstoffes
- Fachdidaktisches Wissen (”pedagogical content knowledge”): Wissen darüber, wie fachliche Inhalte am besten vermittelt werden
- Curriculäres Wissen (”curricular knowledge”): Wissen über die Inhalte der Lehrpläne und Lehrmaterialien
allgemein:
- Pädagogisches Wissen (”pedagogical knowledge”): Wissen über Lehr-Lern-Situationen und deren Optimierung
Welche Befunde lassen sich bezüglich des Wissens von LK feststellen?
- Fachwissen und fachdidaktisches Wissen korrelieren hoch miteinander, sind aber voneinander abgrenzbar
- Unterschiede im Wissensumfang –> wirken sich auf ihr Lehrverhalten aus: Fachbezogenes Wissen (bes. Fachdidaktisch) bedeutsam dafür, inwieweit der Unterricht fachlich anregend gestaltet wird
- wenig belastbare Befunde, dass sich bessere Wissensbasis in besseren Schülerleistungen
niederschlägt –> schwierig, Testverfahren
für das Professionswissen zu entwickeln
Was wird mit dem Begriff Lehrerüberzeugungen beschrieben?
- Vorstellungen und Annahmen von Lehrkräften über schul- und unterrichtsbezogene Phänomene und Prozesse mit einer bewertenden, subjektiven Komponente
- Meinungen, Bewertungen, Einstellungen, subjektive
Erklärungen - können nicht als “wahr” oder “falsch” bewertet werden
- können aber mehr oder weniger gut begründet sein oder auf falschen Prämissen beruhen
Welche (Forschungs-)ebenen gibt es bei Lehrerüberzeugungen?
- Einstellungen zur eigenen Person (Selbstwirksamkeitsüberzeugungen)
- Haltung zum eigenen Fach (Fachliche Überzeugungen)
- Subjektiven Theorien zum Lehren und Lernen (Lerntheoretische Überzeugungen)
- -> Überzeugungen auf verschiedenen Ebenen sind nicht immer konsistent!
- -> Überzeugungskonflikte sind ein beruflicher Belastungsfaktor
Welche Mechanismen gibt es bei Überzeugungen?
- Filtereffekte: Beeinflussung der Wahrnehmung und
Interpretation von Ereignissen - Motivationseffekte: Entscheidung für/gegen bestimmte Handlung wird beeinflusst
- Steuerungseffekt: Reaktionen auf Handlung anderer wird beeinflusst
Was ist das Problem von Überzeugungen und welche Ansätze gibt es, diesem entgegenzuwirken?
- Überzeugungen von Lehrkräften lassen sich nach
Berufsausbildung kaum mehr verändern - Wenig Gelegenheit in Praxis, seine eigenen Überzeugungen zu hinterfragen (Filtereffekte etc.).
- Ansätze (conceptual change-Forschung):
–> Situationen schaffen, um sich ihrer Überzeugungen bewusst zu werden
–> Lerngelegenheiten für Entwicklung neuer Überzeugungen schaffen
Wie lässt sich die Kompetenz der Motivation beschreiben?
Gründe für die Initiation, Richtung, Intensität und
Aufrechterhaltung von Verhalten
Welche Befunde gibt es im Bereich der Motivation zur Zielorientierung bei Lehrkräften?
Unterscheidung in Leistung (relatives Abschneiden ggü anderen Personen) und Lernziel (Erreichen selbst gesetzter Standards)
- Lernziel-orientierte Lehrkräfte sehen schwierige Situationen eher als Möglichkeit, sich zu verbessern
- Leistungs- und lernziel-orientierte Lehrkräfte unterscheiden sich in ihrer Unterrichtsgestaltung
- Lernziel-orientierte Lehrkräfte suchen mehr Unterstützung von anderen außerhalb von Unterricht
Welche Belastungsfaktoren gibt es im Lehrberuf und wie können sich diese äußern?
- Meist institutionelle Belastungsfaktoren, z.B.
hoher Arbeitsaufwand, große Klassen, heterogenes
Leistungsniveau, hoher Lärmpegel, fehlende Unterstützung durch Eltern, Fremdbestimmung durch Bürokratisierung - Burnout: emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung, wahrgenommener Leistungsmangel
Zwischen welchen 2 Aspekten unterscheidet der AVEM (Arbeitsbezogene Erlebens- und Verhaltensmuster) Fragebogen?
- Berufliches Engagement (Bedeutsamkeit der Arbeit, beruflicher Ehrgeiz)
- Widerstandsfähigkeit (Distanzierungsfähigkeit, Resignationstendenz)
Welche Typen gibt es nach der Typologie
von Schaarschmidt & Fischer?
- Typ G (Gesundheitstyp): hohes Engagement, hohe
Widerstandsfähigkeit - Typ S (Schontyp): geringes Engagement, hohe
Widerstandsfähigkeit - Risikotyp A: hohes Engagement, geringe Widerstandsfähigkeit
- Risikotyp B: geringes Engagement, geringe
Widerstandsfähigkeit