Einführung und Geschichte der Biologischen Psychologie Flashcards
Was ist Biologische Psychologie?
Die Biologische Psychologie erforscht die Zusammenhänge zwischen biologischen Prozessen und Verhalten. Dabei werden die Lebensprozesse aller Organe des Körpers, nicht nur des Gehirns betrachtet. (Biologie=Lebenskunde, Psychologie=Seelenkunde)
Welche sind die 4 Teilgebiete der biologischen Psychologie?
Physiologische Psychologie:
Interdisziplinäre Forschung über die Beziehungen zwischen Gehirn und Verhalten.
Vorwiegend invasiv im Tierversuch.
Synonyme: Psychobiologie, Verhaltensneurowissenschaft („behavioral neuroscience“).
Neuropsychologie:
Forschung über die Beziehungen zwischen Gehirn und Verhalten.
Konzentriert sich auf den Menschen mit Störungen und Ausfällen der Hirntätigkeit.
Verwendet ähnliche Methoden wie die physiologische Psychologie.
Psychophysiologie:
Untersucht die Beziehungen zwischen biologischen Vorgängen im menschlichen Organismus und psychischen Prozessen.
Verwendet nicht-invasive Registrier- und Messmethoden.
Kognitive Neurowissenschaft:
Interdisziplinäre Erforschung komplexerer kognitiver Leistungen (Wahrnehmung, Erkennen, Vorstellen, Wissen, Denken).
Verwendung neurowissenschaftlicher Methoden.
Was untersuchte Franz Joseph Gall und was ist Phrenologie?
Phrenologie: Schädel- und Lokalisationstheorie.
Gall untersuchte die äußeren Merkmale des Schädels, betrachtete Vorwölbungen und Vertiefungen.
Er setzte diese Merkmale mit der Persönlichkeit und dem Verhalten der Person in Beziehung.
Beispiele:
Vorwölbung: Hohe Stirn; gut ausgebildete Hirnwindung -> intelligent.
Vertiefung: Kleine Stirn; unterentwickelte Hirnwindung -> weniger intelligent.
Nennen Sie einen Meilenstein in der Geschichte der biologischen Psychologie und seine Bedeutung.
Paul Broca: Entdeckung des Broca-Areals durch Untersuchung des Patienten Tan, wichtig für Sprachforschung
William Scoville: Entfernung des medialen Temporallappens zur Behandlung von Epilepsie, bedeutend für das Verständnis der Gedächtnisfunktionen
Brodmann-Areale: Einteilung der Hirnrinde in 52 Felder, wichtig für das Verständnis der Hirnfunktion
Fall von Phineas Gage
Unfall: Eisenstange durchbohrte seinen Kopf, unterhalb des Jochbeins eintretend und am Schädeldach austretend.
Symptome:
Vollständige physische Genesung.
Blindheit des linken Auges.
Keine sichtbaren Einschränkungen im Gedächtnis, Aufmerksamkeit oder Sprache.
Persönlichkeitsveränderungen: launisch, respektlos, ungeduldig.
Gesundheitlicher Verfall durch Alkoholmissbrauch.
Tod eingeleitet durch epileptische Anfälle.
Pierre Paul Broca und das Broca-Areal
Patient Leborgne (“Tan”): Rechtsseitige Lähmung und Verlust des Sprachvermögens, konnte nur noch die Silbe “tan” aussprechen.
Beobachtungen: Patient verstand Sprache vollständig, konnte aber nicht sprechen.
Autopsie: Broca entdeckte, dass die Läsion im Fuß der linken 3. Stirnwindung lag, das heutige Broca-Areal. Dies wurde bei der Autopsie bestätigt.
In wie viele Felder teilte Brodmann die Hirnrinde ein und was sind die Brodmann-Areale?
Brodmann teilte die Großhirnrinde nach histologischen Kriterien in 52 Felder ein.
Diese Areale unterscheiden sich in Funktionen, Aufbau und Zytoarchitektur.
Beispiele:
Areale 1, 2, 3: Somatosensorischer Cortex.
Areal 4: Primärer motorischer Cortex.
Areal 17: V1 primäre Sehrinde.
Areal 18: V2/V3 sekundäre und tertiäre Sehrinde.
Areal 19: V3/V4/V5 Sehrinde.
Areal 22: Tertiäres auditives Areal.
Areal 41: Primäre Hörrinde, Heschl-Querwindungen genannt, primäres auditives Areal.
Areal 42: Sekundäre Hörrinde, sekundäres auditives Areal.
Areale 44/45: Motorisches Sprachzentrum.
Welche Operation führte Moniz durch?
Operation: Frontale Lobotomie zur Behandlung psychischer Störungen.
Ziel: Induktion von “Zahmheit” und affektiver Verflachung bei Patienten.
Vorgehen: Durchtrennung von Nervenverbindungen zwischen Thalamus und Frontallappen, sowie Teile der grauen Substanz.
Ergebnisse: Besserung von Depressionen und Angststörungen, aber auch Persönlichkeitsveränderungen.
Welche Experimente führte Delgado durch?
Bekannt für: Experimente mit elektrischen Stimulationen des Gehirns und Pionier der elektronischen Hirnimplantate.
Versuche: Unterdrückung aggressiven Verhaltens durch Hirnstimulation.
Weitere Beobachtungen: Verursachung von Wut, Lust/Unlust und Müdigkeit durch eine funkgesteuerte Sonde im Thalamus.
Anwendung: Hirnstimulation bei Tieren und später bei Operationen, z.B. Parkinson.
Mit welchem operativen Eingriff versuchte William Scoville den Patienten Henry Gustav Molaison zu therapieren?
Operation: Entfernung des medialen Temporallappens bei schwerer Epilepsie.
Folgen:
Unfähigkeit, neue Informationen im Langzeitgedächtnis zu speichern.
Lebte im Moment, keine Speicherung neuer Erinnerungen.
Emotionales und prozedurales Lernen war jedoch möglich.