8. Öffentlicher Gesundheitsdienst (ÖGD) Flashcards

1
Q

Wie sieht die Geschichte des ÖGD aus?

A
  • Beginn ca. 17. Jahrhundert
  • > staatliche Gesundheitsmaßnahmen wurden auf Bevölkerungsebene ausgeweitet
  • > Lebensmittelkontrollen und staatliche Armen- und Altersversorgung
  • > staatliche Aufsicht über Medizin und Pharmazie
  • als Folge auf das Werk “System einer vollständigen medizinischen Polizey” von Johann Peter Frank
  • > im 18. Jahrhundert größeres Engagement für Bevölkerungsgesundheit
  • > Ziel: möglichst gesund Arbeiter und Soldaten
  • im 19. Jhd.:
  • > durch Massenarmut durch Industrialisierung
  • > soziale Spannungen und Verwerfungen
  • > d. Mediziner wie Rudolf Virchow o. Politiker wie Salomon Neumann setzten sich für soziale Rechte zur Verbesserung der Gesundheit ein
  • Mitte 19. Jahrhundert: Forderung nach zentralem wissensch. Institut für Bevölkerungsgesundheit
  • > 1877: kaiserliches Gesundheitsamt nimmt Tätigkeit in Berlin auf
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2
Q

Wie sah der ÖGD im Nationalsozialismus aus?

A
  • Entstehung des heutigen ÖGD als Selektionsapparat im Rahmen einer menschenverachtenden Biopolitik
  • Gesundheitsdienst als Vollzugsorgan ihrer Ideologie aufgebaut
  • 1934: Gesetz über Vereinheitlichung des Gesundheitswesens von mit seinen drei Durchführungsverordnungen
  • 1934 Vollzug des Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses (Zwangssterilisierungen gesetzlich verordnet)
  • ab 1939: Amtsärztlich tätig leisteten administrative Zuarbeit bei der Abwicklung der “Kindereuthanasie”
  • waren auch für Bekämpfung gemeingefährlicher Infektionskrankheiten zuständig
  • ab 1940: Umsetzung rassistischer Ideologie in amtsärztlich besetzten Ostgebieten
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3
Q

Wie sah der ÖGD in der BRD?

A
  • keine durchgreifende Entnazifizierung, Bedeutungsverlust des ÖGD
  • Leitwissenschaftlich orientierte sich am biologischen Verständnis von Gesundheit und stellte Individuum in Vordergrund
  • an med. Fakultäten herrschte Abstinenz zum Thema öffentliche Gesundheit vor
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4
Q

Wie sah der ÖGD in der DDR aus?

A
  • ideologisch ausgerichtete Sozialhygiene, die gesundheitliche Versorgung der gesamten Bevölkerung vorsah (keine individualistische Perspektive) und in der die Verantwortung für die Gesundheit an den Staat übertragen war
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5
Q

Was sind die Aufgaben des ÖGD?

A
  • Gesundheitsschutz, z.B. Infektionsschutz, Ausbruchs- und Krisenmanagement, umweltbezogener Gesundheitsschutz, Hygieneüberwachung von Krankenhäusern, Beratung und Information einschließlich Impfprävention, Medizinalaufsicht
  • Beratung und Information zu unterschiedlichen Gesundheitsthemen
  • amtsärztliche Begutachtung, Plausibilitätsprüfung von Todesbescheinigungen
  • Gesundheitsförderung und Prävention, subsidiäre niedrigschwellige Angebote und aufsuchende Gesundheitshilfen zu entwickeln, insbesondere bei Personen mit besonderen Bedarfen z.B. Kinder- und Jugendgesundheit, Mund- und Zahngesundheit, sozialmedizinische Aufgaben wie HIV und STD-Beratung, Schwangerenberatung, Sozialpsychiatrie, Suchtberatung
  • Koordination, Kommunikation, Moderation, Anwaltschaft, Politikberatung, Qualitätssicherung im Rahmen von Gesundheitsberichterstattung, Gesundheitsplanung, Gesundheitskonferenzen, Öffentlichkeitsarbeit
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6
Q

Welche Hoheitlichen Aufgaben (Aufgaben, deren Erfüllung dem Staat kraft öffentlichen Rechts obliegt) übernimmt der ÖGD?

A
  • ÖGD führt aufgrund rechtlicher Grundlagen hoheitliche Aufgaben aus, dann handelt er als Ordnungsbehörde
  • z.B. infektionshygienische Überwachung von medizinischen Einrichtungen nach dem Infektionsgesetz oder Unterbringung psychisch kranker Personen nach Psychisch-Kranken-(Hilfe)-Gesetze der Länder
  • ÖGD hat weitreichende Befugnisse:
  • > zum Zwecke der Gefahrenabwehr können unter bestimmten Voraussetzungen Grundrechte erheblich eingeschränkt werden, wie zum Beispiel die Grundrechte der körperlichen Unversehrtheit, Freiheit der Person, Unverletzlichkeit der Wohnung oder Versammlungsfreiheit
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7
Q

Welche Aufgaben hat der ÖGD im Zusammenhang mit der Surveillance (Gesundheitsüberwachung) als Teil des Infektionsschutzes?

A

-> Gesundheitsämtern obliegt es, übertragbare Krankheiten beim Menschen vorzubeugen, Infektionen frühzeitig zu erkennen und ihre Weiterverbreitung zu verhindern
=> nach Meldung eines Krankheitsverdachts, einer Diagnose oder eines Todesfalls an einer meldepflichtigen Infektionserkrankung erfolgt eine Fallprüfung anhand von Falldefinitionen
-> geschieht in Kenntnis des jeweiligen Infektionsweges der Erkrankung
-> epidemiologische Zusammenhänge werden analysiert

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8
Q

Welche Aufgaben hat der ÖGD im Zusammenhang mit dem Infektionsmanagement als Teil des Infektionsschutzes?

A
  • bei vielen Infektionskrankheiten ist es wichtig, dass in enger und zeitnaher Abstimmung mit regional zuständigen Gesundheitsämtern Schutzmaßnahmen getroffen werden, um Weiterverbreitung der Erkrankung zu verhindern, um Bevölkerung zu schützen
    => Maßnahmen z.B.: Befragung der erkrankten Person, Initiierung und Beurteilung von Labordiagnostik, Ermittlung von Kontaktpersonen, Umgebungsuntersuchungen, Informationsweitergabe, Isolierungsmaßnahmen, Durchführen von Impfungen als Postexpositionsprophylaxe, infektionshygienische Überwachung von Kliniken etc.
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9
Q

Welche Aufgaben hat der ÖGD im Zusammenhang mit dem Überregionalen Ausbruchsmanagement als Teil des Infektionsschutzes?

A
  • für kommunale Entscheidungsträger, Krankenhäuser, Rettungsdienste und niedergelassene Ärzte sowie Medien sind Gesundheitsämter im Fall einer biologischen Lage erste Ansprechpartner vor Ort
  • lokale Ausbrüche von Erkrankungen werden eher selten auch überregional wahrgenommen
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10
Q

Welche Aufgaben hat der ÖGD im Zusammenhang mit dem Impfwesen als Teil des Infektionsschutzes?

A
  • Information zu Schutzimpfungen, Durchführung von Impfungen
  • Maßnahmen zur Erhöhung der Impfquote für öffentlich empfohlene Schutzimpfungen
  • erfassen, beurteilen und beraten zum Impfstatus entsprechend der aktuellen StIKo-Empfehlungen zu Standard- und Reiseimpfungen, erstellen Impfpläne
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11
Q

Welche Aufgaben hat der ÖGD im Zusammenhang mit der infektionshygienischen Überwachung als Teil des Infektionsschutzes?

A
  • Überwachung medizinischer Einrichtungen, Einrichtungen der Körper- und Schönheitspflege, Gemeinschaftseinrichtungen, Schwimmbäder, Wasser etc.
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12
Q

Was sind weitere Aufgabenbereiche des ÖGD?

A
  • umweltbezogener Gesundheitsschutz
  • Subsidiäre Individualmedizin
  • amtsärztliches Gutachtenwesen
  • amtliche Leichenschau
  • sozialpsychiatrischer Dienst
  • Kinder- und Jugendärztlicher Dienst (KJGD)
  • Mund- und Zahngesundheit
  • Gesundheitsberichterstattung und Politikberatung
  • Gesundheitsförderung
  • Prävention
  • Medizinalaufsicht über Heilberufe
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13
Q

Was sind Berufsgruppen im ÖGD?

A
  • (Fach-) Ärztinnen und Ärzte (für Öffentliches Gesundheitswesen, für Hygiene und Umwelt und für andere Fächer
  • Zahnärzte
  • Fachzahnärzte für das öffentliche Gesundheitswesen
  • Gesundheitsingenieure
  • Hygiene /Lebensmittelkontrolleure, med. Fachangestellte
  • Verwaltungsfachangestellte
  • Sozialpädagogen
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14
Q

Was wären z.B. weitere Berufsgruppen im ÖGD?

A
  • Sozial- und Gesundheitswissenschaftler, Juristen, Pharmazeuten, Psychologen, Epidemiologen, Verwaltungsfachkräfte und weitere Gesundheitsfachberufe
  • in Gesundheitsämtern werden Beamte und Angestellte beschäftigt
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15
Q

Wofür ist das Bundesministerium für Gesundheit als Akteur auf Bundesebene des ÖGD zuständig?

A
  • Arzneimittel, Sozialrecht, Gesundheitsversorgung, Kranken- und Rentenversicherung
  • Gesundheitsvorsorge, Krankheitsbekämpfung, Verbraucherschutz und Veterinärmedizin
  • Aufsicht über Landesverwaltungen
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16
Q

Wofür ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zuständig (als Bundesoberbehörde des BmG)?

A
  • für Arzneimittelzulassung und -überwachung, für Überwachung des legalen Verkehrs mit Betäubungsmitteln sowie für die Sicherheit von Medizinprodukten
17
Q

Wofür ist das Bundesinstitut für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten (Robert-Koch-Institut) zuständig (als Bundesoberbehörde des BmG)?

A
  • Infektionskrankheiten, Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung
18
Q

Wofür ist das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin zuständig (als Bundesoberbehörde des BmG)?

A
  • Gesundheitsschutz im Hinblick auf Lebensmittel, Tabakerzeugnisse und kosmetische Mittel
19
Q

Wofür ist das Bundesamt für Sera und Impfstoffe (Paul-Ehrlich-Institut) zuständig (als dem BmG zugeordnete Institution)?

A
  • Prüfung, Zulassung und Überwachung von Sera und Impfstoffe sowie mikrobiologischen Forschungsaufgaben
20
Q

Wofür ist das Deutsche Institut für medizinische Dokumentation und Information zuständig (als dem BmG zugeordnete Institution)?

A
  • Klassifikation der Krankheiten sowie für die Einrichtung und den Betrieb von gesundheitlichen Informationssystemen
21
Q

Wofür ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zuständig (als dem BmG zugeordnete Institution)?

A
  • Gesundheitsbildung und Aufklärung der Bevölkerung über gesundheitliche Fragen
22
Q

Wofür ist das Bundesumweltamt zusammen mit dem Bundesumweltministerium zuständig (als dem BmG zugeordnete Institution)?

A
  • Luftgüte, Trinkwasserhygiene, Kooperationszentrum der WHO
23
Q

Was sind die Aufgaben des ÖGD in der Pandemie?

A
  • Testungen auf SARS-CoV-2 durchführen, Erkennen von Verdachtsfällen von SARS-CoV-2-Infektionen
  • Organisation des Meldewesens und Dokumentation bei fehlender Anbindung an DEMIS (Deutsches Elektronisches Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz)
  • Kontaktpersonen von SARS-CoV-2-Infizierten ermitteln, Kontaktnachverfolgung von infizierten Personen organisieren (insb. durch Hygienekontrolleure)
  • Quarantänemaßnahmen anordnen und deren Einhaltung durch tägliche Anrufe bei den Infizierten und deren Befragung nach ihrem Gesundheitszustand gewährleisten
  • Unterstützung bei der Vermittlung ambulant zu versorgender Infizierter, damit eine unverzügliche medizinische Versorgung bei klinischer Verschlechterung garantiert werden kann
24
Q

Was sind Probleme des ÖGD (in der Pandemie)?

A
  • Mangelnde Personalausstattung
  • Unterversorgung mit Schutzkleidung zu Beginn der Pandemie
  • Mangelnde technische Ausstattung, mangelnde Digitalisierung
  • Vernachlässigung anderer Aufgaben: Schuleingangsuntersuchungen, amtsärztliche Gutachten, Hygienebegehungen, keine Außentermine etc.
25
Q

Was für Sofortmaßnahmen gab es im ÖGD während der Pandemie?

A
  • freiwillige Helfer über bundesweite Aufrufe des RKIs für Corona-Hotlines
  • freiwilliger Einsatz von Medizinstudierenden
  • freiwilliger Einsatz von auf anderen Gebieten der Versorgung tätige Ärztinnen und Ärzten
  • freiwilliger Einsatz von pensionierten Ärztinnen und Ärzten
  • Einsatz von Bundeswehr
26
Q

Welche Forderung für die Zukunft gab es an den ÖGD?

A
  • Gesundheitsministerkonferenz der Länder -> Entwurf eines Leitbildes für ein ÖGD
  • Bundesärztekammer -> leitete Maßnahmen ab, in denen der ÖGD dauerhaft gestärkt werden soll
  • Zukunftsforum Public Health