2. Sozialisation und Erziehung Flashcards

1
Q

Was bedeutet “Sozialisation”?

A
  • Vergesellschaftung des Menschen, d.h. seine Prägung durch gesellschaftliche Bedingungen (thematisiert das Verhältnis von Individuum & Gesellschaft bzw. Person & Umwelt)
  • Prozess der Entstehung und Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit in Abhängigkeit von und in Auseinandersetzung mit sozialen und den dinglich-materiellen Lebensbedingungen (-> Persönlichkeitsentwicklung)
  • Prozess der sozialen Einflussnahme auf die Persönlichkeitsentwicklung durch soziale Beziehungen, Erfahrungen und Kontexte
  • grundlegende und allseitige Einführung des Individuums in die objektive Welt einer Gesellschaft oder eines
    Teils einer Gesellschaft
  • Prozess, in dem sich Individuen in
    Auseinandersetzung mit sozialen Bedingungen zu sprach- und handlungsfähigen, mit
    sich selbst identischen Subjekten entwickeln, die prinzipiell zur Distanzierung und Kritik im Verhältnis zu sozialen Vorgaben in der Lage sind
  • Vorgang des sozialen Einfügens und Eingliederns in das soziale und kulturelle Gesamtsystem
    -> kontinuierliche soziale Interaktion des Menschen mit seiner Umwelt
    -> Hineinwachsen in bestimmte vorgegebene Rollen
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2
Q

Was sind Bestandteile der Sozialisation?

A
  • Erziehung und Bildung
    -> gesellschaftliche Bemühungen,
    die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in unterschiedlichen Dimensionen (Sprach- und Handlungsfähigkeit, Wissens- und Kompetenzerwerb, Urteils- und Reflexionsvermögen, Aneignung von Normen und Werten, Aufbau emotionaler Grundstrukturen)gezielt zu beeinflussen
    -> notwendige Mittel der Ermöglichung einer anzustrebenden Entwicklung des Individuums
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3
Q

Was bedeutet Erziehung?

A
  • steht für das absichtsvolle Beeinflussen einer Person durch einen anderen Menschen, in Richtung eines von diesem festgelegten Zieles (Intentionalität)
  • Sozialmachung (vs. Sozialwerdung [-> gesamter Prozess der Sozialisation])
  • geht vom Erziehenden aus und umfasst intentional einseitig gerichtete, absichtsvolle Kommunikationen
  • beeinflusst durch: Mensch (Kind; zu erziehende Person), Mensch (Erwachsener; als erzieherisch handelnde Person), Beziehungsraum (Kontext)
  • erfolgt in Auseinandersetzung mit Inhalten, Themen, Gegenständen (auf kognitiver (z.B. Wissen), affektiver (z.B. Einstellungen, Normen) und Handlungsebene (z.B. Fertigkeiten) ==> wechselseitiger Zusammenhang
  • asymmetrische Beziehung zwischen Educans (Erzieher) und Educanden (Erziehenden)
  • zwischenmenschlicher Vorgang, der gezielt auf eine nachhaltige Verbesserung von Verhalten und Handeln von Personen Einfluss zu nehmen
    versucht
    -> Verbesserung von Verhalten ist dauerhaft (dispositionell)
    -> insbesondere an junge Menschen gerichtet
  • soziale Interaktion zwischen zwei oder mehreren Personen, die auf Änderungen des Verhaltens und Erlebens von Individuen
    einwirken will
    => beschreibt Prozesse, die Personen (in der Regel Kinder oder Jugendliche) unter Anleitung anderer durchlaufen, um ihre intellektuellen, emotionalen, geistigen, sozialen und physischen Fähigkeiten zu entwickeln (= Personalisation) und zu vollwertigen Mitgliedern der sozial-kulturellen Gemeinschaft zu werden, der sie angehören (= Sozialisation/Enkulturation)
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4
Q

Was sind Gemeinsamkeiten von Erziehung und Bildung?

A
  • gehören zur Sozialisation
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5
Q

Was sind Unterschiede zwischen Erziehung und Sozialisation?

A
  • Prozesse der Sozialisation (und Enkulturation) laufen überwiegend funktional und unbewusst ab
  • Einflüsse von Familie, Milieu und Schule und Gesellschaft, Staat und epochale Strömungen beeinflussen auch Individuum
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6
Q

Was bedeutet “Personalisation”?

A
  • “Menschwerdung”
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7
Q

Welche Grundformen der Erziehung gibt es?

A
  • intentionale Erziehung
    -> zielgeleitetes und absichtsvolles
    Handeln
    -> bezieht sich auf diejenigen Handlungen, die ein Erzieher mit Absicht und Zweck vollzieht, um bei einem zu Erziehenden Vorgänge der Person- und Sozialwerdung auszulösen und zu fördern
  • funktionale Erziehung
    -> unbeabsichtigte Erziehung, die keine bestimmten Erziehungsziele verfolgt und meist unbewusst erfolgt
    -> umfasst alle Verhaltensweisen, die der Erziehende praktiziert und die das Kind bzw. den Jugendlichen zur Nachahmung anregen
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8
Q

Was ist Manipulation?

A
  • intentionale Erziehung, die darauf zielt, Erziehenden gegen seinen Willen, also auf Unmündigkeit beruhend fremd zu bestimmen
  • > gezielte, aber verdeckte Einflussnahme
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9
Q

Warum brauchen wir Sozialisation, Enkulturation und Erziehung?

A
  • Mensch ist biologisches Mängelwesen (fehlende Organausstattung, Instinkte, Abwehrsystem, “Waffen”, scharfe Sinnesorgane)
  • > Mensch lebt handelnd in der Welt
  • > hochgradige Lernfähigkeit
  • > Kultur ist Kompensation seiner Schwäche
  • Mensch ist physiologische Frühgeburt (erwirbt erst nach einem Jahr Sachen, die andere Säugetiere direkt nach der Geburt erwerben)
  • > Förderung von Erwachsenen ist unabdingbar
  • Mensch ist instinktreduziertes Wesen
  • Mensch ist weltoffenes Wesen (wobei Tiere auf spezifische Umwelt ausgestattet sind)
  • Mensch ist geistbegabtes Wesen
  • > Kultur ist Ausdruck seines Reichtums

=> Erziehungsbedürftigkeit & Erziehungsfähigkeit

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10
Q

Worum geht es in der Pädagogischen Anthropologie?

A
  • um den Menschen aus pädagogischer Sicht, d.h. vor allem um dem lernenden und den zu erziehenden und den erziehenden Menschen
  • Leitfrage: Sind wir menschlich geboren oder werden wir erst durch Menschen zu Menschen?
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11
Q

Was ist Enkulturation?

A
  • bezeichnet Prozess der Einbindung in eine Kultur
  • bezeichnet Lernprozesse, die jedes Individuum in einer Gesellschaft leisten muss, um kulturell handlungsfähig zu sein
    -> darin wird soziokulturelle Grundpersönlichkeit ausgebildet
  • im engeren Sinne: steht für kulturelle Lernprozesse im frühen Kindesalter
  • umfasst z.B. Lernen von Sprache, emotionale Ausdrucksweisen, Rollen, Spielregeln, Arbeits- und Wirtschaftsformen, Künste, Recht, Politik, moralische Normen/Verhaltensweisen, religiöse Handlungen
    => das Lernen von Kultur
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12
Q

Wie Unterscheiden sich Enkulturation, Sozialisation, Erziehung und Individuation?

A

(Bild auf Handy)

  • Enkulturation: Erwerb kultureller Basisfähigkeiten
  • Sozialisation: “sozial werden”
  • Erziehung: “sozial machen”
  • Individuation: einzigartiges Individuum werden
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13
Q

Welche Phasen der Sozialisation gibt es und welche Sozialisationsinstanzen sind in diesen relevant?

A
  • Primäre Sozialisation (Säugling bis frühere Kindheit): (Familie)
  • Sekundäre Sozialisation (Kindheit + Jugend): (Peers, Schule, Massenmedien)
  • Tertiäre Sozialisation (Erwachsenenalter): (Ausbildung, Uni, Betrieb)
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14
Q

Was sind Erziehungsstile?

A
  • relativ sinneinheitlich ausgeprägte Möglichkeiten erzieherischen Verhaltens, die sich durch typische Komplexe von Erziehungspraktiken charakterisieren lassen
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15
Q

Wie werden Erziehungsstile unterschieden und welche gibt es?

A
  • nach Maß elterlicher Autorität und nach Maß kindlicher Bedürfnisse unterschieden
  • autoritärer Erziehungsstil: elterliche Autorität hoch und wenig Berücksichtigung kindlicher Bedürfsnisse
    -> z.B. Lehrer, die permanente Leistungsmessungen durchführen und nicht das Gefühl vermitteln, dass ihnen an den Kindern etwas gelegen ist
  • autoritativer (kann im extremen auch in überbehüteten Erziehungsstil übergehen) Erziehungsstil: hohes Maß an elterlicher Autorität und kindlicher Berücksichtigung
    -> Leitung mit und durch Autorität
    -> starke emotionale Zuwendung
    -> Kontrolle eher Interesse
    -> bei überbehütetem: Selbstständigkeit der Kinder kann darunter leiden
  • vernachlässigender Erziehungsstil: niedrige Autorität und niedrige Berücksichtigung kindlicher Bedürfnisse
    -> wenig Zuwendung und Kontrolle
    -> im extremen kann zu Gleichgültigkeit führen
  • permissiver Erziehungsstil: hohe Berücksichtigung kindlicher Bedürfnisse + wenig Kontrolle
    -> zeigt persönliches Interesse
    -> kann “zu gut gemeint” sein, dass zu wenig kontrolliert wird
    => alle Stile implizieren Möglichkeit von Übergängen
    => mittig: autoritativer-partizipativer Erziehungsstil
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16
Q

Was ist intentionale Erziehung?

A
  • Prozess des Erziehens mit zugrundeliegender Absicht
  • > Positive Absicht (Person- und Sozialwerdung): Überzeugung
    • > Unterstützung bei Sozialwerdung
  • > negative Absicht (Fremdbestimmung): Manipulation
17
Q

Was ist extensionale Erziehung?

A
  • nebenläufige Erziehung
  • alle Handlungen der erziehenden Person, die nicht primär mit der Absicht der Erziehung ausgeführt werden, an denen sie die zu erziehende Person aber teilhaben lässt
  • > z.B. Modelllernen
  • Erziehung durch Bereitstellung von Umweltgegebenheiten
18
Q

Was ist funktionale Erziehung?

A
  • Ausgangspunkt in der lebensweltlichen Situation und “gesellschaftlich wirksame Faktoren”
  • > Medien, Wertesystem der Gesellschaft
  • > Überschneidung mit Sozialisation
19
Q

Wie werden Erziehungsmaßnahmen unterschieden und welche gibt es?

A
  • direkt und indirekt
  • zielt auf kurzfristige Veränderungen ab (Eingreifen)
  • zielt auf nachhaltige Veränderung ab (Erziehung i.e.S.)
  • bewirkt ungezielt nachhaltige Veränderung (Sozialisation)
  • Erziehungsmaßnahmen:
  • > Festigungshilfen (z.B. Gewöhnung)
  • > Verarbeitungshilfen (z.B. Beurteilung)
  • > Steigerungshilfen (z.B. Ermahnung)
  • > Stützungshilfe (z.B. Ermutigung)
  • > Rückführungshilfe (z.B. Strafe)
  • > Orientierungshilfe (z.B. Beratung)
  • > Entscheidungshilfe (z.B. Bitte)
20
Q

Was sind Erziehungsmittel?

A
  • Maßnahmen und Situationen, mit deren Hilfe Erziehende auf Heranwachsende einwirken in der Absicht, deren Verhalten, Einstellungen und Motive zu bilden, zu festigen oder zu fördern