10 Stereotype Flashcards
Vorteile und Nachteile von Vorurteilen
• „Vor“-Urteile erleichtern einerseits die Informationsverarbeitung
– Allport (1954): Das „Gesetz der geringsten Anstrengung“: Stereotype sind in gewisser Weise funktional (da kognitiven Aufwand reduzierend)
• Auf der anderen Seite können sie zu Diskriminierung von Personen und Gruppen führen, da Vorurteile eine Einstellung gegenüber Mitgliedern bestimmter Gruppen darstellen, die allein auf der Gruppenmitgliedschaft beruht.
Stereotyp, Vorurteil und Diskriminierung: Defnitionen
Stereotyp: Gruppenmitgliedschaft führt dazu, dass die einzelnen Mitglieder der Gruppe die gleichen Eigenschaften zugeschrieben bekommen (Spezialfall von Kategorisierung) -> Kognitive Komponente
Vorurteil: Feindselige oder negative Einstellung gegenüber den Mitgliedern einer Gruppe, die einzig aus der Gruppenmitgliedschaft resultiert -> Affektive Komponente (Stereotypakzeptanz)
Diskriminierung: Feindseliges oder negatives Verhalten gegenüber den Mitgliedern einer Gruppe, allein aufgrund der Gruppenmitgliedschaft -> Verhaltenskomponente
Beispiele für Vorurteile, Stereotype und Diskriminierung
• Vorurteile und Stereotype über andere Nationalitäten, Geschlechterstereotype, Rassenstereotype, Altersstereotype, „Dicken“-Stereotype, etc.
– Beispiel: Studie Goldberg (1968): Studentinnen sollten Artikel nach ihrer Qualität beurteilen; im einen Fall war der Artikel mit einem Männernamen signiert, im anderen mit einem Frauennamen – er wurde besser bewertet, wenn er mit einem Männernamen signiert war
• Die Adressaten von Vorurteilen erleben Auswirkungen auf ihr Selbstwertgefühl
– Beispiel: Studie Clark & Clark (1947): Dunkelhäutige Dreijährige in den USA konnten zwischen einer weißen und einer schwarzen Puppe wählen – fast alle wollten die weiße Puppe
• Heute gibt es diese krassen Unterschiede nicht mehr – dafür „subtilere“ Vorurteile, z.B. „modernen Sexismus“
• Vorurteile sind sehr änderungsresistent
– Beispiel: Nationalstereotype
Messung von Stereotypen/ Vorurteilen
• Explizit über Skalen
– Problem: eventuell sind nicht alle Komponenten eines Stereotyps bewusst zugänglich
– Problem: eventuell antworten die Befragten „sozial erwünscht“
• Implizit
– Messung über Indikatoren (z.B. soziale Distanz)
Bewertung der Leistungsfähigkeit nach Schichtzugehörigkeit, Darley & Gross (1983)
• Vpn sahen ein Video, das ein neunjähriges Mädchen bei einem Leistungstest zeigte
– Vorher hatte die Hälfte der Vpn erfahren, das Mädchen käme aus einer höheren Schicht, die andere Hälfte, es käme aus der Unterschicht
– Erstere Gruppe bewertete anschließend die Leistungsfähigkeit des Mädchens höher; beide Gruppen führten als Beleg die identischen Videobilder an!
Auswirkungen von geprimten Altersstereotyp, Bargh, Chen & Burrows (1996)
– Vpn sollten aus vorgegebenen Wörtern Sätze bilden
– Für die Hälfte der Teilnehmer waren die Wörter auf das „Altenstereotyp“ bezogen (z.B. grau, vergesslich, hilflos) – für die andere Hälfte neutrale Wörter
– Danach konnten die Vpn den Raum verlassen
– Es wurde gestoppt, wie lang sie bis zum Aufzug benötigten (9,75 Meter)
– Die mit dem Altersstereotyp „geprimten“ Vpn benötigten über 8 sec, die andere Gruppe benötigte 7 Sekunden (sig. Unterschied)
Automatische Aktivierung von Stereotypen, Chen & Bargh (1997)
- Weißen Vpn wurden subliminal Gesichter weißer oder schwarzer Männer gezeigt
- Dann interagierten sie kurz mit einer anderen Person, die an der ersten Phase nicht teilgenommen hatte
- Beobachter und Interaktionspartner schätzten diejenigen, die schwarzen Gesichtern ausgesetzt gewesen waren, als feindseliger ein
Der Rebound-Effekt: Macrae, Bodenhausen, Milne & Jetten, 1994
- Vpn wurde das Bild eines Skinhead gezeigt und sie sollten eine Beschreibung machen
- Später beurteilten alle Vpn einen weiteren Skinhead – ohne Instruktion
- Bei der ersten Beurteilung konnte das Stereotyp unterdrückt werden, bei der zweiten nicht mehr
=> bewusste Unterdrückung stereotyper Denk- und Wahrnehmungsweisen führt dazu, dass Stereotype letztlich sogar noch wesentlich verstärkt zum Ausdruck kommen
Stereotype threat
• Stereotype wirken nicht nur gegenüber anderen, sondern können auch das eigene Verhalten beeinflussen
• Z.B. Mädchen und Mathematik:
– Wenn Mädchen gesagt wird, dass die im Folgenden zu bearbeitende Matheaufgabe in der Vergangenheit von Mädchen schlechter gelöst worden wäre als von Jungen, dann schneiden sie tatsächlich schlechter ab als wenn sie diese Info nicht bekommen haben.
• Ähnlich bei nationalen Stereotypen
Unter welchen Bedingungen werden Vorurteile bevorzugt angewandt?
- Wenn Vorurteile sehr stark sind
- Wenn die Motivation zu vorurteilsfreiem Verhalten gering ist
- Wenn die Assoziation zwischen bestimmten Vorurteilen und bestimmten Verhaltensweisen stark ist
- Wenn die kognitive Kapazität eingeschränkt ist
- Wenn ein vorurteils“freundlicher“ Kontext besteht
Wie kommt es zu Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung?
• Lernen, Erfahrung (Modell-Lernen, Konditionierung etc.):
Die Theorie des sozialen Lernens besagt, dass wir die angemessenen Normen unserer Kultur – einschließlich Stereotype und Einstellungen mit Vorurteilen – von Erwachsenen, Peers, den Medien und anderen Aspekten der Kultur erlernen.
• Kognitive Prozesse: Verzerrte Informationsverarbeitung (illusorische Korrelation, subtyping, sich selbst erfüllende Prophezeiung)
- Soziale Kategorisierung: Eigen- vs. Fremdgruppe
- Gruppenkonfliktperspektive: Konkurrenz als Quelle von Vorurteilen und Diskriminierung
Illusorische Korrelation
- Die Tendenz, Beziehungen zwischen Variablen zu sehen, obwohl keine da sind (Hamilton & Gifford, 1976)
- Studie: Vpn bekommen eine Liste von Verhaltensbeschreibungen vorgelegt, die Mitglieder der Gruppe A oder Mitglieder der Gruppe B gezeigt haben (Beispiel: Peter, ein Mitglied der Gruppe A, hilft einer alten Dame über die Straße)
- Mitglieder der Gruppe A werden häufiger erwähnt als solche der Gruppe B
- Die Relation positiver zu negativer Verhaltensweisen ist in beiden Gruppen gleich
Gruppe von 100 A Leuten
18 positive Verhaltensweisen
8 negative Verhaltensweisen
Gruppe von 20 B Leuten
9 positive Verhaltensweisen
4 negative Verhaltensweisen
=> relativ mehr positives Verhalten der Gruppe A als der Gruppe B wird erinnert
=> Gruppe A wird besser beurteilt als B (illusorische Korrelation)
Self-fulfilling prophecy
Man sieht und erinnert das, was zum Stereotyp passt, einfacher als das, was nicht zum Stereotyp passt
=> Auswirkungen auf Verhalten, z.B. mehr Zuwendung der Lehrerin zu bestimmtem Kind
=> Ergebnis: tatsächlich bessere Noten
=> wird auf Stereotyp attribuiert, dabei eigentlich Ursache verhalten
Subtyping
Für stereotypinkonsistente Examplare wird eine „Unterkategorie“ gebildet, die aber das Stereotyp an sich nicht tangiert
Mathematisch begabte Frauen werden als untypisch
für die soziale Kategorie „Frauen“ angesehen und deshalb nicht mehr als der Kategorie zugehörig betrachtet. Als Folge bildet sich ein Substereotyp aus, wie beispielsweise mathematisch begabte „Mannsweiber“.
=> Durch Subtyping kann Frauen-Stereotyp trotz abweichender Information unverändert bestehen bleiben, wird deshalb auch als Prozess aufgefasst, der zur Erhaltung von Stereotypen beiträgt
Soziale Kategorisierung
Personen werden – automatisch – in Gruppen eingeteilt
• Weil das die Informationsverarbeitung erleichtert
• Weil eine Motivation zur Kategorisierung in Gruppen besteht
Besonders wichtig hierbei: Einteilung in „Eigengruppe“ vs. „Fremdgruppe“
=> Folgen:
– Eigengruppenbias – die eigene Gruppe wird positiver gesehen als die Fremdgruppe
– Fremdgruppenhomogenität: die Fremdgruppe wird als in sich homogener gesehen als sie ist und auch als homogener als die eigene Gruppe
– Beispiel: Studie Quattrone & Jones, 1980
• Folge: stärkere Stereotypisierung und negativere Bewertung der Fremdgruppe