03 Hilfreiches Verhalten Flashcards

1
Q

Was ist prosoziales Verhalten?

Was ist Altruismus?

A

Prosoziales “Verhalten” ist…
…freiwillig
…intentional
…Wohltat für den Empfänger

  • Altruismus: “Motivation”, einer anderen Person zu helfen, auch wenn das mit Kosten für die eigene Person verbunden ist („selbstlos“)
  • Frage: Gibt es „reinen“ Altruismus?
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2
Q

Wenn Evolution das Überleben der Stärksten bedeutet, wie kann man dann innerhalb dieses Ansatzes Altruismus erklären?

A

Möglichkeit: Verwandtenselektion, „inclusive fitness“: Verhaltensweisen, die einem Blutsverwandten zugute kommen, dienen dem Überleben der eigenen Gene

Möglichkeit: Reziproker Altruismus und Reziprozitätsnorm: Erwartung, dass Hilfeleistung erwidert wird

Möglichkeit: Das Erlernen sozialer Normen, z.B. Norm der Fairness, Norm der sozialen Verantwortung

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3
Q

Prosoziales Verhalten und sozialer Austausch

A

Theorie des sozialen Austausches:
betrachtet Hilfeverhalten als ein Abwägen des Lohnes gegenüber den Kosten: Hilfeleistung ist etwas, das aus Eigeninteresse geschieht – d. h. in Situationen, in denen die Belohnung für dieses Verhalten größer ist als die Kosten

Z.B. Kosten – Nutzen Modell von Piliavin et al (1981)

Kosten der Nicht-Hilfe für Empfänger + Kosten der Hilfe für potentiellen Helfer

hoch + niedrig -> Direkte Hilfe
hoch + hoch -> Indirekte Hilfe, Umdefinition der Situation (oder Abwehrmechanismen, Herabsetzung des Opfers, Diffusion der Verantwortung)
niedrig + hoch -> Ignorieren, Verleugnen oder Fliehen
niedrig + niedrig -> keine direkte Voraussage möglich, situationsabhängig

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4
Q

Empathie – Altruismus Hypothese

A

Die Übernahme der Perspektive einer hilfsbedürftigen Person führt zu Gefühlen empathischer Betroffenheit, die das altruistische Motiv, den misslichen Zustand der anderen Person zu reduzieren, hervorrufen (Batson et al., 1991)

Bei Wahrnehmung, dass jemand Hilfe braucht:

Übernahme der Perspektive -> emotionale Reaktion: Empathie -> Art des Motivs: altruistisch -> Befriedigung des Motivs: Reduktion des Missbehagens der anderen Person

oder

keine Übernahme der Perspektive -> emotionale Reaktion: Unbehagen -> Art des Motivs: egoistisch -> Befriedigung des Motivs: Reduktion des eigenen Missbehagens

Die E-A-H besagt, dass empathische Sorge als altruistische Basis p.V. bei leichter und bei schwerer Fluchtmöglichkeit motiviert. Hingegen wird für persönliches Unbehagen angenommen, dass es als egoistische Basis p.V. nur bei schwerer Fluchtmöglichkeit motiviert, da die Person den Situationsdruck und die damit verbundene affektive Erregung überwinden möchte.

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5
Q

Studie zur Empathie-Altruismus-Hypothese von Toi & Batson (1982)

A
  • Vpn hören ein Tonband, auf dem Sprecherin erzählt, sie habe einen Unfall gehabt und sei deshalb mit ihren Kursaufgaben im Rückstand
  • Frage: Wird Vp zustimmen, Carol zu helfen?
  • Versuchsplan: 2 (Instruktion beim Anhören des Bandes: hohe Empathie vs. „objektiv“ sein) x 2 (wird man Carol später im eigenen Kurs sehen oder nicht?)

Ergebnis: hohe Empathie-Gruppe half, ohne Rücksicht auf Kosten und Lohn (bzw. Fluchtmöglichkeit),
niedrige Empathie-Gruppe half nur, wenn sie Carol begegnen würden und dann Schuldgefühle hätten.

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6
Q

Personale und kulturelle Determinanten der Hilfeleistung

A


Meist geringe Vorhersagekraft von Persönlichkeitseigenschaften, Hilfeverhalten stark situativ determiniert

Geschlechtsunterschiede: Frauen (freiwillige soziale Arbeit, Pflege etc.) und Männer (ritterlich-heroisches Verhalten) sind in unterschiedlichen Situationen hilfsbereit

Kulturelle Unterschiede:
– in interdependenten Kulturen gibt es größere Unterschiede in der Hilfsbereitschaft gegenüber Mitgliedern der eigenen vs. einer fremden Gruppe
– In Ländern, in denen entsprechende Werte hoch gehandelt werden, wird mehr geholfen (-> kollektivistisch)

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7
Q

Hilfeverhalten und momentane Stimmung

A

Hilfeverhalten wird zudem auch von der Stimmungslage eines Menschen beeinflusst. Sowohl eine positive als auch eine negative Stimmungslage kann Hilfeleistung steigern – im Gegensatz zu neutraler Stimmung.

Positive Stimmung: Personen, die in guter Laune sind, helfen mehr (z.B. Isen & Levin, 1972; Baron, 1997), weil:

  • man in positiver Stimmung positiver denkt
  • in positiver Stimmung gern etwas Gutes tut, um die positive Stimmung zu erhalten
  • in positiver Stimmung die Selbstaufmerksamkeit steigt

„Negative state relief“ Hypothese (Cialdini et al.): Menschen helfen anderen mit dem Ziel, sich selbst zu helfen
– Z.B. Schuldgefühle — vermehrte Hilfsbereitschaft
– Z.B. Traurigkeit — Versuch, sich aufzumuntern, indem man anderen hilft

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8
Q

Situative Determinanten der Hilfeleistung

A

• International: auf dem Land wird eher geholfen als in großen Städten, warum:
– Aufwachsen in ländlichen Gegenden fördert altruistische Persönlichkeit ??? Eher nein
– „urban overload“ Hypothese: Überlastung bei hoher Bevölkerungsdichte führt zu Rückzug auf die eigene Person – eher ja
-> Personen konzentrieren sich mehr auf sich, damit sie sich in Großstädten überhaupt zurechtfinden können -> Schutzverhalten
-> aber: Verhalten nur auf den Ort beschränkt, an dem man sich aufhält => Großstadtmensch auf Land ebenfalls hilfsbereiter und umgekehrt

• Situativ: die Anzahl von Zuschauern einer hilfefordernden Situation

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9
Q

Entscheidungsdiagramm zur “Bystander”-Intervention, Latané & Darley (1970)

A

Menschen durchlaufen einen Entscheidungsprozess in 5 Schritten, bevor sie jemandem helfen

  1. Ereignis bemerken
    - > wenn abgelenkt oder in Eile wird Ereignis nicht wahrgenommen => keine Hilfe
  2. Ereignis als Notfall interpretieren
    - > wenn pluralistische Ignoranz (Ereignis wird nicht als Notfall interpretiert) => keine Hilfe
  3. Verantwortung übernehmen
    - > wenn Verantwortungsdiffusion (persönliche Verantwortung wird nicht übernommen) => keine Hilfe
  4. Passende Art der Hilfeleistung erkennen
    - > bei fehlendem Wissen, fehlender Kompetenz kann nötige Hilfe nicht angeboten werden => keine Hilfe
  5. Entscheidung umsetzen
    - > wenn Gefahr für die eigene Person, rechtliche Belange, Scham -> Kosten für Hilfeleistung zu hoch => keine Hilfe
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10
Q

Pluralistische Ignoranz

A

beschreibt die Situation, in der eine Mehrheit eine Norm insgeheim ablehnt, jedoch fälschlicherweise davon ausgeht, dass die Mehrheit diese Norm akzeptiert (etwa: „jeder glaubt, dass alle anderen daran glauben, während in Wirklichkeit keiner daran glaubt“).

Wenn sich eine Gruppe von Menschen in einer mehrdeutigen, schwer einschätzbaren Situation befindet und keiner weiß, was zu tun ist, versuchen die Anwesenden aus der Beobachtung der jeweils anderen Hinweise auf mögliches sinnvolles Verhalten zu bekommen. Die Gruppe übt auf ihre einzelnen Mitglieder informativen sozialen Einfluss aus. Wenn die anderen aber ebenfalls ratlos sind, entsteht pluralistische Ignoranz. Diese führt − gemeinsam mit der Verantwortungsdiffusion − in einer Notfallsituation dazu, dass niemand einschreitet oder hilft, da sich jeder einzelne dem passiven Verhalten der Menge anpasst. Dies kann fatale Folgen haben, wenn sich niemand aus dieser pluralistischen Ignoranz herauslöst und zum Modell wird, dem die anderen Bystander (Zuschauer) folgen können.

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11
Q

Studie zur Verantwortungsdiffusion, Darley & Latane, 1968

A

Vpn nehmen – vermeintlich – an einer Gruppendiskussion teil, wobei sie jeweils getrennt in kleinen Kabinen saßen und nur über Mikrophon Kontakt aufnehmen konnten.
Einer der Teilnehmer hatte, gerade als er „dran“ war, einen Anfall, schrie nach Hilfe und wurde dann still.

Drei Bedingungen:
– Vp glaubt, sie sei mit der anderen Person allein
– Vp glaubt, es gäbe noch einen zusätzlichen Zeugen
– Vp glaubt, es gäbe noch vier andere Zeugen

AV: Wie schnell wird Hilfe geleistet?

Ergebnis: je mehr Zeugen, desto länger Reaktionszeit und Wahrscheinlichkeit für Hilfeleistung

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12
Q

Samariterexperiment, Darley & Batson, 1973

A

Zeitdruck vs. altruistische Gedanken

Theologiestudierende diskutieren in ihrem Kurs
– Probleme im Beruf oder
– Das Gleichnis vom guten Samariter

Anschließend müssen sie zu einem anderen Kurs gehen unter einer der folgenden Bedingungen
– Kein Zeitdruck
– Mittlerer Zeitdruck
– Hoher Zeitdruck

Frage: Werden sie einer Person, die sich gerade verletzt hat, helfen?

Ergebnis: Zeitdruck hat große Auswirkung auf Hilfeverhalten, altruistische Gedanken haben auch Einfluss, aber weniger als Zeitdruck

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13
Q

Probleme bei Hilfeleistung in Notfallsituationen

A

Pluralistische Ignoranz: Zeugen gehen davon aus, alles sei in Ordnung, weil die Anderen auch nichts tun

Verantwortungsdiffusion: „wenn die anderen nichts tun, tue ich auch nichts“

Bewertungsangst: Kann ich überhaupt helfen?

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14
Q

Bystanderexperiment Latane und Rodin, 1969

A

Frau fällt und verletzt sich

Bedingungen:

  • alleine -> 70% halfen
  • zwei Fremde -> 40% halfen
  • passiver Zuschauer -> 7% halfen
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15
Q

Hilfeleistung in Abhängigkeit von der Art der Beziehung

A

Sozial motivierte vs. Austauschbeziehungen
-> Hilfe geben, um Bedürfnisse des anderen zu befriedigen vs. Hilfe geben für eigenen Vorteil -> Hilfe im Gegenzug
=> Menschen sind Freunden gegenüber hilfsbereiter als Fremden, aber:

Selbstrelevante vs. nicht selbstrelevante Aufgaben (für Selbstwertgefühl)

  • > bei nicht selbstrelevanten Aufgaben: auch eher Freund als Fremdem helfen
  • > bei selbstrelevanten Aufgaben eher Hilfe für Fremden => Grund: schmerzt, wenn Freund in Bereich der für Selbstachtung entscheidend ist, besser ist
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16
Q

Förderung von Hilfeleistung

A
  • Bewusstmachen und Information über blockierende Faktoren, z.B. Strategien zur Prävention von bystander Effekten:
    • Mehrdeutigkeit der Situation verringern
    • Hilfebezogene Selbstwirksamkeit fördern
    • Identifikation mit denen, die Hilfe brauchen, fördern
    • Normen etablieren, die Hilfsbereitschaft stärken
  • Fordern und fördern freiwilliger sozialer Arbeit
  • Aber: Programme, die freiwillige soziale Arbeit fordern, können das Interesse daran erheblich herabsetzen. Menschen müssen das Gefühl haben, sie leisten soziale Arbeit freiwillig – sonst Reaktanzgefahr