02 Liebe Flashcards
Was ist Liebe?
Drei Emotions – Motivationssysteme:
- Libido (Sexualtrieb)
- Das „Attraktionssystem“ (romantische Liebe, sich in eine spezifische Person verlieben)
- Das Bindungssystem (kameradschaftliche Liebe) — Sicherheit, Vertrauen, Zusammengehörigkeit
Funktionen
- Reproduktion (Libido)
- Selektivität (Attraktivität)
- Erfüllung von elterlichen Pflichten (Bindung)
Verbunden mit je spezifischen neuralen Korrelaten und Verhalten
Neurologische Korrelate von Liebe
Konsistente Aktivierungsunterschiede im Gehirn •Kurze vs. lange Partnerschaft •Geliebter Partner vs. Freund •Mütterliche vs. romantische Liebe •Eigenes vs. fremdes Kind
Bartels & Zeki, 2000
Höhere endodermale Aktivität (bzw. GSR) bei geliebten Partnern als bei Freunden
Konzeptionen von Liebe
- Kameradschaftliche Liebe (Gefühle von Intimität und Zuneigung, aber keine Leidenschaft oder Erregung) vs. leidenschaftliche Liebe (intensive Sehnsucht und physiologische Erregung) (Hatfield, 1988)
- > 2-dimensionale Konzeption
- Sternberg: Dreieckstheorie der Liebe (1988)
- Unterschiede nach Kultur
Dreieckstheorie der Liebe (Sternberg, 1988)
7 verschiedene Formen von Liebe, die jeweils aus verschiedenen Anteilen von Intimität, Leidenschaft und Verbindlichkeit bestehen
Ecken:
- Intimität (Mögen - nur Intimität)
- Leidenschaft (Vernarrtheit - nur Leidenschaft)
- Verbindlichkeit (leere Liebe- nur Verbindlichkeit) -> z.B. Zwangsheirat
Seiten:
- Kameradschaftl. Liebe: Intimität und Verbindlichkeit -> z.B. älteres Ehepaar
- Einfältige Liebe: Leidenschaft und Verbindlichkeit
- Romantische Liebe: Intimität und Leidenschaft -> Urlaubsflirt
Mitte:
- Vollzogene Liebe: Intimität, Leidenschaft und Verbindlichkeit
Theorien von Liebe/Partnerschaft
- Evolutionstheoretische Perspektive zu Partnerwahl
- Lerntheoretische Konzeptionen
- Bindungstheorie und intime Beziehungen
- Längerfristige Entwicklung:
-> Prozessmodelle (z.B. Murstein, 1987)
-> Investitionsmodell (Rusbult, 1983)
>- Austauschtheorien
Liebe + Partnerschaft: Evolutionäre Ansätze
- Das Finden eines Sexualpartners erfordert, dass man seine Ressourcen aufzeigt
- Mensch wurde über die Evolution hinweg selektiert, auf bestimmte Merkmale beim anderen Geschlecht zu achten:
- > Männer bei Frauen nach Aussehen (als Zeichen für Gesundheit und damit Gebärfähigkeit)
- > Frauen bei Männern nach Alter, Wohlstand, Status oder sozialer Dominanz (als Zeichen für Unterstützungsmöglichkeit bei der Aufzucht der Nachkommen)
- Daraus folgt: Männern ist Attraktivität, Frauen Wohlstand als Partnerwahlkriterium wichtiger
- Und: Unterschiedliche „parentale Investitionen“ bestimmen Reaktionen auf Untreue:
- Männer sollten stärker auf sexuelle Untreue reagieren (Zweifel an der Vaterschaft)
- Frauen sollten stärker auf emotionale Untreue reagieren (Zweifel an Zuverlässigkeit)
Studie zu psychophysiologischen Reaktionen auf vorgestellte Untreue (Harris, 2000)
- Experiment 1: Vpn sollen sich zwei Untreue-Szenarios vorstellen, dabei werden physiologische Maße genommen.
Szenario: Denken Sie an eine intensive Liebesbeziehung, die Sie haben, hatten oder haben werden. Jetzt stellen Sie sich vor, dass Ihr(e) Partner(in) sich für jemand anders interessiert.
• Entweder: stellen Sie sich vor, dass Ihr(e) Partner(in) Sex mit der anderen Person hat
• Oder: Stellen Sie sich vor, dass Ihr(e) Partner(in) sich in die andere Person verliebt - Versuchen Sie, die Gefühle zu erleben, die Sie hätten, falls Ihnen das passieren würde
-> Ergebnis: in beiden Bedingungen nur bei Männern signifikant - Experiment 2 nur Männer (Unterscheidung Untreue vs. Fantasie mit Partner)
- > Ergebnis: signifikant größer bei sexueller Untreue
- Experiment 3 nur Frauen (Unterscheidung nach mit vs. ohne sexuelle Beziehungserfahrung)
- > Ergebnis: Frauen reagieren auf sexuelle Untreue (zumindest kurzfristig) stärker
Reaktivität von Frauen im Menstruationszyklus (Gildersleeve et al., 2014)
Die ovulatorische Veränderungshypothese:
- Frauen empfinden in den fruchtbaren Tagen mehr sexuelle Attraktion gegenüber Männern als in den unfruchtbaren Tagen
- Gilt für „short-term attractiveness“
- Nicht jedoch für „long-term attractiveness“
Bindungsstile und intime Beziehungen
- Bindungsstil: Erwartungen über Beziehungen entwickeln sich in früher Kindheit (Bowlby, Ainsworth)
- Kindlicher Bindungsstil wird „Arbeitsmodell“ für spätere Bindungen – kein Determinismus, aber gewisse Wahrscheinlichkeit
- Studien: etwa ein Drittel der Befragten verändert den Bindungsstil über die Zeit
- Zusammenhang zwischen Bindungsstil und Beziehungsentwicklung
Welche Faktoren kennzeichnen den Beziehungsprozess?
Faktoren für Zufriedenheit über die Zeit
- Vertrautheit; Sorge um den anderen; Verständnis; Bestätigung
Beziehungsdialektik: enge Beziehungen befinden sich immer in Veränderung und sind durch widersprechende Kräfte gekennzeichnet:
- Autonomie / Verbundenheit
- Neuheit / Vorhersagbarkeit (z.B. Studie Aron et al., 2000)
- Offenheit / Verschlossenheit
SVR (Stimulus Value Role) Ansatz (Murstein, 1987)
Wir wählen Freunde und Partner in einem 3-Phasen-Modell aus und sortieren auf jeder Stufe aus.
Anfangs kommt es viel auf äußere Reize an. (Stimulus)
Dann spielen Werte eine Rolle. (Value)
Dann kommt es auf das Thema Rollenbilder an. (Role) -> um funktionierende Beziehung zu gewährleisten
Investitionsmodell der Bindung (Rusbult, 1983)
Bindung von Menschen an eine Beziehung hängt von verschiedenen Variablen ab:
- Zufriedenheit der Beziehung basiert auf Vergleich ihres Nutzens mit ihren Kosten und der Festlegung, ob ihren allgemeinen Erwartungen, was sie in einer Beziehung erhalten sollten, entsprochen wird (Vergleichsniveau).
- Hingabe und Verpflichtung der Beziehung gegenüber (=Bindung an Beziehung) hängt ab von:
- wie zufrieden sie sind
- ihr Gefühl, wie viel sie in die Beziehung investiert haben
- ob sie gute Alternativen zu dieser Beziehung haben - Diese Bindungsvariablen sagen wiederum voraus, wie stabil die Beziehung sein wird
Bsp: Frau hat Gefühl mehr Kosten als Nutzen aus Beziehung zu ziehen -> weniger Zufriedenheit. Wenn sie bis jetzt wenig investiert hat und eine attraktive Person sie nach Date fragen würde, hätte sie niedrigen Grad von Bindung an Beziehung. Endresultat -> niedrige Stabilität => höchstwahrscheinlich Trennung
Austauschbeziehungen vs. sozial motivierte Beziehungen
Austauschbeziehung: gerechter Austausch von Kosten und Nutzen
=> Belange der Ausgewogenheit (Equity):
- Gefallen sofort zurückzahlen
- sonst ausgebeutet fühlen
- Buch darüber führen, wer was zur Beziehung beiträgt
- Dem anderen zu helfen wirkt sich nicht auf eigene Stimmung aus
Gemeinschaftliche/sozial motivierte Beziehungen: man möchte auf die Bedürfnisse der anderen Person eingehen (z.B. Elternschaft)
=> Empfänglichkeit für die Bedürfnisse des anderen:
- möchten es nicht, dass Gefallen sofort zurückgezahlt wird
- fühlen sich nicht ausgebeutet, wenn für Gefallen nichts zurückbekommen
- führen nicht Buch darüber, wer was beiträgt
- wenn anderen helfen, positive Auswirkung auf eigene Stimmung
Studie Grote & Frieze (1998)
- Wie erinnern sich Ehepaare (Alter zwischen 44 und 47 Jahre; im Durchschnitt 18 Jahre verheiratet) an den Beginn ihrer Liebesbeziehung und wie nehmen sie diese heute wahr?
- Eros („leidenschaftliche Liebe“; 4 vs. 3.8) und Ludus („spielerisch herausfordernde Liebe“; 2.4 vs. 1.8) wurde früher als höher wahrgenommen
- Agape („fürsorgliche Liebe“) als gegenwärtig höher (nur Männer 3.5 vs. 3.8; Frauen 3.4 vs. 3.3)
- Zu Beginn der Beziehung größere Unterschiede in der Liebeswahrnehmung zwischen Männern und Frauen als gegenwärtig
- Wahrnehmungen in der Veränderung der Liebesbeziehung hatten wichtige Implikationen für die gegenwärtige Zufriedenheit mit der Beziehung (Eros: sexuelle Zufriedenheit; kameradschaftliche Liebe: Vertrauen)
Faktoren für Zufriedenheit in Beziehungen
- Vertrautheit wichtiger Faktor
- Konfliktbewältigung: offen, konstruktiv, höflich, nicht vermeidend
- Bindungsstil: sicher
- Attributionsmuster: Neg. Verhalten external, variabel attribueren, pos. Verhalten internal, global attribuieren
- Sozialer Vergleich: Paare denen es besser geht: das können wir auch erreichen, Paare denen es schelchter geht: das passiert uns nicht, bei uns ist es anders!!!
- Equity langfristig hergestellt spielt schon eine Rolle