05 Konformität Flashcards

1
Q

Sozialer Einfluss (Definition)

A

„Veränderung von Einstellungen, Überzeugungen, Meinungen, Werten bzw. Verhaltensweisen infolge der Tatsache, dass man mit den Einstellungen, Überzeugungen, Meinungen, Werten bzw. Verhaltensweisen anderer Menschen konfrontiert ist.“
(Hewstone & Martin, 2007)

Kann sozialen Einfluss danach einteilen, welches Ausmaß an Druck auf Individuum ausgeübt wird, von einzelner anderen Person, Personengruppe oder Institution und ob der einzelne sich diesem Druck beugt oder nicht. -> Kontinuum des sozialen Einflusses

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2
Q

Kontinuum des sozialen Einflusses

A

Unterschiedlicher Grad an Druck, der auf das Individuum ausgeübt wird:

Zwang: Einfluss nachgeben Zwang: Einfluss widerstehen

Gehorsam Unabhängigkeit -> Selbstsicherheit (Assertiveness) -> Widerstand (Defiance)

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3
Q

Konformität, Majoritäts- und Minoritätseinfluss

A

Anpassung an die Meinung anderer

Anpassung an Mehrheit von Gruppenmitgliedern

Anpassung an Minderheit von Gruppenmitgliedern

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4
Q

Informationaler sozialer Einfluss

A

–beruht auf dem Bedürfnis, richtig zu liegen
–kommt v.a. in neuen, mehrdeutigen Situationen zum Tragen
–Informationen, die man von anderen erhalten hat, werden als Hinweis auf die Realität akzeptiert
–Anpassung, weil die Interpretation anderer für zutreffender gehalten wird
- nach Prinzip der sozialen Bewährtheit: das, was viele Personen machen, wird schon richtig sein
–führt zu privater Akzeptanz (Konversion), d.h. wird auch an dieser Meinung oder diesem Verhalten festhalten, wenn man allein ist

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5
Q

Studie zum autokinetischen Effekt, Sherif (1936)

A
  • Autokinetischer Effekt = Lichtpunkt in dunklem Raum, jeder Betrachter nimmt dabei eine unterschiedlich große Bewegung des Lichts wahr => mehrdeutig
  • VP sollen Einschätzung über Bewegung des Punktes zunächst alleine, dann in Gruppen abgeben
  • Wenn Personen mit unterschiedlichen Normen zusammengebracht wurden, dann konvergierten die Urteile während der ersten Sitzung in Richtung einer gemeinsamen Position -> Gruppennorm
    => Nicht wirklich Mehrheit, da zwei bis drei Personen mit unterschiedlichen persönlichen Normen
  • Experiment zeigt, dass in mehrdeutigen Situationen die Antworten anderer Personen als Informationsquelle, zur Orientierung herangezogen werden, das eigene Bezugssystem wird aufgegeben und man gleicht es an das der anderen an
  • bei anderer Bedingung so vorgegangen, dass Urteil erst in Gruppe, dann alleine abgegeben werden soll: entwickelte Gruppennorm bleib in späterer Sitzung, in welche Person allein war, erhalten
  • nicht nur öffentliche Meinungsäußerung, sondern neues Bezugssystem wird auch privat akzeptiert, Definition der Realität wird übernommen, auch wenn man in neue Gruppe eingeteilt wird und auch nach einem Jahr noch ließ sich Wirkung zeigen
  • Zeigt, wie bei mehrdeutigen Situationen Interpretationen anderer als akkurat übernommen werden
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6
Q

Normativer sozialer Einfluss

A

– beruht auf dem Bedürfnis, von anderen gemocht und akzeptiert zu werden, Harmonie aufrecht zu erhalten
– Erwartungen anderer werden zur Grundlage für eigenes Verhalten
– Anpassung, weil man sozialen Sanktionen entgehen möchte
– führt zu öffentlicher Compliance (=Konformität), aber nicht unbedingt zu privater Akzeptanz

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7
Q

Linien-Studie, Asch (1955)

A

• Vergleich der Länge von Linien
• Urteil soll öffentlich abgegeben werden:
allein vs. Gruppe
• Gruppe: 7-9 Personen, nur eine „echte“ VP an vorletzter Stelle
• Vertraute des VL geben in 12 (von 18) Durchgängen einmütig falsches Urteil ab

• Kontrollgruppe
– 95% der Personen ohne Fehler, d.h. 5% antworten mindestens einmal falsch => in 99% der Fälle richtige Antwort (mittlere Fehlerquote: 0.7%)
• Experimentalgruppe
–75% der Personen antworten mindestens einmal falsch
=> in 37% der Fälle falsche Antwort

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8
Q

Variationen des Asch-Paradigmas (Linien-Studie)

A

• Einfluss stärker normativ als informational (=> da ja auch eindeutige Aufgabe, anders als bei Sherif)
– Wenn VP ihr Urteil anonym (schriftlich) abgeben soll, dann sinkt Fehlerrate auf 12.5%
• Anzahl der Majoritätsmitglieder variiert
– drastischer Anstieg der Konformität zwischen 1-3 Mitgliedern
– danach nimmt die jeweilige Steigerung pro zusätzlicher Person ab
– Unabhängigkeit der Urteile entscheidend
• Soziale Unterstützung
– Konformitätsrate sinkt deutlich, wenn die Versuchsperson von einer weiteren abweichenden Person unterstützt wird => Einstimmigkeit der Mehrheit entscheidend
– Wirkung sozialer Unterstützung hält an, wenn der Partner nicht mehr anwesend ist, nicht aber, wenn er zur Mehrheit überläuft

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9
Q

Studie Anderson et al. (1992) in 54 Kulturen:

Zusammenhang zwischen Nahrungsangebot und Körperbild

A

Zusammenhang zwischen dem Nahrungsangebot und dem idealen Körperbild => mit zunehmendem Nahrungsangebot nimmt Vorliebe für durchschnittliche bis sehr füllige Körper ab

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10
Q

Studie Silverstein et al. (1986): Analyse von Frauenfotos zwischen 1901 und 1981 in „Lady‘s home Journal“ und „Vogue“

A

Durchschnittliches Verhältnis Brustumfang/Taille von Models in Zeitschriften

Ergebnis: Wandel des Idealkörpers der Frau

  • Beginn 20. Jh. = sehr füllig
  • 20er = spindeldürr
  • 40er/50er = etwas fülliger und kurvenreicher (Moroe)
  • ab 60er = sehr dünn
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11
Q

Welche Arten von sozialem Einfluss auf Körperbild der Frau?

A

Informationaler sozialer Einfluss: Frauenbild in den Medien (so sieht eine Frau normalerweise aus)

Normativer sozialer Einfluss: Veränderung des eigenen Körpers (so muss eine Frau aussehen)

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12
Q

Social Impact Theory

A

• Latané (1981)

• Sozialer Einfluss ist eine Funktion von
– Stärke bzw. Macht der einflussnehmenden Person(en) (Status, Fähigkeit, Beziehung zur Zielperson)
– Unmittelbarkeit der einflussnehmenden Person(en) (räumliche, zeitliche Nähe)
– Anzahl der einflussnehmenden Person(en) Latané (1981) -> ab 4 Personen gleichbleibender Einfluss

• Mithilfe eines mathematischen Modells lässt sich das Ausmaß von Konformität vorhersagen

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13
Q

Moderatorvariablen des Majoritätseinflusses

A

• Bedeutsamkeit der Gruppenzugehörigkeit
• Glaubwürdigkeit bzw. Expertise
• Unmittelbarkeit
• Gruppengröße
-> auch informationalen Einfluss steigt, aber nur dann, wenn Person den Eindruck hat, dass andere unabhängig voneinander zu Urteil gekommen sind und nicht redundante Gründe oder Argumente haben, sonst hat weitere Personen keinen zusätzlichen Informationswert
• Einstimmigkeit
• Kulturelle Unterschiede
- Selbstdefinition: Konformität auch positiver bewertet und als Zeichen von Takt und Feingefühl gewertet und nicht als Schwäche, v.a. wenn man sich mit Gruppe identifiziert (Metaanalyse Bond & Smith, 1996)
- Zeiteinflüsse: Konformität ist heute niedriger als vor 50 Jahren, weniger betont in Erziehung und sozialen Normen
- Geschlecht: Frauen eher konform, wenn es um offenes beobachtbares Verhalten geht => soziale Rollen: Frauen erzogen anpassungsfähig und liebenswürdig zu sein, Männer sollen sich behaupten und durchsetzen können
• Art des Urteilgegenstands: Konformität macht keinen Sinn, wenn wir keines der beiden Bedürfnisse befriedigen können: wenn es keine eindeutig richtige Lösung gibt, reine Geschmackssachen
• (Persönliche) Bedeutsamkeit eines korrekten Urteils: mit steigender Motivation ein korrektes Urteil zu fällen sinkt normativer und steigt informationaler Einfluss

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14
Q

Baron et al. (1996): Coverstory „Genauigkeit von Zeugenaussagen“

A

• Vp sollen „Täter“ identifizieren: Jeweils 13 Durchgänge: Vp sieht Stimulus und soll anschließend aus den vier dargebotenen Personen die richtige auswählen

• Unabhängige Variablen:
– Aufgabenschwierigkeit (Darbietungszeit: 0,5 sec vs. 5 sec)
– Bedeutsamkeit eines korrekten Urteils: echter Test, der bald eingesetzt werden soll – Entwicklung von Testnormen – plus 20$ für die Person, die am besten abschneidet; versus: Test in Vorform, noch lange nicht fertig
– KG: alleine; EG: VP + 2 Konföderierte geben Urteil öffentlich ab

Hypothesen
• Einfache Aufgabe: v.a. normativer Einfluss
 hohe Bedeutsamkeit: geringere Konformität
 niedrige Bedeutsamkeit: höhere Konformität
• Schwere Aufgabe: v.a. informativer Einfluss
 hohe Bedeutsamkeit: höhere Konformität
 niedrige Bedeutsamkeit: geringere Konformität

Ergebnisse
Konformität aufgrund normativen Einflusses sinkt mit der Bedeutsamkeit eines korrekten Urteils, während sie in mehrdeutigen Situationen aufgrund des informationalen Einflusses ansteigt.

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15
Q

Gefahren des Majoritätseinflusses

A
  • Informationaler sozialer Einfluss gefährlich, wenn andere auch nicht mehr Informationen als wir selbst, z.B. Pluralistische Ignoranz in Notfallsituationen
    z.B. „Ansteckung“ in Menschenmengen
    => „Psychogene Massenerkrankung“
  • Normativer sozialer Einfluss: Ungesundes, unvernünftiges Verhalten
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16
Q

Wie kann man sich dem Majoritätseinfluss entziehen?

A

– Man kann sich unzulässigem oder ungenauem informationalem sozialen Einfluss widersetzen
• Nötiges Wissen beschaffen; Experte anwesend?
• Sinnvolle Aktionen oder irrational und unmoralisch?

– Normativen Einfluss bewusst machen
• Verbündete suchen
• Sich Konsequenzen von Non-Konformität bewusst machen (häufig gar nicht so schlimm!)