Wünschenswerte Erschwernisse Flashcards
1
Q
- Wünschenswerte Erschwernisse
A
= Phänomene und Maßnahmen, die das Lernen kurzfristig zwar erschweren, es mittel- und langfristig aber erleichtern
2
Q
Verteiltes Lernen
A
- Für Behalten besser nicht massiert (als Ganzes am Stück) sondern zeitlich auf verschiedene Lernphasen verteilt zu lernen
- Effekt belegt für unterschiedliche Lernanforderungen, zeitliche Abstände und Altersgruppen
- Experiment mit Grundschulkindern
o Test des Vorwissens zu bestimmtem Thema (Biotope)
o UV: 4 Stunden massierter Unterricht zu anderem Biotop an einem Tag vs. je 1 Stunde am Tag an vier aufeinanderfolgenden Tagen
o AV: Ergebnisse im Nachtest (identisch zu Vorwissenstest)
o Ergebnisse: größerer Wissenszuwachs von Vor- zu Nachtest bei Kindern, die verteilt gelernt hatten + besserer Wissenstransfer - Anwendung im Schulkontext (Bisher noch wenig Anwendung, da nicht effektiv für schnelles „Bulimie-Lernen“ vor Klausuren)
o Lehrer sollten …
Lerninhalte zeitlich verteilt behandeln, wiederholt Wissen auffrischen
Hausaufgaben zu einem Thema auf mehrere Zeitpunkte aufteilen
Schülern den Vorteil des verteilten Lernens mit eigenen Experimenten aufzeigen
3
Q
Verschachteltes Lernen
A
- =erweiterte Form des verteilten Lernens
- Inhalte vermischt behandeln (abcabcabcabc) und nicht geblockt/nacheinander (aaaabbbbcccc)
- Inhalte, Konzepte, Prinzipien oder Repräsentationsformen immer wieder abwechselnd erarbeiten und ausführlich üben, bevor nächster Inhalt behandelt wird mittelfristig effektiver als geblocktes Lernen
- Studie mit 6.-Klässler/innen
o Einführung eines neuen Algebra-Themas (Addition und Multiplikation von Variablen)
o UV: Aufteilung der Klasse in geblocktes Lernen (erst Addition, dann Multiplikation) vs. verschachteltes Lernen (abwechselnd Addition und Multiplikation)
o AV: Leistung in Bearbeitung von Arbeitsblättern während Trainingsphase, nach einem Tag, nach einer Woche, nach 3 Monaten
o Ergebnisse
Kurzfristiger Vorteil des geblockten Lernens sowohl bei Wiederholungsaufgaben als auch bei Aufgaben, die sich auf neue Inhalte bezogen
Langfristig allerdings umgekehrte Ergebnisse
Schüler*innen in geblockter Bedingung: mehr Fehlvorstellungen als in verschachtelter Bedingung - Erklärung für Ergebnisse
o Mehr Anregung zu kognitiv anspruchsvolleren Aktivitäten: z.B. Vergleiche anstellen und Unterschiede zwischen algebraischen Operationen untersuchen; Entscheiden, wann welche Strategie besser ist fruchtbare Vergleichsprozesse durch Kontrastierung der Inhalte
4
Q
Generierungseffekt
A
- = Effekt, der besagt, dass Wissen besser und nachhaltiger erinnert wird, wenn Lernende die Lösung für ein Problem selbst entwickeln und Wissen generieren als wenn es vorgegeben wird
- Klassisches Experiment:
o UV: Wörter nach einfachen Vorgaben selbst finden (z.B. lang – k gesuchtes Wort: kurz) versus vorgegebene Wörter nur lesen
o AV: Anzahl erinnerter Wörter
o Ergebnisse: in Generierungs-Bedingung konnten mehr Wörter erinnert werden als in Lese-Bedingung - Robuster Effekt, aber Schwierigkeit der Anwendung im schulischen Kontext
o Nur hilfreich, wenn zentrale Inhalte erfasst werden und korrekte Lösungen entwickelt werden fällt vielen Lernenden schwer, nur etwa 1/3 der zentralen Lerninhalte wird oftmals aufgenommen
o Bei komplexen Inhalten oder schwächeren Lernenden eventuell nicht genug freie Lernkapazitäten - Hilfreiche Lernkonzepte:
o Selbstständiges Lernen mit ausgearbeiteten Lösungsbeispielen oder mit gestuften Lernhilfen
o Feedback wichtig, um das Erinnern falscher selbst generierter Informationen zu verhindern
5
Q
Tests als Lerngelegenheiten
A
- Abfrage des Gelernten und der dadurch erforderliche Abruf aus dem Langzeitgedächtnis fördern das längerfristige Behalten weitaus stärker als herkömmliche didaktische Maßnahmen wie die Wiederholung von Inhalten.
- Beispiel Studie mit Studierenden:
o Aufgabe: Text abschnittsweise lesen
o UV: nach jedem Abschnitt Text nochmal wiederholen (Wiederholungsgruppe) versus so viele Informationen erinnern wie möglich und aufschreiben (Testungsgruppe)
o AV: Leistung in einer Wissensabfrage kurz nach dem Lernen, zwei Tage danach, eine Woche danach
o Ergebnisse:
Kurzfristig Wiederholungsgruppe besser, langfristig allerdings deutlich Testungsgruppe - Wichtig: Feedback bei falsch erinnerter Information
- Einsatz von (unbewerteten) Tests als Lerngelegenheit großes Potential, wirksame didaktische Maßnahme
- Sowohl für Auswendiglernen einzelner Infos als auch für längerfristiges Behalten aus Lehrtexten
- Erklärungen:
o Training des wiederholten Abrufens von Infos aus dem Gedächtnis Infos können auch in Zukunft leichter behalten und abgerufen werden
o Vorhandenes Wissen wird besser verknüpft und organisiert, Wissenslücken werden eher bemerkt