E-Learning u. kollaboratives Lernen Flashcards
Kooperatives Lernen:
Die Formen der Kooperation gehen fließend ineinander über
Formalisiert: gezielte Formen der Kooperation werden vorgegeben durch Lernziel und Unterrichtsmethode
Informell: Gelegenheit zur Zusammenarbeit besteht, die nicht kontinuierlich verfügbar sein muss und nicht wahrgenommen werden muss (meist zeitlich begrenzt)
Kooperative Gruppen: längerfristige Kooperationsstrukturen (Learning Communities), Kooperation kann selbstorganisiert ablaufen und ist meist wenig formalisiert
Diskursive Kooperation (academic controversy): Austausch unterschiedlicher Auffassungen mit dem Ziel einer Einigung
Förderansätze
Direktive Förderansätze: Aufgabe ausführlich erklären, individuelle Verantwortung zeigen, Erfolgskriterien festlegen und die erwarteten sozialen Kompetenzen, Gruppenaktivität monitoren, Lernerfolg des Individuums und der Gruppe rückmelden
Indirekte Förderansätze: Scripting (methodische Rahmenvorgabe) wie Brainstorming, gegenseitige Bewertungen, Kommentierung von Aufgabenlösungen der anderen
Übergeordnete didaktische Maßnahmen
Übergeordnete didaktische Maßnahmen:
Reziprokes Lehren (Schüler wechseln von der Rolle des Lernenden in die des Lehrenden und umgekehrt)
Gruppenpuzzle (Kleingruppen erarbeiten sich einen bestimmten Themenbereich, als Experten tauschen sie sich mit den Mitgliedern der anderen Gruppen aus)
Gruppenrecherche (Beschaffung und Analyse von Informationen, gemeinsame Präsentation und Evaluation)
Gruppenrallye (Beschaffung und Analyse von Informationen, die Gruppe als Ganzes wird bewertet)
Auch diese Ansätze werden in der Praxis kombiniert und mit unterschiedlichen Freiheitsgraden durchgeführt.
Voraussetzungen von kooperativem Lernen
Lernende
o Fähigkeit zum selbstgesteuerten Lernen
o Kompetenzen der Ressourcenallokation
o Wissen zur Überprüfung des eigenen Verständnisses
o Techniken zur Sammlung wesentlicher Informationen
o Kommunikative Kompetenzen
o Fähigkeit, Aufgaben aufzuteilen und zu koordinieren
o Gegenseitige und gemeinsame Überwachung von Lösungsprozessen und Ergebnissen
Aufgabe
o Gewisses Maß an Komplexität, um eine Aufteilung sinnvoll gestalten zu können
o Genese multipler Perspektiven zulassen
o Komplexe Probleme, die eine heuristische Lösestrategie erfordern
o Diversität durch ill-structured Probleme
PBL
Das Problembasierte Lernen (PBL) ist eine Form des kooperativen Lernens. Dabei werden den Lernenden der Realität nachempfundene oder direkt kopierte Probleme (authentische Probleme) vorgestellt, die diese in Kleingruppen lösen sollen. Sie bilden stabile Lern- und Wissensgemeinschaften, die sich die Inhalte des Curriculums erarbeiten. Tutoren unterstützen den Prozess. Es wechseln sich Phasen des individuellen Lernens und des kollaborativen Lernens ab. Durch die sorgfältige Gestaltung und Anordnung von Problemen entsteht ein Curriculum. Meist sind die Probleme interdisziplinär. Der gemeinsame Wissensstand einer Gruppe wird als common ground bezeichnet. Durch weiteres Selbststudium werden Wissenslücken geschlossen. Als Lernressourcen dienen verschiedene Quellen wie Vorlesungen, Seminare, spezifische Literatur und Literaturangaben oder auch die Dozenten.
Problempräsentation: eine authentische Problemstellung aus einem komplexen Inhaltsbereich mit wenig Vorstrukturierung wird vorgestellt
Problemdiskussion: aus der Inkongruenz zwischen den Lernenden, ihrem Vorwissen und den Lernzielen entstehen Diskussionen, bei denen das Problem erörtert und besprochen wird, der Konflikt zwischen Ausgangszustand und Endzustand dient als Katalysator für den weiteren Wissenserwerb (Zone der proximalen Distanz: Assimilation und Akkomodation)
Individuelle Lernphase: die aus der Diskussion entstandenen Lernziele werden individuell bis zur nächsten Sitzung erarbeitet
Abschlussdiskussion: alternative Lösungsvorschläge, Überprüfung der Lernziele in Verbindung mit der Problemstellung, Reflexion des Problems
Wird ein Problem nach dem Erwerb neuen Wissens weiter behandelt, so heißt das open loop PBL, es dominiert jedoch in der Praxis der closed loop.
Alternative Prozessbeschreibungen
Alternative Prozessbeschreibungen:
Schmidt (1983): Analyse und Klärung von Begriffen, Definitionen und Konzepten, Eingrenzung des Problemraums, Analyse vorhandener Informationen mit Implikationen und Erklärungen, Diskussion und Strukturierung, Generierung von Lernzielen, individuelle Bearbeitung, Synthese von Erklärungen und Anwendung
Matthews (1989): Analyse der Probleme, Aktivierung und Anwendung von Vorwissen, wissenschaftliches und analytisches Herangehen an die Ursachen- und Lösungsbeschreibung, Identifikation von Wissenslücken, Selbstgesteuertes Lernen, Präsentation der Informationen in Kleingruppen, Anwendung des Wissens und Transfer
Möglicherweise können drei curriculare Typen unterschieden werden: Problembasierte Curricula (direkte Auseinandersetzung mit echten Problemen), Problemorientierte Curricula (echte Probleme, aber keine aktive Auseinandersetzung), Problemlöse-Curricula (Schulung der Problemlösekompetenz). Das PBL ist eine Kombination aus problemorientierten und problemlöse-Curricula.
Bei dem Vergleich von PBL mit LBL (Lecture-based Learning) zeigte sich, dass problembasierte Curricula und LBL zu ähnlichen Resultaten führten, aber PBL zu signifikant besseren Leistungen. Außerdem wurden Informationsressourcen mehr genutzt und es zeigte sich eine höhere Zufriedenheit. Allerdings bleibt unklar, welche Variablen Einfluss nehmen.
Vorteile des Lernens in Gruppen
Vorteile des Lernens in Gruppen:
Motivation: interpersonelle Belohnungs- und Verstärkungsstruktur innerhalb der Gruppe und damit motivationale Dynamik, positive Effekte resultieren, wenn die Gruppe als Ganzes bewertet wird
Soziale Kohäsion: das Ergebnis einer Gruppe wird von ihrem inneren Zusammenhang beeinflusst, teambildende Maßnahmen können zusammen mit motivationalem Feedback wirksam sein
Entwicklungspsychologie: Assimilation und Akkomodation, durch Feedback und Diskussionen motivieren sich die Gruppenmitglieder gegenseitig, durch die Kommunikation innerhalb der Gruppe werden soziale und kognitive Prozesse gefördert, Kollaboration führt zu forschendem Lernen und kreativem Denken, durch die soziale Interaktion wird das Generieren von Ideen gefördert
Kognition: durch gegenseitiges Fragen und Erklären vertiefen sich Inhalte automatisch und werden weiterentwickelt
TIP
Theorie über Time, Interaction und Performance (TIP) von sozialen Gefügen: Kleingruppen erfüllen eine production Funktion, group well-being Funktion und member-support Funktion. Diese Funktionen werden in einem Modus erfüllt: Aufnahme eines Projekts (I), Lösung technischer Angelegenheiten oder Wahl der Mittel (II), Lösung von Konflikten (III), Durchführung der Tätigkeiten und Erfüllung der Anforderungen (IV). Die Modi bilden Aktivitätspotenziale, innerhalb der die Funktionen in Verbindung mit dem angestrebten Projekt ausgeführt werden können. Gruppentätigkeiten finden in Form von Zeit-Aktivitäts-Pfaden statt, die aus Modus-Funktions-Sequenzen bestehen. Ein erfolgreich bearbeitetes Projekt umfasst mindestens Modus I und IV, Modus II und III sind je nach Fall involviert. Modus Funktion Production Member Support Well-Being Modus I Inception Modus II Problem Solving Modus III Conflict Resolution Modus IV Execution
Theorie der sozialen Interdependenz
Theorie der sozialen Interdependenz: soziale Interdependenz ist vorhanden, wenn die Mitglieder einer Gruppe die gleichen Ziele verfolgen und jedes Mitglied von den Handlungen der anderen beeinflusst wird. Soziale Dependenz liegt vor, wenn ein Mitglied einer Gruppe durch die Handlungen eines anderen Mitglieds beeinflusst wird. Sie kann in Form von Kooperation oder Kompetition vorliegen. Soziale Interdependenz kann positiv, negativ oder nicht vorhanden sein. Bei positiver Interdependenz resultieren gegenseitige Unterstützung (Anpassung durch soziale Kompetenz), bei negativer Interdependenz rivalisierende Strukturen und Wettbewerb. Ohne soziale Interdependenz findet keine Interaktion statt.
Wissen wird in Gruppen in Auseinandersetzung mit dem sozialen Umfeld konstruiert (collaborative knowledge building).
Gruppen bieten eine Vielzahl positiver Möglichkeiten für den Lernerfolg, die aber nicht immer genutzt werden können. Wichtige Einflussfaktoren sind Gruppengröße, Gruppenzusammensetzung, Aufgabenart und individuelle Lernmerkmale.
CSCL
Beim computergestützten kollaborativen Lernen (CSCL) werden Mechanismen des Lernens in Gruppen mit den Möglichkeiten der Computertechnologie verknüpft. Während sich das zunächst noch auf lokale Netzwerke bezog, können Computer heute orts- und zeitunabhängig verbunden werden.
Computer Supported Collaborative Learning = Computer Supported Cooperative Learning = Computer Supported Constructive Learning
Es zeigt sich, dass die Technologie bei dieser Form des Lernens gleich bleibt, aber die didaktische Inszenierung Freiheitsgrade hat. Während beim kooperativen Lernen die Teilnehmer unterschiedliche Ziele haben können und sich gegenseitig unterstützen, werden beim kollaborativen Lernen gemeinsame Ziele verfolgt. Allerdings ist diese Unterscheidung in der Praxis nicht immer sinnvoll (aus unterschiedlichen Zielen können sich gemeinsame entwickeln).
Am gleichen Ort oder nicht
Synchrones oder asynchrones Arbeiten
Vergleichbarer Wissensstand oder Wissensgefälle
Angeleiteter Lernprozess oder selbstreguliert
Längere Zeit und mehrere Phasen oder kurz
Individueller Wissenserwerb oder gemeinsame Lernziele
Lernpaare, Klein- oder Großgruppen
Grad der Arbeitsteilung
Kollaborative/kooperative oder kompetitive Ziele
Grad der Interaktivität
Kontext des Lernszenarios
Das Internet dient als Präsentations- und Kommunikationsmedium. Es kann damit auch für das kooperative Lernen genutzt werden. Bei einer Kooperation vor Ort arbeiten Gruppen an einem Ort mit Computern, die Kommunikation findet natürlich-sprachlich statt. Bei der Kooperation über Datennetze erfolgt die Kommunikation primär computervermittelt synchron oder asynchron.
Werkzeuge in CSCL-Umgebungen
Werkzeuge in CSCL-Umgebungen: Kommunikation = Mikrolevel (synchron oder asynchron), Koordination = Makrolevel (Awareness-Funktion, Selbstregulation, Lenkung des Gruppenprozesses, Vernetzung der Lernenden, Administration), Kooperation (Objektverwaltung, gemeinsames Arbeiten).
Oft wird bei der Gestaltung von online-Lernumgebungen auf Metaphern zurückgegriffen: virtueller Klassen- oder Kursraum, Schreibtisch, Arbeitsplatz, virtuelle Ordner. Das vereinfacht das Zurechtfinden und reduziert die kognitive Belastung.
Modell des selbstregulierten Lernens
Modell des selbstregulierten Lernens:
Regulation des Lernprozesses: Metakognitive Strategien
Regulation des Verarbeitungsmodus: Wahl kognitiver Strategien
Regulation des Selbst/der Gruppe: Wahl von Zielen und Ressourcen
Makrolevel (Koordination): Zeitmanagement, Arbeitsteilung, Pooling, Integration individueller Beitrage, Balance zwischen Gruppen- und Einzelarbeit (alle drei Ebenen der Regulierung)
Mikrolevel (Kommunikation): Grounding, Fragenstellen, Feedback, Turn-Taking (Regulation des Verarbeitungsmodus und des Lernprozesses)
CSILE
Computer Supported Intentional Learning (CSILE): die Lernenden entwickeln gemeinsam eine Hypertext-Datenbank, die durch die Mitlernenden begutachtet, kommentiert und erweitert wird.
CoVis
Learning through Collaborative Visualization (CoVis): der computerbasierte Informationsaustausch wird mit pädagogischen Ansätzen verknüpft. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden mit ihrer Entstehung gekoppelt und ein Austausch zwischen den Lernenden (und Wissenschaftlern) wird gefördert. Sie erarbeiten in Kleingruppen wissenschaftliche Inhalte und Theorien mithilfe von Visualisierungsprogrammen. Dadurch können Laien sich mit der wissenschaftlichen Vorgehensweise vertraut machen. Die Kommunikation erfolgt über Videokonferenzen, E-Mail, Diskussionsforen und eine hypermediale Datenbank.
Belvedere-System: Erarbeitung wissenschaftlicher Problemstellungen durch graphische Benutzerführung und umfangreiche Hilfefunktionen wie eine graphisch visualisierende Sprache.
CoolModes
CoolModes: synchrone oder asynchrone Kooperation durch den Einsatz verschiedener Schablonen. Es gibt Chat- und Diskussionswerkzeuge oder gemeinsames Concept-Mapping. Durch besondere Schablonen können dynamische Systeme modelliert und simuliert werden oder Perinetze entworfen werden.
Auch hier ist durch die Methodenvielfalt eine Bewertung im Vergleich zu anderen Lernformen schwierig. Durch die Fokussierung auf den Lernprozess und die Lernergebnisse (statt globale Vergleiche) sind Untersuchungen dennoch möglich.
Es zeigte sich, dass kooperatives Lernen zu einem größeren Wissenszuwachs, qualitativ besseren Lernleistungen, einem größeren Zuwachs an deklarativem Wissen und einem besseren Transfer führt. Auch die Motivation wird gefördert. Allerdings zeigte sich in anderen Studien keine Unterschiede. Vor allem bei Kurzzeittreatments können für das Lernen Nachteile entstehen.
Die Übungszeit spielt eine wesentliche Rolle. Interaktive Elemente erfordern einen deutlich höheren Koordinationsaufwand, der die Lerngelegenheiten beeinträchtigt. Durch ausreichend Zeit für das Einüben der Koordination kann dies verhindert werden. Auch Scripting kann förderlich sein.
Innerhalb der Gruppen sind die Gruppen erfolgreicher, bei denen die Lernenden den Gruppenerfolg auf die eigenen Leistungen attribuieren. Schwächere Lernende profitieren eher von heterogenen Gruppen. Gruppen, die sich verstärkt gegenseitig unterstützen und helfen, sind erfolgreicher.
Austausch
Der Austausch zwischen den Lernenden findet nicht automatisch statt, sondern muss systematisch gefördert werden.
Design-basierte Ansätze: vor dem Lerngeschehen, Gestaltung von Lernumgebungen durch Aufgabengestaltung, Verteilung von Ressourcen, Scripting und Ontologien (Klassifikation und Strukturierungen)
Management-basierte Ansätze: aus dem Lerngeschehen abgeleitet wie Feedback oder Anleitungen (E-Moderating)
soz Kooperationsskripts
Soziale Kooperationsskripts: regulieren die soziale Interaktion (Rollenverteilung mit Hinweisen auf die gewünschte Kommunikationsform)
Epistemische Kooperationsskripts
Epistemische Kooperationsskripts: regulieren die kollaborative Wissenskonstruktion (Lernaufgaben strukturieren, relevante Punkte hervorheben, Werkzeuge, Hinweise)
Notationssysteme
Notationssysteme dienen der Strukturierung und Koordination von argumentativen Diskursen (IBIS-Notation, Notation des Belvedere-Systems, Toulmin´sche Argumentationsschema). Informationen sollen so strukturiert werden, dass die zentralen Punkte (datum) mit abgeleiteten Forderungen (claim) verbunden werden. Weitere Bezüge gewährleisten (warrant) oder stützen (rebuttal) die Informationen. Die Strukturierung schafft ein Gerüst, in das weitere Inhalte systematisch eingeordnet werden können.
Die Kommunikation zwischen Lernenden kann auch auf andere Weise visualisiert werden, zum Beispiel durch textuell-graphische Kombinationen, aber auch in jedem anderen Format (Bild, Audio, etc.). Die Nutzung graphischer Visualisierungen muss nicht immer erfolgreich sein, da sie gerade zu Beginn kognitive Ressourcen in Anspruch nimmt. In Studien zeigten sich kaum Unterschiede zwischen Text und Grafik.
soziale u kognitive Prozesse
Soziale und kognitive Prozesse fördern:
Zusätzlich zu einem Text Abbildungen präsentieren: Bewusstheit für die Situation, die Aufgabe und die Funktion der Gruppe steigern, Defizite von computervermittelter Kommunikation kompensieren
Systematisches Aufzeichnen von sozio-emotionalen Daten in Verbindung mit aggregierten Rückmeldungen (Förderung des Social Groundings): langfristig wirksam für das Gruppenklima und die Produktionsfunktion
Social Network Analysen: es wird abgebildet, wer wie viel zu einem Thema beiträgt und wie groß der Austausch in einer Gruppe ist
o Ermittlung von Kerngruppe und periphere Gruppen bzw. Individuen
o Üblicherweise werden sehr viel mehr Beiträge von der Peripherie an den Kern geschickt als umgekehrt
o Es gibt also auch bei online-Lerngruppen bestimmte Rollenverhältnisse
o Ungünstige Muster können aufgedeckt und gezielt verändert werden
Aktionsanalyse: einzelne Aktionen (Ereignisse) der Lernenden werden aufgezeichnet, es können aus der Folge verschiedener Aktionen Muster von Konflikten und Koordinationen ermittelt werden sowie übergeordnete Handlungsmuster
Langfristig wird durch die Maßnahmen eine tiefergehende Kollaboration gefördert, wodurch die theoretisch begründeten Vorteile des Lernens in Gruppen praktisch umgesetzt werden können
Erfolgreiche Aktionsdyaden zeichnen sich nur frühe Neustrukturierung der vorhandenen Informationen und dem sukzessiven Annähern an die Lösung aus
Verteilte Ressourcen werden aktiver genutzt, es gibt mehr Austausch, eine tiefergehende Diskussion und ein verstärktes kooperatives Verhalten
Tutoren
Tutoren überwachen, kontrollieren und bereichern eine Lerntätigkeit, indem sie bestätigendes und ablehnendes Feedback geben und den Wissenserwerb systematisch unterstützen. Zudem verhelfen Tutoren zu mehr Gelegenheiten, das Wissen zu externalisieren und zu rekonstruieren. Zuletzt wird der Lernerfolg durch die Interaktion zwischen Tutor und Lernendem gefördert. Dabei ist es wichtig, dass der Tutor vor allem Moderationskompetenz besitzt. Die Kombination mit Fachexpertise ist optimal, aber Fachexpertise allein ist ungünstig. Bei fest eingespielten Gruppen geht der Einfluss des Tutors zurück. Eine informelle Einflussnahme des Tutors fördert die Motivation, während sich fachliches Bereichswissen auch negativ auswirken kann. Das Problem ist, dass in Studien häufig nur Ad-Hoc-Gruppen untersucht werden.
Kongurenz
Kognitive Kongruenz = Wissenskonstruktion eines anderen verstehen
Soziale Kongruenz = Gruppendynamik mit den Bedürfnissen und Dispositionen der Lernenden verstehen
Quali
In netzbasierten Umgebungen sollten Tutoren gewisse Basisqualifikationen zeigen. Dazu gehören Medienkompetenz (understanding of online processes und technical skills), Kenntnisse über Selbstgesteuertes Lernen, Kommunikationskompetenz (online communication skills), Kenntnisse über kooperatives Lernen, Moderationskompetenz und didaktische Kompetenz (content expertise, personal characteristics). Die Medienkompetenz ist dabei der Grundstein für alle anderen Kompetenzen. Fachwissen scheint vor allem bei Lernenden mit wenig Vorwissen wichtig zu sein.
Drop out
Abbruch von internetbasierten Kursen (Drop-out) aufgrund von: Unzufriedenheit der Lernenden Unter- oder Überforderung Geringe soziale Kontrolle Keine Konsequenzen nach Ausscheiden
Blended learning
Lernräume können auf vielfältige Weise dargestellt werden. Die Kombination aus analoger Welt und virtueller Realität wird als Mixed Reality oder Augmented Reality bezeichnet. Beim Blended Learning (auch Hybrides Lernen oder Multimethod Learning) wird versucht, die Vorteile von computergestütztem und offline Lernen zu verbinden. Es entsteht eine Mischform aus Präsenzlehre und E-Learning-Angeboten. Die Kombinationen können vielfältig sein.
Orts- und Zeitunabhängig
Leichte Aktualisierbarkeit von Informationen
Kontrolle des Informationszugriffs durch die Lernenden
Gesteigerte Interaktion und die Möglichkeit, Antworten verzögert zu geben
Keine obere Teilnehmerbegrenzung
Der zentrale Nachteil der online-Kommunikation besteht darin, dass nonverbale und paraverbale Aspekte wegfallen oder eingeschränkt sind. Dadurch wird die Kommunikation erschwert. Je nachdem wie kommuniziert wird, kann nur eine begrenzte Menge an Informationen weitergegeben werden.
Unterstützung
Unterstützung der Lernenden: online-Skripte, Internet-Tutorials, online-Übungen, weitergehende Kommunikation zwischen den Lernenden nach Präsenzveranstaltungen, Förderung selbstorganisierter Lerngruppen
Grenzen des E-Learnings
Grenzen des E-Learnings: absolute Kontrolle durch die Lernenden ist nicht immer lernförderlich, menschliche Dozenten und Tutoren können durch online-Angebote nicht ersetzt werden, soziale Prozesse der Wissenskonstruktion und die Bildung sozialer Gemeinschaften wird vernachlässigt (tiefergehende kognitive Prozesse im Austausch mit anderen finden nicht statt), erhöhte Abbruchquote (30-50%) durch motivationale und volitionale Konsequenzen, Probleme bei mangelnder Medienkompetenz, unzureichenden Fertigkeiten, fehlender Hard- und Software oder schlecht gepflegten online-Inhalten.
Entscheidend ist, dass die Defizite von online-Lernen im Vorfeld durch Präsenztreffen vermieden werden und dabei die notwendigen Grundlagen geschaffen werden. Außerdem sollten online- (o) und face-to-face- (f) Veranstaltungen sinnvoll kombiniert werden je nach Zielen und Inhalten.
Vorlesung: f-o-f-o-f-…
Seminar/Übung: f-o-f-o-f…
Training I: o-f
Training II: f-o-f
Training III: f-o
Projekt- oder problembasierter Unterricht: f-o-f
Lernen ist immer mit sozialen Prozessen verbunden. Auch beim individuellen Lernen bleiben das soziale Denken erhalten, denn es ist geprägt durch Gruppenzugehörigkeit. Durch den Aufbau einer Identität fühlt man sich einer Gruppe zugehörig und grenzt sich von einer anderen ab. Gelingt das nicht, so kann sich das Verhalten der Gruppenmitglieder nicht an den Gesamtzielen der Gruppe orientieren. Sind die Teilnehmer einer Gruppe homogen (Vorwissen), ist das Arbeiten meist einfacher und die Ergebnisse besser. Bei Präsenztrainings wird meist viel Zeit der Kennenlernphase gewidmet, um das Commitment zu steigern. Deshalb ist es sinnvoll, eine online-Maßnahme mit Präsenzphasen zu verbinden, bei denen identitätsbildende Aktivitäten durchgeführt werden (Socialising). Außerdem ist es förderlich, wenn der online-Auftritt personalisiert gestaltet ist, synchrone Tools genutzt werden und die Teilnehmer in Kleingruppen eingeteilt werden. Irrelevante oder hinderliche Gruppenzugehörigkeiten sollten in den Hintergrund rücken.
Um die Leistungsbereitschaft der Lernenden in einem online-Kurs zu steigern, ist entsprechendes Marketing wichtig. Dazu gehören aktive Werbung auch für interne Programme und die Entwicklung eines Brandings, also den Kurs zu einer Marke zu machen. Dadurch werden nicht nur die Teilnehmer selektiert, sondern diese selektieren sich auch selbst, wenn sie sich der Marke verbunden fühlen oder nicht. Der Kurs sollte sich nach außen realistisch und positiv zeigen.
Eine Evaluation von Blended Learning ist ebenso wie bei vorherigen Formen den online-Learnings durch die Methodenvielfalt schwierig. Es scheint aber, dass Lernende in online-Phasen die soziale Präsenz der Mitlernenden vermissen, der Aufwand scheint deutlich höher zu sein und tutorielle Betreuung wird als motivierend, konstruktiv und kompetent bewertet. Insgesamt scheinen offline-Treffen dennoch eine hohe Relevanz zu haben, um Defizite zu kompensieren, die Motivation zu fördern und soziale Kontakte zu festigen. Dennoch kann durch eine Optimierung des Prozesses der Lernerfolg durch Blended-Learning deutlich gesteigert werden.
Mapping
Visualisierung von Aufgabeninhalten und damit Externalisierung relevanten Wissens sowie Bildung eines common ground. Wissenslücken können leichter geschlossen werden, aufgabenrelevantes Wissen wird angeregt, es werden lernförderliche Konflikte gefördert. Zudem können unterschiedliche Perspektiven leichter integriert werden. Mapping-Techniken sind gegenüber Kooperationsskripts überlegen, da sie mehr Freiheiten bieten und dennoch die Wissenskonstruktion verbessern, dadurch gibt es weniger Motivations- oder Akzeptanzprobleme.
Worked-out Examples:
ausgearbeitete Lösungsbeispiele enthalten eine sehr elaborierte und detaillierte Beschreibung des Lösungsweges, sodass er Schritt für Schritt nachvollzogen werden kann. Dadurch wird die Aufmerksamkeit auf Wichtiges gelenkt, die kognitive Belastung reduziert und es werden adäquate Lösestrategien vermittelt.
Insgesamt bietet das Web 2.0 auch im Bildungsbereich für das kollaborative Lernen vielfältige Möglichkeiten, um den Lernprozess zu gestalten. Wichtig ist dabei, dass Unterstützung bereitgestellt wird, die den Umgang mit den neuen Lernformen erleichtert und das kollaborative Lernen anregen. Außerdem sollte auch einer CSCL-Umgebung immer ein didaktisch-psychologisches Konzept zugrunde liegen