Wahlen Flashcards

1
Q

warum Wahlen?

A

-Demokratie = „Volksherrschaft“ -> Politik
muss durch Wähler legitimiert sein
-Repräsentative Demokratie -> Repräsentanten müssen gewählt werden
-Gegensatz: Direkte Demokratie -> Volk
entscheidet selbst über einzelne Sachfragen
* Wahlen = wichtigster Input der Wähler ins politische System
-> Können Machtwechsel und damit
Politikwechsel bewirken

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2
Q

Wahlrecht, wer darf wählen

A

Wahlrecht: gleich, unmittelbar, persönlich, frei, geheim

Verhältniswahl

aktiv: ab 16, Staatsbürgerschaft

EU-Bürger zusätzlich bei EP, Gemeinderat (außer in Wien) und Bürgermeisterwahl (wenn Direktwahl)

passiv:
ab 18, BP ab 35
EU-Bürger bei EP, Gemeinderat (außer in Wien), Bezirksvertretung -> dürfen nicht Bürgermeister werden

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3
Q

Ausschluss vom Wahlrecht

A

Aktiv:
-Gerichte können Wahlrechtsausschluss aussprechen (=Einzelfallentscheidung!)
-Vorsätzliche Straftat + mehr als 5 Jahre unbedingte Freiheitsstrafe
-Bei bestimmten Delikten schon bei mehr als 1-jähriger Freiheitsstrafe (z. B. NS-Wiederbetätigung, Wahlbetrug,
Landesverrat, …)
-Endet mit Ende der Freiheitsstrafe

Passiv:
Automatischer Ausschluss bei …
* Unbedingter Freiheitsstrafe von mehr als 6 Monaten
* Bedingter Freiheitsstrafe von mehr als 1 Jahr
* Endet 6 Monate nach Freiheitsstrafe

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4
Q

Umwandlung Stimmen in Wahlergebnis

A

-Verhältniswahlrecht (Nationalrat, Landtage, Gemeinderäte, …)
-Verhältniswahlrecht erzeugen idR Proportionalität zwischen Stimmenanteilen und Mandatsanteilen

Kleinere Abweichungen von perfekter Proportionalität durch:
-Vierprozenthürde (z. B. Grüne 2017, BZÖ 2013, LF 1999 knapp gescheitert)
-Verwendung des D’Hondtschen Höchstzahlverfahrens im 3.
Ermittlungsverfahren (= Bundesebene) -> leichter Vorteil für größere
Parteien

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5
Q

Wahlsystem NR-Wahl

A

Dreistufiges Verfahren:
* 39 Regionalwahlkreise (1. Ermittlungsverfahren)
* 9 Landeswahlkreise = Bundesländer (2. Ermittlungsverfahren)
* 1 Bundeswahlkreis (3. Ermittlungsverfahren)

Regionalwahlkreise …
… dürfen Bundesländergrenzen nicht schneiden
… sind immer Gruppen von Bezirken

183 Mandate -> nach Staatsbürgerzahl auf Wahlkreise aufgeteilt
(basierend auf letzter Volks- bzw. Registerzählung)

  1. Schritt Ermittlung Wahlzahl:
    gültige Stimmen / zugeteilte Mandate
    -> pro Bundesland errechnet
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6
Q
  1. und 2. Ermittlungsverfahren
A

Wie oft ist die Wahlzahl zur Gänze in der Stimmenzahl einer Partei
enthalten? -> so viele Mandate erzielt die Partei im RWK
-> Oft werden im RWK nicht alle verfügbaren Mandate verteilt ->
wandern weiter in den LWK

zb 5 Mandate in einem Wahlkreis, ÖVP schafft 2, SPÖ und FPÖ 1 -> 1 bleibt übrig -> LWK

  1. Ermittlungsvefahren:
    -Same procedure: Wie oft ist Wahlzahl zur Gänze in der Stimmenzahl einer Partei enthalten? -> so viele Mandate erzielt die Partei
    -Davon muss man aber bereit erzielte RWK-Mandate abziehen!
    - NB: Nur Parteien mit mind. 4% bundesweit oder mind. 1 RWKMandat werden berücksichtigt!
    * Und: Wieder werden nicht notwendigerweise alle Mandate im LWK
    verteilt -> übrige wandern ins 3. Ermittlungsverfahren (Bund)

zb SPÖ schafft im Landeswahlkreis 9 Mandate, hat insgesamt in allen RWK des Landes schon 7 -> 9-7 -> 2 Landesmandate

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7
Q
  1. Ermittlungsverfahren
A

D’Hondtsches Höchstzahlverfahren

*Zugelassen: alle Parteien mit 4 % bundesweit oder mind. 1 RWK-Mandat
* Stimmenanzahl der Parteien wird nebeneinander geschrieben
* Dann wird die Stimmenzahl durch 1, 2, 3, … dividiert
* Aus dieser Zahlenmenge werden die
183 höchsten Zahlen ausgewählt
* Mandatszahl = Anzahl der Zahlen
unter diesen 183 Höchstzahlen, die in
der Parteienspalte stehen
* Minus RWK- und LWK-Mandate!
* Bsp.: 52 der höchsten 183 Zahlen
stehen in SPÖ-Spalte; minus 45 RWK- & LWK-Mandate = 7 Mandate

darstellung sonst unter https://vis.strategieanalysen.at/mandate/

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8
Q

Wie misst man (Dis-)Proportionalität?

A

-grundsätzlich in Ö sehr proportionale Ergebnisse

Gängiges Maß:
Gallagher-Index der Disproportionalität (LSq von „least squares“)

-> Man quadriert die Differenz von Stimmenanteil (v) und
Sitzanteil (s) jeder Partei (i), summiert das Resultat für alle n Parteien,
nimmt davon die Hälfte und zieht daraus die Wurzel
sqrt ( 1/2 * (stimmenanteil - sitzanteil)²+(alle anderen parteien)

  1. (stimmanteil - sitzanteil)² + andere parteien
  2. halbieren
  3. wurzel ziehen

-> Ergebnis: Zahl zw. 0 (= perfekt proportional) und 100 (= Partei mit 0
Stimmen bekommt alle Sitze)  in der Praxis Werte zw. 0 und 20/25

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9
Q

Einfluss Wahlsystem auf Parteiensystem

A
  • Österreichs Verhältniswahlrecht produziert hohe Proportionalität
  • Kleine Verzerrungen durch Vierprozenthürde, D’Hondt
  • Wahlsystem ist relativ freundlich gegenüber kleineren Parteien
  • Seit 1986 auch wiederholt Neueinzüge in den NR

-> Zusammenhang zwischen Wahlsystem und Parteiensystem von Maurice Duverger formuliert

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10
Q

Duvergers Gesetz

A

Mehrheitswahlrecht -> Zwei-Parteien-System

Verhältniswahlrecht -> Mehrparteiensystem

Entscheidend also: Wahlkreisgröße (district magnitude) = Zahl der
Mandate, die pro Wahlkreis zu vergeben sind
* Bsp.: UK: 1 Mandat pro WK -> district magnitude = 1
* Bsp.: NL: 1 landesweiter WK mit 150 Mandaten -> district magnitude = 150

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11
Q

Mehrheitswahlsystem

A

-Kennzeichen: Meist nur 1 Mandat pro Wahlkreis zu vergeben (oder sehr kleine
Zahl > 1)
-Nur wenige (meist große) Parteien haben Chancen auf Mandatsgewinn im
Wahlkreis (oder Parteien, die regional sehr stark sind)

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12
Q

Verhältniswahlsystem:

A
  • Kennzeichen: Viele Mandate pro Wahlkreis zu vergeben
  • Auch kleine Parteien haben Chancen auf Mandate
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13
Q

Welche Faktoren beeinflussen Wahlbeteiligung?

A

individuelle Faktoren:
Civic Voluntarism-Modell schlägt drei wichtige Gruppen von Faktoren für politische Partizipation (nicht nur bei
Wahlen!) vor:

  • Individuelle Ressourcen: (Zeit, Geld, Fähigkeiten, Wissen, …)
  • Motivation (Interesse, polit. Zynismus)
  • Mobilisierung (Soziales Umfeld, Familie, Bekanntenkreis, ArbeitskollegInnen, Vereine, Kirche, Gewerkschaft, )

-> Modell hat gute Erklärungskraft aber noch andere EInflussfaktoren:

  • Makrofaktoren: Art der Wahl, Stadt-Land, Wahlpflicht
  • Alter!
  • Bildung (fällt auch unter individuelle Ressourcen)
  • Kontaktaufnahme durch Parteien im Wahlkampf (Mobilisierung)
  • Umfragen, Kampagnen-Ereignisse (Ressourcen? Mobilisierung?)
  • Vertrauen in politische Institutionen
  • Internal efficacy = man fühlt sich kompetent, um am polit. Prozess teilzunehmen
  • External efficacy = Gefühl, dass Wähler:innen etwas bewirken können
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14
Q

Institutionelle Partizipation vs nicht-instiutionelle Partizipation

A

Institutionell
* Mitgliedschaft in Parteien, Verbänden, NGOs, …
* Direktdemokratische Instrumente: Volksbegehren, Volksbefragung, Volksabstimmung
* Kontaktieren von Politiker:innen

Nicht-institutionell
* Teilnahme an Demonstrationen
* Unterzeichnen von Petitionen
* Boykott von Produkten
* Geldspenden

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15
Q

Volksbegehren

A
  • Einleitung: Unterschriften im Ausmaß von 0,1% der Bevölkerung
    (laut letzter Registerzählung) -> dzt. knapp 9.000
  • Eintragungszeitraum: 8 Tage (vom BMI festgelegt)
  • Wird im NR behandelt, wenn …
  • 100.000 Unterschriften (inkl. Unterstützungserklärungen)
  • … oder 1/6 der Stimmberechtigten in 3 Bundesländern
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16
Q

Was erklärt Wahlverhalten

A

-Sozialstrukturelle Merkmale
-Sozialpsychologische Merkmale
-Sachthemen
-Und noch mehr: Emotionen, retrospektives Wählen, LeadershipEffekte, psychologische Merkmale, Medienberichterstattung …

17
Q

Sozialstruktur bei Wahlverhalten

A

TRADITIONELLE CLEAVAGES:

BILDUNGSGRAD:

GESCHLECHT

18
Q

traditionelle Cleavages

A

Klassen-Cleavage (Arbeit vs. Kapital)
-ArbeiterInnen -> traditionell SPÖ, heute verstärkt FPÖ
-Selbständige -> ÖVP
Religiös-säkulare Cleavage (Staat vs. Kirche)
- Religiöse, praktizierende Katholik:innen -> ÖVP
- Weniger religiös gebundene -> SPÖ, FPÖ
Stadt-Land-Cleavage
-Ländlicher Raum -> ÖVP (Landwirte!)
-Städtischer Raum -> SPÖ

Muster haben teilweise bis heute Gültigkeit, aber:
Arbeiter: FPÖ (SPÖ verliert, FPÖ gewinnt, ÖVP variiert) -> aber: Anteil der Arbeiter an Wählerschaft schrumpft stark
Pensionisten: ÖVP
+differenziertere Arbeitsmuster und -arten

19
Q

Bildungsgrad

A

-Zusammenhang mit Erwerbsstatus -> Ausdruck der Klassen-Cleavage
-aber: formale Bildung trennt heute besonders scharf zwischen FPÖ/SPÖ und Grünen/Neos
-ÖVP stärker bei Personen mit mittlerer Bildung, SPÖ/FPÖ bei niedrig, Grüne/Neos bei hohem
-> höhere Korrelation als bei Einkommen

20
Q

Geschlecht

A

Geschlechterunterschiede im Wahlverhalten:

Historisch:
* Frauen: etw. stärker konservative Parteien
* Männer: etw. stärker extreme Parteien links und rechts

Heute:
* Frauen: etw. stärker Parteien links der Mitte
* Männer: etw. stärker Parteien rechts der Mitte (vor allem FPÖ, weniger bei
ÖVP)

21
Q

sozialpsychologische Merkmale Wahlverhalten

A

Ideologische Orientierung
* Links vs. rechts in Europa
* Liberal vs. conservative in den USA

Parteiidentifikation
* Langfristige emotionale Bindung an eine Partei

Diese Merkmale entwickeln sich relativ früh und bleiben im Lebensverlauf oft relativ stabil

22
Q

Folgen sinkender Parteiidentifikation

A

Rückgang von Parteiidentifikation

Potenzielle Konsequenzen:
* Mehr WechselwählerInnen
* Geringere Wahlbeteiligung
* Mehr Einfluss von einzelnen Sachthemen auf Wahlentscheidung
* Mehr Einfluss kurzfristig auftretender Faktoren (Wahlkampfereignisse,
Leadership-Effekte, …)

23
Q

Einfluss Sachthemen Wahlverhalten

A

Welche Position nimmt jemand bei einer sachpolitischen Frage ein? (Klimaschutz, Mindestsicherung, EU-Erweiterung, Grenzkontrollen, Sozialausgaben, Steuerpolitik, …)

  • Parteien bieten Bündel an verschiedenen Positionen an
  • Wähler wählen jenes, das am besten zu ihren Präferenzen passt (in
    der Theorie)

Issue OWnership

24
Q

Issue Ownership

A

= Parteien werden mit best. Themen in Verbindung gebracht
* Assoziatives IO = Welche Partei wird mit dem Thema verknüpft? (egal, ob man der Partei bei dem Thema zustimmt)
* Kompetenz-IO = Welcher Partei wird die höchste Kompetenz bei einem Thema zugesprochen?
* Konsequenz für Parteien: auf die „besten“ Themen setzen
-> Parteien, die bei einem Thema als kompetent wahrgenommen
werden, können profitieren, wenn das Thema plötzlich an
Bedeutung gewinnt