Bundesregierung und Bundespräsident Flashcards

1
Q

wer ist politischer Gegenspieler der Regierung

A

traditionelle Gewaltentrennung:
-Parlament kontrolliert und gibt Vertrauen an Regierung

moderne Gewaltentrennung (parteiendemokratie):
-Vertrauen von Regierungsparteien
-Kontrolle von Oppositionsparteien

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

woraus entsteht Bundesregierung?

A

= Kollegialorgan = Bundeskanzler + Vizekanzler + Minister

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

BundeskanzlerIn / Vizekanzler

A

-führt Vorsitz in der Regierung
-schlägt BP Ernennung anderer Minister vor
-kann auch Abberufung vorschlagen
-kann anderen Regierungsmitgliedern aber keine Weisungen erteilen -> keine Richtlinienkompetenz wie zb in Deutschland
-> Primus/prima inter pares = Erste/r unter gleichen

Vize: kann Bundeskanzler in allen Belangen vertreten

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

welche Regierungstypen gibt es?

A

Mehrheit im Parlament:
-eine Regierungspartei -> EINPARTEIEN-MEHRHEITSREGIERUNG zb Klaus II, Kreisky II, III, IV
-2+ Regierungsparteien: -> MINIMALE GEWINNKOALITION;
ÜBERGROßE KOALITION

Minderheit im Parlament:
-eine Regierungspartei: EINPARTEIEN-MINDERHEITSREGIERUNG zb Kreisky I
-2+ Regierungsparteien: MINDERHEITS-KOALITIONSREGIERUNG bisher nie in Ö

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

erkläre Mehrheits Koalitionsregierungen

A

minimale Gewinnkoalition: alle Parteien zum Erhalt des Mehrheitsstatus benötigt, in Ö der Regelfall

übergroße Koalition: mind- eine Partei nich tzum Erhalt des Mehrheitsstatus benötigt zb Figl I (1945)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

wie werden Regierungen gezählt?

A

neue Regierung:

-nach jeder Wahl
-bei Wechsel des Bundeskanzlers
-bei Änderung der Parteienzusammenhang
selten: neue Regierung nach formalem Rücktritt und Wiedereinsetzung “Demissionierung”, in Ö immer nach NR-Wahlen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

formaler Prozess der Regierungsbildung

A

Verfassungsgesetzliche Vorgaben:
-Ernennung und Angelobung der Regierung durch BP
-Regierung kann durch NR abgesetzt werden oder durch BP entlassen

Normen & Usancen: nicht gesetzlich vorgegeben, aber etablierte Spielregeln):
-Regierungsbildungsauftrag an Vorsitzenden der mandatsstärksten Partei
-Neuwahlregel: bei Scheitern der Koalition -> Neuwahlen)

nach Wahl: BP erteilt Regierungsbildungsauftrag
-1999/2000: Regierung kommt nach Scheitern der VP-SP-Verhandlungen ohne Auftrag der Regierungsbildung zustande (VP-FPÖ)

BP ernennt BK und auf Vorschlag des BK Minister:
-BP kann Minister:innen-Vorschläge ablehnen
zb Klestil 2000: 2 FPÖ-Kandidaten abgelehnt; VdB 2017: a priori 2 Personen exkludiert
-BReg muss sich binnen 1 Woche NR vorstellen (Mögl. f. Misstrauensantrag)

-> negativer Parlamentarismus

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

erkläre negativen Parlamentarismus

A
  • BReg & BK werden nicht v. NR gewählt/bestätigt (keine „Investiturabstimmung“)
  • Regierung ist im Amt, solange sich im NR keine Mehrheit gegen sie findet

-> Misstrauensantrag funktioniert nicht dann wenn er beantragt wird, sondern entfaltet seine Wirkung dadurch, dass man ihn immer scheitern lassen möchte -> sichert verantwortung der Regierung gegenüber Parlament

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

politischer Prozess der Regierungsbidlung

A

-Sondierungsgespräche
-Koalitionsverhandlungen
(-Rolle des BP)

-nach Wahlen meistens keine absolute Mandatsmehrheit einer Partei, v.a. durch Verhältniswahlrecht
-> meistens Koalitionsregierung notwendig

Koalition zwar notwendig, um Regierungsprogramm umzusetzen, Koalitionsparteien stehen aber auch im Wettbewerb miteinander -> wer trägt Verantwortung für Positives? (credit claiming), wer Schuld an Negativen (blame avoidance)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Koalitionsbildung

A

Findet in Ö bisher immer unmittelbar nach Wahlen statt:
-müsste nicht so sein  theoretisch auch Wechsel zw. Wahlen möglich
-„Neuwahlregel“ -> Parteien verpflichten sich im Koalitionsabkommen dazu, bei Scheitern der Regierung im NR Neuwahlen zu beschließen (nicht 2017, 2020!)

Einigung (mehr oder weniger) auf politisches Programm
-> Koalitionsabkommen = kein rechtlicher Vertrag, sondern polit. Abkommen
-> wird veröffentlicht  verpflichtet alle Minister:innen zum Regierungsprogramm

Einigung auf Ressortverteilung
-In etwa proportional zu Mandaten (Norm!) = „Gamson’s Law“ (Gamson 1961)
-Wichtige Ressorts: BK, Finanzen, Inneres, Äußeres, Soziales, Justiz (aber je nach Partei auch unterschiedliche Präferenzen …)

Personalauswahl: Parteien haben praktisch freie Hand -> nur extrem selten Veto des Koalitionspartners (aber: BP!)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

wie kommt Regierung aus dem Amt?

A

Bundespräsident kann jederzeit
- Bundeskanzler entlassen (ohne Vorschlag)
-Bundesregierung entlassen (ohne Vorschlag)
-einzelne Minister entlassen (auf Vorschlag BK)

Nationalrat kann jederzeit:
-Bundesregierung das Misstrauen aussprechen (50% Anwesenheit, einfache Mehrheit genügt)
-einzelnen Ministern das Misstrauen aussprechen

Regierungen/Minister können jederzeit Rücktritt einreichen, formhalber immer nach NR-Wahlen: Demissionierung

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Gewaltentrennung im parlamentarischen System

A

-haben schwach ausgeprägte Gewaltentrennung
= „Gewaltenverschränkung“/„Gewaltenfusion“ zw. Legislative & Exekutive
-z. B.: Regierung stützt sich auf Mehrheit im NR
Oder: Minister*innen dürfen auch NR-Abg. sein (Ö: üblich bis in die 1980er)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Gewaltentrennung im präsidentiellen System

A

-Strikte Gewaltentrennung
-Exekutive und Legislative getrennt gewählt
-Können einander nicht (oder nur sehr schwer)
auflösen/absetzen (Impeachment)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Ministerrat

A

-Mitglieder der Bundesregierung -> Regierungssitzungen (meist wöchentlich)
-Einstimmigkeitsprinzip, jedes Mitglied hat Veto (50% Anwesenheit)
-Ministerrat beschließt zb Regierungsvorlage für Gesetze
-2/3 oder mehr der Gesetzesbeschlüsse im NR auf Basis von Regierungsvorlagen
-Mitglieder der Regierung sind an Ministerratsbeschlüsse gebunden, aber sonst keinem Weisungsrecht unterworfen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Rolle der Minister + Ressortprinzip

A

-BK kann Ministern rechtlich keine Weisungen erteilen
-Minister haben Doppelrolle: bilden gemeinsam Bundesregierung (Ministerrat) + stehen an der Spitze der Bundesministerien (Ressorts)

Ressortprinzip:
-Verwaltung in einem Ressort ist nur Ministern weisungsunterworfen
-Minister sind politisch für Geschehnisse in ihrem Ressort verantwortlich

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Staatssekrätere

A

-keine Mitglieder der Bundesregierung
-sondern: weisungsgebundene Hilfsorgane der Minister (in Praxis: nur wenn von derselben Partei)
-im Ministerrat anwesend aber nicht stimmberechtigt
-Vertretung von Minister im Parlament oder in europäischen Gremien
-können aber auch bestimmte Aufgabengebiete übertragen bekommen
-kommen ins Amt/scheiden aus wie Miniser

17
Q

Staatssekretäre als Aufpasser

A

in Koalitionsregierungen: watchdog junior ministers
-Staatssekretäre mit anderer Parteifarbe als Minister
-dienen der wechselseitgien Kontrolle (damit Minister sich nicht zu leicht über koalitionäre Abmachungen hinwegsetzt)

-Besonders in wichtigen Ressorts
-Besonders in Ressorts, wo Koalitionsparteien unterschiedliche programmatische Positionen haben
zb Kabinett Kurz II: Bundesministerium für Klimaschutz:
* BM Leonore Gewessler (Grüne)
* StSek Magnus Brunner (ÖVP)

-Wahrscheinlichkeit von wachtdog-Ernennung steigt mit Wichtigkeit des Ministeriums, mit ideologischer Distanz zum Koalitionspartner

18
Q

Ministerien

A

-Politik = komplex -> verlangt Arbeitsteilung &
Spezialisierung
-Einteilung in Ressorts: BMinisterium + nachgeordnete Dienststellen (z. B. Finanzämter, Schulen, Landespolizeidirektionen, …) -> nach inhaltlichen Gesichtspunkten
-Zahl und Aufgaben im Bundesministeriengesetz
festgelegt
-Manche Zuständigkeiten bleiben relativ konstant
(Finanzen, Inneres, Äußeres, Justiz, Soziales,
Wirtschaft), andere ändern sich …

1 Bundesministerium muss nicht = 1 MinisterIn
zb Bundesminister, die im Bundeskanzleramt angesiedelt sind

19
Q

Aufbau Ministerium

A

Politik:
Minister + Ministerkabinett (kein Weisungsrecht)
Staatssekretär + Büro des StS. (kein Weisungsrecht)

danach:
Verwaltung (eingeteilt in Sektionen, Gruppen, Abteilungen, Referate)

nachgeordnete Dienststellen:
-weisungsgebunden an Ministerium) zb Finanzämter (BMF), Schulen etc

Anstalten/gesellschaften öffentlichen Rechts
zb Statistik Austria, Universitäten

Kapitalgesellschaften
zb ÖBAG, ÖBB Holding AG, Asfinag -> Minister agiert als Eigentümervertreter wie in Prviatwirtschaft

20
Q

party patronage

A

parteipolitische Patronage = Postenvergabe im (halb) öffentlichen Sektor nach Parteizugehörigkeit
-in Österreich im internationalen Vergleich sehr hoch

21
Q

Bundespräsident:

A

-Österreich ist eine Republik -> gewähltes Staatsoberhaupt
-Verfassungsnovelle 1929: direkte Wahl durch das Volk (tatsächlich erstmals 1951), davor durch Bundesversammlung (= NR + BRat)
-Amtsperiode: 6 Jahre, eine Wiederwahl möglich (insg. max. 12 J.)
-BP repräsentiert die Republik Österreich nach außen

22
Q

Wahl des Bundespräsident

A

Passives Wahlrecht (=„gewählt werden dürfen“):
* Alle StaatsbürgerInnen, die zum NR wählbar sind
* Mindestalter: 35 Jahre am Wahltag
* Bis 2011: Keine Mitglieder der Familie Habsburg-Lothringen (republikanisches Prinzip!)

Aktives Wahlrecht (=„wählen dürfen“):
* wie bei NR-Wahlen (= Staatsbürger ab 16)

Gewählt ist, wer absolute Mehrheit (>50 %) gültiger Stimmen hat
-> Wenn alle < 50 % -> Stichwahl der 2 stärksten Kandidat:innen (Bisher viermal)

23
Q

Aufgaben/rechte laut Verfassung des BP

A
  • Ernennt & gelobt BK an & auf dessen Vorschlag andere Minister:innen
  • Kann jederzeit BReg, BK entlassen, einzelne BMin auf Vorschlag BK
  • Kann auf Vorschlag d. BReg NR auflösen (nur 1mal aus demselb. Anlass)
  • Kann auf Antrag BReg & mit Zustimmung des Bundesrats Landtag
    auflösen (nur einmal aus demselben Anlass)
  • Notverordnungsrecht
  • Beurkundung von Gesetzen (auf verfassungsgem. Zustandekommen)
  • Abschluss von Staatsverträgen
  • Oberbefehl über das Bundesheer
  • Ernennung von Beamt:innen, Richter:innen, Offizier:innen, …
24
Q

Rollenverzichts des BP in Praxis

A

Bisher haben Amtsinhaber von vielen weitreichenden Kompetenzen (fast) keinen Gebrauch gemacht („Autorität in Reserve“):
* Entlassung der Bundesregierung: nie
* Entlassung Bundesminister:in auf Vorschlag BK: einmal (2019, Herbert Kickl)
* Auflösung des Nationalrates: einmal (1930)
* Auflösung eines Landtages: nie
* Notverordnungsrecht: nie
* Verweigerung der Beurkundung v. Gesetzesbeschlüssen: einmal (2008)

Rollenverzicht ist eine politische Norm (d. h. sie gilt so lange, bis jemand sich nicht mehr daran hält)

Rollenverzicht: Ö in der Praxis wie parlamentarisches System (= Bundesregierung nur vom Vertrauen des Nationalrates abhängig)

25
Q

semi-präsidentielle Systeme

A

Neben direkt gewähltem Staatsoberhaupt (Bundespräsident:in)
existiert auch Regierungschef:in (Bundeskanzler:in)
->Bundesregierung kann …
… durch Nationalrat abberufen werden (Misstrauensantrag)
… durch d. Bundespräsident:in entlassen werden
= Doppelte Abhängigkeit -> Merkmal semi-präsidentieller Systeme

2 Arten:
Premier-präsidentiell (z. B. Rumänien, Frankreich*)
-Präsident:in & Parlament ernennen/wählen Regierung
-Regierung kann nur vom Parlament entlassen werden (nicht v. Präs.)

Präsident-parlamentarisch (z. B. Österreich)
-Präsident:in ernennt Regierung
-Regierung kann von Präsident:in & Parlament entlassen werden

26
Q

erkläre positiven Parlamentarismus

A

z. B. Deutschland -> Bundestag muss BK ins Amt
wählen -> In D braucht die Regierung (genauer: der/die BK) eine Mehrheit im Bundestag, um ins Amt zu kommen

27
Q

kann Bundespräsident abgesetzt werden?

A

In der Theorie: schwierig, aber ja …
* Bundeskanzler:in beruft auf Antrag NR (2/3-Mehrheit bei 50%-Quorum) die Bundesversammlung (=NR + BRat) ein
* Bundesversammlung votiert für Volksabstimmung über Absetzung des Bundespräsidenten (einfache Mehrheit, 1/3-Quorum)
* Wenn Volksabstimmung gegen Absetzung ausgeht -> Auflösung & Neuwahl des Nationalrates; BP gilt als wiedergewählt (für 6 Jahre)

-> in Praxis: nein