Vorlesung 9 Flashcards

1
Q

Nenne die Definition von Familie nach Hofer(2002)!

A

Familie ist eine Gruppe von Menschen,

  • die durch nahe und dauerhafte Beziehungen miteinander verbunden sind,
  • die sich auf eine nachfolgende Generation hin orientiert und
  • die einen erzieherischen und sozialisatorischen Kontext für die Entwicklung der Mitglieder bereitstellt.

alternative Familienkonstellationen - zunehmend mehr:

  • nichteheliche Lebensgemeinschaften mit Kindern
  • alleinerziehende Eltern
  • gleichgeschlechtliche Eltern
  • Wohngemeinschaften
  • Stieffamilien
  • Ein-Kind-Familien
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Erläutere die Modellvorstellung der Entwicklung von Familienbeziehungen im sozialen Umfeld!

A
  • Familie als System
  • Konfrontation mit ständig wechselnden
    Anforderungen
  • Anpassungsleistungen indirekt abhängig von sozioökonomischen Bedingungen und gesellschaftlichen Faktoren
  • Beziehungsqualitäten in der Familie ausschlaggebend für kindliche Persönlichkeitsentwicklung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Erkläre den Wandel in Erziehungszielen und -methoden!

A

bürgerliches Ideal der „kindzentrierten“ Kleinfamilie

  • Wohl und Entwicklung des Nachwuchses steht im Zentrum des Familiengeschehens
  • besonders hoher Wert der Qualität von Beziehungen

andere Art von Erziehung notwendig

  • Erziehungsziele wie „Selbstständigkeit und freier Wille“ bedeutend
  • Einflussmöglichkeiten von Kindern auf Familienentscheidungen gestiegen

Befehlshaushalt -> Verhandlungshaushalt

→ wachsende Sensibilität für kindliche Belange und Hinwendung zum autoritativen Erziehungsstil

→ zwei Einschränkungen der positiven Bilanz

  1. steigende Armut
  2. Erwartungsdruck an Paare und Eltern
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Welche Erziehungsstile gibt es?

A

elterliche Erziehung

  • bis zwei Jahre: Wärme und Sensitivität wichtig
  • ab zwei Jahre: Standards setzen → Selbstkontrolle der Kinder, angemessenes Sozialverhalten

Erziehungsstile nach Diana Baumrind

Autoritaitv

altersangemessene Anforderung, Konsistenz, Wärme, Anerkennung

akzeptierend: hoch / fordernd: hoch

Autoritär

viele Regeln/Anforderungen, wenig Erklärung, wenig Orientierung an Bedürfnissen der Kinder

akzeptiernd: niedrig/ fordernd: hoch

Permissiv

wenig Regeln/Anforderungen, viel Freiheit

akzeptiernd: hoch/ fordernd: niedrig

Unbeteiligt

wenig Regeln/Anforderungen, wenig Orientierung an den Bedürfnissen der Kinder

akzeptiernd: niedrig/ fordernd: niedrig

wesentliche Dimensionen des Elternverhaltens (z.B. Erikson): Akzeptanz/Responsivität, Anforderungen/Kontrolle

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Erläutere den Zusammenhang zwischen Erziehungsstil und kindlicher Entwicklung!

A
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Warum ist autoritative Erziehung so erfolgreich?

A
  • Wärme und Grenzen
  • Akzeptanz, Orientierung am Kind
    → Kind erfährt, dass es etwas wert ist und dass es wirksam ist.
  • Kontrolle durch Erklären, Verdeutlichung der Folgen → Selbststeuerung, soziale Perspektive entwickeln
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Erläutere Krisen in Familien!

kritisches Familienereignis: Trennung und Scheidun

A

Alter der Kinder

  • Vorschulkinder und junge Schulkinder zeigen meist sichtbare Belastungen: Schuldgefühle, Unverständnis
  • ältere Kinder und Jugendliche leiden nicht weniger - stärkeres Verständnis an sich → aber: häufigeres Schulschwänzen, früherer Beginn sexueller Beziehungen, Substanzmissbrauch

Geschlecht der Kinder
→ unterschiedliche Wirkungen

  • Jungen: auffällige Verhaltensprobleme (Zorn, Frustration)
  • Mädchen: verdeckte Belastung (Rückzug, Depressionen)

Folgen für Kinder stark abhängig von

  • finanzieller Situation
  • emotionaler Unterstützung beider Elternteile
  • außerfamiliären Ressourcen: Freunde, Peers, Schulpersonal, Nachbarschaft etc.
  • zusätzlichen Stressfaktoren
  • Familie als soziales System eingeschlossen in größeres soziales System (Schule, Gesellschaft)
  • Scheidung als Chance zur Schaffung eines förderlichen Familienklimas für Kind - Eltern wieder sensitiver für kindliche Bedürfnisse
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Nenne die Herausforderungen im Zuge einer Wiederheirat!

A

Bsp.: Beziehung zwischen Stiefeltern und ihren Kindern

  • geringes Maß an emotionaler Verbundenheit und weniger klare Rollenerwartungen in Stieffamilien
  • Spannungen zwischen Stiefkindern und -eltern vor allem wahrscheinlich bei frühzeitigem Versuch der Stiefeltern
  • … in Disziplinierung und Kontrolle der Kinder einzugreifen
  • … eine intensive Beziehung zu Kindern zu entwickeln

→ vorteilhaft:

  • abwartend-geduldige Haltung der Stiefeltern
  • Orientierung an Bedürfnissen der Stiefkinder
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Nenne wichtige Punkte zum Agieren zwischen Eltern und Schule!

A
  • Ökologische Systemtheorie von Bronfenbrenner (vgl. auch Eccles & Harold; Wild): Kooperation von Elternhaus und Schule wichtig für die kindliche Entwicklung
  • Je vertrauensvoller Verhältnis Schule-Elternhaus, desto zufriedenere Lehrer, Eltern, Schüler! (Neuenschwander, 2006; Epstein, 1987)
  • Elternhaus und Schule wichtige Unterstützer im Studien- und Berufswahlprozess (Neuenschwander, 2006; Kracke & Noack, 2005; Mayhack, 2011).
  • im BO-Prozess aber kaum Zusammenarbeit, vor allem in Hauptschulen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Familien und Schule?

A
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Erläutere die Bedeutung und Funktion der
Gleichaltrigengruppe!

A

Gleichaltrige: Peers

  • nicht (unbedingt) gleich alte, sondern einander gleichgestellte, ebenbürtige Personen
  • Individuen, die etwa gleichermaßen komplexes Verhalten zeigen
  • Personen von gleichem Status (symmetrische Beziehungen, Aushandlungen möglich)

gemischte Altersgruppen

Jüngere erwerben neue Spielfähigkeiten

Ältere entwickeln stärker Fürsorge, Mitgefühl und lernen Hilfe zu aktivieren. und Führungseigenschaften.

→ In gemischtaltrigen Peergruppen können Erfahrungen, die durch die Geschwisterposition einseitig gegeben sind, ausgeglichen werden.

  • Peerkontakte als Ausdruck eines offenbar angeborenen menschlichen Bedürfnisses nach Kontakt, Nähe und Austausch = Affiliation (Verhaltenstendenz, Gesellschaft anderer Menschen zu suchen)
  • zentrale Bedeutung der Peerbeziehungen bei Bewältigung von Übergängen und Entwicklungsaufgaben
  • Bewältigung gleicher normativer Lebensereignisse und Entwicklungsaufgaben in ähnlichem Zeitraum (z.B. Einschulung, Schulwechsel, Pubertät) → Austausch darüber als beträchtlicher Teil der Interaktion
  • mit zunehmenden Alter: Gespräche mit Freunden (seltener mit Eltern) über Schwierigkeiten
  • erleichternde Wirkung durch ähnliche Belastungen bei Freunden
  • Nützlichkeit der Modelllösungen der Freunde für eigene Lebensgestaltung
  • Aber! Peers auch Modelle für entwicklungsabträgliche Verhaltensweisen (z.B. Drogenkonsum, kriminelles Verhalten)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Erläutere Beliebtheit!

A

Unterscheidung von zwei Konzepten

Beliebtheit als soziale Akzeptanz

= Beliebtheit als Ausmaß des Gemochtwerdens im Sinne sozialer Akzeptanz („social acceptance“)

  • Messung mittels soziometrischer Verfahren

= Fragebögen, z.B. im Klassenverband Benennung von Mitschülern/innen, die gemocht und nicht gemocht werden
Erstellung eines Soziogramms für Klasse

  • Beschreibung der Stellung eines Kindes siehe Folie 30

Beliebtheit als Reputation
= Beliebtheit als Reputation im Sinne von Popularität („popularity“) innerhalb einer Gruppe geteilte Meinung, dass ein Gruppenmitglied Prestige, Sichtbarkeit, einen hohen sozialen Status oder eine machtvolle Position innerhalb dieser Gruppe erreicht hat

  • ältere populäre Kinder und Jugendliche werden von Klassenkameraden nicht unbedingt gern gemocht
  • denn: häufiger Einsatz manipulativer Strategien zur Erhaltung der Machtposition durch populäre Schüler/innen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Erkläre die Erforschung der Peerakzeptanz mittels soziometrischer Methode

A

beliebte Kinder
bei vielen Peers beliebt, bei wenigen unbeliebt, → hohe Akzeptanz

abgelehnte Kinder
bei vielen Peers unbeliebt, bei wenigen beliebt, → niedrige Akzeptanz, negative Emotionen und Beschreibungen zugeordnet

nicht beachtete Kinder
bei wenigen Peers beliebt und unbeliebt, „unsichtbar“, → niedrige Akzeptanz, neutrale und positive Emotionen zugeordnet

kontroverse Kinder
bei vielen Peers als unbeliebt und beliebt angegeben

Kinder mit mittlerem Status
von mittlerer Anzahl an Peers als beliebt und unbeliebt eingestuft

gefährdete Außenseiter

  • *nichtbeachtete Kinder**
  • soziometrischer Status kann sich durch Eintritt in neue Umwelten verbessern
  • häufig zurückgezogen, unauffällig, nicht aggressiv
  • fühlen sich weniger einsam → meist nicht aktiv durch andere ausgeschlossen
  • weniger von Bullying (Schikanieren) betroffen
  • *abgelehnte Kinder**
  • höheres Risiko für abweichendes, antisoziales Verhalten
  • aktive Ausgrenzung durch Peers → Bullying (Schikanieren)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Erläutere Freundschaft!

A

Freundschaften

  • beruhen auf Freiwilligkeit und Reziprozität
  • zentrales Kriterium einer Freundschaftsbeziehung: Austausch von Gesellschaft und Zuneigung
  • Forschung über Freundschaftskonzepte
    Was verstehen Kinder und Jugendliche unter Freundschaft?

Mittelpunkt der Freundschaftsbeziehung

jüngere Kinder
Austausch von Handlungen und Objekten (vor allem im gemeinsamen Spiel)

ältere Kinder
Austausch von dauerhafterem gegenseitigen Vertrauen

Adoleszente
Austausch von Gedanken und Gefühlen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Nenne Problematische Interaktionen unter Gleichaltrigen!

A

Aggression
= zielgerichtetes Verhalten mit Schädigungsabsicht
unterschiedliche Kategorisierungen der verschiedenen Formen:

  • proaktive und reaktive Aggression
  • instrumentelle und feindselige Aggression
  • direkte und indirekte Aggression
  • physische, verbale und relationale (soziale) Aggression

→ Aggressivität (Personenmerkmal):
relativ überdauernde Bereitschaft einer Person, sich in unterschiedlichen Situationen aggressiv zu verhalten

Bullying/Mobbing
= aggressives Verhalten, bei dem ein/e Schüler/in wiederholt und über längeren Zeitraum schädigenden Handlungen von Mitschülern/innen ausgesetzt ist

  • Kennzeichen: Ungleichgewicht der Kräfte von Täter/n und Opfer

Unterscheidung von drei Arten:

  • physisches Bullying
  • verbales Bullying
  • relationales Bullying (rufschädigendes Verhalten dem Opfer gegenüber)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Erläutere das Bullying näher!

A

Bullying

  • physisches Bullying fast ausschließlich durch Jungen
  • relationales Bullying durch Jungen und Mädchen

Situation an deutschen Schulen

  • Zwischen 5 und 11 % der Schüler/innen werden mindestens einmal pro Woche Opfer von Bullying.
  • Zwischen 5 und 9 % der Schüler/innen nehmen regelmäßig die Rolle des Bullys wahr. typische Opfer- und Tätermerkmale nach Scheithauer et al. (2003)

Bullying-Opfer

  • Angst vor Schulbesuch
  • wenig oder keine Freunde
  • sozial zurückgezogen
  • weisen (kleinere) Verletzungen auf
  • häufig niedergeschlagen und ängstlich
  • weigern sich über Situation oder eigene Sorgen zu sprechen
  • *Bullying-Täter**
  • körperlich stark
  • impulsiv
  • gegenüber Erwachsenen vorlaut und aggressiv - zeigen verschiedene Formen dissozialen Verhaltens
17
Q

Erkläre das SIP-Modell!

A

SIP-Modell (social information processing model) von Dodge & Crick (1994, 1996)

  • Modell der sozialen Informationsverarbeitung bei Kindern (Abb. siehe Folie 42)
  • sehr einflussreiches Modell der Beschreibung von aggressivem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen
  • Unterscheidung von sechs Phasen der sozialen Informationsverarbeitung, die Menschen durchlaufen, bevor sie in sozialer Situation reagieren
  • These von Dodge & Crick (1994)

Aggressive Kinder zeigen in allen Phasen des Modells spezifische Tendenzen, die aggressives oder feindseliges Verhalten wahrscheinlicher machen als es normalerweise der Fall ist.

18
Q

Nenne Maßnahmen gegen Aggression und Bullying an Schulen!

A

Psychotherapeutische Interventionen

  • fundierte verhaltenstherapeutische Interventionen von Petermann & Petermann (2005)
  • Bezug zu Grundlagen des SIP-Modells (Dodge & Crick, 1994)

Trainings beinhalten

  • Schulung der Selbst- und Fremdwahrnehmung
  • Vermittlung neuer Problemsichtweisen
  • Einübung von gewaltfreier Selbstbehauptung, Einfühlungsvermögen und kooperativem Verhalten

Interventions- und Präventions- programme bei Bullying, die am System Klasse und Schule ansetzen

  • Dan Olweus (2002): „Bullying Prevention Program“
  • BerücksichtigungderSchul-,Klassen- und Individualebene
  • Frey et al. (2005): „Steps to Respect“
  • gesamte Schule als Rahmen der Anti-Bullying-Strategien, Fortbildung des gesamten Kollegiums, 12- bis 14-wöchiges Curriculum für Schüler/innen
  • Scheithauer & Bull (2007): „Fairplayer“ – www.fairplayer.de
  • Handreichungen der Schulämter zur Thematik