Vorlesung 10 Flashcards

1
Q

Nenne die Definition pädagogisch-psychologische Diagnostik!

A

„Die pädagogisch-psychologische Diagnostik ist ein Arbeitsfeld, das sich mit der Beschaffung und Bewertung von Informationen befasst, die zu einer möglichst akkuraten Einschätzung der aktuellen Ausprägung von Personenmerkmalen (…) oder Merkmalen der Lern- und Entwicklungsumwelt (…) führen und zu einer besseren Erklärung und Prognose in pädagogisch relevanten Problemfeldern beitragen.“

aus: Krapp & Weidenmann (52006), S. 528

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Q

Nenne wichtiges und prototypisches Teilgebiet der Pädagogisch-Psychologische Diagnostik!

A

= Entscheidungen, die Bildungslaufbahnen betreffen
diagnostische Fragen …

  • zur Einschulung
  • zur Lernbehinderung
  • zu Teilleistungsstörungen
  • zu Verhaltensauffälligkeiten
  • zur Schulformzuordnung ab Sekundarstufe
  • zur Hochbegabung
  • zum Hochschulzugang
  • zur Berufsberatung
  • zur beruflichen Weiterbildung

weitere pädagogisch- diagnostische Problemstellungen (beispielhaft)

  • Qualität von Lehr-Lern-Umgebungen an der Hochschule oder im Internet
  • Bewertung des dualen Ausbildungssystems in der beruflichen Bildung
  • Erfassung von Lern- und Entwicklungsum- gebungen (häuslich oder durch Umfang und Struktur der Peergroup gegeben)
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3
Q

Erläutere das Prozessmodell pädagogisch-psychologischen Handelns!

(Treatments)

A

Treatment - vorbereitende Diagnostik

Ermittlung von Informationen für die Lösung eines gegebenen Problems

Ziele:
- Art und Richtung der Handlungsziele festlegen
- angemessene Maßnahmen auswählen oder vorbereiten
Funktionen:
- Informationen für Auswahl oder Gestaltung geeigneter Maßnahmen bereitstellen
- vorhersagbare Wirkungsweisen vorgesehener Treatments abschätzen (Prognose als zentrales Element)
= mehrphasiger Kreislaufprozess

Treatment – begleitende Diagnostik

Kontrolle des Handlungsablaufs im Hinblick auf angestrebte Ziele
(ggf. korrigierender Eingriff)

Ziel:
- Informationen über Verlauf des Treatments sammeln
Funktion:
- Treatment an aktuelle Bedürfnisse und Situation anpassen
auch: formative Evaluation oder Prozessdiagnostik

Treatment – abschließende Diagnostik

kritische Prüfung des Gesamtergebnisses

Ziel:
- Bewertung der Ergebnisse einer Maßnahme
Funktion:
- Bereitstellung von Informationen im Hinblick auf die Angemessenheit einer Maßnahme
zusätzliche Bewertung eines Ergebnisses = (summative) Evaluation

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4
Q

Nenne zwei Handlungsstrategien!

A

Modifikationsstrategie

Personen:

  • *Personenmodifikation**
    z. B. Nachhilfeunterricht, Lehrertraining

Umweltbedingungen:

  • *Bedingungsmodifikation**
    z. B. Neugestaltung eines Lehrsystems, Änderung des Erziehungsverhaltens

Versuch der Herstellung einer „Passung“ von Individuum und Umwelt durch Herstellung einer geeigneten Umwelt für die spezifischen Belange eines Individuums

Selektionsstrategie

Personen:

  • *Personenselektion**
    z. B. Zulassung zu Schulzweigen oder Studiengängen

Umweltbedingungen:

  • *Bedingungsselektion**
    z. B. Auswahl eines Studiengangs oder einer Ausbildungsrichtung

Versuch der Herstellung einer „Passung“ von Individuum und Umwelt durch Auswahl einer geeigneten Lernumwelt für ein Individuum

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5
Q

Erläutere die Handlungs- und Entscheidungsstrategien am Beispiel!

A

Beispiel: Berufsausbildung

1a) Bewerber entscheiden sich für eine mögliche Berufslaufbahn.
und/oder

(Bedingungsselektion)

1b) Bewerber werden von einer Institution unter verschiedenen Kandidaten ausgewählt.

(Personenselektion)

2) Im Ausbildungsprogramm werden berufsrelevante Fertigkeiten vermittelt.

(Personenmodifikation)

3) Es kann sich herausstellen, dass das Ausbildungsprogramm verändert werden muss, um die Erfolgswahrscheinlichkeit der Auszubildenden zu verbessern.

(Bedingungsmodifikation)

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6
Q

Erläutere die Klassische Testtheorie!

A
  • Theorie zur Konstruktion und Bewertung von Erhebungsinstrumenten, die zeitlich stabile Personenmerkmale messen sollen (z.B. ein Intelligenztest)

Grundannahme

  • beobachteter Wert = wahrer Wert + Messfehler

Ziel

  • möglichst fehlerfreie Erfassung des wahren Wertes

Gütekriterien der klassischen Testtheorie

  • Reliabilität
  • Objektivität
  • Validität
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7
Q

Erläutere die Reliabilität!

A

= Genauigkeit einer Messung
(muss auf Basis von Stichprobenerhebungen mit statistischen Verfahren geschätzt werden)

Wiederholungsreliabilität (Retest)

  • schätzt die zeitliche Stabilität eines Merkmals

Paralleltestreliabilität

  • schätzt die Gleichwertigkeit von zwei parallelen Tests

Split-half-Reliabilität und Konsistenzanalyse

  • schätzen die Genauigkeit der Messung durch Prüfung der Homogenität der Antworten (von Items)
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8
Q

Erläutere die Objektivität!

A

= Unabhängigkeit der Messung vom Messenden
(Abhängigkeit des Messergebnisses nur vom zu messenden Merkmal)

Durchführungsobjektivität

  • Untersuchungsbedingungen sind für alle getesteten Personen vergleichbar

Auswertungsobjektivität

  • Auswertung ist unabhängig von der auswertenden Person

Interpretationsobjektivität

  • Befunde werden von verschiedenen Diagnostikern in gleicher (ähnlicher) Weise interpretiert
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9
Q

Erläutere die Validität!

A

= Grad der Genauigkeit, mit dem ein Test das, was er messen soll oder zu messen vorgibt, tatsächlich misst
(Wird durch die Messung das richtige Merkmal, und nicht

Inhaltsvalidität

  • z.B. Schulleistungstests: Fragt der Test tatsächlich das Wissen ab, das im Unterricht vermittelt wurde?

Kriteriumsvalidität

  • z.B. Validierung von Schulreifetests am Kriterium des späteren Schulerfolges

Konstruktvalidität

  • z.B. Überprüfung der Faktorenstruktur bei Intelligenztests
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10
Q

Erläutere das Modell der einfachen Selektionsentscheidung!

A

Bsp. selektive Maßnahmen:

  • Zulassung zu einem Studiengang - Vergabe eines Ausbildungsplatzes
  • A = erwartungsgemäß erfolgreiche Bewerber
  • B = zu Unrecht aufgenommene Bewerber
  • C = erwartungsgemäß erfolglose Bewerber
  • D = zu Unrecht abgewiesene Bewerber
  • A und C: Treffer
  • B und D: Prognoseinstrument versagt
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11
Q

Erläutere die Bezugsnormen!

A

Unterscheidung drei formaler Gütemaßstäbe oder Bezugsnormen

  • *1. soziale (interindividuelle) Bezugsnorm**
    z. B. Die Mathematikleistung eines Schülers wird im Vergleich zu den Leistungen in der Klasse bewertet.
  • *2. (intra-) individuelle Bezugsnorm**
    z. B. Die Mathematikleistung eines Schülers wird im Vergleich zu seiner eigenen Leistungsentwicklung in Mathematik bewertet.
  • *3. kriteriale (sachliche) Bezugsnorm**
    z. B. Die Mathematikleistung eines Schülers wird im Vergleich zu einer vorher festgelegten Norm bewertet.
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12
Q

Erläutere die Normskalen in der psychologischen Diagnostik!

A

Abb.: Normal verteilte Testrohwerte und verschiedene gebräuchliche Normskalen

  • Umrechnungstabellen in der Individualdiagnostik zur Transformation von Rohwerten eines Tests in allgemein verständliche Normwerte

Bsp. Rohwert: Zahl der richtigen Lösungen im Intelligenztest
Bsp. Normwert: IQ

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13
Q

Nenne Beispiele zur Erfassung von Personenmerkmalen!

A

durch Befragungsmethoden: Fragebögen, Interviews  Beispiele

  • Entwicklungstests (allgemein und speziell), z.B. Wiener Entwicklungstest (WET) von Kastner-Koller & Deimann (1998)
  • Diagnose von Lernvoraussetzungen, z.B. durch Schulreifetests, wie „Kieler Einschulungsverfahren“ (KEV) von Fröse, Mölders & Wallrodt (1986)
  • Erfassung der Eignung für Ausbildungsgänge - Anwendung z.B. in der Berufsberatung – spezielle Tests für künftige Lehrer bzw. Lehramtsstudenten: – „Lehrer-Interessen-Skala“(LIS)vonMayr(1998)-sieheFolie24
  • „Lehrer-Interessen-Skala“ (LIS) von Mayr (1998)
  • Abb. Ausschnitt aus dem „Interessenfragebogen“
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14
Q

Nenne Methoden zur Feststellung von Schulleistungen!

A

standardisierte Schulleistungstests

  • Testdatenbanken: Hogrefe-Verlag (www.test-zentrale.de), Psyndex (www.zpid.de)  norm-oder kriteriumsorientierte Tests zur Erfassung der Schulleistung
  • TIMSS und PISA als groß angelegte internationale Schulleistungsvergleiche

mündliche Prüfungen

  • Kontrolle des Lernerfolgs, Zwischendiagnose von Teilergebnissen im Unterrichtsverlauf, Disziplinierung

Aufsatzprüfungen

  • „subjektive“Verfahren
  • Bewährung durch Punktesysteme mit festgelegtem Schema zum Vergleich von Aussagen/Argumentationsstrukturen mit Anforderungsprofil

Selbstbeurteilungen

  • im formellen Ausbildungssystem nahezu unmöglich
  • nicht hinreichend entwickelte Fähigkeit der Schüler, eigene Leistungen sachgerecht einzuschätzen + mangelnde Bereitschaft, offen über eigene Lernschwierigkeiten zu berichten
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15
Q

Gehe auf Zeugnisse und Zensuren ein!

A

Zensuren und Zeugnisse

  • Zensur = Verfahren zur Klassifikation und Bewertung von Leistungen
  • Funktionen von Schulnoten

Auslese-, Kontroll- und Berechtigungsfunktion

  • z.B. Regelung des Zugangs zu weiterführenden Schulen oder Studiengängen über Noten Berichts-, Anreiz- und Sozialisationsfunktion für Schüler

Berichts-, Anreiz- und Sozialisationsfunktion für Schüler

  • z.B. Rückmeldungen über aktuellen Leistungsstand, Motivierung und Disziplinierung, Vertrautheit mit dominierenden Prinzipien der Leistungsbewertung
    Rückmeldefunktion für Lehrkräfte, Berichtsfunktion für Eltern

Rückmeldefunktion für Lehrkräfte, Berichtsfunktion für Eltern

  • z.B. Aussagen über Unterrichtsqualität, Einblick in kindliche Leistungsentwicklung
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16
Q

Erläutere die Diagnostische Qualität von Zensuren!

A

erhebliche Mängel und Fehlerquellen

  • mangelnde Vergleichbarkeit von Noten über verschiedene Schulklassen, Schulfächer oder Schulen hinweg
  • erhebliche Variationen in der Strenge der Maßstäbe (Studie Ingenkamp, 1971)
  • Notengebung unterliegt Halo-Effekt
  • Beeinflussung der Notengebung durch: Geschlechtszugehörigkeit der Schüler und Lehrer, tatsächliche oder vermutete Schichtzugehörigkeit des Schülers, Gefühle der Sympathie

→ Vorschläge zur Verbesserung schulischer Leistungs- beurteilung: Materialsammlung von Lissmann (1997)

Aber! Einfluss systematischer Verzerrungen auf Lehrerurteil ist nicht zu überschätzen.

17
Q
A