Vorlesung 8 Flashcards
Nenne die Begriffsdefinition von Emotionen!
- Emotionen sind innere, psychische Prozesse.
- zwei Bedeutungen - Emotionen als – situativer und momentaner Zustand (state) – dispositionelle Reaktionstendenz (trait)
- Emotion als Oberbegriff für
– Affekt (heftige, kurzzeitige Emotion)
– Gefühl (subjektiver Aspekt der Emotion)
– Stimmung (schwache, langandauernde Emotion)
- Emotionen sind mehrdimensionale Konstrukte, die aus affektiven, expressiven, physiologischen, kognitiven und motivationalen Komponenten bestehen.
Nenne Emotionskomponenten am Beispiel Prüfungsangst!
1. affektive Komponente
= subjektives Gefühl
- Prüfungsangst, Unwohlsein
2. expressive Komponente
= Ausdruck im Verhalten, Mimik
- ängstlicher Gesichtsausdruck, Mundwinkel hängen
3. physiologische Komponente
= körperliche Reaktion
- erhöhte Herzfrequenz, beschleunigter Puls, Zunahme der Hautleitfähigkeit
4. kognitive Komponente
= Bewertungen, Gedanken
- Sorge um möglichen Misserfolg
5. motivationale Komponente
= Verhalten
- Situationsflucht/-vermeidung
Nenne Emotionskomponenten am Beispiel Lernspaß!
- warmes, angenehmes, sorgenfreies, vitales Gefühl „Ich freue mich schon vorher auf das Lernen.“
- Hochziehen der Mundwinkel, Lächeln „Ich zeige meine Freude.“
- erhöhte Herzfrequenz, unregelmäßigere Atmung „Ich höre mein Herz schlagen.“
- positive Bewertung und Situationswahrnehmung „Wenn ich denke: Ich kann wirklich was.“
- Aufgabe angehen bzw. weiterführen wollen „Wenn ich aus eigenem Antrieb lerne.“
Erläutere die Klassifikation lernrelevanter Emotionen (Pekrun)!
Valenz:
positiv vs. negativ Freude vs. Traurigkeit
zeitlicher Bezug: vergangenheitsbezogen vs. zukunftsorientiert Stolz über eine gute Note vs. Hoffnung auf einen Prüfungserfolg
Art der Energetisierung: aktivierend vs. desaktivierend Hoffnung, Vorfreude vs. Hoffnungslosigkeit, Entspanntsein
Warum sind Emotionen im Lern- und Leistungskontext wichtig?
- Emotionen zentral für die Erklärung von Schülerreaktionen auf schulische Herausforderungen.
- Emotionen relevant für die Auslösung, Aufrechterhaltung oder Reduzierung von Anstrengung in Lern- und Leistungssituationen
→ zentrale Prädiktoren von Lernleistungen (Schutz & Pekrun, 2007)
Erläutere die Prüfungsangst!
- Meist erforscht: Prüfungsangst
- hemmende Wirkung auf Lernprozess
- Defizite in der Enkodierung von Wissen sowie in der Speicherung, Verarbeitung und im Abruf von Informationen
- wiederholte geringe Prüfungsleistungen führen zu höherer Prüfungsangst
- Zusammenhang mit erlernter Hilflosigkeit
Erläutere die Langeweile!
Langeweile - wenig untersuchte Emotion
- = subjektiv schwach negativ erlebter Gefühlszustand, geprägt durch subjektiv langsames Verstreichen der Zeit
Langeweile im pädagogisch-psychologischen Kontext
Langeweile als ineffektive Nutzung von „Humanressourcen“
- Kommt häufig vor - Ursachen:
- Unterrichtsgestaltung (z.B. Abwechslungsarmut)
- spezifische Unterrichtsthemen und -inhalte (z.B. „trockene“ Themen)
- Ursachen in der Person des Schülers (z.B. Verständnisprobleme), Aspekte des Lehrers (z.B. „ausgepowerte“ Lehrer) und des Faches (z.B. Sinnlosigkeit)
→ aus Interviewstudie (Götz, Frenzel & Haag, 2006), Schüler der 9. Jahrgangsstufe
Erläutere die Leistungsemotionen ab Schuleintritt!
– vereinzelte Längsschnittstudien zeigen:
durchschnittliche Ausmaß negativer Emotionen steigt im Laufe der Schulzeit
durchschnittliche Ausmaß positiver Emotionen sinkt im Laufe der Schulzeit
- Prüfungsangst steigt vor allem in Grundschulzeit stark an und bleibt dann etwa konstant.
- Lernfreude sinkt nach Einschulung und noch in der Sekundarstufe kontinuierlich ab - Stabilisierung ab 8. Klassenstufe
Ursachen für die negativen emotionalen Entwicklungsverläufe?
Erläutere die Ursachen für die negativen emotionalen Entwicklungsverläufe - Fokus auf Bezugsgruppeneffekt!
- Wechsel der Bezugsgruppe bei Entwicklungsübergängen innerhalb der Schullaufbahn
Schüler im unteren Leistungsbereich am Ende der Grundschulzeit profitieren vom Wechsel in die Hauptschule!
Leistungsbezogene Selbstkonzept erholt sich durch:
• Entfall ungünstiger Leistungsvergleiche mit
deutlich leistungsstärkeren Schülern
• bessere Noten
• häufigere Gelegenheiten für soziale
Abwärtsvergleiche mit schwächeren Schülern
Entgegengesetzter Effekt für leistungsstarke Schüler beim Übergang auf das Gymnasium!
Fähigkeitsbezogene Selbstkonzept sinkt durch:
• Erfahrung, dass viele Mitschüler gleiche oder
bessere Leistungen erbringen
• schlechtere Noten
• häufigere Gelegenheiten für soziale
Aufwärtsvergleiche mit leistungsstärkeren Mitschülern
Mittlere schulische Selbstkonzept konvergiert stark auf den verschiedenen Schulformen im Laufe der Sekundarstufe I.
Erläutere die Appraisal-Theorie!
- Interpretationen von Situationen führen zum Erleben bestimmter Emotionen
- Appraisals = kognitive Bewertungsprozesse von Situationen, Tätigkeiten oder der eigenen Person.
Die spezifische Konstellation von Appraisal definiert Art der Emotion.
Beispiele
Ärger: Situationen, in denen man denkt, dass etwas persönlich Bedeutsames, Negatives eingetreten ist, was vermeidbar gewesen wäre.
Angst: Wenn etwas Negatives, persönlich Relevantes mit gewisser Wahrscheinlichkeit auftreten kann, man aber nur über wenige Ressourcen verfügt, um es abzuwenden.
Erläutere den Pekruns Kontroll-Wert Ansatz zu Leistungsemotionen!
- Appraisal-Dimensionen „Kontrolle“ und „Wert“ bedeutsam für
Subjektive Kontrolle über lern- und leistungsbezogene Aktivitäten und Leistungsergebnisse
… bezieht sich auf
- zukunftsgerichtete Kausalerwartungen „Wenn ich mich anstrenge, dann schaffe ich die Prüfung.“
- aktuelle Kontrollwahrnehmungen
„Die Aufgabenstellung verstehe ich nicht. Ich kann die Aufgabe nicht bearbeiten.“
- rückblickende Kausalattributionen von Erfolgen und Misserfolgen
„Ich bin durchgefallen, weil ich mich nicht genug angestrengt habe.“
Wert dieser Aktivitäten und Ergebnisse
… beinhaltet
- kategoriale Bedeutung
ist die Lernaktivität bzw. das Leistungsergebnis subjektiv positiv oder negativ
- dimensionale Bedeutung
wie wichtig bzw. persönlich bedeutsam ist die Aktivität bzw. das Leistungsergebnis
Erläutere die Einflüsse der Sozialumwelt auf Leistungsemotionen
Pekrun: Beeinflussung der Kontrollüberzeugungen und Überzeugungen zur Bedeutsamkeit von Lernaktivitäten und Leistungsergebnissen durch fünf Facetten der Sozialumwelt
Instruktion
Wertinduktion
Autonomiegewährung
Erwartungen & Zielstrukturen
Leistungsrückmeldungen & -konsequenzen
►
Kontrollüberzeugungen und Überzeugungen zur Bedeutsamkeit von Lernaktivitäten und Leistungsergebnisse
Erläutere die Instruktion!
- gelungene Instruktion = klar strukturierte, verständliche Stoff- und Aufgabenpräsentation → realer Kompetenz- und Wissenszuwachs, positive subjektive Kompetenzüberzeugungen
- große Bedeutung der kognitiven Qualität während des Instruktionsprozesses für Kontroll-Appraisals in Lern- und Leistungssituationen
- Senkung wahrgenommener Kontrolle durch inhaltlich und strukturell neuartige Aufgaben
Erläutere die Wertinduktion!
- = Vermittlung der Bedeutsamkeit von Lernaktivitäten und Leistungsergebnissen
- Ausbildung entsprechender generalisierter Überzeugungen durch explizite Mitteilung, dass bestimmte Fächer/gute Leistungen von großer Bedeutung sind
- Verstärkung der Überzeugungen durch: Erwartungen und Rückmeldungen von Bezugspersonen oder deren Modellverhalten, Gestaltung von Lernstoff und Aufgaben mit Bedeutungsgehalt für Lerner
Erläutere die Autonomiegewährung!
- vgl. Selbstbestimmungstheorie von Deci & Ryan (1993, 2000)
- Erprobung und Entwicklung eigenen Handelns für Schüler nur möglich bei Gewährung von Selbstständigkeit und Handlungsspielräumen auf altersangemessene Weise
- Bedingung: Vorliegen hinreichender Kompetenzen für Aufgaben und Selbstregulation von Handlungen
- komplexe, sehr grob umrissene, viele Freiheiten gewährende Aufgaben senken Kontrollerleben und machen hilflos