Vorlesung 3 Flashcards

1
Q

Nenne die vier grundlegenden Auffassungen über Lernen nach Hasselhorn & Gold!

A
  • Lernen als Aufbau von Assoziationen

Lernen kommt durch die Bildung von Assoziationen zwischen Sinneseindrücken und Handlungsimpulsen oder zwischen Reizinformationen zustande.

  • Lernen als Verhaltensänderung

Lernen ist im Wesentlichen zu beschreiben als Verhaltensänderung auf der Basis der operanten Konditionierungs- gesetze (positive Verstärkung/Belohnung von natürlich gezeigtem Verhalten – B.F. Skinner).

  • Lernen als Wissenserwerb

Lernen ist im Wesentlichen charakterisierbar als Erwerb deklarativen, prozeduralen und konditionalen Wissens als Folge von Informationsverarbeitungsprozessen im menschlichen Informationsverarbeitungssystem.

  • Lernen als Konstruktion von Wissen

Lernen lässt sich am besten beschreiben als individuelle Konstruktion von Wissen infolge des Entdeckens, Transformierens und Interpretierens komplexer Informationen durch den Lernenden selbst.

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2
Q

Was ist der definitorische Kern von Lernen?

A

Lernen ist ein Prozess, bei dem es zu überdauernden Änderungen im Verhaltenspotenzial als Folge von Erfahrungen kommt.

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3
Q

Nenne die Unterteilung von Lernen als Verhaltensänderung!

A
  • Klassisches Konditionieren
  • Operantes Konditionieren
  • Lernen am Modell
    auch: Übergang zu Lernen als Konstruktion durch Banduras Unterscheidung von Erwerb (Kompetenz) und Ausführung (Performanz)
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4
Q

Erläutere den Behavioristischen Lernbegriff!

A

Veränderung im Verhalten oder Verhaltenspotenzial, die durch wiederholte Erfahrungen des Subjektes in dieser Situation hervorgerufen wurde und nicht durch angeborene Reaktionstendenzen, Reifung oder momentane Zustände erklärt werden kann.

  • Versuch der Behavioristen, Organismus nach Vorbild einer Maschine zu verstehen
  • Maschine, in die man nicht hineinsehen kann (Black Box)
  • Funktionsweise der Maschine ist nur aus Input (Reiz) und Output (Reaktion) zu erschließen
  • psychische Vorgänge als Reiz-Reaktions-Verbindungen

(Bower & Hilgard, 1981, S. 11)

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5
Q

Nenne die Unterteilung von Lernen als Wissenserwerb!

A
  • Wissen über Sachverhalte
  • Fertigkeiten
  • Problemlösen
  • Transfer

Komplexer & mehrstufiger Prozess

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6
Q

Erläutere den kognitiven Lernprozess!

A

Lernen im Sinne des Wissenserwerbs ist ein bereichsspezifischer, komplexer und mehrstufiger Prozess, der die Teilprozesse des Verstehens, Speicherns und Abrufens einschließt und unter der Voraussetzung, dass diese drei genannten Prozesse günstig verlaufen, auch zum Gebrauch (sog. Transfer) des erworbenen Wissens führen kann.
(Steiner, 2001, S. 164)

  • Paradigmenwechsel - vom Behaviorismus zum Kognitivismus
  • Kognitivismus versucht Black Box der Behavioristen aufzudecken.
  • Untersuchung des Zwischenschrittes zwischen Input und Output = Informationsverarbeitung
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7
Q

Erläutere Lernen als Konstruktion von Wissen!

A
  • Lernen ist kein rezeptiver Vorgang.
  • „Transportiert“ wird nicht objektiv bestimmbare und begrenzte Menge an Fakten und Regeln aus dem Kopf des Lehrenden in den des Lernenden!
  • Lernen ist ein aktiver, selbst gesteuerter und kreativer Prozess.
  • *→** Aktive Rolle des Lernenden beim Aufbau des Verstehens und der Erschließung der Bedeutung von Informationen.

Erfahrungen und Wahrnehmungen erzeugen eine je individuelle Lernrealität. Menschen konstruieren aktiv ihre eigene Wirklichkeit.

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8
Q

Was ist Wissen?

A
  • individueller Besitz, der sich als relativ dauerhafter Inhalt des Gedächtnisses beschreiben lässt.
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9
Q

Welche Wissensarten lassen sich unterscheiden?

A

– Bereichsspezifisches Wissen

– Deklaratives Wissen (verbal gefasstes Wissen; “wissen, dass” etwas der Fall ist

  • Episodisches WIssen (Wissen um Ereignisse in ihrem raumzeitlichen autobiografischen Kontext)
  • Semantisches Wissen (Wissen über Bedeutungen, Fakten und Theorien

– Prozedurales Wissen (Wissen, das vorgeführt wird, wenn wir eine Aufgabe ausführen: “wissen, wie”)

– Strategisches Wissen (metakognitivs WIssen über eigene Problemlösungsaktivität; dient Erzeugung von neuen Wissen/Reorganisation von vorhandenen Wissen -> Wir wissen wie wir Probleme lösen

– Metawissen (Wissen über unser eigenes Wissen und unsere eigenen kognitiven Fähigkeiten (Denken, Gedächtnis, Lernen, Wahrnehmung) –>

  • (Was wir über Wissen wissen. Was ist schwer zu lernen. Was ist eine schwere Sprache etc.
  • Ich habe ein schlechtes oder gutes Gedächtnis
  • Ich kann mir Sprache gut merken etc.)
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10
Q

Erläutere Deklaratives Wissen näher!

A

Deklaratives Wissen = Wissen, dass

  • … es am Pfingstmontag in Jena geregnet hat. (episodisches Wissen)
  • … Pfingstmontag ein christlicher Feiertag ist. (semantisches Wissen)
  • kann einzelne Fakten (z.B. eine Grammatikregel) oder komplexes Zusammenhangswissen (z.B. Verständnis der Wechselwirkung volkswirtschaftlicher Faktoren) umfassen
  • bewusster Abruf des Wissens, stark durch Vergessen beeinflusst
  • Wissen kann verbalisiert werden
  • auch: konzeptuelles Wissen
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11
Q

Erläutere Prozedurales Wissen näher!

A

Prozedurales Wissen = Wissen, wie

  • … man Multiplikationsaufgaben rechnet.
  • … man eine Erörterung in Deutsch schreibt.
  • Wissen, das vorgeführt wird, wenn wir etwas ausführen (z.B. rechnen)
  • Bezeichnung in Alltagssprache: Können
  • unterliegt wenig dem Vergessen, ist schnell reaktivierbar
  • Wissensinhalte sind oft nicht bewusst, prozedurales Wissen ist nicht (direkt) verbalisierbar
  • Schwerpunkt: Fertigkeiten - Beschreibung als Produktionssysteme mit Bedingungsteil (Wenn) und Aktionsteil (Dann) (vgl. Anderson & Lebiere, 1998)
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12
Q

Erläutere Meta-/Metakognitives Wissen näher!

A
  • geht um Wissen über Wissen bzw. um eng mit Wissen verbundene Phänomene
  • Beispiele: Wissen über Wissenserwerb, Wissen um den Sinn einer Lernstrategie, Planen des eigenen Vorgehens
  • Flavell (1979): bekannte Einteilung in deklaratives und prozedurales Metawissen

deklaratives Metawissen

  • Wissen über Personenmerkmale (z.B.Bei Textaufgaben neige ich dazu, die Aufgabenstellung nur oberflächlich zu lesen.)
  • Wissen über Aufgaben (z.B. Wahrscheinlichkeits- aufgaben schauen oft leicht aus, aber sie haben es dann doch oft in sich.)
  • Wissen über Strategien (z.B. Sich vor dem Lesen einen Überblick zu verschaffen, erleichtert es oft das Kommende einzuordnen.)

prozedurales Metawissen

  • Planen des eigenen Vorgehens
  • Überwachen des eigenen Verständnisses bzw. der eigenen Problemlösungen
  • „remediales“ Regulieren (wenn z.B. etwas noch nicht verstanden wurde oder eine Lösung selbst als ungenügend erkannt wurde)
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13
Q

Erläutere das Schema als wichtiges Konzept vernetzter Wissensstrukturen!

A

Wissenserwerb: Nicht nur möglichst viel wissen, sondern Qualität des Wissens bedeutsam, vor allem Grad der Vernetzung, Hierarchie

  • nötig für Erkennen von Gegenständen in Alltagssituationen und für entsprechendes
    Abspeichern im Gedächtnis, wichtig für Lösen von Problemen
  • Bsp. Schema „Auto“: allgemeine Merkmale bilden allgemeinen Rahmen mit
    ausfüllbaren Leerstellen
    – vier Räder
    – hat Sitzplätze
    – verschiedene Typen etc.
  • Verbund von Schemata = semantisches Netzwerk
  • Schema als aktivierter Teil eines semantischen Netzwerkes
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14
Q

Erläutere den Kompetenzbegriff!

A
  • Anwendungsqualität von Wissen
  • = mehrere Wissensarten umfassende Konzeption - betont die Funktionalität von Wissen

Bsp.: mathematische Kompetenz
Wird verstanden im Sinne einer mathematischen
Grundfertigkeit.
Bezieht sich auf die Fähigkeiten

  • Funktion von Mathematik in der Lebenswelt zu verstehen,
  • fundierte mathematikbasierte Urteile abgeben zu können,
  • Mathematik als Werkzeug im Alltags- oder Berufsleben nutzen zu können.
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15
Q

Erkläre die Die wichtigsten Wissensarten
am Beispiel: Schreiben im Deutschunterricht!

A

Lernziel – Wissensart

Kenntnis der Kommaregeln – deklaratives Wissen

Sätze niederschreiben – prozedurales Wissen

Wissen über den Nutzen von Planungsstrategien beim Schreiben – deklaratives metakognitives Wissen

Überwachung der Rechtschreibung und der Grammatik in einem Aufsatz – prozedurales metakognitives Wissen

verallgemeinerte Vorstellung über Erörterungen und wie man diese verfasst (kann die oben aufgelisteten Wissensarten umfassen) – Schema

Schreiben als Mittel der Alltagsbewältigung erkennen und einsetzen können – Kompetenz

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16
Q

Erläutere die Grundlagen vom Lernen als WIssenserwerb!

A

= Aufbau und fortlaufende Modifikation von Wissensrepräsentationen

  • Grundlage: konstruktivistische Sicht - Jeder konstruiert sich seine Erkenntnisse selbst.
  • notwendig: Wissensstrukturen (Schemata)
  • Situationen werden wahrgenommen und interpretiert. Wissen wird konstruiert und Bedeutung generiert.
17
Q

Erläutere den Ablauf vom Lernen als WIssenserwerb!

A
  1. Aktivierung von Vorwissen ausgehend von begrifflichen Knoten in einem semantischen Netzwerk. Erregungsausbreitung macht zahlreiche weitere vorhandene Wissensstrukturen unmittelbar zugänglich.
  2. Elaboration (aktuelle Auseinandersetzung) mit dieser Information beim Lesen/Zuhören und Verknüpfung dieser mit Vorwissen.

Schneller, leichter und nachhaltiger wird gelernt, wenn availability und accessibility vorhanden sein.

  • availability: Verfügbarkeit von Vorwissen
  • accessibility: Zugriff auf Vorwissen und Bildung neuer Relationen
18
Q

Was sind die drei unterschiedlichen Auffassungen über den Ablauf von Wissenserwerb nach Renkl (2009)?

A

Perspektive des aktiven Tuns

offenes Verhalten, z.B.

  • manipulieren von Gegenständen,
  • gemeinsames Problemlösen
  • Teilnahme am fachlichen Diskurs
  • „situierte Kognition“

Perspektive der aktiven Informationsverarbeitung

Die aktive mentale Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand ist ausschlaggebend und nicht unbedingt sichtbares aktives Tun.

Perspektive der fokussierten Informationsverarbeitung

Zentral ist mentale Aktivität, die die zentralen Konzepte (z.B. Begriffe) und Prinzipien (z.B. Gesetze, mathema- tische Sätze) in einem Lernbereich fokussiert.

19
Q

Was ist die Kritik am Aktiven Tun?

A
  • Kooperatives Lernen, alle tun Vergleichbares, aber Lernergebnis kann ganz unterschiedlich sein (Weinberger et al.,2007)
  • Lehrer durch Lernen, am Anfang eines Stoffgebiets: Lehrende lernen weniger als Zuhörer, weil Lehren zu viel Stress (Renkl, 1997)
  • Häufiges Bearbeiten von Lösungsbeispielen effektiver als nach kurzer Einführung selbst Aufgaben bearbeiten (Renkl et al.)
20
Q

Erläutere die aktive Informationsverarbeitung!

A
  • Lernende interpretieren Informationen (auch aus Handlungen) aktiv und bauen darauf Wissen auf.
  • Informationsverarbeitung geschieht im Arbeitsgedächtnis.
  • Sensorischer Input wird zur Information durch Interpretation auf der Basis des Vorwissens aus dem Langzeitgedächtnis.
  • Mehr Vorwissen –> effizientere Informationsverarbeitung (Novize vs. Experte; Chunking; Schach, Chi 1978)
  • Lernen ist Andocken neuer Information an das Vorwissen
21
Q

Erläutere das Gedächtnis als Speichermodell von Atkinson & Shiffrin (1968)!

A
22
Q

Erläutere das Gedächtnis als Speichermodel von Cowan (2009)!

A
23
Q

Erkläre die Wissenskonstruktion!

A

Informationen werden durch verschiedene Prozesse im Arbeitsgedächtnis effektiver verarbeitet -> Lernen.

  • *Informationsverarbeitungsprozesse**
    1. Interpretieren (Vorwissen)
    2. Selegieren (wichtigste Information auswählen)
    3. Organisieren (Zusammenhänge zwischen Informationen, über- und untergeordnete Punkte, Hauptaussagen)
    4. Elaborieren (verknüpfen mit Vorwissen, fachlich, Alltagswelt)
    5. Stärken (Wiederholungen –> deklaratives/prozedurales Wissen)
    6. Generieren (erkunden –> Inferenzen)
    7. Metakognitives Planen, Überwachen, Regulieren (
24
Q

Erläutere die fokussierte Informationsverarbeitung!

A
  • Auf zentrale Konzepte und Prinzipien fokussieren (Renkl & Atkinson, 2007)
  • Ohne Fokus: falsche Dinge werden für wichtig erachtet; sich in „verführerischen“ Details verlieren.
25
Q

Nenne die 5 Lehr-Lernarrangements!

A

wichtige Lernformen nach Renkl (2009)

  • Lernen aus Texten
  • Lernen aus Beispielen und Modellen
  • Lernen durch Aufgabenbearbeiten
  • Lernen durch Erkunden
  • Lernen durch Gruppenarbeit
26
Q

Erläutere die Implikationen für Lehr-Lern-Arrangements!

A

Lernen aus Texten

  • Textbasis – Propositionen (Aussagen in einem Text)
  • Situationsmodell – (Bedeutung eines Textes, Vorwissen relevant, Vorstellungsbilder; Schlussfolgerungen für neue Kontexte; geringste Vergessensrate)

Beispiel: „Die beste 100-Meter-Zeit von Hans beträgt 13,0 Sek. Wie lange braucht er für 1000m?“

Textqualität:

  • Sätze (kurz u. einfach);
  • Aktivierung von Vorwissen;
  • Hervorhebung zentraler Begriffe;
  • kohärente Texte (v.a. wenn geringes Vorwissen)

Vorwissen –> bessere Lernstrategien (mindmap, sich selbst Kerne eines Abschnitts erklären, Fragen zum Text formulieren.)