Vorlesung 7 Flashcards

1
Q

Erläutere die Selbstbestimmung!

A

Definition Selbstkonzept
= Wissen und Überzeugungen eines Individuums über sich selbst (bestehend aus Ideen, Gefühlen, Einstellungen und Erwartungen)

  • Selbstbeschreibungen können sich beziehen auf
  • einzelne Facetten der Person

„Ich zeige in Mathematik gute Leistungen.“

  • die gesamte Person

„Ich wünschte, ich wäre jemand anderes.“

  • bereichsspezifisches Selbstkonzept (domain-specific self-concept) = Selbstbeschreibungen in einem bestimmten Bereich
    z. B. schulbezogenes Selbstkonzept, Selbstkonzept des Aussehens
  • schulbezogenes Selbstkonzept - auch: Fähigkeitsselbstkonzept, Selbstkonzept der Begabung (Bsp. mathematisches Selbstkonzept der Begabung)

„Ich bin hübsch.“ (physisches Selbstkonzept)

„Ich bin ein schlaues Kerlchen.“ (Fähigkeitsselbstkonzept)

„Ich bin schnell traurig.“ (emotionales Selbstkonzept)

„Ich habe viele Freunde.“ (soziales Selbstkonzept)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Erläutere die Begriffsabgrenzung zur Selbstbestimmung!

A
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Nenne die Theoretischen Wurzeln der pädagogisch-psychologischen Selbstkonzeptforschung!

A
  • William James
  • Symbolischer Interaktionismus
  • Gedächtnispsychologische Modelle des Selbstkonzeptes
  • Entwicklungspsychlogische Arbeiten
  • Sozialpsychologische Selbstkonzeptforschung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Berichte zu William James!

A
  • Begründer der Selbstkonzeptforschung
  • Differenzierung im Selbst

I (Selbst als Subjekt)
= denkende und handelnde Person selbst = betrachtende Subjekt (self as a knower)

ME (Selbst als Objekt)
= Objekt der Betrachtung der eigenen Person

  • entspricht Selbstkonzept (self as known)
  • entspricht selbstbezogenem Denken, Empfinden, Wissen

I betrachtet ME
„Self as known“ sind Aspekte einer Person, derer sich das „self as knower“ bewusst ist.

  • ME - Konzipierung als hierarchisches und multidimensionales Selbstkonzept
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Berichte zum Symbolischen Interaktionismus!

A
  • Erkenntnis: Selbstkonzepte sind maßgeblich von Interaktionen mit der sozialen Umwelt beeinflusst.
  • –>
  • Selbstkonzept = Resultat der Fremdwahrnehmungen einer Person durch andere Personen
  • auch: Abziehbild der Einstellungen anderer Menschen zu dieser Person
  • „looking-glass-self“

—> Betonung der Rolle der sozialen Umwelt für Selbstkonzeptentwicklung

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Berichte zum Gedächtnispsychologischen Modelle des Selbstkonzeptes!

A

Arbeiten der gedächtnispsychologischen Tradition (Bsp.)

Filipp (1979)
Selbstkonzept als Wissensstruktur

Markus (1977)
überdauernde und situationale Aspekte des Selbstkonzeptes

Markus (1977)

  • stabile Aspekte: z.B. Wunschvorstellungen der eigenen Person (Ideal-Selbst)
  • situationale Aspekte: Aktivierung bestimmter Selbstkonzeptaspekte in konkreten Situationen („working self“)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Berichte zu Entwicklungspsychologische Arbeiten!

A
  • Harter (1983, 1998, 1999): Modell der kognitiven Entwicklung des Selbstkonzeptes
  • für sechs Altersstufen - Beschreibung
    – … der Struktur von Selbstkonzepten
    – … der zentralen Inhalte von Selbstkonzepten
    – … deren Übereinstimmung mit der Wirklichkeit
  • Selbstkonzepte bis weit in Kindheit hinein stark positiv verzerrt
  • allmähliche Integration negativer Informationen über eigene Fähigkeiten und Eigenschaften in Selbstbild
  • Genauigkeit der Selbsteinschätzungen nimmt zu
  • zunehmende Ausdifferenzierung des eigenen Rollenbildes
  • Selbstkonzept reflektiert relativ stabile Überzeugungen und Werte
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Berichte zur Sozialpsychologischen Selbstkonzeptforschung!

A
  • viele Überschneidungen mit der pädagogisch-psychologischen Selbstkonzeptforschung
  • wichtige Unterschiede - sozialpsychologische Forschung

… fokussiert das Selbstwertgefühl … ist nur bedingt an bereichsspezifischen Selbstkonzepten interessiert

… nimmt in hohem Maße Prozessperspektive ein

—> Präferenz für aktive Seite des Selbst (I nach William James )

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Erläutere das „Shavelson-Modell“ nach Shavelson et al. (1976)

A
  • multidimensionale und hierarchische Struktur des Selbstkonzeptes
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Erläutere das revidiertes Modell des schulischen Selbstkonzeptes (Marsh, Byrne & Shavelson, 1988)!

A
  • kein hierarchischer Charakter innerhalb der schulischen Domäne, sondern zwei übergeordnete Faktoren
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Wie geschieht die Erfassung des Selbstkonzeptes?

A
  • Einzelfalldiagnostik: SESSKO („Skalen zur Erfassung des schulischen Selbstkonzeptes“) von Schöne et al.
  • standardisierte Fragebögen zur Erfassung des schulbezogenen Selbstkonzeptes

Beispielitems aus Fragebogen zur Erfassung des rechtschreibbezogenen
Selbstkonzeptes von Grundschulkindern (Faber 1991, 2007)

  • Rechtschreibregeln verstehe ich nur schwer.
  • Für Diktate brauche ich nicht zu üben.
  • Ich bin ein guter Rechtschreiber.
  • Im Rechtschreibunterricht denke ich oft: „Das klappt bei mir nie.“.
  • Es fällt mir leicht, Diktate zu schreiben.
  • Beim Schreiben mache ich immer wieder die gleichen Fehler.

– Selbstbeurteilungszettel

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Nenne Quellen der Selbstkonzeptgenese!

A
  1. soziale
  2. dimensionale
  3. temporale
  4. kriteriale

Vergleichsinformationen

  1. soziale Vergleiche als Urteile über Aussehen, Fähigkeiten und Verhalten im Vergleich zu anderen
  2. intraindividueller Vergleich zwischen mehreren Domänen
  3. längsschnittlicher Abgleich der eigenen Fähigkeiten in einem Bereich zu unterschiedlichen Zeitpunkten
  4. Beobachtung, ob bestimmte Leistung gezeigt und damit Kriterium erfüllt wurde
  • für Vergleiche mitentscheidend: Ursachen, die Schüler erlebtem Misserfolg bzw. Erfolg zuschreiben (Kausalattributionen)
    – Bsp.: günstig im Fall von Misserfolg: internal-variable Ursachenzuschreibungen (eigene mangelnde Anstrengung)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Erläutere die Bezugsrahmeneffekte!

(Big-Fish-Little-Pond-Effekt )

A
  • thematisieren Zusammenhänge zwischen schulischen Leistungen und fachbezogenen Selbstkonzepten

Big-Fish-Little-Pond-Effekt
(soziale Vergleiche)

soziales Umfeld von eher leistungsschwächeren Schülern

—>

Möglichkeiten sozialer Abwärtsvergleiche mit leistungsschwächeren Schülern

—>

relativ hohes schulisches Selbstkonzept (großer Fisch im kleinen Teich)

(soziales Umfeld von eher leistungsstärkeren Schülern)

—>

(Möglichkeiten sozialer Aufwärtsvergleiche mit leistungsstärkeren Schülern)

—>

relativ niedriges schulisches Selbstkonzept (kleiner Fisch im großen Teich)

Big-Fish-Little-Pond-Effekt (Fischteich-, Bezugsgruppeneffekt)

  • beobachtbar beim Übergang von Grundschule in Sekundarschule

Schüler im unteren Leistungsbereich am Ende der Grundschulzeit profitieren vom Wechsel in die Hauptschule!

leistungsbezogene Selbstkonzept erholt sich durch:

  1. Entfall ungünstiger Leistungsvergleiche mit deutlich leistungsstärkeren Schülern,
  2. bessere Noten,
  3. häufigere Gelegenheiten für soziale Abwärtsvergleiche mit leistungsschwächeren Schülern.

ENTGEGENGESETZTER Effekt für leistungsstarke Schüler beim Übergang auf das Gymnasium!

fähigkeitsbezogene Selbstkonzept sinkt durch:

  1. Erfahrung, dass viele Schüler gleiche oder bessere Leistungen erbringen,
  2. schlechtere Noten,
  3. häufigere Gelegenheiten für soziale Aufwärtsvergleiche mit leistungsstärkeren Schülern.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Erläutere das Internal/External-Frame-of-Reference-Modell (I/E-Modell) (Marsh, 1986)

A

Modell zur Erklärung der Zusammenhänge zwischen fachspezifischen Schulleistungen und fachspezifischen Selbstkonzepten

  • zwei zentrale Informationsquellen für domänenspezifische Selbstkonzepte
  • soziale Vergleiche (external frame of reference) „Wie gut bin ich in Mathematik im Vergleich zu den Leistungen meiner Mitschüler?“
  • dimensionale Vergleiche (internal frame of reference) „Wie gut bin ich in Mathematik im Vergleich zu meinen Leistungen in Deutsch?“

Vergleiche der eigenen Fähigkeiten in zwei Domänen

  • Kontrasteffekt als entscheidender Prozess: verbale und mathematische Selbstkonzepte kontrastieren sich
  • Ergebnis dimensionaler Vergleiche:
    Schüler mit guten Leistungen in der mathematischen Domäne werten ihr Selbstkonzept der Begabung in der verbalen Domäne ab (und umgekehrt)
  • Pfadanalyse:
    negative Pfade von Leistung in Mathematik auf verbales Selbstkonzept, negative Pfade von Leistung in Deutsch auf mathematisches Selbstkonzept
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Erläutere Geschlecht und Geschlechterstereotype zum Selbstkonzept!

A
  • recht konsistente Unterschiede, die allgemeinen Geschlechterstereotypen entsprechen
  • beispielhafte Forschungsergebnisse

Jungen berichten im Mittel höheres mathematisches Selbstkonzept als sprachliches Selbstkonzept - umgekehrtes Muster bei Mädchen.
(Marsh & Hattie, 1996; Watt & Eccles, 2008)

Bei gleichem Leistungsstand tendieren Eltern und Lehrkräfte dazu, Jungen in Mathematik eine höhere Begabung zu attestieren. Einschätzung scheint Effekt auf Selbsteinschätzung von Jungen und Mädchen zu haben.
(Frome & Eccles, 1998)

Eltern erwarten von Jungen in Mathematik bessere Leistungen als von Mädchen. Elterliche Erwartungen scheinen Selbstkonzepte der Schüler positiv und der Schülerinnen negativ zu beeinflussen.
(Frome & Eccles, 1998)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Erläutere Schulischer Kontext und Selbstkonzeptentwicklung

A
  • beispielhafte Forschungsergebnisse

Einfluss der Struktur des Bildungssystems auf Selbstkonzept von Jugendlichen
Roeser und Eccles (1998):

  • Abfall im Selbstkonzept in früher Adoleszenz durch Wechsel auf Highschool
  • aus Schulwechsel resultieren: instabile Umgebungen, neue Anforderungen
  • vgl. Big-Fish-Little-Pond-Effekt

Einfluss von Lehrkräften auf Ausprägung der Selbstkonzepte von Schülern
Lüdtke et al. (2005):

  • aus individueller Bezugsnormorientierung bei Lehrkräften resultiert günstige Selbstkonzeptentwicklung bei Schülern
  • durch starke soziale Bezugsnormorientierung leidet Selbstkonzept, insbesondere der leistungsschwächeren Schüler
17
Q

Erläutere Wirkung von Selbstkonzept dessen Leistung

A
  • positiver Zusammenhang zwischen Selbstkonzept und Leistung (Wylie, 1979)

Kausale Einflussrichtung?

  • *Skill-Development-Ansatz**
  • Leistungen sind ursächlich für Selbstkonzepte
  • fachbezogene Selbstkonzepte werden von außer-/schulischen Rückmeldungen beeinflusst
  • *Self-Enhancement-Ansatz**
  • Selbstkonzepte können Lernleistungen beeinflussen
  • Metaanalyse von Valentine et al. (2004): positive Effekte der Selbsteinschätzung auf zukünftige Leistungen

empirische Belege für beide Ansätze gefunden
Selbstkonzept und Leistung stehen in reziprokem Zusammenhang (d.h. sich gegenseitig verstärkend)

18
Q

Erläutere das Erwartungs-Wert-Modell (Eccles, 1983)!

A
  • Leistung in einem Fach entwickelt sich kurz-, mittel- und langfristig dann positiv

… wenn ein Schüler davon ausgeht, erfolgreich zu sein

und

… das Fach interessant, wichtig oder nützlich findet.

= (Erwartungs-Komponente) und (Wert-Komponente)

Kombination der Komponenten bestimmt

… Leistungsmotivation, Anstrengung und Ausdauer einer Person

… ihr leistungsbezogenes Wahlverhalten (z.B. Kurswahlen)

19
Q

Erläutere die Mittlerrolle der Selbstbestimmung!

A
  • Mittlerrolle des fachbezogenen Selbstkonzeptes

unterstützendes familiäres und schulisches Klima,
vor allem positive Lernerfahrungen

positive Leistungsrückmeldungen → hohes Selbstkonzept

günstige Voraussetzungen für hohe Lernmotivation in Domäne

zukünftig hohes Engagement und entsprechende Lernergebnisse

20
Q

Nenne Schulische und außerschulische
Interventionsmaßnahmen!

A

Ausgangsbasis für positives Selbstkonzept

  • positive Lernerfahrungen und Leistungsrückmeldungen, unterstützendes Verhalten durch Eltern und Lehrkräfte

Steigerung des Selbstkonzeptes

  • abgeleitete Maßnahmen aus Erwartungs-Wert-Modell
  • Attributionstrainingsprogramme
  • Entwicklung realistischer Anspruchniveaus
  • Outward-Bound-Programme
  • erlebnispädagogische Tradition: herausfordernde, sportliche Aktivitäten
  • positive Ergebnisse für Selbstkonzept
    – Marsh&Richards(1988): Anreicherung eines Outward- Bound-Programmes durch akademische Inhalte
    → positiver Effekt der Maßnahme auf mathematisches Selbstkonzept