Vorlesung 7 - K11 - Gedächtnis und Amnesie Flashcards
Der Fall H.M. (Henry Gustav Molaison)
Diagnose: Epilepsie
Operation: 1953 (Alter 27Jahre)
Intervention: Entfernung der medialen Teile des Temporallappens (Lobektomie), hierbei auch Teile von Hippocampus und Amygdala
Auswirkung: Aufhebung generalisierter Anfälle, Anstieg des IQ und verheerende amnestische Auswirkungen
Neuropsychologische Untersuchungen
Digit-Spn + 1 Test –) Langzeitgedächtnis
Corsi-Würfel-Test –) Sprachspezifität
Übereinstimmungstests –) Rehearsal-Möglichkeit
Spiegelzeichnen –) Implizites Wissen
Rotary-Pursuit-Test –) Sensomotorik
Incomplete-Pictures-Test –) Leistung: ja, Bewusstsein
Sprachverständnis –) Mehrdeutigkeit
Klassisches Konditionieren –) Spurenkonditionierung
Der Fall H.M.: Schlussfolgerungen
- Gedächtnisleistungen sind NICHT gleichmäßig im Gehirn verteilt (entgegen der Massenaktions- und Äquipotenz-Hypothese)
- Der Hippocampus muss eine besondere Rolle spielen
- Trennung von Kurz- und Langzeit-Gedächtnis und Postulat verschiedener entsprechender organischer Strukturen
- Konsolidierung ist ein Prozess, bei dem die medialen Temporallappen eine entschiedende Rolle spielen
- Trennung von Leistungsdaten und Bewusstseinsdaten - Trennung von explizitem und implizitem Gedächtnis
Korsakowsyndrom und das mediale Diencephalon
Ursache: Alkoholmissbrauch
Folgen: Läsionen des medialen Diencephalons, insbesondere Thalamus und Hypothalamus, hierbei immer Schädigung der mediodorsalen Nuclei des Diencephalons.
Gedächtnis: Anterograde Amnesie für explizite Gedächtnisinhalte, insbesondere für episodische Erfahrungen aus dem frühen Stadium der Krankheit.
Fortschreitende retrograde Amnesie bis hin zu frühen Kindheitserinnerungen.
Störung des Gedächtnisses für zeitliche Abfolgen (Hinweise auf Zerstörung des präfrontalen Cortex, wie sie bei H.M. nicht vorliegt).
Amnesie und Alzheimer`sche Krankheit
Ursache: Neuronale Degeneration im Alter (5% der über 65-jährigen) unbekannter Herkunft, ausgelöst durch einen Acetylcholinmangel (als EINE der Ursachen)
Problem: Acetylcholin-Agonisten halten die Krankheit nicht auf.
Folgen: Neurofibrillen und Narbengewebe durch Amyloidbildung, und zwar im gesamten Gehirn, insbesondere jedoch im temporalen, frontalen und parietalen Cortex
Symptome: Schleichender und schließlich totaler Gedächtnisverlust, einschließlich KZG und einfachster motorischer Funktionen. Weitaus gravierendere und unspezifischere Symptome als bei den bisherigen Fallbeispielen.
Amnesie und Gehirnerschütterungen
Ursache: Schläge auf den Kopf, die zu vorübergehenden Bewusstseinsverlust führen
Folge: Postraumatische Amnesie
a. retrograde Amnesie (Zeit vor dem Unfall)
b. anterograde Amnesie (Zeit nach dem Unfall)
Gehirnerschütterung und Amnesie - Verlauf
- Ein Schlag auf den Kopf erzeugt ein Koma
- Wenn das Opfer das Bewusstsein wieder erlangt, folgt eine Phase der Verwirrtheit
- Wenn die Pase der Verwirrtheit endet, hat das Opfer eine retrograde Amnesie für Ereignisse, die während der Zeit unmittelbar vor dem Schlag stattfanden, und eine anterograde Amnesie für Ereignisse, die wärend der Phase der Verwirrtheit stattfanden.
Fazit der Tierversuche
Das Objekterkennungsgedächtnis wird eher durch das Riechhirn übernommen
Hippocampus eher für die Erinnerung an räumliche Beziehungen verantwortlich
im Hippocampus gibt es so genannte Ortszellen, die sensibel für bestimmte Orte und räumliche Orientierungen sind.
Weiterhin gibt es Vogelarten, die Hunderte von Futterverstecken haben und diese zuverlässig wiederfinden - diese Vögel haben einen weitaus größeren Hippocampus als andere Vogelarten, die ohne Futterverstecke auskommen.
Zusammenfassung
Riechhirn - Langzeitgedächtnis für Objekte
Hippocampus - LZG für räumliche Beziehungen
Amygdala - Erinnerung an emotionale Erfahrungen
Inferotemporaler Cortex - Ort des LZG
Cerebellum - Sensomotorische Fertigkeiten
Striatum - Reiz-Reaktions-Verbindungen
Präfrontaler Cortex - Zeitliche Abfolge von Ereignissen
Mediodorsaler Nucleus - Beziehung zum Korsakowsyndrom
Basales Vorderhirn - Beziehung zu Schlaganfall-Patienten
Einige Schlussfolgerungen
- Es gibt nicht den einen Ort des Gedächtnisses.
- Es gibt ein implizites und ein explizites Gedächtnis.
- Der letztere Umstand erklärt vermutlich auch, warum es eine “infantile Amnesie” gibt - den Verlust der (expliziten) Erinnerung an Ereignisse bis zu unserem dritten Lebensjahr.
- Ein Beispiel für eine Studie in diesem Zusammenhang: Drummey & Newcombe (1995), bei dem der Unvollständige-Bilder-Test von Erwachsenen, 3- und 5-jährigen bearbeitet wurde.
- Typischerweise werden in Zusammenhang mit Gedächtnis und Amnesie auch Daten zur Langzeit-Potenzierung vorgestellt
Hebbs Theorie der Konsolidierung
Sensorischer Input und neuronale Impulse im ZNS
—)
KZG: Rverberation in geschlossenen Schaltkreisen
LZG: Strukturelle Synapsenänderung
—)
Änderung von motorischen Output und Verhalten