Vorlesung 11 - K16 - Lateralisierung, Sprache und Split-Brain Flashcards
Tests zur Sprachlateralisierung
- Natrium-Amytal-Test
- Dichotischer Hörtest
- Bildgebende Verfahren
Natrium-Amytal-Test
Wada (1949): Injektion in eine der beiden Halsschalgadern; dies führt zu einer Lähmung der ipsilateralen Hemisphäre und nachfolgend zu Mutismus (Stummheit) und anderen Sprachfehlern.
Dichotischer Hörtest
Kimura (19619: Verschiedene Zahlenpaare werden gleichzeitig auf beide Ohren gesprochen; gemessen werden die Erinnerungs-leistungen. Diejenigen Zahlen werden besser erinnert, die kontralateral zur Sprach-dominanten Hemisphäre dargeboten wurden.
Bildgebende Verfahren
Meist mit Hilfe der Positronen- Emmissions- Tomographie; höhere Aktivität der Sprach-dominanten Hemisphäre.
Kovariieren Sprachlateralisierung und Händigkeit?
Antwort: eher ja/tendenziell … Beispiel: bei den meisten Rechtshändern ist die linke Hemisphäre sprachdominant (92%); bei Linkshändern ist dies tendenziell geringer (69%), insbesondere bei einer frühen Schädigung der linken Hemisphäre (30%).
Kovariieren Geschlecht und Lateralisierung des Gehirns?
Antwort: Nein… wenngleich entsprechende Befunde immer wieder zitiert werden (McGlone, 1977), haben sich diese niemals bestätigt.
Dominante Hemisphäre
In Bezug auf Sprache gibt es eine dominante Hemisphäre (in der Regel die linke Hemisphäre); dies bezeichnet man als cerebrale Dominanz.
Experimente zum “Split-Brain”
- Ausgangspunkt:
Die wichtigste Verbindung zwischen den beiden Hemisphären ist das Corpus Callossum. Dieses besteht aus 200 Mio. Axonen - was nahe legt, dass diese Verbindung sehr wichtig ist. - Daten aus den 30er und 40er Jahren:
Nach Experimenten mit Primaten und Untersuchungen von Patienten, denen das Corpus Callossum von Geburt an fehlte, hatte es den Anschein, dass diese Struktur ohne jegliche Funktion sei. - Experimente von Myers und Sperry (ab 1953):
Durchtrennung von Corpus Callossum, Chiasma Opticum sowie Abdeckung eines Auges.
Experimente von Myers und Sperry
Kontrollgruppe:
Katzen, bei denen entweder da Chiasma opticum oder das Corpus callossum oder keines von beiden durchtrennt waren, lernten die Unterscheidungsaufgabe mit einem abgedeckten Auge normal schnell. Als die Augenabdeckung auf das andere Auge gewechselt wurde, wurde die Aufgabe weiterhin perfekt gelöst.
Experimentalgruppe:
Katzen, bei denen sowohl das Chiasma opticum als auch das Corpus callossum durchtrennt war, lernten die Unterscheidungsaufgabe mit einem abgedeckten Auge normal schnell.. Als aber die Augenabdeckung auf das andere Auge gewechselt urde, war überhaupt nichts mehr von der Lernelistung erhalten.
Befunde zur Commissurotomie (Durchtrennung des Corpus Callossums) bei Epileptikern (Sperry und Mitarbeiter, ab 1964):
Teil 1 der experimentellen Anordnung:
Kurzfristige Präsentation von Stimuli auf jeweils eine der beiden Hemisphären.
Teil 2 der experimentellen Anordnung:
Der Proband erhält die Aufgabe, mit der rechten versus linken Hand nach dem zuvor präsentierten Stimulus greifen.
Unterschiede zwischen Tierexperimenten und Experimenten mit Epileptikern:
Da das Chiasma Opticum nicht durchtrennt ist, gelangen Informationen in beide Hemisphären.
Folge: Präsentation in der linken Hemisphäre führt dazu, dass der Patient mit der rechten Hand nach dem Objekt greifen kann - nicht aber mit der linken Hand.
Die Entwicklung der Z-Linse:
Zaidel (1975) entwickelte eine spezielle Linse, die den visuellen Input auf eine Hemisphäre beschränkt und zwar durch das Ausschalten des Transfers visueller Information in die kontralaterale Hemisphäre durch das Chiasma Opticum.
Theorien der cerebralen Asymmetrie
- Analytisch-synthetische Theorie (Harris, 1978)
Nachteil: Kein Kriterium für analytische versus synthetische Prozesse. - Motorische Theorie (Kimura, 1979)
Die linke Hemisphäre ist eher auf motorische Kontrolle denn auf sprachliche Produktion spezialisiert. Beispiel: Aphasie kavariiert auch mit anderen motorischen Störungen. - Linguistische Theorie
Beeinträchtigung auch von tauben Personen, die nach Hirnschäden Ihre Fähigkeit verlieren, Zeichensprache zu gebrauchen. - Evolutionäre Theorie der Lateralisierung (Hopkins, 1996)
Die Evolution der Sprachlateralisierung hat bereits vor dem Hominiden-Evolution begonnen.
Zusammenfassung
Broca-Areal:
Sprachproduktion? Auch beim stummen Ansehen von Wörtern… auch in der rechten Hemisphäre aktiv…
Wernicke-Areal:
Aufnahme & Interpretation von Sprache? Auch in der rechten Hemisphäre aktiv… keine Aktivität beim Lesen…
Fasciculus arcuatus:
Insbesondre beim WIederholen gehörter Wörter? …keinerlei Bestätigung
Gyrus angularis:
Zentrum des Lesens? Eventuell beim Lesen ganzer Sätze, jedenfalls nicht beim Lesen von Wörtern
Die Geschichte der Hemisphären-Spezialisierung ist zugleich die Geschichte zweier Theorien…
…zum einen Sperry`s Theorie der Dualität des Gehirns (eine ausgesprochene Erfolgsgeschichte)…
…zum anderen das Wernicke-Geschwind-Modell der Sprachproduktion (die nicht funktioniert).
Wichtig: Auch wenn die letztere der beiden Theorien falsch ist, hat sie enorm dazu beigetragen, den Zusammenhang von Sprache und Gehirn genauer zu erforschen.