VL8 _Motivation 2 Flashcards

1
Q

Lewin’s Feldtheorie

A

▪ In der Feldtheorie überträgt Kurt Lewin Ansätze aus der Gestalttheorie &
Topologie auf eine motivationspsychologische Verhaltensanalyse
▪ Hypothese: jedem Verhalten liegen Kräfte zugrunde; handelnde Person befindet sich
innerhalb eines Kräftefelds (Analogie: elektromagnetisches Feld oder Gravitationsfeld)
▪ Innere & äußere Determinanten des Verhaltens werden nicht realitätsabbildend erfasst,
sondern subjektive Wahrnehmung der Person ist maßgeblich („psychologische Realität“)
▪ Kräfte entstammen der äußeren Situation (= Umgebung) & der inneren Situation (= Person)
▪ Verhalten wird nur von den aktuell gegebenen subjektiven Repräsentationen determiniert
(d.h. von dem gegenwärtigen Feld); nur was gegenwärtig wirkt, ist verhaltenswirksam
▪ V = f(P,U): Verhalten ist eine Funktion von Personfaktoren (P) & Umgebungsfaktoren (U)
▪ Lewin strebte mathematische Beschreibung beider Faktoren mit Hilfe der Topologie an
(Topologie: Lehre von Lage & Anordnung geometrischer Gebilde im Raum; Geometrie)

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2
Q

Personmodell (Feldtheorie)

A

In der Feldtheorie wird die handelnde Person durch ein geometrisches
Diagramm mit strukturellen & dynamischen Komponenten repräsentiert
▪ Strukturell: getrennte Bereiche sind Handlungsziele (Bedürfnisse/Motive) & Intentionen;
je näher, desto ähnlicher; periphere und zentrale Bereiche („Ich-Nähe“; ~Bedeutsamkeit)
▪ Dynamisch: Bereiche durch Bedürfnisse unterschiedlich gespannt; „gespanntes System“
(bzw. Bereich) strebt nach Spannungsausgleich in Relation zu benachbarten Bereichen
▪ Spannungsausgleich: #1 gespannter Bereich findet Zugang zur Grenzzone & bestimmt
das zielgerichtete Verhalten; #2 Diffusion in andere Bereiche (z.B. Ersatztätigkeit)

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3
Q

Zeigarnik-Effekt (Motivation, Feldtheorie)

A

▪ Zeigarnik beobachtete in ihren Experimenten eine bessere Behaltens-
leistung für unterbrochene/unerledigte Aufgaben (Dissertation Berlin, 1927)
▪ Variante: Vpn neigen dazu, unerledigte Aufgaben nach Unterbrechung wieder aufzunehmen
▪ Zeigarnik-Effekt wird stärker, je kürzer eine Handlung vor ihrer Vollendung unterbrochen wird
▪ Personmodell: durch Unterbrechung „gespanntes System“ initiiert zielgerichtete Gedanken &
Handlungen; Wunsch nach Wiederaufnahme bewirkt „Quasibedürfnis“ (~induziertes Bedürfnis)

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4
Q

Umweltmodell (Lewin)

A

▪ Das Umweltmodell (das Feld) mit strukturellen & dynamischen Komponenten
beschreibt den psychologischen Raum der handelnden Person
▪ Strukturell: #1 getrennte Bereiche sind instrumentelle Handlungsmöglichkeiten (Mittel/Zweck);
#2 Zielregionen/Ereignisse mit positiver Valenz; Abschreckungsregionen mit negativer Valenz
▪ Dynamisch: situatives Kräftefeld wirkt auf Person (P) ein; Zentren des Felds liegen in den
Bereichen mit positiver/negativer Valenz (Z); Richtung: Abfolge zweckgerichteter Handlungen
▪ Kraft ist umso größer, je größer die absolute Valenz & je geringer die psychologische Distanz
▪ Mehrere Kräfte können gleichzeitig auf die Person einwirken; Vektorsumme der Kräfte bestimmt
die Lokomotion (Bewegung) der Person im Kräftefeld (d.h. Annäherung oder Vermeidung)

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5
Q

Konflikte (Lewin)

A

▪ Nach Lewin ist ein Konflikt eine Situation, in der zwei gleichstarke Kräfte (a,b)
in entgegengesetzte Richtungen auf die Person (P) einwirken
▪ #1 Aufsuchen-Aufsuchen (Nähern-Nähern): Person (P) wird von zwei Zielregionen (A,B) mit
positiver Valenz angezogen; Lösung gelingt i.d.R. durch veränderte Wahrnehmung/Bewertung
▪ #2 Meiden-Meiden: Person zwischen zwei Bereichen mit negativen Valenzen; Lösung ist i.d.R.
sehr schwer, da die Abstoßung durch Annäherung besonders schnell zunimmt
▪ #3 Aufsuchen-Meiden (Ambivalenz): dieselbe Zielregion besitzt positive & negative Valenzen
▪ #4 Doppelte Ambivalenz: Zwei Zielregionen mit positiven & negativen Valenzen; Kräfte a,b,c,d

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6
Q

Millers Konfliktmodell (Erweiterung Lewin)

A

▪ Miller erweiterte Lewins Konflikt-Ansatz um die Idee zweier Gradienten
▪ Lewins Hypothese: Kraft (Anziehung oder Abstoßung) steigt mit zunehmender Annäherung
▪ Millers Erweiterung (1944): Meiden-Gradient ist steiler als der Aufsuchen-Gradient
▪ Aufsuchen-Meiden-Konflikt: weit entfernt vom Ziel setzt sich die Aufsuchen-Tendenz durch;
Meiden-Tendenz nimmt mit Nähe zum Ziel zu, und zwar schneller als die Aufsuchen-Tendenz
▪ Konfliktpunkt (X): beide Kräfte gleich stark; aufsuchendes & meidendes Verhalten pendeln
sich ein (z.B. Urlaubsfreude & Flugangst); ggf. Immobilität; Lösung durch Valenz-Änderungen

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7
Q

Motive (Motivation; McClelland)

A

▪ Motive werden i.d.R. definiert als individuelle Präferenzen für bestimmte
Klassen von Anreizen
▪ Anreize: was für eine Person attraktiv & wichtig ist (z.B. Tätigkeits- oder Zweckanreize)
▪ Motive: verursachen Handlungsimpuls & geben der Handlung eine beständige Richtung
▪ McClelland (1987) postuliert drei zentrale Anreizklassen/Motivthemen bzw. Grundmotive:
▪ #1 soziale Kontakte knüpfen & pflegen (Zugehörigkeit bzw. Anschluss); #2 Menschen
beeinflussen oder beeindrucken (Macht); #3 Herausforderungen meistern (Leistung)

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8
Q

Systematisierung von Motiven (Motivation; generell)

A

▪ Motive können je nach Ansatz unterschiedlich systematisiert werden
▪ #1: Aufgrund der Inhalte: z.B. „Motiv-Trias“ (Leistungs-
, Anschluss- & Machtmotiv)
▪ #2: Implizites & explizites System als zwei unabhängige Motivationssysteme
▪ Implizite Motive: früh in Kindheit erlernte Präferenzen; affektbasiert, unbewusst;
Einfluss auf spontanes Verhalten in offenen Situationen (z.B. Urlaubstag-Gestaltung)
▪ Explizite Motive: in Interaktion mit sozialer Umwelt erlernt; auf Kognition basierende
motivationale Selbstbilder, bewusst; Einfluss auf Verhalten in strukturierten Situationen

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9
Q

Motivkongruenz (Motivation)

A

▪ Motivkongruenz bezeichnet die Übereinstimmung der Ausprägung expliziter
und impliziter Motive; Motivkongruenz ist assoziiert mit Wohlbefinden
▪ Inkongruenz zwischen expliziten und impliziten Motiven: bewusstes Selbstbild einer Person
widerspricht ihren impliziten Motiven
▪ Baumann et al. (2005): Inkongruenz als „hidden stressor“; assoziiert mit reduziertem psychischen
Wohlbefinden und Anstieg psychosomatischer Beschwerden; Erleben von Handlungskrisen

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10
Q

Messung expliziter Motive (Motivation)

A

▪ Explizite Motive sind bewusst, Messung durch Fragebögen ist möglich
▪ Beispiele: Personality Research Form (PRF), Unified Motive Scales (UMS)
▪ PRF: 234 Items in Form von Selbstbeschreibungs-Aussagen (Antwort: richtig/falsch)
▪ UMS: Test mit „optimalen“ Items aus bekannten Fragebögen; auch als Kurzform

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11
Q

Messung impliziter Motive (Motivation)

A

▪ Implizite Motive: unbewusst, Messung durch indirekte/projektive Verfahren
▪ Beispiele: Picture Story Exercise (PSE), Operanter Motivtest (OMT), Multi-Motiv-Gitter (MMG)
▪ PSE (ursprünglich: TAT): ProbandIn schreibt kurze Geschichten zu Bildern
▪ OMT: ProbandIn antwortet stichpunktartig auf Fragen, die zu den Bildern gestellt werden
▪ MMG: ProbandIn entscheidet für auf die Bilder bezogene Aussagen, ob zutreffend oder nicht

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12
Q

Thematischer Apperzeptionstest (TAT)

A

▪ Messung impliziter Motive mit dem thematischen Auffassungstest (TAT)
▪ TAT ist Vorläufer der Picture Story Exercise (PSE): Vpn skizzieren kurze Geschichten zu
Bildern mit Hilfe von Leitfragen (ca. 5 Minuten pro Bild)
▪ Annahme: Nicht-verbale Hinweisreize regen unbewusste Beweggründe an, die die Vpn in
das Bildmaterial projizieren; Umgehung von Selbstdarstellung legt implizite Motive frei
▪ Auswertung erfolgt aufgrund von vorgegebenen Inhaltsschlüsseln (z.B. Anschluss, Macht,
Leistung) und Verrechungssystem; möglichst mehrere unabhängige KodiererInnen

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13
Q

Leistungsmotivation

A

▪ Als leistungsmotiviert gilt ein Verhalten, wenn es auf die Erreichung eines
Gütestandards gerichtet ist (engl. standard of excellence)
▪ Beispiele: Aufgaben meistern, etwas besonders gut machen, sich selbst übertreffen, sich im
Wettbewerb mit anderen beweisen (siehe „The Achievement Motive“, McClelland et al., 1953)
▪ Anreiz für die Handlung liegt im Genuss der aufgabenbezogenen Tätigkeit und/oder in den
selbstbewertenden Emotionen bei Erfolg; kein Fokus auf Belohnung & Beeindrucken-Wollen
▪ Leistungsmotiv gilt als stabiles Persönlichkeitsmerkmal; explizites oder implizites Motiv
▪ Intensive Forschung zur Leistungsmotivation liegt u.a. in hoher Relevanz für ökonomische
Psychologie & Einfluss auf wirtschaftliche Entwicklung begründet (siehe McClelland, 1961)

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14
Q

Atkinsons Risikowahl-Modell (Motivation; Leistung)

A

▪ Risikowahl-Modell beschreibt, wie die Leistungsmotivation die Wahl von
Aufgaben unterschiedlicher Schwierigkeit beeinflusst
▪ Risikowahl-Modell (1957) formalisiert & verknüpft Motive, Erwartungen & Wert von Aufgaben
▪ Kern-Annahme: Menschen sind bestrebt, Stolz über Erfolg zu maximieren (Erfolgsmotiv) &
Scham über Misserfolg zu minimieren (Misserfolgsmotiv)
▪ Leistungsmotiv-Komponenten (Personparameter): Erfolgsmotiv Me und Misserfolgsmotiv Mm
▪ Me > Mm: „erfolgsmotivierte“ Personen; Annäherung an Leistungssituationen (Herausforderung)
▪ Mm > Me: „misserfolgsmotivierte“ Personen; Meiden von Leistungssituationen (Bedrohung)
▪ Erwartungen: subjektive Erfolgs- und Misserfolgswahrscheinlichkeiten (von 0 bis 1)
▪ We: Subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit
▪ Wm: Subjektive Misserfolgswahrscheinlichkeit (= 1- We, weil We+ Wm = 1)
▪ Wert (Situationsparameter): Anreiz der Aufgabe (von -1 bis 1)
▪ Ae: Anreiz des Erfolgs = 1- We (umso höher, je geringer die subj. Erfolgswahrscheinlichkeit)
▪ Am: „Anreiz“ des Misserfolgs = -We (umso stärker negativ, je größer die subj. Erfolgswkt.)

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15
Q

Atkinsons Verhaltensformel (Motivation; Leistung)

A

▪ Resultierende Tendenz (Tr) = Summe der Tendenzen Te und Tm

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16
Q

Empirische Evidenz (Motivation; Risiko)

A

▪ Laut Risikowahl-Modell sollten Aufgaben mit subjektiv mittlerer Schwierigkeit
für erfolgsmotivierte Personen besonders motivierend sein
▪ Misserfolgsmovierte Personen: alle Leistungssituationen/aufgaben sind aversiv, aber bei
notwendiger Entscheidung sollten subjektiv leichte oder schwierige Aufgaben gewählt werden
▪ Ringwurf-Experiment (Atkinson & Litwin, 1960): Vpn wählen Zielentfernung (Schwierigkeit);
Komponenten des Leistungsmotivs werden mit TAT & Ängstlichkeitsfragebogen TAQ erfasst
▪ Erfolgsmotivierte: Daten gut vereinbar mit Modell-Vorhersage; Misserfolgsmotivierte: mittlere
Distanzen werden bevorzugt, nicht gut vereinbar mit Modell (führte zur Theorieerweiterung)

17
Q

Attributionale Motivationstheorien

A

▪ Weiner (1971): Attributionale Theorie der Leistungsmotivation stellt subjektive
Ursachenzuschreibungen (= kognitive Prozesse) in den Mittelpunkt
▪ Zentrale Fragen: Welche Ursachen von Erfolg & Misserfolg sind denkbar? Wie wirken sich
Ursachenzuschreibungen (Attributionen) auf das weitere (Leistungs-)Verhalten aus?
▪ Faktor #1: „Zeitstabilität“; Ursachen für Erfolg/Misserfolg sind zeitlich stabil oder variabel
▪ Faktor #2: „Kontrollüberzeugung“; Ursachen liegen in Person (internal) oder in Umwelt (external)
▪ Für Erwartung & Affekt ungünstige Attributionen: Erfolg (external, variabel), Misserfolg (internal,
stabil); günstige Attributionen: Erfolg (internal, stabil/variabel), Misserfolg (external, stabil/variabel)
-> Erlernte „Attributionsstile“ beeinflussen Selbstbewertung; Änderung durch Reattributionstrainings

18
Q

Fragen zur Selbstüberprüfung (V8_Motivation 2)

A

▪ Beschreiben Sie die strukturellen und dynamischen Aspekte des
Personenmodells und des Umweltmodells (in Lewins Feldtheorie).
▪ Welche vier Konflikte wirken zwischen Person und Umwelt? Beschreiben Sie
zwei Konflikte genauer.
▪ Was zeigt der Zeigarnik-Effekt?
▪ Auf welchen zwei Faktoren beruht nach Murray das zielgerichtete Verhalten?
▪ Nennen und beschreiben Sie die zwei Motivsysteme.
▪ Was kann mit dem Thematischen Apperzeptionstest (TAT) erfasst werden und
wie wird dabei vorgegangen?
▪ Was ist die zentrale Annahme des Risikowahl-Modells von Atkinson?
▪ Was ist der Unterschie