VL 1 _ Lernen 1 Flashcards
Definition Lernen nach Meyers 2008
Lernen bezeichnet eine relativ permanente Veränderung des Verhaltens/Verhaltenspotenzials als Folge von vorausgehender Erfahrung.
Arten Verhalten
willkürliches & reflexhaftes Verhalten, physiologische Reaktionen
Kompetenz versus Performanz (Lernen)
Lernen muss sich nicht sofort im Verhalten äußern
Merkmal von ‘Lernen’
Reversibilität wichtiges Merkmal gelernten Verhaltens, Gelerntes durch weiteren Lernprozess auch wieder rückgängig
Was ist Lernen nicht?
- Veränderungen des Verhaltens aufgrund von vorübergehenden organischen Bedingungen
(z.B. Drogen, Ermüdung, Krankheit) - Veränderungen des Verhaltens aufgrund von biologischer Reifung (z.B. Vogelflug)
- Veränderungen des Verhaltens aufgrund von Hirnschädigung (z.B. „erworbene“ Aphasie)
Def. Lernen nach Angermeier (1972)
Lernen bezeichnet eine Änderung der Wahrscheinlichkeit des
Auftretens bestimmter Verhaltensweisen in bestimmten Reizsituationen, wobei es sich um
eine direkte Folge früherer Begegnungen mit dieser oder ähnlicher Reizsituation handelt
Grundlage für adaptives kognitives System
Verhaltensänderungen sind nicht deterministisch zu verstehen, sondern als Änderung der Wahrscheinlichkeit des Verhaltens definiert
Was ist assoziatives Lernen?(Elemente: Informationen, Reize, Verhalten)
▪ Assoziatives Lernen bezieht sich allgemein darauf, dass ein neuer Bezug/Assoziation zwischen zwei+ Elementen hergestellt wird,
der vorher nicht bestand
▪ Elemente können Informationen sein, die miteinander verknüpft werden (z.B. Wortfolgen beim Auswendiglernen eines Gedichts)
▪ Elemente können zwei Reize sein, zwischen denen infolge gepaarten Auftretens eine Assoziation hergestellt wird (z.B. Geräusch des Bohrers beim Zahnarzt und Schmerz)
▪ Ein Element kann ein Verhalten sein, das eine Verknüpfung mit einem Reiz eingeht (z.B. Laborratte drückt einen Hebel, der mit der Ausschüttung von Futter verbunden ist)
Was ist nichtassoziatives Lernen?
Beim nichtassoziativen Lernen erfolgt eine Änderung des Verhaltens auf der Basis einzeln (d.h. ungepaart) auftretender Ereignisse
▪ Man unterscheidet drei Typen von nichtassoziativem Lernen, die sich auch bei einfachen Organismen beobachten lassen:
▪ #1 Habituation
▪ #2 Sensitivierung
▪ #3 Dishabituation
Was ist Habituation?
Habituation gilt als der einfachste Lernvorgang überhaupt
▪ Bei wiederholter, identischer Reizung lässt die Reaktionsamplitude
kontinuierlich nach, ggf. bis hin zum völligen Ausbleiben der Reaktion
▪ #1 Habituation findet unabhängig von sensorischer Adaptation statt, d.h. sie ist keine Folge nachlassender Erregung im Bereich der Sinneszellen
▪ #2 Habituation ist stimulus-spezifisch und keine Konsequenz der Ermüdung derjenigen Muskeln, die bei der Reaktion beteiligt sind
▪ Beispiel: bei wiederholter Berührung des Siphons der Meeresschnecke Aplysia californica wird der Kiemenrückzugsreflex immer schwächer
Was ist Dishabituation?
Dishabituation tritt auf, wenn die Habituation auf einen sog. Standardreiz durch einen neuen Reiz (Fremdreiz) unterbrochen wird
▪ Fremdreiz nicht aversiv, sondern lediglich neu/abweichend
▪ In der Folge Erhöhung Reaktionsamplitude
▪** Habituations-Dishabituations-Paradigma:** folgt nach der Gewöhnung an eine Reihe gleichartiger Reize ein neuer Reiz und ein Baby dishabituiert (Blickkontakte↑), so folgt daraus, dass es den neuen Reiz als abweichend wahrgenommen hat
Was ist Sensitivierung?
▪ Unter Sensitivierung (oder Sensibilisierung) versteht man eine Zunahme der Reaktion auf einen Reiz, der vorher schon mehrfach präsentiert wurde
▪ Sensitivierung wird beobachtet, wenn in einer Reizserie ein aversiver/noxischer Störreiz auftritt
▪ Nach dem Störreiz zeigt sich ein Anstieg der Reaktionsamplitude über das Anfangsniveau hinaus
▪ ≠ Dishabituation (Abklingen der Reaktionsamplitude nur von mäßigem Wiederanstieg unterbrochen)
▪ Eric Kandel (Nobelpreis für Medizin, 2000) forschte u.a. zu Sensitivierung und Signalübertragung am Nervensystem der Meeresschnecke Aplysia californica
Was ist Pawlows Experiment und dessen Zusammenhang zur klassischen Konditionierung?
4 Punkte
▪ Klassische Konditionierung ist eine Form des assoziativen Lernens
▪ Pawlow war der erste Wissenschaftler, der diese Form des Lernens systematisch untersuchte
▪ Entdeckung der klassischen Konditionierung geht auf eine Zufallsbeobachtung zurück
▪ Speichelabsonderung bei Versuchshunden erfolgte auf neutrale Reize, die im Laufe der
Untersuchung gemeinsam mit der Futtergabe auftraten (z.B. Schritte des Versuchsleiters)
Was bedeutet Klassische Konditionierung?
S, US, UR, CS, CR
Akquisition
▪ Klassisches Konditionieren ist ein Lernparadigma, bei dem ein neutraler Reiz wiederholt mit einem reaktionsauslösenden Reiz dargeboten wird
▪ S: neutral stimulus
▪ UCS/US: unconditioned stimulus
▪UCR/UR: unconditioned response
▪ Akquisition: Wiederholte Paarung von S und US → Assoziation von S und US
▪ Nach der Akquisitionsphase: CS (conditioned stimulus) löst CR aus (conditioned response)
Was sind die Phasen der Konditionierung?
Erwerb, Löschung, Spontanerholung
▪ Man unterscheidet Akquisitions- und Extinktionsphase
▪ Erwerb (Akquisition): Wiederholte Paarung von S/CS und UCS führt zu einer Verstärkung der Assoziation zwischen beiden Stimuli und einem Anstieg der CR
▪ Löschung (Extinktion) bzw. Abschwächung: Wird der CS wiederholt allein dargeboten, so
erlischt die gelernte Reaktion CR bzw. wird zunehmend abgeschwächt
▪ Spontanerholung: Wird die Extinktionsphase für einige Zeit unterbrochen, dann ist die CR
nach der Pause stärker als vor der Pause
▪ Hypothese: Extinktion beruht auf konditionierter CR Hemmung (CS signalisiert „kein US“);
Hemmung ist weniger stabil als Aktivierung und wird während der Pause geschwächt