VL 4 _Emotion 1 Flashcards
Definitionen Emotion
Eine Emotion ist eine auf ein bestimmtes Objekt ausgerichtete affektive Reaktion, die mit zeitlich befristeten Veränderungen des Erlebens und Verhaltens einhergeht. (aus: Müsseler & Rieger, 2017)
▪ Emotionen haben subjektive erfahrbare und objektive erfassbare Komponenten, die zielgerichtetes Verhalten begleiten bzw. fördern, das dem Organismus eine Anpassung
an seine Lebensbedingungen ermöglicht
(aus: Brandstätter et al., 2018)
▪ Emotionen zeigen sich als eine Reaktion des ganzen Organismus und umfassen (1) physiologische Erregung, (2) bewusstes kognitives Erleben und (3) Ausdrucksverhalten.
(aus: Becker-Carus & Wendt, 2017)
▪ Eine Emotion ist ein qualitativ näher beschreibbarer Zustand, der mit Veränderungen auf einer oder mehreren der folgenden Ebenen einhergeht: Gefühl, körperlicher Zustand und Ausdruck
(aus: Schmidt-Atzert et al., 2014).
Was sind Merkmale von Emotionen?
▪ Veränderungen des Erlebens; Affektivität (Gefühlscharakter); emotionales Erleben besitzt Valenz (Wertigkeit, positiv oder negativ bzw. angenehm oder unangenehm)
▪ Veränderungen der körperlichen Erregung & Aktivierungsniveau
▪ Veränderungen des Verhaltens; instrumentelles Verhalten (z.B. Angriff oder Flucht)
und emotionaler Ausdruck (z.B. Lachen oder Weinen)
▪ Objektgerichtetheit (Intentionalität): Emotionen sind i.d.R auf etwas ausgerichtet, z.B. reale Objekte, vorliegende, gedanklich vorgestellte oder erwartete Sachverhalte
▪ Zeitliche Dynamik & begrenzte zeitliche Dauer: beide Merkmale sind i.d.R. an das Auftreten des Bezugsobjekts oder des Sachverhalts gekoppelt (z.B. Prüfungsangst)
Was sind Komponenten von Emotionen?
▪ Erleben: subjektive Erfahrung, objektiv nicht messbar (vgl. „Qualia“ in der Philosophie)
▪ Verhalten/Ausdruck: beobachtbar & objektiv erfassbar (z.B. Mimik, Körperhaltung)
▪ Kognition: Einschätzung & Bewertung von Objekten & Sachverhalten; Emotion ↔ Kognition
▪ Motivation: Emotionen erzeugen Handlungsbereitschaften & -impulse (z.B. Vermeidung)
▪ Physiologie: Reaktionen des neuronalen & hormonellen Systems, apparativ messbar
Was ist der Unterschied zwischen Emotion und Stimmung?
▪ Stimmungen sind i.d.R. schwächer & weniger variabel als Emotionen
▪ Stimmungen sind i.d.R. länger andauernd als Emotionen
▪ Im Unterschied zu Emotionen ist oft kein Auslöser für eine Stimmung erkennbar
▪ Ewert (1983): Stimmungen als diffuser Hintergrund, von dem sich Emotionen abheben
Affekt(ive Zustände) ?
Affekt bzw. affektive Zustände:
Oberbegriff für Emotionen & Stimmungen
State-Trait-Modelle ?
Zustandskonstrukte (State) erfassen das momentane Erleben
Eigenschaftskonstrukte (Trait) erfassen die Disposition zum Erleben der Zustände
Physiologische Komponenten Emotion
▪ Physiologische Erregung (engl. arousal) wird über die antagonistischen Teile des vegetativen bzw. autonomen Nervensystems reguliert
▪ Über den sympathischen Teil werden eine Reihe von Veränderungen ausgelöst, die nicht
alle gleichzeitig erfolgen müssen (z.B. Puls↑, Atmung↑)
▪ Antagonismus: Aktivierung des parasympathischen Teils bewirkt Rückgang der Erregung
Definition Motivation und Unterschied zu Emotion
Definition: Motivation bezieht sich generell auf das Ingangsetzen, Steuern und Aufrechterhalten von körperlichen & psychischen Aktivitäten (Zimbardo, 1995)
▪ Motivation als aktives Streben hin zu einem Zielzustand ist zwangsläufig auf ein zukünftiges Ereignis ausgerichtet (d.h. das Bezugsobjekt liegt in der Zukunft)
▪ Emotionen können auch vergangene Ereignisse als Bezugsobjekte haben (z.B. Erfolg)
Was sind Klassifikationen von Emotionen?
Klassifikation von Emotionen dimensionale und
kategoriale Modellen
▪ Kategoriale (diskrete) Modelle: Annahme einer begrenzten Zahl von universellen Basis-emotionen, aus denen sich alle komplexeren Emotionen „zusammensetzen“
▪ Verschiedene Emotionen werden qualitativ voneinander abgegrenzt (z.B. Trauer, Freude)
▪ Dimensionale Modelle: Annahme einer begrenzten Zahl grundlegender Dimensionen, mit denen das subjektive Emotionserleben beschrieben werden kann
▪ Emotionen lassen sich in ihrer quantitativen Ausprägung auf verschiedenen Dimensionen
einordnen
(z.B. Valenzdimension & Intensitäts-/Arousaldimension)
Was beschreiben Circumplex-Modelle (2D)?
Circumplex-Modelle gehen i.d.R. von zwei orthogonalen Hauptachsen für Valenz & Erregung (arousal) aus
▪ Russell (1980): Vpn gruppieren 28 Emotions-Adjektive; Stats: multidimensionale Skalierung
▪ Adjektive/Zustände lassen sich in 2D Koordinatensystem am besten kreisförmig anordnen
▪ Ergebnis zeigt kognitive Struktur von Emotionskonzepten (z.B. benachbart = ähnlich)
Was sind kategoriale Modelle?
Kategoriale Modelle gehen von einer begrenzten Anzahl an klar abgrenzbaren Basisemotionen bzw. primären Emotionen aus
▪ Paul Ekman (1992, 1999) formulierte & überarbeitete Kriterien für Basisemotionen, u.a.:
▪ Universelles Ausdrucksverhalten: Kulturell invariante emotionale Gesichtsausdrücke; vergleichbare mimische Ausdrucksformen auch bei nicht-menschlichen Primaten
▪ Angeborene affektive Reaktionsmuster, die bereits bei Säuglingen nachweisbar sind
▪ Spezifische Auslösebedingungen (z.B. Trauer nach Verlust)
▪ Auslösung distinkter physiologischer Veränderungen; Auslösung erfolgt automatisch
Was sind Basisemotionen?
Kriterien für Basisemotionen werden nicht einheitlich verwendet, deshalb
unterscheiden sich die kategorialen Modelle zum Teil deutlich
▪ Ekman (1982): 6 Basisemotionen (inkl. Überraschung); später 7 (6 + Verachtung)
▪ Maguire et al. (2011) verstehen Überraschung als kognitiven Zustand ohne Valenz
Mischtheorien Emotionen
„Mischtheorien“ erklären die Vielfalt von emotionalen Empfindungen mit
der Vermischung von primären Emotionen zu sekundären Emotionen
▪ Basisemotionen werden als psychologisch „primär“ aufgefasst, da sie grundlegend für alle emotionalen Empfindungen sind
▪ Plutchik (1980): psychoevolutionäre Emotionstheorie mit acht Basisemotionen, assoziiert mit spezifischen Motivationssystemen & Verhaltenstendenzen; → „Rad der Emotionen“
▪ Mischungen ergeben komplexe sekundäre Emotionen, z.B. Freude + Vertrauen = Liebe
Basisemotionen: Evidenz & Anwendung (emotional leakage, FACS)
Belege für universell auftretende Emotionen lieferten kulturvergleichende Studien des Emotionsausdrucks im Gesicht und in der Stimme
▪ Angehörigen aus verschiedenen Kulturkreisen wurden Fotografien von Europäern vorgelegt, die sechs Basisemotionen mit ihrem Gesicht ausdrückten (z.B. Ekman, 1969)
▪ Trefferquote bei Zuordnung von Emotionsbegriffen war in allen Kulturen hoch, selbst wenn diese nur wenig Austausch mit westlichen Nationen hatten (siehe aber: Barrett et al., 2019)
Laut Theorie der Basisemotionen (Ekman) sollte es möglich sein, die
Emotionen einer Person an ihrer Mimik abzulesen („emotional leakage“)
▪ Grundlage des Facial Action Coding Systems (FACS) bzw. Theorie der Microexpressions
▪ Nach FACS Training soll man echte & falsche Emotionen in Gesichtsausdrücken unterscheiden können
▪ Jordan et al. (2019): Keine Evidenz für Verbesserung der Lügendetektion durch FACS
Was sind Konstruktivistische Emotionstheorien?
Konstruktivistische Emotionstheorien gehen nicht davon aus, dass
Emotionen auf angeborenen & universellen Reaktionsmustern basieren
▪ Welche Emotionen wir fühlen & welche Emotionen wir bei anderen Personen wahrnehmen,
hängt davon ab, welche interpretativen Schemata zu einem Zeitpunkt kognitiv verfügbar sind
▪ Lisa Feldman Barrett: „Emotions are built, not built-in“; Emotionen werden situativ „konstruiert“
▪ Evidenz für emotionsspezifische physiologische Reaktionsmuster ist nicht eindeutig
▪ Emotionen können nicht zuverlässig aus Mimik abgelesen werden (Barrett et al., 2019)