VL2 Theorien & Modelle 1 Risiko & Ressourcenkommunikation Flashcards
Risikowahrnehmung Def
die subjektiv wahrgenommene Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines bestimmten negativen Ereignisses (z.B. Auftreten eines Unfalls)
- Häufig werden 2 Komponenten der Risikowahrnehmung unterschieden
• Schweregrad: Einschätzung über die Schwere der Konsequenzen einer Erkrankung
• Vulnerabilität: Einschätzung über die Anfälligkeit für eine Erkrankung
HBM
Modell gesundheitlicher Überzeugungen
1a. Demographische Variablen
2a. Psychologische Charakteristiken
1b.Wahrgenommene Gesundheitsbedrohung
Vulnerabilität & Schweregrad
1c. Gesundheitsmotivation
1d. Wahrgenommene Wirksamkeit des Verhaltens
Nuten des Gesundheitsverhaltens
Kosten/Barrieren des Gesundheitsverhaltens
Verhalten
Hinweisreize
Wahrnehmungsverzerrung bei der subjekiven Einschätzung von Risiken
Verzerrung der Vulnerabilität oder des Schweregrads
- Dramatik (z.B. Medien)
- Gegenmaßnahmen (z.B. Medikamente) 3.Risiko-Akkumulation über die Zeit (z.B. Kontrazeptiva) 4.Routine: (z.B. Sex ohne Kondom)
- Optimistischer Fehlschluss (z.B. HIV)
Optimistischer Fehlschluss
Wahrnehmungsverzerrung der Vulnerabilität oder des Schweregrads komparativer Optimismus -> Unterschätzung des Risikos
•Tendenz, das eigene Risiko im Vergleich zu anderen Personen als unterdurchschnittlich zu bewerten
Erklärungsansatz für den Optimistischen Fehlschluss
Selbstwertregulierung
Unterschätzung des eigenen Risikos stellt Versuch dar, das eigene Selbstwertgefühl zu steigern, indem man sich im Vergleich zur Referenzgruppe besser darstellt („Abwärtsvergleich“)
Vergleich mit Hochrisikostereotyp (Renner & Schwarzer, 2003)
Probleme bei der (reinen) Risikokommunikaton
- Erhöhung kognitiver Dissonanz
- Negative Rückmeldungen greifen unser Selbstbild an
- Bestimmte Zielgruppen (Jugendliche) sind besonders unempfindlich gegenüber Risikokommunikation
- Die Effektivität von Furchtappellen nimmt mit der Zeit ab (“Abstumpfung“)
Die Selbstbestätigungstheorie erklärt
warum es zu Abwehrreaktionen auf Warnhinweise kommen kann
Informationen von außen, welche die Integrität des Selbstsystems angreifen, stellen eine Bedrohung da
Bedrohung muss abgewendet werden Wie?
Über Abwehrreaktionen oder sog. defensives Verhalten:
z.B. Herunterspielen des Risikos oder
Entwertung der Glaubwürdigkeit der Informationsquelleonen auf Warnhinweise kommen kann
Die Intensität der Abwehrreaktion hängt davon ab,
welcher Teil des Selbstsystems „bedroht“ wird
Welcher Teil des Selbst-Systems wird bedroht? Wie wichtig ist dieser Teil für mich?
Abwehrreaktionen sind wahrscheinlicher, wenn sich bedrohliche InformaEonen auf wichtige Anteile des Selbst-Systems beziehen
Wie sehr fühle ich mich in anderen Teilen meines Selbst bestätigt?
Abwehrreaktionen sind wahrscheinlicher, je weniger bestätigt Personen sich in anderen Bereichen fühlen
Wie Risiko am besten kommunizieren?
- Gewinnbasiert statt verlustbasiert
- Geeignete Grafiken zur Visualisierung des persönlichen Risikos verwenden (oder Häufigkeiten statt Wahrscheinlichkeiten)
- Personalisierte Rückmeldung günstiger als allgemeine àgeringerer Interpretationsspielraum
- Ressourcen kommunizieren
Effektive Risikokommunikation
Furchtappelle können nur dann eine Verhaltensänderung begünstigen, wenn sie mit genauen Anweisungen
verbunden sind, wann, wo und wie man handeln soll.
Risikokommunikation + Ressourcenkommunikation
(z.B. Selbstwirksamkeit, Selbstwert, Handlungsanleitung, Planung)
Wenn die fehlt kommt es zum „Boomerang-Effekt“, also mehr statt weniger Risikoverhalten
Selbstwirksamkeit beruht auf 4 Quellen
1.Eigene Erfahrungen Erfolge & Misserfolge 2.Stellvertretende Erfahrungen Modelle 3.Wahrnehmung eigener Gefühlserregung 4.Verbale Überzeugung
Protection Motivation Theory (PMT)
Im Rahmen der Risikokommunikation entwickelt
Ziel: Wirkung von Furchtappellen auf Bildung einer Schutzmotivation und (Coping-)Verhalten
- revidierte Version der PMT (z.B. Maddux & Rogers, 1983): Neben Furchtappellen Einbezug von weiteren Informationsquellen (intrapersonelle Faktoren + Umweltfaktoren)
Grundannahme: Informationsquellen* stoßen zwei Bewertungsprozesse an (Bedrohungseinschätzung und Bewältigungseinschätzung), die dann die Bildung einer Schutzmotivation (Intention) beeinflussen, was zu einem (Coping-)verhalten führt
*z.B. Beobachtungslernen, verbale Überzeugungen, Persönlichkeitseigenschaken, Erfahrungen etc.
Protection Motivation Theory (PMT) Aufbau
Informationsquellen
Bedrohungseinschätzung
Intrinsiche/extrinsische Belohnung - Vulnerabilität & Schweregrad
Bewältigungseinschtzung
Handlunswirksamkeit & Selbstwirksamkeit - Handlungskosten
Schutzmotivation
Verhalten (adaptives oder maladaptives Coping)
Health Belief Model (HBM) - Kritik
- Keine Kombinationsregel der einzelnen Faktoren der Gesundheitsbedrohung und der Wirksamkeit der Gegenmaßnahme
- Grundannahme, dass die wahrgenommene Gesundheitsbedrohung und die wahrgenommene Wirksamkeit eines Gesundheitsverhaltens ausreichen, um eine Verhaltensänderung zu bewirkenàempirisch widerlegt (z.B. Harrison et al., 1992)
- Intention, die in den meisten anderen Modellen des Gesundheitsverhaltens als wichtigster Prädiktor des Verhaltens enthalten ist, nicht im ursprünglichen HBM integriert
Health Belief Model (HBM)
Fazit & Take home message
Fazit:
theoretische Schwächen, kaum empirische Evidenz, nicht mehr aktuell
Take Home Message:
HBM hat viel Forschung angeregt, bleibt aber in seiner Vorhersageleistung für die Verhaltensänderung hinter neueren Modellen zurück