VL 6: Persönlichkeitsentwicklung I Flashcards
Definition von Persönlichkeit
> Persönlichkeit ist das relativ überdauernde Muster an Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen, welches Individuen voneinander unterscheidet
> Entscheidender Punkt: “relativ überdauernd”
Was umfasst Persönlichkeit?
> ”Big Five” Persönlichkeitseigenschaften:
- Extraversion, emotionale Stabilität (bzw. Neurotizismus), Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Offenheit für neue Erfahrungen
Selbstbezogene Schemata
- z.B. Selbstwertgefühl, Kontrollüberzeugungen
Werte und Einstellungen
- z.B. Autonomie, Materialismus
Persönliche Ziele
- z.B. glückliche Partnerschaft
Beschreibe das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit
> OCEAN
”Koordinatensystem” zur Beschreibung von Persönlichkeit
Umfasst wichtige, jedoch keineswegs alle Persönlichkeitsmerkmale (z.B. Ehrlichkeit, Bescheidenheit, Einstellungen)
Faktoren weitgehend unabhängig
Ermöglicht ökonomische Beschreibung der Persönlichkeit
Achtung: Dimensionales Modell
Beschreibe die Lebensspannenperspektive und die Notwendigkeit der Forschung zur Persönlichkeitsentwicklung
> Entwicklung als neutraler Begriff umfasst positive und negative Veränderungen
Fokus auf gesamte Lebensspanne:
- Frühere wissenschaftliche Meinung: Ab dem Alter von 30 Jahren ist Persönlichkeit unveränderbar “wie hartgewordener Gips”
- Heutige Perspektive: Persönlichkeitsentwicklung möglich über gesamte Lebensspanne
Persönlichkeit beeinflusst Erfolg im Leben
- Qualität und Stabilität von Partnerschaften
- Erfolg bzw. Misserfolg im Beruf
- Physische Gesundheit
Effekte von Persönlichkeit genauso gross wie Effekte kognitiver Fähigkeiten und des sozioökonomischen Status
Beschreibe die Befunde zur Gewissenhaftigkeit über die Lebensspanne
> Personen mit hohen Werten:
- Pflichtbewusst und gut organisiert, zeigen Selbstdisziplin, Effizienz und haben sich gut unter Kontrolle, sind fleissig, sind ehrgeizig und setzen sich anspruchsvolle Ziele, sind besonnen
Personen mit niedrigen Werten:
- Sind spontan, häufiger nachlässig, unsystematisch, ziellos, willensschwach
Prädiktor
- Von den Big Five der stärkste Prädiktor für Schulleistung, Studienleistung und Berufserfolg
Sprung der Stabilität bei 30 Jahren und danach nochmals bei 50
Beschreibe die Befunde zur Verträglichkeit über die Lebensspanne
> Personen mit hohen Werten:
- Freundlichkeit und Wohlwollen anderen gegenüber, sind kooperativ und kompromissbereit, sind vertrauensvoll, einfühlsam und bescheiden, werden als sozial kompetent wahrgenommen
Personen mit niedrigen Werten:
- Sind eigensinnig und misstrauisch, werden als konkurrenzorientiert wahrgenommen
Sprung zwischen 20-30 und danach wieder bei 45-55
Beschreibe die Befunde zur Extraversion über die Lebensspanne
> Personen mit hohen Werten
- Soziale Vitalität: Kontaktfreudig, gesellig, verbringen Zeit am liebsten zusammen mit anderen Personen, sind beliebt, erlebnishungrig, fröhlich =abnehmend über die Lebensspanne
- Soziale Dominanz: Sind aktiv, durchsetzungsfähig und gute Führungspersonen = zunehmend über Lebensspanne (vor allem zwischen 20-45)
Personen mit niedrigen Werten (= Introversion)
- Sind zurückhaltend und lieber allein, werden als ernsthaft wahrgenommen
Beschreibe die Befunde zur Offenheit für Erfahrungen über die Lebensspanne
> Personen mit hohen Werten:
- Sind kreativ und phantasievoll, wissbegierig, interessiert an Neuem, interessieren sich für Kunst, Literatur und Philosophie
Personen mit niedrigen Werten:
- Sind bodenständig und pragmatisch, ziehen das Bewährte dem Unbekannten vor
steigt bis 20 und bleibt danach relativ stabil bis 55 -> danach sinkt dies wieder
Beschreibe die Befunde zur emotionalen Stabilität (Neurotizismus) über die Lebensspanne
> Personen mit hohen Werten:
- Machen sich wenig Sorgen, geraten nicht so schnell aus der Ruhe, sind hoffnungsvoll und ungezwungen
Personen mit niedrigen Werten (= Neurotizismus)
- Neigen zu Nervosität, Ängstlichkeit, Reizbarkeit und Depressivität, Stimmungsschwankungen, sind in sozialen Situationen befangen, sind stressanfällig
Prädiktor:
Niedrige Werte sind Prädiktor für Probleme bei der Arbeit (Überforderungsgefühl, Probleme mit Kollegen) und in der Partnerschaft
Bleibt ab etwa 40 jähren Stabil
Beschreibe das Plastizitätsprinzip der Persönlichkeitsentwicklung
> Schlussfolgerung: Veränderung möglich über die gesamte Lebensspanne
Beschreibe das Reifeprinzip der Persönlichkeitsentwicklung
> Persönlichkeitsentwicklung über die Lebensspanne folgt dem Reifeprinzip (Roberts et al., 2008)
Menschen entwickeln sich in Richtung von Eigenschaften, die ihnen helfen, in der Gesellschaft besser zu funktionieren
Positive Entwicklungstrends bei Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit, emotionaler Stabilität und sozialer Dominanz
Ist möglicherweise universell
Gilt möglicherweise jedoch nicht im hohen Alter
Beschreibe das Soziale Investitionsprinzip der Persönlichkeitsentwicklung
> Mögliche inhaltliche Erklärung für Reifeprinzip
Übernahme sozialer Rollen (z.B. in Partnerschaft, Familie, Arbeit, Vereinen, Gemeinde) ist zentraler Faktor der Persönlichkeitsentwicklung
Soziale Rollen gehen mit spezifischen sozialen Normen/Erwartungen einher
Die meisten sozialen Rollen wirken sich im Sinne des Reifeprinzips aus (d.h. erfordern, dass die Person gewissenhafter, sozial dominanter, verträglicher und emotional stabiler wird)
Könnte die besonders grossen Veränderungen zwischen 20 und 40 Jahren erklären
Soziales Investitionsprinzip könnte auch individuelle Unterschiede bei Entwicklungsverläufen erklären
- Personen unterscheiden sich, ob und in welchem Alter sie bestimmte soziale Rollen übernehmen
- Personen unterscheiden sich in der Stärke des Commitments (Verpflichtungsgefühls) zur sozialen Rolle
Wodurch wirken soziale Rollen?
- Belohnungs-und Bestrafungskontingenzen
- Beobachtung des Verhaltens anderer (Modelllernen)
- Soziale Rückmeldung zu rollenadäquatem Verhalten
Fokus aufs hohe Alter
> Längsschnittstudien
- legen nahe, dass Reifeprinzip fürs hohe Alter nicht gilt
- Studien weisen insgesamt auf Verringerung bei emotionaler Stabilität, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit hin
- Einflussfaktoren auf Entwicklung im hohen Alter bisher noch wenig verstanden
Fokus aufs Kindes- und Jugendalter
> Befunde von Soto (2016) bestätigen Reifeprinzip nicht
Soto und Tackett (2015) schlagen stattdessen die “Disruption Hypothesis” vor (Unterbruch-Hypothese)
- Biologische, soziale und psychologische Übergänge vom Kindes-zum Jugendalter gehen mit vorübergehenden negativen Persönlichkeitsveränderungen einher
- ”Early adolescence appears to be the lifetime peak of meanness, laziness, and closed-mindedness”
Beschreibe die kulturellen Unterschiede in der Persönlichkeitsentwicklung
> Die verfügbare Evidenz legt insgesamt nahe, dass die Muster der normativen Entwicklung relativ ähnlich sind
Bisher jedoch vor allem querschnittliche Studien