VL 12 - Migration, Integration und Sport Flashcards
Migration 1950er und 1960er Jahre
- Wirtschaftsboom
➔ Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften
➔ Anwerben von “Gastarbeitern” - Gründung erster migrantischer Sportorganisationen
Migration 1970er und 1980er Jahre
- Rezession
➔ Anwerbestopp (1973)
*Rückkehrprämien
!Forderung nach Assimilation!
Migration 1990er Jahre
- “Ausländer” als Feindbild
- Ressentiments gegenüber Asylbewerbern
- Gesetzesänderungen: Asylkompromiss, Drittstaatenregelung
- Rassistische Anschläge und Übergriffe
➔ Reaktion der Sportverbände v.a. mit symbolischen Kampagnen für eine Verbesserung des Verhältnisses von Deutschen und Migranten
Migration Seit 2000
- Integration als zentrales gesellschaftliches Thema
- Gesetzesänderungen: Staatsangehörigkeits- und Zuwanderungsgesetz
- Einbürgerungstests
- DSB-Grundsatzänderung “Sport und Zuwanderung” (2004)
Migration und Integration heute
- Unterscheidung zwischen Deutschen mit und ohne Migrationshintergrund/ einseitigem und beidseitigem Migrationshintergrund und vielem mehr
- Unterscheidungen als selbstverständliche Kategorien
- Selbst dann, wenn Menschen die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, werden sie nicht selten als Fremde wahrgenommen
Menschen mit Migrationshintergrund als Zuschreibungsobjekte
- homogene Gruppe, mit spezifische Lebensentwürfe, Wertvorstellungen, Präferenzen, Einstellungen und Handlungsweisen
- Tendenz zur reduktionistischen Darstellung und Wahrnehmung der Gruppe
z. B. Kopftuch zum Symbol für Rückständigkeit, Fortschrittsfeindlichkeit und Unterdrückung
Annahmen über “Ausländer”
- Unterschiedlichkeit von “Kulturen” oder “Kulturkreisen” verwiesen.
- Demnach handeln Menschen mit und ohne Migrationshintergrund deshalb unterschiedlich, weil sie verschiedenen “Kulturen” bzw. Ethnien angehören.
Problematik der Unterscheidungskategorien (ethnische & kulturelle Herkunft)
Weder der Migrationshintergrund noch die ethnische oder “kulturelle” Herkunft repräsentieren aussagekräftige Unterscheidungskategorien.
➔Es können keine Rückschlüsse auf Werte, Einstellungen und Präferenzen gebildet werden
➔Damit taugt der Migrationshintergrund einer Person nur noch sehr bedingt als Erklärungsgröße
Begriff “Integration”
- Prozess der Eingliederung
- einseitige Anpassungsleistung
- Zustand friedlichen Zusammenlebens
Begriff “Integration” in Soziologie
- Einbindung von
Individuen in verschiedene Bereiche von Gesellschaft - Teilhabe an “der Gesellschaft” und Einfügung in gesellschaftliche Ordnungen
- Mehrdimensionaler Prozess, der auf Wechselseitigkeit sowie gleichberechtigter Teilhabe beruht
Ziel: Einbindung von Menschen in verschiedene Zusammenhänge einer Gesellschaft - Abgrenzung zu assimilatorischen Konzepten:
- Assimilation impliziert eine einseitige und bedingungslose Anpassung der (ethnischen) Minderheit an die Erwartungen einer Mehrheit
➔Integration steht für reziproke, d. h. wechselseitige Austauschprozesse.
Dimensionen der
Integration (4)
- Strukturelle Integration
- Soziale Integration
- Kulturelle Integration
- Identifikatorische Integration
Strukturelle Integration
- Die Qualität der strukturellen Integration zeigt sich im Zugang zu und in der Partizipation an (Aus-)Bildungseinrichtungen, am Arbeitsmarkt oder an der Wirtschaft
Bsp.: Asylbewerber sind aufgrund ihres rechtlichen Status in weit geringerem Maße strukturell integriert als Personen mit einem deutschen Pass
Soziale Integration
- Partizipationsprozesse im privaten Bereich
- Ist eine Person sozial integriert, so greift sie auf funktionierende Sozialbeziehungen und soziale Netzwerke zurück
- Der Grad an sozialer Integration zeigt sich an der Qualität, mit der Menschen mit Migrationshintergrund am gesellschaftlichen Leben teilnehmen
z. B. ehrenamtliches Engagement in (Sport-)Vereinen oder knüpfen von Freundschaften
Identifikatorische Integration
- subjektiv wahrgenommene Zugehörigkeit zu einer Gesellschaft.
- In welcher Weise identifiziert sich eine Person oder eine Gruppe z. B. mit einem Land, einer Region oder einer Stadt
- Eine identifikatorische Integration setzt voraus, dass sich Personen akzeptiert und zugehörig fühlen.
Späte Auseinandersetzung von Migration und Sport
- Während in den 1980er-Jahren allmählich ein kritischer sportsoziologischer Diskurs in Gang kommt, vertritt der Deutsche Sportbund (1981) noch einen assimilativen Standpunkt:
- Verweis auf bestehende Angebotsstrukturen
- Anpassung einfordert
- “Ausländersportvereinen” lediglich temporären Status
- Migrantensportvereine haben heute ihren festen Platz im organisierten Sport der Bundesrepublik