Vielteilchensysteme Flashcards

1
Q

Wozu braucht man das Wissen über Vielteilchensysteme (wo liegt die Analogie zum Massenpunkt)?

A

Bei Vielteilchensystemen untersucht man die Bewegung für den i-ten Massenpunkt eines Systems von N Massenpunkten. Analog zum Massenpunkt, wo man die allgemeine Bewegung in einen geradlinigen Anteil und in eine Kreisbewegung zerlegen konnte, kann man die Bewegung von Vielteilchensystemen (oder von massiven Körpern) in eine Bewegung des Schwerpunkts und in eine Bewegung relativ zum Schwerpunkt zerlegen.

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2
Q

Wie lautet die Bewegungsgleichung für den i-ten Massenpunkt eines Systems von N Massenpunkten?

A

mᵢaᵢ = Σᴺₖ₌₁ Fᵢₖ + Fₑₓ,ᵢ
…wobei der erste Term dabei die Summe der durch die restlichen (N - 1) Teilchen auf Teilchen i ausgeübten Kräfte darstellt, und der zweite Term die Summe aller äusseren Kräfte widergibt.

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3
Q

Weswegen ist die Doppelsumme über die inneren Teilchenkräfte immer gleich null?

A

Σᴺᵢ₌₁Σᴺₖ₌₁ Fᵢₖ ergibt immer null, da es laut Newton’s drittem Axiom zu jeder Kraft eine gleichstarke Gegenkraft gibt, die sie kompensiert.

(Da die zweite Summe die Summe der durch die restlichen (N - 1) Teilchen auf Teilchen i ausgeübten Kräfte darstellt, während die erste Summe all’ diese zweiten Summen für alle Teilchen aufsummiert, summiert man über alle Kräfte und Gegenkräfte. Somit ist diese Summe gleich null.)

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4
Q

Wie lautet die Bewegungsgleichung des Schwerpunkts?

A

Die Bewegungsgleichung des Schwerpunkts lautet:
Fₑₓ = mₜₒₜ * (d²rₛ/dt²),
wobei der Ortsvektor rₛ := Σᴺᵢ₌₁ mᵢrᵢ / Σᴺᵢ₌₁ mᵢ der Schwerpunkt bzw. der Massenmittelpunkt ist.

(Da der Schwerpunkt der “Durchschnitt” aller Teilchen ist, reicht es, den Ortsvektor zu diesem Punkt zweimal abzuleiten, um so auf die altbekannte Gleichung F = ma zu kommen (hier: Totalmasse * Beschleunigung des Schwerpunkts).)

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5
Q

Was ist ein Schwerpunktsystem?

A

Ein Schwerpunktsystem ist ein System, dessen Ursprung im Massenschwerpunkt liegt.
(Es gilt somit insbesondere im Schwerpunktsystem die Gleichung Σᴺᵢ₌₁ mᵢrᵢ* = 0, wobei rᵢ* den Ortsvektor des i-ten Teilchens im Schwerpunktsystem darstellt.)

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6
Q

Wie kann man den Schwerpunkt eines Systems von Massenpunkten anhand der Drehmomente bestimmen?

A

Die bezüglich des Schwerpunkts als Drehpunkt ausgeübten Drehmomente Σᴺᵢ₌₁ Mᵢ = 0, da
Σᴺᵢ₌₁ (rᵢ* × Fᵢ) = Σᴺᵢ₌₁ (rᵢ* × mᵢ * g)
= Σᴺᵢ₌₁ (mᵢrᵢ* × g)
= (Σᴺᵢ₌₁ mᵢrᵢ*) × g = 0 × g = 0.

Man kann also den Schwerpunkt eines Systems von Massenpunkten bestimmen, in dem man im Schwerefeld den Drehpunkt so lange verändert, bis die Schwerkraft keinen Drehpunkt mehr ausübt.

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7
Q

Wie unterscheiden sich Geschwindigkeit eines Massenpunktes im Laborsystem zu dem im Schwerpunktsystem?

A

Die Geschwindigkeit vᵢ eines Massenpunktes im Laborsystem ist gleich der Summe aus der Geschwindigkeit vₛ des Schwerpunkts und der Geschwindigkeit vᵢ, es gilt also:

vᵢ= vₛ + vᵢ*

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8
Q

Wie kann man ein Schwerpunktsystem auch noch definieren?

Tipp: Summe der Impulse

A

Aus der Gleichung vᵢ = vₛ + vᵢ, folgt direkt:
pᵢ = mᵢvᵢ = mᵢvₛ + mᵢvᵢ
= mᵢvₛ + pᵢ*.

Aus der Gleichung Σᴺᵢ₌₁ mᵢrᵢ* = 0 folgt somit für die Impulse 0 = d/dt(Σᴺᵢ₌₁ mᵢrᵢ) = Σᴺᵢ₌₁ mᵢvᵢ und demnach verschwindet die Summe aller im Schwerpunkt gemessener Impulse pᵢ* und man kann ein Schwerpunktsystem mit folgender Formel definieren:
Σᴺᵢ₌₁ pᵢ* = 0.

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9
Q

Wie berechnet man die kinetische Energie T eines Systems von N Teilchen im Laborsystem?
Was bedeutet dies für ein System, dessen Schwerpunkt in Ruhe ist?

A

T = Σᴺᵢ₌₁ (pᵢ*² / 2mᵢ) + 1/2 * mₜₒₜvₛ²

Die gesamte kinetische Energie T setzt sich also aus der Summe aller Einzelenergien im Schwerpunktsystem und aus der kinetischen Energie des Schwerpunkts, gemessen im Laborsystem, zusammen. So kann auch ein System, dessen Schwerpunkt in Ruhe ist, eine totale kinetische Energie haben, wie z.B. die kinetische Energie eines idealen Gases im Zusammenhang mit der Temperatur des Gases steht.

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10
Q

Aus welchen Teilen setzt sich der Gesamtdrehimpuls L eines Systems von Massenpunkten im Laborsystem zusammen und wie heissen diese Komponenten?

A

L = L* + Lₛ,
wobei L* den Eigendrehimpuls / Spin bezeichnet und Lₛ den Bahndrehimpuls.
(Herleitung der Formel s. Skript S. 161).

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11
Q

Was besagt der Drallsatz?

A

dL/dt = Mₑₓ,

wobei dL/dt die zeitliche Änderung des Systemdrehimpulses und Mₑₓ die Summe aller externen Drehmomente ist. Der Drehimpuls eines Systems ändert sich also nur, wenn ein äusseres Moment an ihm angreift. Ohne äusseres Drehmoment bleibt der Gesamtdrehimpuls erhalten:
Mₑₓ = 0 ⇒ dL/dt = 0 ⇒ L = konst.

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12
Q

Welche zwei Voraussetzungen müssen gelten, damit der Drallsatz gelten kann?

A

(1) L und Mₑₓ müssen bezüglich des gleichen Punktes O bestimmt werden.
(2) Der Nullpunkt O muss entweder ein in einem Inertialsystem ruhender Punkt oder der Schwerpunkt des betrachteten Körpers sein.

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13
Q

Was besagt der Schwerpunktsatz?

A

dpₛ/dt = Σᴺᵢ₌₁ Fₑₓ,ᵢ

Der Schwerpunkt bewegt sich mit konstantem Impuls, wenn die Summe aller äusseren Kräfte auf das N-Teilchen-System verschwindet.
(Der Satz ist eine spezielle Form des 2. Newton’schen Axioms.)

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14
Q

Was besagt der Impulssatz?

A

Σᴺ¹ᵢ₌₁ pᵢ = Σᴺ²ᵢ₌₁ p’ᵢ

Bei der Wechselwirkung von N₁ Teilchen bleibt die Summe der Impulse der an der Wechselwirkung beteiligten Teilchen konstant, auch wenn sich die Teilchenzahl ändert.

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15
Q

Wie lautet der Drehimpulssatz und welche drei Aussagen kann man aus ihm folgern?

A

dL/dt = Σᴺᵢ₌₁ rᵢ × Fₑₓ,ᵢ = Σᴺᵢ₌₁ Mₑₓ,ᵢ = Mₑₓ

(1) Die durch die internen Kräfte hervorgerufenen Drehmomente kompensieren sich zu null (wegen Newtons drittem Axiom).
(2) Die zeitliche Änderung des totalen Drehimpulses eines N-Teilchen-Systems wird ausschliesslich durch die Drehmomente der externen Kräfte hervorgerufen.
(3) Der Drehimpuls eines N-Teilchen-Systems bleibt nach Betrag und Richtung konstant, wenn die Summe der externen Drehmomente verschwindet.

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16
Q

Was besagt der mechanische Energiesatz?

A

Eₜₒₜ = Σᴺᵢ₌₁ mᵢvᵢ²/2 + U(int) + U(ext)
= Σᴺᵢ₌₁ mᵢvᵢ’²/2 + U’(int) + U’(ext)

Die gesamte mechanische Energie eines N-Teilchen-Systems bleibt konstant, sofern die externen und internen Kräfte konservativ sind.

17
Q

Wie lässt sich ein 2-Teilchen-System auf ein 1-Teilchen-System reduzieren und wie sind die Ortsvektoren der beiden Teilchen definiert?

A

Jedes 2-Teilchen-System lässt sich auf ein 1-Teilchen-System reduzieren, das sich mit der reduzierten Masse µ unter dem Einfluss der Kraft F₁₂ - also der Kraft, die Teilchen 2 auf Teilchen 1 ausübt - mit der Geschwindigkeit v₁₂(t) bewegt.

Der Ortsvektor im Schwerpunktsystem sind gegeben durch:
r₁* = r₁ - rₛ
= r₁ - ((m₁r₁ + m₂r₂) / (m₁ + m₂))
= m₂ / (m₁ + m₂) * (r₁ - r₂) = m₂ / (m₁ + m₂) * r₁₂

Analog gilt für Teilchen 2:
r₂* = -(m₁ / (m₁ + m₂) * r₁₂.

18
Q

Für zwei Teilchen im Schwerpunktsystem: Wie berechnet man die Geschwindigkeit der beiden Teilchen?

A

v₁* = d/dt(r₁*) = (m₂ / (m₁ + m₂)) * d/dt(r₁₂)
= (m₂ / (m₁ + m₂)) * v₁₂

Analog für Teilchen 2:
v₂* = -(m₁ / (m₁ + m₂)) * v₁₂

19
Q

Für zwei Teilchen im Schwerpunktsystem: Wie berechnet man die Impulse der beiden Teilchen unter Verwendung einer reduzierten Masse µ?

A

Man definiert µ := m₁m₂ / (m₁ + m₂).

Dadurch folgt für die Impulse im Schwerpunktsystem:
p₁* = + µv₁₂
p₂* = - µv₁₂
p₁* + p₂* = 0

20
Q

Wie ist die Transformationsgleichung definiert und wofür braucht man sie?

A

Die Transformationsgleichung wird gebraucht, um die Impulse der beteiligten Teilchen vom Labor- ins Schwerpunktsystem zu transformieren.

Für die Impulse der Teilchen 1 und 2 im 2-Teilchen-System lautet die Transformationsgleichung:
p₁* = + (m₂p₁ - m₁p₂) / (m₁ + m₂)
p₂* = - (m₂p₁ - m₁p₂) / (m₁ + m₂)

21
Q

Wie lautet das Gleichungssystem für Bewegungsgleichungen der einzelnen Teilchen in einem System mit 3 Teilchen?

A

Ein 3-Teilchen-System kann im allgemeinen nicht auf ein einfacheres System reduziert werden! Das Gleichungssystem lautet:
m₁a₁ = F₁₂ + F₁₃ + Fₑₓ,₁
m₂a₂ = F₂₁ + F₂₃ + Fₑₓ,₂
m₃a₃ = F₃₁ + F₃₂ + Fₑₓ,₃

  • Es ist ein System von gekoppelten Differentialgleichungen.
  • Die Kräfte Fᵢⱼ hängen z.B. von den relativen Abständen rᵢⱼ ab.
  • Normalerweise gibt es nur numerische Lösungen.
22
Q

Wie ist ein elastischer Stoss zwischen zwei Körpern definiert?

A

Ein elastischer Stoss zwischen zwei Körpern ist ein Stoss, bei dem Impuls und kinetische Energie ausgetauscht werden, die innere Energie der beiden Körper sich aber nicht ändert.

23
Q

Sei m₁, m₂ die Massen zweier Körper, v₁, v₂ ihre Geschwindigkeiten vor dem Stoss und u₁, u₂ ihre Geschwindigkeiten nach dem Stoss.
Was gilt für v₁,₂ und u₁,₂ in den folgenden Fällen?
(1) m₁ > m₂
(2) m₁ = m₂
(3) m₁ < m₂

A

m₁ > m₂ ⇒ 0 < u₁ < v₁, u₂ > v₁
m₁ = m₂ ⇒ u₁ = 0, u₂ = v₁
m₁ < m₂ ⇒ u₁ < 0, 0 < u₂ < v₁

24
Q

In welche zwei Teile kann man Stoss- bzw. Streuprozesse aufgliedern und inwiefern unterscheiden sich die beiden Teile?

A

Man kann Stoss- bzw. Streuprozesse in einen kinematischen und einen dynamischen Teil aufgliedern.
Der kinematische Teil der Streuung fragt nur nach den kinematischen Zusammenhängen, wobei der dynamische Teil nach der für die Streuung verantwortlichen Wechselwirkung fragt, also den Ursachen.

25
Q

Was berechnet man beim kinematischen Teil eines Stoss- bzw. Streuprozesses?

A

Man berechnet die Abhängigkeit pᵢ(𝜗) des Impulses bzw. Eᵢ(𝜗) der Energien der Teilchen nach dem Stoss vom polaren Streuwinkel 𝜗.

26
Q

Was berechnet man beim dynamischen Teil eines Stoss- bzw. Streuprozesses?

A

Man fragt sich beim dynamischen Teil nach der Häufigkeitsverteilung dN/dpᵢ bzw. dN/dEᵢ der Teilchen nach dem Stoss.
Die Häufigkeitsverteilung dN/dp beispielsweise gibt an, wieviele Teilchen dN im Impulsintervall dp zu finden sind.
Normiert man auf die Zahl der einfallenden Teilchen, so ergibt sich eine Wahrscheinlichkeitsdichte-Verteilung d𝛤/dp, so dass gilt: ∫ (d𝛤/dp) dp = 1.

(Für genauere Infos s. Skript S. 172).

27
Q

Was ist der Q-Wert eines Stosses und welche drei Arten von Stössen kann man aufgrund der Q-Werte unterscheiden?

A

Der Q-Wert bzw. die Wärmetönung eines Stosses ist die freiwerdende kinetische Energie Q:
T₁* + T₂* = T₃* + T₄* - Q.

Man unterscheidet die folgenden Fälle:

  • Elastischer Stoss (Q = 0)
  • Unelastischer Stoss (Q < 0)
  • Superelastischer Stoss (Q > 0)
28
Q

Was gilt für die Beträge der Impulse und die kinetischen Energien der Teilchen im Schwerpunktsystem für einen elastischen Stoss?

A

Die Beträge der Impulse und die kinetischen Energien ändern sich beim elastischen Stoss im Schwerpunktsystem nicht. Es gilt:
|p₁| = |p₂| = |p₃| = |p₄| ≡ p* = (m₂ / (m₁ + m₂)) * p₁

29
Q

Wie kann man die Dynamik eines Zwei-Teilchen-Systems auf jene eines Ein-Teilchen-Systems reduzieren?

A

Unter Separation der Schwerpunktsbewegung kann man die Dynamik jedes Zwei-Teilchen-Systems durch Verwendung von Relativgeschwindigkeit (anstatt Geschwindigkeit) und reduzierter Masse (anstatt Masse) auf jene eines Ein-Teilchen-Systems reduzieren.