u8: Emotionstheorien Flashcards
Wozu Emotionstheorien?
Können bsp: unterschieden werden nach:
Evolutionsbiologische Ansätze: Biologischer Ursprung von Emotionen (Suche nach adaptiven Funktionen)
Kognitive Ansätze: Kognitive Einschätzungen der Umwelt in Bezug auf das eigene Wohlbefinden
Konstruktivistische Ansätze: Konstruktion von Emotionen aufgrund verschiedener Hinweisreize
Ältere Emotionstheorien:
James-Lange-Theorie
Cannon-Bard-Theorie
Zwei-Faktoren-Theorie
James-Lange-Theorie
(ältere Theorie)
Welche Annahmen? (2)
Was ist die Facial Feedback Hypothese?
- Ein emotionales Ereignis löst körperliche Veränderungen aus (Herzschlag, Schwitzen..)
- Diese körperliche Veränderung wird von der Person als Emotion wahrgenommen
Emotionen= Empfinden von spezifischen körperlichen Reaktionen
Bsp: Wir weinen nicht, weil wir traurig sind, wir sind traurig weil wir weinen
Hauptkritikpunkt: Existenz von emotionsspezifischen körperlichen Reaktionen ist zweifelhaft
Empirische Überprüfung: Körperliche Empfindungen können einen Einfluss auf das emotionale Erleben haben
—> zB Facial-Feedback-Hypothese
Facial Feedback Hypothese
Behauptet, dass Emotionen von einem propriozeptiven Feedback der Gesichtsmuskulatur beeinflusst werden (schwache Version) oder durch dieses entstehen (starke Version). Ein Lächeln verbessert die Stimmung, ein Stirnrunzeln verschlechtert sie.
Cannon-Bard-Theorie
Annahme: Zentrale Verarbeitungsprozesse im Gehirn sind für die Entstehung von Emotionen verantwortlich
Simultan:
- Sensorische Signale vom Thalamus an den Cortex —> emotionale Interpretation eines Ereignisses
- Sensorische Signale an den Hypothalamus —> Steuerung des vegetativen Nervensystems
—> Emotionale Gefühle und körperliche Veränderungen gleichzeitig, keins beeinflusst das andere
Empirische Überprüfung:
Widerlegt: Es gibt Beeinflussungen, z.B. Facial-Feedback
Theorie wurde aufgegeben
Zwei Faktoren Theorie
Annahme: 2 Faktoren sind für die Entstehung von Emotionen verantwortlich
1. Person merkt eine physiologische Erregung (physiologische Komponente)
2. Sie erklärt sich diese Erregung mit einer emotionalen Ursache (kognitive Komponente)
—> Meist ist die Ursache für die Erregung eindeutig, manchmal auch nicht
Bsp: Ein Hund knurrt —> Physiologische Erregung (zb schnelle Atmung) —> Erklärung: ,, ich habe Angst vor dem Hund“
Evolutionsbiologische Theorien
Charles Darwin: ,, The expressions of emotions in Man and Animals“ (1872)
Annahmen:
- Emotionen und Emotionsausdruck sind !angeborene Merkmale! und durch !natürliche SELEKTION! entstanden
- Ereignisse, die für das Überleben und den Reproduktionserfolg relevant sind —> Emotionen
- Emotionen helfen Bewältigung dieser Ereignisse
- Emotionen werden direkt von Situationsmerkmalen ausgelöst OHNE KOGNITIVE ANALYSE
Bsp.:
Physische Gefahr —> Furcht
Sexuelle Untreue —> Eifersucht
Evolutionsbiologische Theorien: Basisemotionen
Begrenzte Anzahl von primären Emotionen (Basisemotionen)
Aus deren Vermischung ergeben sich sekundäre Emotionen
Merkmale von Basisemotionen:
Eigenständige EMOTIONSMODULE
DOMÄNENSPEZIFISCH: Springen auf spezifische Klasse von Umweltreizen selektiv an
ENKAPSULIERUNG: Eigenständiges biologisches System
Bsp Furchtmodul:
Wird von Bedrohungsreizen aktiviert
Im Neocortex angesiedelt
Automatische Aktivierung von Emotionen
Frage: Ist die Furcht vor Spinnen angeboren?
Experiment mit 5 Monate alten Säuglingen (Rakinson und Derringer, 2008)
—> Spricht dafür, dass es angeborene Wahrnehmungsmuster für emotionale Reize gibt!
Evolutionsbiologische Theorien: Einschränkungen
Erklärung von wenigen, biologisch relevanten ,,Schlüsselreizen“ ist nicht ausreichend
- MODERNE DROHREIZE (zb Waffen) werden ähnlich emotional verarbeitet wie ,,alte“ Bedrohungen (zB Schlagen, Spinnen)
—> Kombination mit LERNTHEORETISCHEN ANNAHMEN
Emotionen aus evolutionärer und lerntheoretischer Sicht
Annahme:
- Einige emotionale Verhaltensweisen sind angeboren
- Andere werden im Laufe des Lebens erlernt
Emotionale Reaktionen können zB gelernt werden durch:
- BEOBACHTUNG / Kinder fürchten sich eher wenn sie Furcht bei der Mutter beobachten
- KONDITIONIERUNG/ Verknüpfung von neutralen Situationen mit emotionalen Reaktionen
—> Bsp für Konditionierung von Furcht: Der kleine Albert
Der kleine Albert Experiment/ Konditionierung von Furcht
Watson und Rayner (1920)
Emotionale Reizkonditionierung nachgewiesen.
Weiße Ratte (neutraler Reiz) + Hammer auf Eisenstange (Unkonditionierter Reiz)
= Albert zeigt Aufschrecken, Weinen
Prozess 7 Mal wiederholt
—> Ratte wurde zu einem konditionerten Auslöser
Evolutionsbiologische Theorien: Kritikpunkte
Vernachlässigung von KOGNITIVEN EINFLÜSSEN auf die Entstehung von Emotionen
—> Werden Emotionen tatsächlich direkt von der Situation ausgelöst, ohne Kognitionen und subjektive Einschätzung?
Vernachlässigung von SOZIALEN und KULTURELLEN EINFLÜSSEN
—> Ähnliche Situationen führen in unterschiedlichen Kulturen zu verschiedenen Emotionen
Einteilung in primäre und sekundäre Emotionen fragwürdig
Kognitive Theorien
Annahmen:
Emotionen werden von subjektiver kognitiver Einschätzung einer Person in Bezug auf eine Situation ausgelöst
Kognitive Einschätzung = APPRAISAL
Entscheidend für die Einschätzung sind Werte, Ziele + Wünsche der Person
Einschätzungen lösen spezifische physiologische, motivationale + expressive Reaktionen aus
Dynamik dieser Reaktion wird als Emotion erlebt
Reiz-> Reizbewertung -> Handlungsbereitschaft -> physiologische Veränderungen-> Verhalten -> attribution labelling = emotionale Erfahrung
Kognitive Theorien: Beispiele
(Es gibt sehr unterschiedliche)
- Lazarus (1991)
Limitierte Anzahl fundamentaler relationaler Themen im Appraisal-Prozess
Diese generieren bestimmte Emotionen:
Ärger / Beleidung oder Angriff
Angst / Unbestimmte existenzielle Bedrohung
Ekel / unverdauliches Objekt
Freude / Realisierung von Zielen
Furcht / Körperliche Bedrohung
Neid / Verlangen nach etwas
Scham / Einem Ego Ideal nicht genügen
Traurigkeit / Verlust
Kognitive Theorien: Beispiele
Scherer (2009)
Prinzipiell sind so viele emotionale Zustände möglich, wie es Appraisal-Resultate gibt
Emotion wird aufgrund der Einschätzung von 4 DIMENSIONEN festgelegt:
Einschätzung der:
RELEVANZ
IMPLIKATION
BEWÄLTIGUNGSPOTENZIALS
NORMATIVEN SIGNIFIKANZ (Wichtigkeit in Bezug auf Selbstkonzept, Werte und Normen)