u7: Funktionen und Entstehung von Emotionen Flashcards

1
Q

Wozu sind Emotionen gut?

A

Lange Zeit: Betrachtung von Emotionen als störende Einflüsse
- Gefährden rationales Denken
- Beeinträchtigen überlegtes Handeln
Heute: ADAPTIVE REAKTION auf Herausforderungen in der Umwelt die durch Evolution und Lernen entstanden sind

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2
Q

Funktionen von Emotionen (3)?

A

Hauptfunktionen:
1. Aufmerksamkeitssteuernd
2. Informationale
3. Motivationale
Auch andere Unterteilungen möglich, zb informativ, handlungsvorbereitend, sozial-kommunikativ

Annahme: Alle diese Funktionen sind im Prinzip ADAPTIV, d.h verbessern die Anpassung des Individuums an die Umwelt

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3
Q

Aufmerksamkeitssteuernde Funktion
Nichtadaptiver Nebeneffekt?

A

Fokus der Aufmerksamkeit wird auf das emotionsauslösende Ereignis gelenkt
Das Objekt/Ereignis hat VORRANG bei def Informationsverarbeitung
Empirisch nachgewiesen für verschiedene Emotionen zb
- Angst (Zeidner, 2014)
- Überraschung (Horstmann, 2015)
ADAPTIV, weil insbesondere negative Ereignisse potenziell sofortiges Handeln erfordern (zb Flucht)
NICHTADAPTIVER NEBENEFFEKT: Bindung von kognitiven Ressourcen: —> Beeinträchtigung von anderen Aufgaben

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4
Q

Aufmerksamkeitslenkung: Empirische Überprüfung

A

Viele Studien zeigen, dass emotionale Reize stärker beachtet werden
Kognitionspsychologische Experimente: Suchen bzw. Ignorieren von bestimmten Reizen
Kontrolliertes Setting

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5
Q

Aufmerksamkeitslenkung Beispiel

A

Visuelle Suchaufgabe
Zwei Suchbilder: eines mit hauptsächlich Pilzen, das andere mit hauptsächlich Spinnen
Pilze = Neutrale Reize
Spinnen = Bedrohungsreize
Annahme: Emotionale Reize werden stärker beachtet —> schnelleres Entdecken der Spinne unter den Pilzen

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6
Q

Aversive Reize und Vigilance-Avoidance-Model

A

Aversive Reize bzw. Bedrohungssituationen (zB Spinnen, speziell für spinnenängstliche Personen)
- erhalten zunächst viel Aufmerksamkeit
- und werden dann vermieden

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7
Q

Informationsfunktion von Emotionen

A

Emotionen machen Personen bewusst, dass ein Ereignis für sie von Bedeutung ist
Bsp: Gefühl der Angst im dunklen Park —> Situation ist gefährlich für mich
Denke an mögliche Handlung führt zu positivem Gefühl —> Diese Handlung wäre gut für mich
Informationen können für Situationseinschätzung und Handlungsplanung relevant sein
ADAPTIV: Weil gefühlsverursachte Einschätzungsprozesse schnell + unbewusst ablaufen können (ohne dass Gedanke/ Einschätzung direkt bewusst werden muss)
NICHTADAPTIVE NEBENEFFEKTE:
- Gefühle auf Fehleinschätzungen von Ereignissen beruhen (Gefahr als zu groß eingeschätzt wird)
- Das Gefühl einer falschen Ursache zugeschrieben wird (Fehlattribution)

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8
Q

Aufmerksamkeitslenkung: Beispiel Gedächtnis Effekte
Welche Ereignisse werden besser erinnert?
Was ist das Tunnelgedächtnis?
Was sind Blitzlichterinnerungen und wann passieren die?

A

Erhöhte Aufmerksamkeit für emotionale Ereignisse —> Diese werden besser erinnert
Stark emotional besetze Erlebnisse werden viele Jahr erinnert (zB erster Kuss)
AUGENZEUGENBERICHTE: Häufig ,,Tunnelgedächtnis“ für zentrale Inhalte, wenig Erinnerung an periphere Details
Blitzlichterinnerungen: bei traumatischen Erlebnissen: Manchmal sehr detaillierter Erinnerung an Begleitunstände

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9
Q

Einfluss von Emotionen auf Denken und Entscheiden
Was ist die Affect Heuristik?
Wie beinflussen positiv vs negative Emotionen die Informationsverarbeitung?

A

Emotionen und Stimmungen beeinflussen Denken und Informationsverarbeitung
Positive Emotionen —> Regen flexible, heuristische + weite Informationsverarbeitung an
- Fördert Aufbau und Erweiterung von Fertigkeiten
Negative Emotionen —> Regen eher systematische, detaillierte + fokussierte Verarbeitung an
- Fokus auf Bewältigung eines Problems
AFFECT HEURISTIK: Momentane Stimmung wird als Entscheidungshilfe unter Unsicherheit verwendet
- Allgemeine Lebenszufriedenheit durchschnittlich höher an sonnigen Tagen als an regnerischen
- Kaufentscheidungen: Eher spontaner Kauf, wenn in guter Stimmung (Brown 1998)

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10
Q

3 Beispiele für Einfluss von Emotion auf Denken und Entscheiden?
Hint: Positive Affekte

A

Heuristiche Verarbeitung: Bevorzugung von heuristischen (vs. systematischen) Verarbeitungsstrategien in positiven (vs. negativen) affekten Zuständen (Schwarz et al, 1991)
Stereotypisierung: Positiver Affekt (vgl. mit negativem) verstärkt die Anwendung von Stereotypen (Bodenhausen, 1993)
Scheinerinnerung: Positiver Affekt erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Erinnerung an Ereignisse, die nicht passiert sind (Storbeck und Clore, 2005)
Aufgabenwechsel: Positiver Affekt begünstigt impulsive Entscheidungen und erleichtert einen Wechsel zwischen Aufgaben (Dreisbach und Goschke, 2004)

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11
Q

Motivationale Funktion von Emotionen

Wie beeinflussen Emotionen die Motivation? 2 Theorien

A

Emotionen erzeugen Wünsche/ Impulse zu Handlungen, motivieren zu Verhalten
Bsp: Davon laufen vor einem wilden Tier
Fraglich ob alle emotionalen Zustände mit Motivationen einhergehen (zB Stolz, Zufriedenheit)

Adaptiv, weil diese Handlungen in der Mehrheit der Situationen nützlich sind (oder es in der Vergangenheit waren)
Nichtadaptiv, zb wenn Fehleinschätzungen der Situation oder Fehlattribution
Wie beeinflussen Emotionen die Motivation?
—> Hedonistische Theorie der Motivation
—> Theorie der emotionsspezifischen Handlungsimpulse

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12
Q

Hedonistische Theorie der Motivation

A

Hedonismus: Lust, Vergnügen, Freude
Emotionen beeinflussen Motivation zu Handeln, indem sie zum HANDLUNGSZIEL werden
Annahme: Menschen streben danach, angenehme Gefühle zu erleben und unangenehme zu vermeiden
Entsprechende Planung und Handlung
Gefühlsregulation: (zb Ablenkung, Reinterpretation einer Situation)
-zweckrational: die Handlung die möglichst effektiv (hohe Erfolgswahrscheinlichkeit) und gleichzeitig kostenminimal (möglichst wenig Aufwand und unerwünschte Nebeneffekte)

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13
Q

Hedonistische Theorie empirische Befunde

A
  • gut bestätigt (auch für antizipierte Gefühle)
  • Hedonistisches Motiv ist vermutlich nur eines von mehreren Grundmotiven: einige Handlungen haben das Ziel Emotionen zu regulieren —> nicht alle Handlungen haben primär das Zeil —> einige-viele Handlungen NICHT hedonistisch motiviert
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14
Q

Theorie der emotionsspezifischen Handlungsimpulse

Und Welche Theorie könnte diese erklären?

A

Annahme: Emotionen aktivieren direkt emotionsspezifische Handlungsimpulse
Zb
Furcht: Flucht aus der Situation
Ärger: Impuls zur Aggression gegen die Ärgerquelle
Mitleid: Wunsch der Person zu helfen
Unterschiedliche Ideen, welcher Mechanismus der Entstehung der Handlungsimpulse zugrunde liegt
—> Mögliche Erklärung:
THEORIE DER BASISEMOTIONEN (evolutionspsychologisch)

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15
Q

Theorie der Basisemotionen

A

Annahme: Gefühlszustände und Verhaltensweisen wurden in der Vergangenheit verknüpft, weil sie häufig gemeinsam auftraten
Jetzt werden sie in den entsprechenden Situationen automatisch ausgelöst—> EMOTIONALE INSTINKTE
—> Jede Emotion ist auf Lösung eines speziellen Problems ausgerichtet, mit denen Menschen in Stammesgeschichte immer wieder konfrontiert wurden
Bsp: Modell von Plutchik (2001) zu acht Basisemotionen

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16
Q

Motivationale Funktionen von Primäremotionen nach Plutchik

A

Ereignis/ Kognition/ Gefühl/Verhalten/Funktion
1. Bedrohung-Gefahr-Furcht-Flucht-Schutz
2.Hindernis-Feind-Ärger-Angriff-Bewältigung
3.erwerb-Besitz-Freude-Behalten-Ressourcenvermehrung
4.Verlust-Verlust-Traurigkeit-Weinen-Wiedervereinigung
5.Mitglied der Eigengruppe-Freund-Akzeptanz-Umsorgen-Unterstützung
6.Ungenießbares Objekt-Gift-Ekel-Ausspucken-Zurückweisung Schadstoffen
7.Explore-Erforschen-Antizipation-Erkunden-Exploration
8.Unerwartet-Was ist das?-Überraschung-Stoppen-Zeitgewinn, Orientierung

17
Q

Theorie der Basisemotionen
Empirische Befunde

A
  • Mitleid ruft Wunsch zur Hilfeleistung vor, Ärger ruft Tendenz zur Aggression
  • Aber: Motivation + Reaktion stimmen oft nicht überein (Menschen und Tiere fliehen nicht immer bei Bedrohung—> menschliches Verhalten ist heterogener als vorhergesagt
    —> Fight Flight Freeze System (FFFS): System, das Flucht, Angriff oder eine Verhaltensstarre in Bedrohungssituation gleichermaßen motivieren kann (-> aber wiss. Problem der Falsifikation)
  • Menschen suchen Situationen auf, die positive Emotionen auslösen, vermeiden eher Situationen, die negative auslösen
    —> Welche Merkmale von Emotionenalen Situation eine Annäherung oder Vermeidung motivieren, ist noch nicht klar
18
Q

Soziale Funktionen von Emotionen

A

Annahme: Emotionen regulieren zwischenmenschliche Beziehungen ub durch:
- Kommunikation von Befindlichkeiten
- Verhaltensabsichten
- Hervorrufen von Reaktionen bei anderen Personen
- Vertrauensbildung, Vertiefen von Beziehungen
Bsp: Ausdruck von Traurigkeit oder Ärger bei Kindern —> Soziales Signal für Bezugspersonen
Emotionen werden besonders oft in sozialen Situationen gezeigt

19
Q

Empirische Befunde: Kulturvergleich emotionale Ausdrucksweisen

A

Kulture hat einen starken Einfluss auf emotionale Ausdrucksweisen
Friesen, 1973: amerikanischen/japanischen Studenten
- Sahen ekelerregenden Film
- Bedingung 1: allein
- Bedingung 2: mit Versuchsleiter
- Ami Studenten drückten immer Ekel aus
- Jap Studenten lächelten höflich, wenn VL dabei war
Erklärung —> Ausdruck von negativen Emotionen gegenüber höhergestellten Personen gilt als unhöflich in Japan

20
Q

Funktionen von Emotionen Zusammenfassung
In welchen Situation sind emotionen funktional? (adaptiv)
In welchen dysfunctional?

A
  1. Steuern Aufmerksamkeit
    Informationen über relevante Ereignisse
    Motivieren zu Verhalten
    Regulieren soziale Interaktion
  2. Reaktion nicht immer angemessen/vorteilhaft
    Fehleinschätzungen und Fehlattribution häufig
21
Q

Enstehung von Emotionen
Neuronale Grundlagen

A

Limbisches System spielt eine große Rolle bei der Entstehung von Emotionen im Gehirn
Eine Reihe von Strukturen relevant, zb
- Amygdala
- Präfontaler Kortex

  • Anterior cingulärer Cortex
  • Insula

22
Q

Neuronale Grundlagen: Bsp Amygdala

A

Eine der zentralen Regionen für emotionale Verarbeitungsprozesse
Empfängt sensorische Informationen und orchestriert emotionale Reaktionen in Gehirn und Körper
Wichtig für mehrere emotionale Prozesse
- Decodierung von emotional relevanten Informationen (auch von Informationen unterbewusstsein)
- Assoziative emotionale Lernprozesse (zb Furchkonditionierung) Schwierigkeiten Patienten mit Läsionen in Amygdala
- Konsolidierung von emotionalen Inhalten im Langzeitgedächtnis
Bildgebende Verfahren: Erhöhte Aktivität der Amygdala bei der Verarbeitung von emotionalen Reizen

23
Q

Neuronale Grundlagen: Präfontaler Kortex
Was war mit Phineas Gage?

A
  • Region direkt über den Augen mit zentrale Funktionen für emotionales Erleben
  • Berühmtes Beispiel für Auswirkungen von Läsionen: Phineas Gage
    Vor Unfall: liebenswürdig
    Danach: respektlos, ungeduldig, schnell verärgert, unzuverlässig.
    Die Balance zwischen intellektuellen Fähigkeiten und tierischen Neigungen schien zerstört
24
Q

Emotionale Reaktionen im vegetativen Nervensystem
Alltagspsychologie?

A

Alltagspsychologisch: Starke Verknüpfung von Emotionen und körperliche Reaktionen:
- Die Knie schlottern vor Angst
- Man liebt jemanden mit ganzem Herzen

25
Q

Emotionale Reaktionen im vegetativen Nervensystem
Was machst vegetatives Nervensystem?
Wichtigste Bereiche?
Besteht aus welchen 2 Teilen, und was machen die jeweils?

A

Vegetatives Nervensystem
Reguliert Organfunktionen
Wichtigste: Herzkreislauf, Atemwege, elektrodermales System
Besteht aus sympathischen und parasympathischen Teil

Sympathikus: Bereitet den Körper durch Ressourcenmobilisierung auf Aktivitäten vor
—> Beschleunigen Herzrate, Atemfrequenz

Parasympathicus: Konserviert Energie
—> Förderung von Ruhe, Erholung und Schonung

26
Q

Emotionen und vegetatives Nervensystem: Forschung

A

Ekman et al., 1983: Messung von physiologischen Aktivitäten (Herzrate, Blutdruck, Atemfrequenz, Hautkeitfähigkeit) während verschiedene Emotionen induziert wurden (zB Ärger, Furcht, Trauer, Freude, Überraschung, Ekel)
- Ergebnis: Einzelne Emotionen können durch ihre physiologischen Aktivitäten unterschieden werden

Folgestudien, Metastudie Kreibig, 2010
—> Es gibt REAKTIONSSPEZIFITÄT, reicht aber NICHT AUS, um emotionales Erleben auf Grundlage von physiologischen Messungen vorhersagen zu können!

27
Q

Reaktionsspezifität Metanalyse Kreibig 2010:

A

Reaktionsspezifität
-spezifische Reaktionsprofile insgesamt nicht für Basisemotionen nachweisbar

  • Aber für bestimmte Untertypen zb
  • Furcht vor immanenter Bedrohung: Anblick von Schlange —> Herzrate sinkt
    -erwartungsbasierten Ängsten (Androhung eines elektrischen Schocks) —> Herzrate steigt

Ekel vor Verschmutzung vs. Ekel vor Verletzung —> unterschiedliche Aktivitätsmuster

Aktivierende Traurigkeit (Weinen/ Deaktivieren (Rückzugsverhalten) —> Aktivitätssteigerung vs Reduktion im respiratorischen und kardiovaskulären System

—> Reicht nicht aus um emotionen aufgrund Physiologischen Messungen vorhersagen zu können!