Toxizitätstestung und Risikoabschätzung Flashcards
Was versteht man im Rahmen der Registrierung neuer Umweltchemikalien unter „Vorsorgeprinzip“? Was wäre ein alternativer Ansatz dazu?
Vorsorgeprinzip = denkbare Schädigung von Menschen sollen im Voraus und trotz Mangels an wissenschaftlicher Gewissheit vermieden oder weitgehend verringert werden
alternativ dazu: Wissenschaftsprinzip = nur jene Effekte werden in Risikokalkulation einbezogen, die wissenschaftlich (experimentell) nachgewiesen sind
Welche Grundprinzipien liegen der europäischen REACH-Verordnung zugrunde?
- Vorsorgeprinzip
2. “no data, no market” -> neue Substanzen dürfen erst nach Registrierung in Verkehr gebracht werden
Mit welchem Testverfahren werden Umweltchemikalien auf ihre potenzielle mutagene
Wirkung geprüft? Wie funktioniert dieses Testverfahren?
Ames-Test: Je stärker mutagen die Substanz, desto mehr Rückmutation
Verwendung von Bakterien, die nicht in der Lage sind, eine bestimmte AS zu synthetisieren (= auxotrophen Organismus). Mangelmutanten werden auf einem Nährboden ausgestrichen, der die betreffende AS nicht enthält. Da die AS jedoch zum Wachsen und Überleben der Bakterien notwendig ist, können sich diese auf dem Nährboden nicht vermehren. Bakterien werden mit potentiellen Mutagen konfrontiert und anschließend inkubiert. Bilden sich nach diesem Vorgang neue Bakterienkolonien, so erlangten sie die Fähigkeit zur Synthese der Aminosäure zurück => Rückmutation
- Zugabe Leber da CYP-Metabolisierung: falls Metabolit mutagen durch Giftung über CYP
Welche Parameter werden in die Risikoabschätzung von Umweltchemikalien einbezogen?
- Wirkungsanalyse (akute/chronische/ökotoxikologische Toxizität, Bioakkumulation)
- Expositionsanalyse (Verwendung, Eintragsmenge, -charakteristik, Umweltverhalten)
=> Aus beiden macht man Gefahrenbeurteilung => Risikoanalyse unter Berücksichtigung der Eintrittswahrscheinlichkeit => Risikobewertung
Was bedeutet in der Risikoabschätzung von Umweltchemikalien die Unterscheidung
zwischen Gefährlichkeit und Risiko?
- Gefährlichkeit (Gefahr) = Schwere der unerwünschten Ereignisse (Daten: Wirkungsanalyse)
- Risiko = Eintrittswahrscheinlichkeit (Daten: Expositionsanalyse)
Umweltrisiko = Gefährlichkeit x Expositionswahrscheinlichkeit
Gefahr ist nicht gleich Risiko. Ein gefährlicher Stoff kann geringes Schadenrisiko besitzen (geringe Expositionswahrscheinlichkeit)
Was sind die Grundlagen für die Kalkulation von Sicherheitsfaktoren bei der Bewertung
lebensmitteltoxikologisch relevanter Substanzen?
Predicted no effect concentration (PNEC) = LOEL/Sicherheitsfaktor
Grundlage: abgeleitete Grenzwerte aus Toxizitätsuntersuchungen
willkürliches Festlegen des Sicherheitsfaktors -> basieren nicht auf wissenschaftlichen Kriterien
Was sind typische Probleme der Schadstoffbeurteilung in Lebensmitteln?
- Sicherheitsfaktoren & Grenzwerte basieren nicht auf objektiv-wissenschaftlichen Kriterien
- Tierexperimentelle Daten nicht seriös auf Menschen übertragbar
- Humantoxizität kann nicht experimentell ermittelt werden (Ethik)
- fehlende Erkenntnis für Subgruppen
- Risikoangaben beziehen sich auf einen definierten Effekt
- keine Nutzen-Risiko-Abwägung (anders in der Medizin)
- Dosis-Wirkungs-Beziehung meist unbekannt
- Public Health-Aspekt vs. individuelles Risiko
- Substanzkombinationen
- Kein Effekt von A auf B
- Additiver Effekt
- Überadditiver Effekt
- Antagonistischer (“subadditiver”) Effekt
Wie beurteilen Sie die Aussagekraft verschiedener Studientypen hinsichtlich
ernährungstoxikologischer Zusammenhänge?
- Möglichkeit hoher Aussagekraft: Metaanalyse, RCT, Querschnittstudien
- Möglichkeit hoher Aussagekraft bei starkem Effekt: Langzeitstudie, Fall-Kontroll-Studie, gehäufte Kasuistiken
- Verdacht auf Aussagekraft: einzelne Kausuistiken
Nachweis von Kausalität nur bei Metaanalyse und RCT möglich
“widersprüchlich” ist nicht “kein Effekt”
“eindeutig” ist nicht “Effekt sicher vorhanden”
beachten von Probandenzahlen, Sponsoren, etc.
Für welche Substanzklassen werden ADI-Werte definiert? Wie kommen diese ADI-Werte
zustande?
ADI-Wert (acceptable daily intake) = Menge von Lebensmittelzusatzstoffen, die bei lebenslanger täglicher Aufnahme als unbedenklich gilt [mg/kg KG/d)
Die Höchstmengen werden so gewählt, dass ADI auch bei extremen Verzehrgewohnheiten nicht überschritten wird - Höchstmengen sollen ADI nicht voll ausschöpfen, sondern sich an technologisch erforderlichen Mindestmengen orientieren
ADI = NOEL/100
Bitte erläutern Sie das „Konzept des sicheren Zufuhrbereichs“ sowie Möglichkeiten der Definition von Höchstmengen von Vitaminen und Mineralstoffen.
DGE-Zufuhr-Empfehlungen: RDA-Werte -> Zufuhr deckt Bedarf von 98% der Bevölkerung ab
UL (“upper limit”): tolerable upper intake level (EFSA)
richtet sich nach Stand des aktuellen Wissens -> Empfehlung für natürliche LM
garantiert Risikominimierung des Nährstoffmangels
gibt auch sichere Höchstgrenzen (UL)
Was versteht man unter „tolerable upper intake levels“?
Empfehlungen der EFSA, also nicht rechtlich bindend
kein UL = keine Toxizität bekannt o. sehr heterogene Wirkung auf Subgruppen, sodass kein einheitlicher UL definiert werden kann
(!) heißt nicht, keine Toxizität da
Mit welchen Grenzwerten werden Kontaminanten in Lebensmitteln charakterisiert?
- TDI-Wert (tolerable daily intake) = Menge von ungewollten Kontaminanten, die bei lebenslanger täglicher Aufnahme als unbedenklich gilt [mg/kg KG/d] : TDI = NOEL / 100
- PTWI- und PTMI-Werte (provisional tolerable weekly/monthly intake) bei kumulativ-toxischen Kontaminanten
Wie unterscheiden sich TDI-, PTWI- und Gruppen-PTWI-Werte?
Weshalb kann für karzinogene Kontaminanten kein toxikologisch begründbarer Grenzwert angegeben werden?
kein Schwellenwert definierbar
Wirkungs-Dosis-Prinzip: irreversible Wirkung
Bei karzinogenen Kontaminanten wird das “ALARA-Prinzip” (= as low as reasonably achievable) angewendet
Wodurch ist in der Lebensmittelsicherheit das ALARA-Prinzip gekennzeichnet?
ALARA = as low as reasonably achievable
d.h. Exposition möglichst minimieren (technologisch und Konsumgewohnheiten)