Allgemeine Toxikologie Flashcards
Was besagt die toxikologische Grundregel von Paracelsus?
“Dosis sola facit venenum” => “Die Dosis macht das Gift”
Es gibt keine toxische Substanz, sondern nur toxische Dosierungen von Substanzen.
Daraus lässt sich ableiten dass die Toxizität überwiegend Funktion der Dosis, weniger der chemischen Struktur ist.
Welche Probleme gibt es in der toxikologischen Risikokommunikation?
- Fortschritte der Umweltanalytik
- Nachweisgrenzen sinken
- mehr Rückstände werden gefunden - Quantitative Zusammenhänge unbekannt/ignoriert
- keine Berücksichtigung der Dosisabhängigkeit
- Nachweisgrenzen meist zu gering für toxische Wirkung - Subjektive Risikowahrnehmung
- “natürliche” Inhaltsstoffe erscheinen tendenziell unbedenklich
Welche Mechanismen der toxikologischen Toleranzentwicklung gibt es?
Allg: Bei Re-Exposition sinkt die Toxitität
- Hemmung der substanzspezifischen Giftung
- Induktion der substanzspezifischen Entgiftung
Was versteht man unter interaktioneller Toxizität (Beispiel)?
Toxizität hängt von Co-Exposition ab 3 Arten: - additiv = linearer Zusammenhang - überadditiv = exponentieller Anstieg - subadditiv = Wirkungsreduzierung Bsp: Nikotin und Alkohol wirken zusammen überadditiv auf Tetrachlorkohlenstoff-abbau durch CYP2E1 zu radikalen (Enzyminduktion)
Welche Einteilungsmöglichkeiten toxischer Substanzen kennen Sie?
- nach Schadwirkung (Wirkmechanismus, klinische Wirkung, toxisches Potential, CMR-Toxizität)
- nach Herkunft oder Verwendung
- nach physikalisch-chemischen Eigenschaften (Strukturabhängige Toxizität)
- nach Zielorgan
- nach Zeitabhängigkeit
Was versteht man unter „Toxikokinetik“ und welches Modell liegt dem zugrunde?
“Was macht der Körper mit dem Gift” - zeitlicher Verlauf der Giftkonzentration im Körper
- LADME-Modell (= Liberation-Absorption-Distribution-Metabolismus-Exkretion)
Was versteht man unter „Toxikodynamik“ und was sind relevante Kenngrößen?
“Was macht das Gift mit dem Körper?” - Verhalten des Toxins am Wirkort
Kenngrößen:
- Lipophilie (mit steigender Lipophilie von Umweltchemikalien steigen (meist) auch die Anreicherung in Organismen und akute Toxizität)
- Rezeptortheorie (biologische Wirkung folgt aus Wirkstoff-Rezeptor Interaktion - Agonist/Antagonist)
- Rezeptor-unabhängige Wirkung (Reaktion mit Zellstrukturen)
- Bedeutung der Konzentration am Wirkort
- Konzentrationsgifte (oberhalb reversible Bindung an Zielstruktur)
- Kumulationsgifte (oberhalb irreversible Bindung an Zielstruktur)
Wie sieht das LADME-Modell aus?
Welche Bedeutung besitzen Plasmaproteine für toxikologische Zusammenhänge?
hydrophile Substanzen sind im Blut gelöst - lipophile Substanzen sind an Plasmaproteine gebunden (hydrophilie der Xenobiotika steigt) -> die biologisch-toxische Wirkung wird nur durch den freien Anteil im Blut induziert -> Nur freier Anteil kann Blutgefäße verlassen
Bsp: Albumine & Globuline
Wie wirkt sich die Lipophilie einer Chemikalie auf die biologische Toxizität aus?
Die Lipophilie beeinflusst: - Resorption- und Zellmembranpassage - HWZ im Blut - Speicherung im Fettgewebe Mit steigender Lipophilie von Umweltchemikalien steigen (meist) auch die Anreicherung in Organismen und akute Toxizität
Welche Beispiele für Konzentrations- und Kumulationsgifte kennen Sie?
Konzentrationsgifte (Giftwirkung allein dosisabhängig): organische Chlorverbindungen (PCB)
Kumulationsgifte (Giftwirkung dosis- und expositionsabhängig): Insektizide
Wie lassen sich die Dosis-Wirkungs-Beziehungen typischer Umweltgifte charakterisieren?
Am Individuum mit EC50 (= Konzentration , bei der halbmaximaler Effekt auftritt)
Da die Empfindlichkeit einzelner Individuen unterschiedlich ist, geht man an Populationen nach der LC50 (= Konzentration, bei der 50% der Individuen tot ist)
Was sind toxikodynamische Besonderheiten kanzerogener Substanzen (Summationsgifte)?
Sie wirken irreversibel
- Schwellenwert (wirkungsfreie Dosis) kann “fehlen”
- unklare Dosis-Wirkungs-Beziehung im Niedrigstdosisbereich
- linearer Kurvenverlauf bis zum Nullpunkt wird angenommen
Welche rezeptorunabhängigen Mechanismen der Toxikodynamik kennen Sie?
= Reaktionen mit Zellstrukturen
- Zerstörung der Zellmembran
- Einlagerung in die Zellmembran
- DNA-Interkalation
Was besagt die Haber‘sche Regel für Kumulationsgifte?
W = c * t = const.
Giftwirkung ist Produkt aus Konzentration und Einwirkzeit -> gleiche Wirkung bei kurzfristig hohen Dosen oder langfristig niedrigen Dosen