Theorien Erklärung kriminellen Verhaltens Flashcards
Welche soziologischen und sozialstrukturelle Kriminalitätstheorien gibt es?
- Anomie- und Straintheorien
- Neutralisationstechniken
- Etikettierungsansatz/ Labeling Ansatz
- Kontrolltheorien
- Soziale Kontoll und Bindungstheorie
- Selbstkontrolltheorie
- Theorie der altersabhängigen informellen sozialen Kontrolle
Anomie- und Straintheorien
Woher kommt die Theorie
Durkheim 1893 (erste Theorie)
Anomie: Beschreibung der sozialen Desorganisation im Zusammenhang mit der Industrialisierung und dem mit dem gesellschaftlichen Wandel einhergehenden geringeren gesellschaftlichen Zusammenhang und geringerer Akzeptanz sozialer Regeln
–> Folge unter anderem erhöhte Kriminalität
Anomie- und Straintheorie
Was Grundfrage?
Menschen sind normal angepasst - geneigt, kein kriminelles Verhalten zu zeigen –> Warum dann Kriminalität
Anomie: Auf Gesellschaftsebene (erhöhte Kriminalitätsraten) bzw. Strain: Individuum
Anomie- und Straintheorie
Vertreter
Durkheim mit Anomiebegriff
Merton (1957): Ursache für Kriminalität:
Diskrepanz zwischen gesellschaftlich definierten Zielen und sozial akzeptierten Mitteln zu Zielerreichung
–> Kriminalität als “innovativer” Weg zur Zielerreichung
(in niedriger sozialer Klasse, können gewisse Ziele nicht erreicht werden)
Wie erklären Neutralisationstechniken Kriminalität?
Skyes und Matza 1957
- Verwurzelung von Personen, die kriminelle Handlungen begehen in gesellschaftlichen
Normen (In Person wird gerechtfertigt, dass man gewisse Straftaten begeht)
- Neutralisationstechniken als Ermöglichungsstrategie für Kriminalität und als Umgang mit eigener/fremder Abwertung nach Kriminalität
- Ablehnung der Verantwortung (Robin-Hood Prinzip; Wenn Harz 4 zu wenig, kann ich ja nichts dafür)
- Leugnung des durch die Tat entstandenen Schadens (Großkonzern ist es ja egal)
- Abwertung des Opfers aus der Tat (Schuld des Opfers)
- Verdammung der Verdammenden (Opfer seien selbst Normverletzend; Der Staat ist auch kriminell - Institution hat kein Recht, weil selbst schlecht)
- Berufung auf höhere Instanzen - In Therapie muss drauf eingegangen werden, weil sehen ja keine eigene Schuld
Labeling Ansatz/ Etikettierungsansatz
Verschiedene Ursachen -> Primäre Devianz
Durch staatliche Institution, sozialem Raum (Schule, Peer Group) Label vergeben (Umweltreaktion und -definition)
→ eng Verhaltensspielraum ein (gerade bei normkonformen Verhalten)
→ eher kriminelles Verhalten (sekundäre Devianz)
→ erneut etikettiert (Generalisierung)
→ wird ins Selbstbild übernommen (abweichende Identität)
- Problematisch: Wie kommt es zur ersten Straffälligkeit (weil davor ja kein Label)
- Keine gute Theorie, wie kommt es zu Kriminalität, aber relevant, warum bleibt man dabei
- Sex offender Register; Bewährungshilfe - Sicherheitsmanagement → Stigmatisierung
Kontrolltheorien
Soziale Kontroll- und Bindungstheorie
Hirschi, 1969
- Wesentliche Annahme: Mensch sind delinquent; Konformität entsteht durch enge Bindung an soziale Gruppen
- Vier Elemente Sozialer Kontrolle/Bindung
- Bindung an andere wichtige Menschen
- Einbindung in konventionelle Aktivitäten und damit reduzierte Zeit für kriminelle Handlungen
- Commitment bezüglich konventioneller Aktivitäten und Risiko von Einbußen hinsichtlich einer Stellung, Aufstiegsmöglichkeiten etc. im Falle von aufgedeckter Kriminalität
- Überzeugung von den Gesetzen und Normen
Kontrolltheorien
Selbstkontrolltheorie
Gottfredson & Hirschi, 1990
Kriminalität auf Grund geringer Selbstkontrolle (konzeptualisiert als stabiles, in Kindheit ausgebildetes Persönlichkeitsmerkmal)
→Kriminelle Menschen tendieren dazu langfristige Kosten von kriminellen
Handlungen zu vernachlässigen im Hinblick auf die kurzfristige Belohnung
Risikomodelle kriminellen Verhaltens
Warum?
Zustandekommen von Kriminalität durch Zusammenspiel einer Vielzahl bio-psycho-sozialer Faktoren
→ Verschiedene Pfade führen in Kriminalität
→Einzelne Faktoren/Bedingungen alleine können Auftreten von Kriminalität nicht erklären
→Vorhandensein bestimmter Faktoren erhöht Wahrscheinlichkeit von kriminellem Verhalten (Risikofaktoren)
→ Risikofaktoren bedingen und beeinflussen sich wechselseitig z.T. mit Risikokumulation
Welche Arten von Risikofaktoren gibt es?
Statische Risikofaktoren:
nicht verringerbar; nur Zunahme möglich
Dynamische Risikofaktoren:
d.h. veränderbare Faktoren, die in direktem (kausalem) Zusammenhang mit kriminellen Verhalten
Zentrale acht Risikofaktroren (Bonta & Andrews)
- Kriminelle Vorgeschichte
- Pro-kriminelle Einstellungen
- Pro- kriminelle Bezugspersonen
- antisoziales Persönlichkeitsmuster
- Antisoziale Familien- und Partnerbeziehungen
- unbefriedigende Leistung und Beteiligung in Schule und Arbeit
- Substanzmissbrauch (akut)
- unzureichende Einbindung und Zufriedenheit bei pro-sozialer Freizeitgestaltung
Zentrale acht Risikofaktoren (Bonta & Andrews)
Kriminelle Vorgeschichte
- kriminelle Aktivitäten (zu hause und außerhalb zu hause
- Indikatoren: Verhaftungen in jungem Alter, große Anzahl von Vorstrafen,
Weisungsverstöße bei Bewährungsstrafen - Statischer Risikofaktor
- Ziele in Behandlung: Aufbau von nicht-kriminellem Verhalten in Hochrisikosituationen,
Selbstwirksamkeitsüberzeugungen die Rehabilitation unterstützen
Zentrale acht Risikofaktroren (Bonta & Andrews)
Pro- Kriminelle Einstellungen
= Einstellungen, Werte, Überzeugungen, Rationalisierungen und Gedanken, die
Kriminalität begünstigen
- Zusammenhanges zwischen Einstellungen und Verhalten
- Untergliederbar in
- Neutralisationstechniken
- Identifikation mit kriminellen Anderen
- Ablehnung von Konventionen
Übernehmen Schuld ( für Vergangenheit) zentrale Rolle
Theoretische Alternativen zu Risikofaktoren
Alltagskontext: Attribution für negatives Verhalten als extern verursacht, unkontrollierbar und instabil und normal
- Statt Verantwortungsübernahme Vergangenheit für Zukunft
Wie stark Zusammenhang zwischen pro-kriminellen Einstellungen und späterem kriminellen Verhalten?
Hoch