Strafvollzug Flashcards

1
Q

Was sind die rechtlichen Grundlagen des Strafvollzugs?

A
  • bis 2006: Bundesstrafvollzugsgesetz
  • Föderalismusreform 2006 → Gesetzgebungskompetenz im Strafvollzug Ländersache
  • 01.01.2010: “Justizvollzugsgesetzbuch” tritt in Baden-Württemberg in Kraft (U-Haft, des Erwachsenenstrafvollzugs und des Jugendstrafvollzugs)
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2
Q

Was ist Strafvollzug?

A

Vollziehung der freiheitsentziehenden Kriminalsanktion

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3
Q

Vollzugsziele

A

Schutz der Bürger vor weiteren Straftaten - Beitrag für innere Sicherheit, Rechtsfrieden und Eingliederung Gefangene in Gesellschaft (Nach Buch 1 § Abs. 1)
“ Im Vollzug der Freiheitsstrafe sollen Gefangene fähig werden, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen” (Buch 3 §1)

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4
Q

Welche zahlenmäßige Entwicklungen gibt es im Strafvollzug

A

Circa stabil (weniger junge Menschen, vlt deswegen leichter Rückgang)
Meiste bis 9 Monate oder 9 bis 2 Jahre

Immer weniger verzugsöffnende Maßnahmen (mehr Obdachlosigkeit und weniger Jobs, weil kein Freigang) - eher wieder Anstieg Straftaten

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5
Q

Wie wirksam sind (Haft-) Strafen?
Welche Theorien liegen zugrunde (Überblick)

A
  • Straftheorien (absolute und relative)
  • Generalprävention
  • Spezialprävention
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6
Q

Was sind Straftheorien?

A

Absolute Straftheorien:
Strafe ist zweckfrei; Strafe zur Vergeltung

Relative Straftheorien:
Strafe zur Verhinderung künftiger Straftaten

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7
Q

Was ist der Unterschied zwischen Generalprävention und Spezialprävention?

A

Generalprävention: Verhinderung zukünftiger Taten der allgemeinen Bevölkerung
- negative Generalprävention: Abschreckung potentieller straffälligen Menschen durch den Eindruck von Strafandrohung, Strafvollstreckung, Strafvollzug
- positive Generalprävention: Bestärkung der gesellschaftlichen Normen, der rechtstreuen Bevölkerung

Spezialprävention: Verhinderung zukünftiger Taten eines speziellen straffälligen Menschen
- negative: Abschreckung und Sicherung des straffälligen Menschen
- positive: Resozialisierung/ Besserung des straffälligen Menschen

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8
Q

Was sind Wirksame Strafen?

A
  • Intensiv (widerspricht Verhältnisgrundsatz bei strafrechtlichen Sanktionen)
  • Unmittelbar (nicht möglich)
  • Gewissheit (Dunkelfeld)
  • Ermöglichen kein Entrinnen
  • Kosten der Strafe muss stärker sein als die der Belohnung
  • Effektivität von Strafen intra- und interindividuell unterschiedlich
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9
Q

Was ist das Problem bei Wirksamkeitsuntersuchungen?

A
  • nur feststellbar bei Vergleich zwei Gruppen, die identisch sind in Rückfälligkeit und Verbrechen
  • Achtung: unkontrollierbare Drittvaribalen
  • experimentelles Design mit Randomisierung nicht möglich aus ethischen Gründen

was dann: Quasiexperimente, nachträgliche Parallelisierung (eingeschränkt)

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10
Q

Legalbewährung nach Diversion

A

Man sieht von Strafe ab, oder niederschwellige Sanktion wie Sozialstunden

Untersuchbar durch regionale Varianz

Bei erneuter Auffälligkeit: keine empirische Belege für spezialpräventive Überlegenheit förmlicher Reaktion
- Nach förmlicher Sanktionierung - höhere Rückfälligkeit und Übergang zur Sanktionierung mit Jugendstrafe

–> Wo früh und hart bestraft wird, wird Rückfall nicht verhindert

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11
Q

Legalbewährung nach Gefängnisaufenthalt

A

Metastudie über längere und kürzere Haftstrafen (Smith et al 2022)

Je kürzer, desto weniger Rückfälle

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12
Q

Was ist Prisionierung?
Überblick

A

Clemmer 1958
- Anpassungsprozess neu inhaftierter Menschen an Normen, Werte, Handlungsnormen von Mitinsassen
- Konsequenz: Neuinhaftierte übernehmen kriminelle Einstellungen und Verhaltensweisen der Mitinsassen

Zentrale Merkmale: oppositionelles und feindseliges Verhalten gegenüber Mitarbeitern des Gefängnisses, mangelnde Mitarbeitsbereietschaft, abweichendes Verhalten

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13
Q

Was ist Prisionierung?
Was sind Prisonierungseffekte? Definition?

A

alle negative Sozialisations- und Entwicklungsfolgen der Inhaftierung

Eng: Effekte aus Übernahme der Insassensubkultur
Weit: Alle negative Effekte, aus Haft erwachsen

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14
Q

Was ist Prisionierung?
Welche Prisonierungstheorien gibt es?

A

Deprivationsmodell (Sykes, 1958):
= Prisonierungseffekte auf Grund der deprivierenden Bedingungen in Haft, welche zu Frustration führen
- Geteiltes Schicksal der Häftlinge: Solidarität
- Frustrationsregulation und Selbstwerterhaltung durch oppositionelles Verhalten

Imortationsmodell (Irwin & Cressey, 1962):
= Prisionierungseffekte auf Grund des Hereintragens von abweichenden Werte, Norme, Verhalten und Überzeugungen durch die Inhaftierten in die Haftanstalt

–> Emprirische Belege für beide Modelle
Vermittelnde Ansätze: Zusammenwirken beider

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15
Q

Was sind Prisonierungseffekte ?
Welche gibt es?

A

“Pains of imprisonment (Sykes)
- Entzug der Freiheit, materiellen und immateriellen Güter, heterosexueller Beziehungen, Autonomie, Sicherheit

Neue “Pains of imprisonment” (Crewe)
- Ungewissenheit und Unbestimmtheit
- Psychologische Einschätzung
- Selbstorganisation

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16
Q

Belastungserleben durch Gefängnis
Und Belastungsquellen

A

Inhaftierung: i.d.R. schwere psychische Belastung
→Überdurchschnittlich hohe Suizidraten im Verglich zur Allgemeinbevölkerung

Belastungsquellen: Verlust bisheriger sozialer Kontakte, Eingeschlossensein, Autonomieverlust, Konflikt/ Angst vor Mitinsassen

Keine empirisch nachgewiesenen langfristigen psychischen oder kognitiven Beeinträchtigungen durch Haf

17
Q

Wer bringt sich vor allem in Untersuchungshaft um und warum?

A

Junge Männer bei Erstinhaftierung wegen weniger schwerer Strafen, in Zusammenhang mit Drogeneinfluss
In den ersten Stunden
Wegen: Plötzlicher Isolation, Schock, Unsicherheit über Situation und wie lang in Haft (6/9 faches Risiko)

Auch vor Hauptverhandlung

18
Q

Wer bringt sich vor allem in Strafhaft um und warum?

A

Männer, eher älter (20-35), wegen Gewatstraftaten nach längerer Haftzeit (5 Jahre)

Weil: Konflikte mit Instituation/Mitinhaftierten; Leistung, familie, negative juristische Entscheidung, Trennung, Viktimisierung

Erhöht bei lebenslangen Strafen

19
Q

Was ist eine Insassen-Subkultur?

A

Überindividuelle Wertvorstellungen und Verhaltensvorschriften der Gefängnisinsassen, ihre Ansichten über die Umwelt, ihre Bräuche, Gewohnheiten und sonstigen (tatsächlichen) Verhaltensweisen, ferner ihre Kniffe, Ihre Sprache (Harbort)

20
Q

Was sind Elemente der Insassen-Subkultur (Chong, 2014)

A
  • Opposition gegen Anstaltsmitarbeiter
  • Schweigegebot diesen gegenüber jedoch mit spezifischen Ausnahmen
    → Verstoß: erhöhtes Viktimisierungsrisiko
  • Loyalität der Gefangenen (insbesondere gegen Personal)
  • Sozialstruktur mit Personen, die eine Sexualstraftat (gegenüber Kindern) begangen haben, am unteren Ende
    →Erhöhtes Viktimisierungsrisiko
  • Negative Konnotation von Schwäche und damit einhergehendes Viktimisierungsrisiko
  • Gewaltbereitschaft als Zeichen von Stärke
  • Keine uniforme Insassensubkultur
  • Verschiedene Subkulturen, deren Entstehen durch kulturelle Unterschiede begünstigt wird
  • Zwei Drittel der Inhaftierten sind in Subkultur eingebunden, ein Drittel fühlt sich keiner Gruppe zugehörig (Kette, 1991 zitiert nach Hosser, 2008)