Theorien Des kognitiven Lernens Flashcards

1
Q

Definition Kognitives Lernen

A

Eine Kognitive Sicht des Lernens begreift Lernen als aktiven geistigen Prozess des Erwerbs, Behaltens, Abrufens und Anwendens von Wissen.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Kritik an Informations-Verarbeitungs-Theorien

A
  • Wissen wird nicht nur „eingefüllt“ in den Schüler
  • Unangemessener Vergleich des menschlichen Gehirns mit einem Computer (dieser wird von einer externen Kraft entwickelt, Sylvester 1995)
  • Wegen der Dekontextualisierung darf man keine allzu großen Erwartungen an die Transferleistung oder Anwendung auf andere Situationen stellen (Ertmer & Newby 1993)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Definition Gedächtnis

A

Zimbardo 2008:

Gedächtnis bezeichnet die mentale Fähigkeit, Informationen aufzunehmen, zu speichern und bei Bedarf wieder abzurufen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Eigenschaften des Gedächtnisses (Qualität)

A

Das Gedächtnis ist kein passiver Informationsspeicher, sondern ist abhängig von der Aktivität des Lerners bei der Aneignung. Die höchste Aufnahmeschnelligkeit ist im Schulalter zu finden

Die Qualität des Gedächtnisses und die Fähigkeit sich zu erinnern, ist abhängig von
> Anzahl der Wiederholungen
> Zeitabstand zwischen Lernen und Abruf
> Konzentration & Aufmerksamkeit (z.B. Ermüdungsgrad)
> Äußeren und inneren Umständen - Interesse am Lernstoff:
o individuelles Interesse: überdauernde Person-Objekt-Beziehung, dispositionales Merkmal des Lernens
o situationales Interesse: motivationaler Zustand, der aus den Anreizbedingungen einer Lernsituation entsteht
o aktualisiertes Interesse: bestehendes individuelles Interesse durch Merkmale der Lernumgebung wieder aktualisiert
> Individuelle Einstellung zum Lernstoff

Übertragung der Informationen ins Gedächtnis:
> Automatische Verarbeitung (z.B. Mittagessen vom Vortag)
> Anstrengungsbedingte Verarbeitung (z.B. Vokabeln)
In den meisten Fällen erfordert das Einspeichern oder Abrufen von Informationen eine Mischung aus implizitem und explizitem Gedächtnis

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Gedächtnisprozesse

A

Modellvorstellung:
Das menschliche Gedächtnis kann mit einer Bibliothek verglichen werden. Ziel der Literaturbeschaffung ist das Bereitstellen (Speicherung) in Bibliotheksregalen, welche dann bei Bedarf ausgeliehen werden können (Abruf)

Informationen —> Enkodierung (Einprägung) —> Speicherung —> Abruf bei Bedarf

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Gedächtnisprozess Schritt 2

Informationen —> XXXXXXX —> Speicherung —> Abruf bei Bedarf

A

Enkodierung:
Prozess, der die mentale Repräsentation im Gedächtnis aufbaut
> Enkordierungsspezifizität: Abruf verbessert, wenn Hinweisreize bei Enkodierung mit denen bei Abruf übereinstimmen
> Serieller Positionseffekt:
o Primacy-Effekt: verbesserte Erinnerungsleistung für Items am Anfang einer Liste
o Recency-Effekt: verbesserte Erinnerungsleistung für Items am Ende einer Liste
> Kontextuelle Unterscheidbarkeit: Serieller Positioneffekt kann durch Kontext und Unterscheidbarkeit der abzurufenden Erfahrung verändert werden

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Gedächtnisprozess Schritt 3

Informationen —> Enkodierung (Einprägung) —> XXX —> Abruf bei Bedarf

A

Speicherung

Behalten enkodierter Informationen über eine Zeitspanne hinweg

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Gedächtnisprozess Schritt 4

Informationen —> Enkodierung (Einprägung) —> Speicherung —> XXXXX

A

Abruf bei Bedarf:

Wiedergewinnung gespeicherter Informationen zu einem späteren Zeitpunkt.
Möglichkeiten beim Abruf:
> Abruf (Recall): Suche, bei der die Informationen reproduziert werden sollen
> Wiedererkennen: Suche, bei der die Reize als zuvor gesehen beurteilt werden sollen
> Hinweisreize beim Abruf: Intern oder extrem generierte Reize, die den Abruf erleichtern

Hinweisreize sind sowohl beim recall wie auch beim Wiedererkennen erforderlich. Die Leistung beim Wiedererkennen ist hingegen in der Regel höher als beim Abruf (Bsp.: MC Test)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Gedächtnisprozesse Allgemein

A

Das Gedächtnis funktioniert am besten, wenn Ekodierungs- und Abrufprozesse gut zusammenpassen
> Theorie der Verarbeitungstiefe (levels of processing, Craick & Lockhart, 1972):
Bei größerer Tiefe ist eine Einprägung im Gedächtnis wahrscheinlicher
> Oft muss man implizite Gedächtnisinhalte abrufen, die man explizit enkodiert hat. Implizite Inhalte sind stabil, wenn Enkodieren und Abruf sehr gut übereinstimmen (=transferadäquate Verarbeitung)

Die drei Gedächtnisprozesse vollziehen sich, so wird angenommen, in einem Gedächtnissystem
—> Es gibt verschiedene Theorien über Aufbau des Gedächtnisses

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Wissensformen nach Paris & Cunningham 1996

A

Deklaratives Wissen
> Wissen, das in Worten oder anderen Symbolen gespeichert werden kann; „Wissen, dass…“
> Im semantischen Gedächtnis (allgemeine Fakten) oder episodischen Gedächtnis abgespeichert (persönliche Erfahrungen)
> Speicherungsform: bildhafte Vorstellungen oder Propositionen

Prozedurales Wissen
> „Wissen, wie“ etwas auszuführen ist (z.B. einen Bruch dividieren)
> Kann nur durch Handlungen überprüft werden (sonst: deklaratives Wissen)
> Speicherungsformen: Wenn-Dann-Regeln

Konditionales Wissen
> „Wissen, wann und warum“: Wissen über die korrekte Anwendung von Prozeduren und Regeln

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Gedächtnismodelle: Das „Drei-Komponenten-Modell“ von Atkinson & Shiffrin (1968)

A

> individuelle Interpretation
> Wahrnehmung wird von unserem Hintergrundwisssen beeinflusst I
Vergessen Initiale Verarbeitung
I
Externer Stimulus (Information) —> Sensorisches Register ——————————->
Wiederholen
Langzeitgedächtnis ——————-Elaborieren und Enkodieren ———- Arbeits- oder Kurzzeitgedächtnis

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Das sensorische Register

A
  • Rezeptoren in den Sinnesorgane wandeln Umweltreize in Signale um, welche eine Weiterleitung durch das Nervensystem ermöglichen
    > Vergleich von wahrgenommenen Reizen mit Informationen aus dem LZG
    > Diese Interpretation kann in das Kurzzeitgedächtnis übertragen werden
    > Bsp.: orange Frucht —> Apfelsine, aber nur da im LZG Aussehen der Apfelsine gespeichert ist
  • Informationen in diesem System werden nur für sehr kurze Zeit gespeichert (Martin 2005)
    > Ikonisches Gedächtnis (visuelle Informationen, Wahrnehmung von Bewegung): ca. 1 sek
    > Echoisches Gedächtnis (akustische Informationen): ca. 2-4 sek
  • Untersuchung zur Kapazität des ikonischen Gedächtnisses (Sperling 1960)
    > Buchstabenmix mit 3 Zeilen und 4 Spalten wurde für 50ms gezeigt
    > Werden Personen danach gefragt, alle wiederzugeben, scheitern die meistens
    > Wird allerdings per Ton signalisiert, welche Reihe sie wiedergeben sollten, sind die Probanden dazu in der Lage
    > Verstrich außerdem nach der Darstellung ca. 1 sek, so konnten sie Probanden genauso wenig erinnern wie im ersten Szenario
    > Erklärung: nur Artikulationsdauer verhindert teilweise die Wiedergabe, d.h. Speicherung ist kürzer als es dauert, alle Buchstaben zu sagen

Das sensorische Register ist im Vergleich zum Kurzzeitgedächtnis sehr groß —> Prozess der Datenverringerung im sensorischen Register durch Kontrollprozesse

  • Aufmerksamkeit
    Verschiedene Sinnesorgane werden von sehr vielen Informationen „bombardiert“
    —> diese geht aber verloren, wenn ihnen keine Aufmerksamkeit geschenkt wird
    Probleme:
    > Schüler haben anfangs Schwierigkeiten, aus zwei verschiedenen Quellen gleichzeitig Informationen zu verarbeiten
    > Bei der Diagnostik aktueller Aufmerksamkeitszuwendung; Schüler haben stets ihre Augben auf den Lehrer gerichtet, ohne ihm die volle Aufmerksamkeit zu schenken
  • Bedeutungszuschreibung:
    Mit Hilfe der im LZG gespeicherten Informationen wird dem Inhalt im sensorischen Register Bedeutung zugeschrieben
    z.B: Die Reizgegebenheit 7 gewinnt für Hannes an Bedeutung, da er über das Wissen verfügt, dass die Zahl 7 zu den Primzahlen gehört
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Sensorisches Register Schulbezug

A

Im Unterricht: Abwechslungsreicher Unterricht zur Förderung aufmerksamer Zuwendung:

- Lernende auffordern, genau zuzuhören oder besonders acht zu geben 
- Angemessener Einsatz von Medien wie Overheadfolien, Wandbilder, mitgebrachten 	Gegenständen,…
- In gewissen Abstäünden im Klassenzimmer umher bewegen 
- Stimme gezielt variieren (lauter, leiser, schneller, langsamer)
- Schüler müssen lernen, ablenkende Reize zu ignorieren 
- Erhöhung der Kapazität durch Automatisierung grundlegender Dinge
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Arbeitsgedächtnis Kurzzeitgedächtnis

A

Arbeitsgedächtnis ist die neuere Bezeichnung für Kurzzeitgedächtnis nach A. Baddeley (2000, 2007)

Neue Bezeichung:
- Arbeitsgedächtnis:
Gedächtnissystem, welches die übertragene Information aus dem sensorischen Register so lange Zwischenspeichern, bis diese mit Hilfe des bereits vorhandenen Wissens aufgearbeitet worden ist (Baddeley, 2000, 2007)
- Kurzzeitgedächtnis: Komponente des Arbeitsgedächtnisses, welche Informationen in diesem System nur passiv zwischenlagert

  • Begrenzte Speicherkapazität: 7±2 Informationseinheiten (Miller, 1956)
  • Eng begrenzte Speicherdauer: Informationen können nur ca. 20 bis 30 sek im Arbeitsgedächtnis gespeichert werden (Peterson & Peterson, 1959)
  • Bewahrung von Informationen im Arbeitsgedächtnis:
    > Aufmerksamkeitszuwendung
    Wenn man nicht darauf achtet, dass Inhalte des Arbeitsgedächtnisses „in Bewegung bleiben“, gehen sie verloren
    z.B. Wenn ich mir eine Telefonnummer für einen Rückruf merken will, darf ich nicht gestört werden, sonst ist diese Information weg
    > Erhaltene Wiederholung
    Die Information wird so lange „geistig“ oder leise wiederholt, bis sie benötigt wird
    z.B. Ich sage die Telefonnummer so lange vor mich hin, bis ich endlich jemanden erreiche
    > Aufarbeitende Wiederholung
    Dabei wird die Bedeutung neuer Informationen erschlossen, indem ich versuche, die Inhalte mit dem Wissen aus dem LZG aufzuarbeiten und zu verbinden
    —> spontane Aufarbeitung wächst bei Kindern mit dem Alter (Pressley & Levin 1977)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Das Arbeitsgedächtnis nach Baddeley & Hitch (2000)

A

Die zentrale Exekutive: Diese Komponente überwacht und koordiniert die anderen Sub-Systeme; besitzt selbst keine Speicherkapazität
> Räumlich - visueller Notizblock: Dieses Sub-System speichert visuelle Informationen, die sprachliche Zusammenhänge veranschaulichen
> Phonologische Schleife: Dieses Sub-System speichert akustische und sprachbasierte Informationen für ca. 2 sek, falls diese nicht aufgrund von Wiederholungen (z.B. zu sich selbst sprechen) erhalten bleiben
z.B. Einem Schüler gelingt es häufig im Unterricht, Mitteilungen des Lehrers zu wiederholen, obwohl er gerade nicht aufgepasst hatte
> Episodischer Puffer: Sub-System, welches mit dem episodischen LZG in engem Kontakt steht und persönliche Ereignisse aus der phonologischen Schleife und dem räumlich-visuellen Notizblock abgespeichert —> „Kommunikation“ der Systeme

Beispiel: „Wie viele Fenster hat deine Wohnung/ dein Haus?“
Im Großteil der Fälle geht man die Wohnung im Geiste ab (visuell-räumlicher Notizblock) und verwendet dabei die Anschauung welche im episodischen Puffer zwischen gespeichert wird, um in Kopf durchzuzählen (phonologische Schleife). Ausgedacht und koordiniert hat diese Strategie die zentrale Exekutive

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Empirische Befunde zur Existenz der Phonologischen Schleife

A
  • Phonologische Ähnlichkeitseffekt:
    Die Tendenz, dass Fehler der Probanden phonologisch ähnlich zum korrekten Item sind und die Tatsachen, dass phonologisch ähnliche Items schwieriger zu erinnern sind (Baddeley, 1966)
  • Irrelevanter Spracheffekt:
    Präsentation von irrelevanter, zu ignorierender gesprochener Sprache beeinträchtigt das KZG für visuell präsentierte Ziffern. Der Effekt ist unabhängig davon ob die irrelevante Sprache Englisch, Deutsch oder Arabisch ist; irrelevante nichtsprachliche Stimuli erzeugen ihn aber nicht (Salamé & Baddeley 1982, 1989) Annahme daher: nur sprachliches Material (keine Geräusche) kann in den phonologischen Speicher gelangen
- Der Effekt der Wortlänge auf die Gedächtnisspanne:
	Lange Worte —> kürzere Gedächtnisspanne (Baddeley et al. 1975). Dieser Effekt liegt vermutlich 
	am rehearsal (innere Wiederholung), das für längere Worte länger dauert, so dass die 	Gedächtnisspur vorher präsentierte Wörter leichter zerfällt
  • Artikulatorische Suppression:
    eliminiert den phonologischen Ähnlichkeitseffekt bei visueller Präsentation. Das heißt: Probanden müssen ein Wort stets wiederholen (=Suppression) und sich parallel angezeigt Wörter merken.
    Ergebnis: sind immer ähnlich schlecht, egal wie lang die zu merkende Worte sind.
    Interpretation: Material kann nicht in den phonologischen Speicher transferiert werden (Baddeley et al. 1975)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
17
Q

Empirie zum Ergebnisspeicher

A

Mit der Zeit entdeckte Baddeley Effekte, die sich mit dem Drei-Komponenten-Modell nicht mehr erklären lassen. Normalerweise kann man sich ca. 5 Wörter merken, wenn die Wörter aber einen Zusammenhang haben (z. B. einen Satz bilden, sog. Chunking), kann man sich ca. 16 Wörter merken. Der ursprüngliche Gedanke, dass daran das Langzeitgedächtnis beteiligt ist, musste verworfen werden, da sich Menschen mit geschädigten Kurzzeitgedächtnis und funktionierendem Langzeitgedächtnis nur ca. 5 Wörter merken können. Das Langzeitgedächtnis ist also offensichtlich nicht beteiligt. Zur Erklärung hat Baddeley im Jahr 2000 den episodischen Puffer zu seinem Modell
hinzugefügt. Es handelt sich dabei um ein multimodales Speichersystem mit begrenzter Kapazität, es kann sowohl visuelle als auch phonologische Informationen in Form von „Episoden” speichern.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
18
Q

Das (Langzeit) Gedächtnis (nach Woolfolk 2008)

A

Explizites Gedächtnis (deklarativ, bewusst) —> Langzeiterinnerungen, die bewusst und absichtlich abgerufen werden können
> Episodisches Gedächtnis (eigene Erfahrung mit Raum und Zeitinformationen)
> Semantisches Gedächtnis (Speicherung von Faktenwissen (Schulwissen, Gesetzmäßigkeiten,…))

Implizites Gedächtnis (nicht-deklarativ, unbewusst) —> Wissen, das wir nicht bewusst abrufen, das aber unser Verhalten und unsere Gedanken beeinflusst
> Klassisches Konditionieren (Speicherung von konditionierten, (emotionalen) Reaktionen)
—> Lernen erfolgt nach dem Prinzip der klassischen Konditionierung
> Prozedurales Gedächtnis (Speicherung von Verhaltensroutinen, Fertigkeiten, unausgesprochenen Regeln)
> Priming (implizite Aktivierung von Begriffen und Konzepten im LZG)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
19
Q

Das Langzeitgedächtnis

A
  • Das Langzeitgedächtnis speichert sämtliche Informationen, die über längere Zeit zu Verfügung stehen
  • Gedächtnisinhalte werden als Grundlage für logische Schlüsse genutzt
  • Die im LZG gespeicherte Information wird nicht gelöscht; sondern bei seltener Nutzung gehen die Enkodierung nützliche Pfade verloren (diese können aber bei geeigneter Aktivierung durch Hinweise wieder benutzt werden)
  • Total-Time-Hypothese: Wieviel gelernt wird, hängt direkt von der Menge der Zeit ab, die mit dem Lernvorgang verbracht wird
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
20
Q

Theorie der Verarbeitungstiefe nach Craik und Lockhart (1972) Annahme

A

Annahme:
Der Verarbeitungsprozess in der Aneignungsphase ist entscheidend für die spätere Erinnerungsleistung
> Oberflächliche Verarbeitung: Registrierung von sensorischen/physikalischen Aspekten ohne genaueres Eingehen auf die Bedeutung der Information
—> Entstandene Gedächtnisspur ist nur con sehr kurzer Dauer
(> Mittlere Verarbeitung: Verarbeitung z.B. nur auf phonologischer Ebene)
> Tiefere Verarbeitung: Bedeutung der Informationen wird mit semantischem Hintergrundwissen (Vorwissen) verknüpft und so in dem bestehenden kognitiven Netwerk verankert
—> Gedächtnisspuren werden dauerhaft

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
21
Q

Theorie der Verarbeitungstiefe nach Craik und Lockhart (1972) Empirische Befunde

A
  • Hyde & Jenkins 1973
    > 3 Gruppen von Probanden sollten das gleiche Wortmaterial auf unterschiedliche Weise lernen
    o Gruppe 1: Wörter nach Angenehmheit einstufen
    o Gruppe 2: Beurteilen, ob in den Wörtern bestimmte Buchstaben enthalten sind ##
    o Gruppe 3: Entscheidungen, ob das Wort in syntaktische Satzgruppen passt
    > Ergebnis: Erinnerungstest: Gruppe 1 erinnert sich deutlich mehr als die anderen Gruppen
    > Erklärung: Für das Fällen eines Angenehmheitsurteils muss der Anwendungskontext eines Wortes überdacht werden —> führt zur Aktivierung semantischer Wissensstrukturen und zu einem reichhaltigem Aufbau von Assoziationen zwischen dem Wort und der vorhandenen Wissensstruktur
  • Drei-Ebenen-Experiment von Craik & Tulving 1975
    > Versuchspersonen mussten sich 60 Worte ansehen, zu denen jeweils eine Frage gestellt wurde
    o Oberflächliche Verarbeitung (z.B. ist Begriff in Großbuchstaben geschrieben?)
    o Mittlere Verarbeitung (z.B. Reimt sich das Wort auf…)?
    —> phonologische Ebene
    o Tiefere Verarbeitung (z.B. Kann das Wort ausgetauscht werden durch…?)
    > Ergebnis: tiefer verarbeitete Worte wurden deutlich besser erinnert
  • Craik und Tulving (1975): semantische Verarbeitung ist unterschiedlich tief
    > Probanden mussten entscheiden, ob unterschiedlich komplexe Satzanfänge mit den präsentierten Zielwörtern sinnvoll zu vervollständigen sind
    > Ergebnis: Zielwörter für komplexere Sätze wurden besser erinnert
    > Erklärung: Verarbeitung der komplexeren Sätze führte aufgrund von tieferen, mehr aktivierten Assoziationen zu stabileren Gedächtnisspuren
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
22
Q

Theorie der Verarbeitungstiefe nach Craik und Lockhart (1972) Probleme

A
  • Die Theorie macht keine Aussage darüber, wann eine Verarbeitung als „tief“ zu bezeichnen ist
  • es gibt Personen mit Gehirnschäden, die zwar noch Aufgaben mit dem KZG ausführen können, jedoch keinen Zugriff mehr auf ihr LZG haben (Baddeley, 1974)
    —> spricht für Dreispeichermodell
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
23
Q

Begriffe Definition

A

Ferrari & Elik 2003:
Begriffe sind Kategorien, in der sich Ereignisse, Vorstellungen und Objekte anordnen lassen, die gewisse Gemeinsamkeiten aufweisen. Das Kategorisieren ermöglicht dem Menschen eine schnellere Verarbeitung. Man spricht von Begriffen als der „kleinsten Einheit des Denkens“

  • Dewey 1933: Ein Begriff lässt sich am besten als eine Kategorie verstehen, die als ein kognitives Werkzeug in jeweils bestimmten alltäglichen Situationen verwendet werden kann —> Man muss auch wissen, wie man es verwendet!
  • Begriffe repräsentieren Klassen von Objekten („Autos“), Aktivitäten („lesen“), Eigenschaften („groß“), Abstraktionen („Liebe“), Beziehungen („klüger als“)
  • Hohe Ähnlichkeit zu Schemata: Begriffe beinhalten definitorische Merkmale, positive und negative Beispiele, Vorangehensweisen zur Klassifizierung, Beziehungen zu anderen Begriffen, affektive Assoziationen und Anwendungsregeln (Tessmer et am. 1990)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
24
Q

Merkmale des Begriffswissens (nach Hoffmann)

A
  • Hierarchische Struktur: Allgemeinere Begriffe umfassen spezifischere Begriffe
    —> Baum: Laubbaum / Nadelbaum
    Pflanze
    —> Blume: Rose / Tulpe
  • Kreuzklassifikation: Gleiches Objekt kann verschiedenen Begriffen zugeordnet sein
    Herz: Liebe oder Herzchirurgie
  • Typikalität: Einige Objekte sind charakteristische Vertreter eines Begriffs:
    Rose als klassischer Vertreter von Blumen
25
Q

Anordnung von Beobachtetem in Kategorien:

Kategorisierung nach einer festgelegten Anzahl relevanter Merkmale

A
Nach der (klassischen) Studie von Clark Hull (1920)
Ein Begriff wird gesehen als Bezeichnung für eine Kategorie, die nach bestimmten Regeln, Objekte/Ereignisse einordnet 
—> Erlernen eines Begriffs = Lernen von relevanten Merkmalen

Methode im Unterricht: Bildung und Prüfung von Hypothesen (nach Bruner 1956)
1. Jede Kategorisierung durch das Verhandensein einer kleinen Anzahl von relevanten Merkmalen definiert
2. Ein Objekt/Ereignis ist nur dann Beispiel für eine Kategorie, wenn es Träger des relevanten Merkmals ist
3. Innerhalb einer bestimmten Abstraktionsebene sind einzelne Kategorien klar voneinander trennbar (—> nie zwei Kategorien gleichzeitig) und können nur auf einer höheren Ebene zusammengefasst werden
4. Relevante Merkmale nicht nach ihrer Bedeutung unterscheidbar, sondern alle sind gleich wichtig!
—> Anwendbarkeit auf den Unterricht ist begrenzt: effektivere Lernleistungen von Begriffen durch exakte Definition von Lehrern

26
Q

Anordnung von Beobachtetem in Kategorien:

Prototypenansatz

A

Begriffe sind meist eher unscharf zu definieren (sog. Fuzzy-concept Theorie, engl. schwammig)
Bsp.: alltägliche Gebrauchsgegenstände sind nicht immer über eine bestimmte Anzahl von Merkmalen definierbar, z.B. kann eine Tasse verschiedenste Formen haben und nur schwer von „Becher“ zu unterscheiden sein

Definition: Ein Prototyp ist eine Art Mittelwert aller bisher gesehenen Beispiele und damit ein Muster-Beispiel, das den Begriff am besten darstellt. Dieser entsteht aus Erfahrungen und ändert sich ständig.

Typisch ist ein Beispiel, wenn es möglichst nahe am Prototypen ist und wenig Abweichungen hat. Daher konzentriert man sich auf charakteristische (d.h. typische) Merkmale, nicht auf die relevanten
Z.B. würde man Vögel durch die Fähigkeit zum Fliegen charakterisieren, obwohl es Vögel gibt, die nicht fliegen können (Pinguine) und auch flugfähige Tiere gibt, die keine Vögel sind (Fledermäuse)

Kritik an Prototypentheorie: Lässt situative Bedingungen unberücksichtigt (was ist in best. Umfeld typisch und was nicht?), bei abstrakten Begriffen (Gerechtigkeit) nicht anwendbar

27
Q

Förderung des Begriffslernens im Unterricht

A
  • Frühe Prototypenbildung
    > Kinder leiten Begriff von Beispielen ab, die als Prototypen gespeichert werden
    > Kennenlernen eines neuen Objektes: wird mit dem bereits vorhandenem Prototypen verglichen und nach Ähnlichkeitsausdruck entscheiden, ob es einer gespeicherten Kategorie zugeordnet werden kann
    > Dies ist kognitiv einfacher handzuhaben und flexibler als eine Definition von Begriffen über feste Merkmale (z.B. auch wenn ein Hund nicht bellt, gehört er eindeutig in diese Kategorie)
  • Herausarbeiten von Netzwerk-Strukturen
    z. B. durch Concept Maps, in denen Schüler gelernte Dinge in Verbindung bringen
  • Regeln zum Umgang mit Begriffen (nach Ditsch, 1978)
    > Regelmäßig Wiederholung bekannter Begriffe
    > In der Lernphase: Beschränkung auf einen prototypischen Anwendungsbereich Später: Übertragung auf andere Themenfelder
28
Q

Propositionen Defintion

A

Auf Grundlage von Lernerfahrungen entsteht zwischen den verschiedenen Begriffen Assoziationen, sogenannte Propositionen

Definition: Eine Proposition ist die kleinste Wissenseinheit, die eine selbstständige Aussage bilden kann.

> Besteht aus mind. 1 Argument (Begriff) und 1 Relation (Verb oder Adjektiv)
	Bello			gibt 		Susi		den Knochen
=Argument	=Relation	   =Argument     = Argument
> Ermöglicht Reduktion von komplexen Informationen
> Behaltensleistung ist nicht von der Länge der Sätze abhängig, sondern von der Anzahl der ^	Propositionen (Kintsch 1998)
29
Q

Erwerb neuer Propositionen nach Gagné et al. 1993

A
  1. Darstellung einer neuen Informationseinheit durch den Lehrer
  2. Der Lernende muss die Aussage des Lehrers zunächst in eine Proposition übersetzen
  3. Begriffe dieser Proposition aktivieren die Erinnerung an bereits gespeicherte Zusammenhänge —> mehrere bereits bekannte und eine neue Proposition sind im Arbeitsspeicher aktiv
  4. Ausgehend von den neuen Begriffen sowie den bereits bekannten Propositionen findet eine Aktivierungsausweitung statt, die eine neue Proposition aktiviert
  5. Schlussfolgendes Denken hat eine neue Proposition entstehen lassen. Sie ist als Ergebnis aufarbeitender Prozesse zustande gekommen
    —> Elaborative Proposition

Begriffe, die nicht mit Bekanntem in Verbindung gebracht werden können, gehen verloren!

Problem: Mit Propositionen lassen sich keine größeren Wissenskomplexe speichern!

30
Q

Schema Definition

A

Koriat 2000:
Ein Schema ist eine verallgemeinerte geordnete Wissensstruktur, die aus vorausgegangenen Erfahrungen mit einem Ereignis, einem Objekt oder einer Person entstanden sind
Bsp.: Das Schema Buch umfasst alle Erfahrungen, Merkmale die man im Laufe seines Lebens gesammelt mit Büchern und Lesen von Büchern gesammelt hat

Schemata fassen thematisch zusammenhängende Informationen (z.B. Begriffe / Propositionen) zu begrifflichen Teilsystemen eines Netzwerks zusammen. Sie reduzieren die Komplexität der Umweltereignisse durch Bilddung überschaubarer Einheiten (Schulschemata, Alltagsschemata) und erlauben Schlussfolgerungen.

31
Q

Eigenschaften von Schemata

A
  • Kontextspezifisch (Erfahrungs- und Kulturbedingt)
    z. B.: Kinder haben aus alltäglicher Erfahrung ein Schema zur Form der Erde gewonnen, das sich nicht in Einklang mit den Ergebnissen physikalischer Erkenntnisse bringen lässt
  • Emotionenbesetzt (Claxton 1990)
    z. B.: einige Menschen verbinden das Unterrichtsfach Mathematik mit negativen Erfahrungen, weil die Auseinandersetzung mit dort gestellten Aufgaben bei ihnen unangenehme Gefühle ausgelöst hat
  • Schemata enthalten auch Mentale Modelle
32
Q

Mentale Modelle

A

Unter Mentalen Modellen (—> Bildhafte Vorstellungen) versteht man subjektive Repräsentationen von relevanten Faktoren und ihrem Zusammenwirken in der konkreten Welt.
Z.B: physikalische Gegebenheiten wie „Warum springt der Ball?“

33
Q

Skripts Definiton und Arten

A

Skripts sind Schemata, die typische Abfolgen von Ereignissen in einer alltäglichen Situation repräsentieren (auch Ereignis-Schemata genannt)

Beispiel: Das Wissen, wie man sich beim Betreten eines Restaurants verhält

Arten von Skripts:
> Situational (bestimmte soziale Situationen; z.B. Restaurantbesuch)
> Personal (Erwartungshaltung; z.B. wie läuft eine Freundschaft ab)
> Instrumentell (gewisses Ziel; z.B. Schulweg)

34
Q

Empirie zur Bedeutung von Schemata (Liam Brewer, James Treyens 1981)

A

Studenten werden gebeten, in einem Arbeitszimmer eines Professors Platz zu nehmen. Nach 35 sek wurden sie in einen zweiten Raum gebracht und sollten völlig unerwartet aufzählen, was sich in dem Arbeitszimmer befand

Ergebnis:
Studenten erinnerten sich an alles, was typischerweise in einem Arbeitszimmer zu finden ist. Aber es waren auch untypische Objekte im Arbeitszimmer, die nur von wenig erinnert wurden (z.B. ein Totenschädel). Viele reproduzieren außerdem typische Objekte, die sich gar nicht in dem Zimmer befanden (z.B. Bücher)

Erklärung:
Während der Erinnerungsphase erfolgt eine Aufarbeitung der gespeicherten Informationen; dabei wurden…
… Einzelheiten, die sinnlos vorkommen (nicht in das Schema passen), vergessen
… Einzelheiten, die logisch sind (in das Schema passen), einfach hinzugefügt

35
Q

Vor- und Nachteile von Schemata

A

Vorteile:

- Schemata ersparen es dem Lernenden, für jeden neuen Reiz einen Speicherplatz zur Verfügung 	zu stellen —> Unterstützung von Gedächtnisleistung
- Schema strukturiert unübersichtliche Mengen an Informationen
- Schemata erhalten „freie Plätze“, sodass wichtige Informationen einfach hinzugefügt werden 	können 
z. B. Schema „Büro“ kann man „dienstlich“ oder „häuslich“ hinzufügen
- Viele Ereignisse lassen sich verlässlich vorhersagen

Nachteile:
- Beobachtungen / Nacherzählungen können aufgrund von Schemata verfälscht werden (meist werden nur schema-konforme Reize wahrgenommen)

36
Q

Vorstellungsbilder (images)

A

Theorie, dass Informationen oder Gegenstände bildartig im Gedächtnis abgespeichert werden (Anderson 1995)

Empirische Begründung (Mendell 1971)
Vergleiche das Fenster-in-Wohnung-Zählen-Beispiel: wäre diese Information im LZG als Proposition absgespeichert, so wäre die Abrufzeit unabhängig von der Größe der Wohnung etc. Dies ist allerdings tatsächlich nicht der Fall (d.h. Je mehr Fenster, desto länger zählt man)

Umstrittenes Konzept
Manche Psychologen verneinen diese Speicherung und gehen davon aus, dass nur das Arbeitsgedächtnis die Propositionen in solche Bilder „umrechnet“

37
Q

Dual-Encoding-Theory (Paivio 1986)

A

Experiment von Shepard 1967:
600 Kärtchen mit Wörtern, Sätzen oder Abbildungen wurden Probanden vorgelegt. Die Versuchspersonen bekamen immer 2 Karten vorgelegt (eine neue und eine aus dem Stapel). Sie sollten die Karte benennen, die aus dem Stapel war.

Ergebnis: Bilder wurden zu 100%, Sätze zu 89% und Wörter zu 88% wiedererkannt

Prinzip der Kodierung („Bild-Überlegenheitskonzept“, Paivio 1986):
Neues Wissen in Form von Bilder wird deshalb besser behalten, weil es auf zwei verschiedene Arten abgespeichert werden kann: im verbalen (symbolisch-sprachlichen) und im imaginalen (anschaulich-bildhaften) System. Sprachliches Material dagegen wird nur semantisch codiert und gespeichert.

visuelle Vorstellungsbilder + verbale Einheiten = Repräsentation im LZG

Die Wahrscheinlichkeit, sich an eine der beiden Codierungen zu erinnern, ist damit höher

38
Q

Die Propositionale Vernetzungstheorie von John Anderson (2000)

A

Diese Theorie stellt eine Zusammenführung der bisher diskutierten Konzepte der Begriffe, Propositionen und Schemata dar.
Informationen im deklarativen Gedächtnis werden mithilfe von unzähligen Propositionen abgespeichert, die miteinander in Beziehung stehen (Beispiel: das propositionale Netzwerk des Satzes „Peter wirft den neuen Ball“)

  • Wissensnetzwerke bestehen aus…
    … kleinen Knoten = Propositionen, mentale Vorstellungen, Schemata
    … großen Knoten = Schemata aus mehreren Wissenseinheiten
    … Kanten = Propositionen
  • Beim Erinnern einer Information werden die im Netzwerk repräsentierten Bedeutungen in vertraute Sätze / Phrasen oder Bilder übersetzt (man aktiviert einen Knoten)
  • Aufgrund der propositionalen Vernetzung kann die Erinnerung einer Informationseinheit auch die Erinnerung anderer Informationen aktivieren
    —> Aktivierungsausbreitung (Collins & Loftus 1975)
  • Wie schnell und wie viel uns zu einem Begriff / Reiz einfällt, hängt von der Assoziationsstärke (höher bei häufiger erfolgreicher Verwendung der Wissenseinheit) der Knoten und der Anzahl der Verknüpfung ab
    z.B. Bei dem Wort „Vogel“ denken wir zuerst an Amseln, Rotkehlchen,… und später erst an Pinguine
39
Q

Jacqueline Sachs (1967) zu Propositionen

A

Probanden hörten eine Geschichte und am Ende wurde getestet, ob sie Sätze (aus der Mitte und vom Ende) Wiedererkennen

  • Ergebnis:
    > Sätze am Ende können getreu wiedergegeben werden
    > Bei Sätzen aus der Mitte konnte nur deren Bedeutung wiedergegeben werden
  • Bedeutung
    > Ein Satz ist unmittelbar nach seiner Darbietung im Gedächtnis gespeichert; nach etwas Zeit, kann aber nur noch die Bedeutung der Aussage wiederholt werden
    > Propositionale Netzwerke speichern nur die Bedeutung und nicht die wörtliche Formulierung
40
Q

Einführung Speicherung Prozeduralen Wissens

A

Definiton:
Prozedurales Wissens ist das Wissen über Fertigkeiten, Operationen und Prozeduren („Wissen, wie“)

  • wird in der Regel aus deklarativem Wissen gewonnen
  • wird durch Übung verbessert und automatisiert (z.B. Fahrradfahren)
  • ist ohne große Anstrengung abrufbar
  • ist oft schwieriger zu beschreiben als anzuwenden (z.B. Schuhebinden)
  • kann auch nach Jahren (wenn gut geübt) wieder schnell erworben werden
  • wird unterschieden nach psychomotorischen Fähigkeiten (Autofahren) und kognitiven Fertigkeiten (Bruchrechnen)
41
Q

ACT-Theorie (Anderson, 1983)

A

ACT steht für Adaptive Control of Thoughts. Es handelt sich dabei um eine komplette Theorie der menschlichen Informationsverarbeitung (Wahrnehmung, Sprache, Problemlösen etc.), die wir aber nur in Ausschnitten behandeln

Wissensstruktur für Fertigkeiten:
Fertigkeiten lassen sich mit Hilfe von „Handlungsvollzugsregeln“ beschreiben, die aus einer Reihe aufeinander bezogener Produktionsregeln bestehen

Bedingungsteil: Handlungsregel:
WENN DANN
Eine oder mehrere —> Eine oder mehrere
Vorraussetzungen Handlungen

Bsp.: WENN Auto im 1. Gang und schneller als 20 km/h und es har Schalthebel, Kupplung, etc.
DANN drücke Kupplung, ziehe Schalthebel in 2. Gang, etc.

42
Q

Unterscheidung von drei Gedächtnissystemen in der ACT-Theorie

A
  • Deklaratives Gedächtnis: Speicherung von Wissen in Form von Netzwerken aus Propositionen (Wissen in abstrahierender Weise, also nach Sinngehalt), Reihenfolgen (Wissen über die Reihenfolge selbst, nicht voll ausformuliert) und räumlichen Bildern
  • Prozedurales Gedächtnis: Hier sind Prozeduren (Fertigkeiten) als WENN-DANN-Verknüpfung (Produktion) gespeichert. Es finden sich auch unbewusste Selektionsmechanismen
  • Arbeitsgedächtnis (AG): Hier sind alle Informationen, die dem Bewusstsein im Moment zugänglich sind, aktiviert (z.B. Sinneseindrücke, die gerade enkodiert werden)
43
Q

Prozess des Wissenserwerbs im deklarativen prozeduralen Gedächtnis

A

Deklaratives Gedächtnis:
> Lernvorgang Direkt und abrupt (kognitive Einheiten im Arbeitsgedächtnis werden zu Spuren in LZG)
> Abruf auf vielfältige Weise möglich

Prozedurales Gedächtnis:
> Lernvorgang Indirekt und über allmähliche Schwächung bzw. Stärkung neuer Prozeduren (z.B. Umlernen aus Schreibmaschine)
Prozeduren können erst nach langem Üben erworben werden, es wird so lange geübt, bis Fertigkeit automatisiert ist (z.B. Sprechen) > Beim Abruf ist die Richtung vorgegeben: WENN —> DANN
Wenn Information im Arbeitsgedächtnis dem Bedingungsteil (WENN) genügt, so wird Handlungswissen (Aktionsteil, DANN) abgerufen

44
Q

Stufenmodell zum Fertigkeitserwerb nach Fitts und Posner (1967)

A

Stufe 1: (Kognitive Stufe): Beschreibung der Prozedur
Lerner erwirbt Wissen über den genauen Ablauf der Fertigkeit und deren Ausführung (= Produktionsregel) —> Regel ist dann als Wissen in deklarativer Form im Gedächtnis präsent
Beispiel: Autofahren: Der erste Gang ist vorne links

Stufe 2: (Assoziative Stufe): Ausbildung einer Prozedur für die Ausführung
Bei weiterer Übung wird eine spezielle Prozedur für die Ausführung ausgebildet, indem das deklarative Wissen (d.h. Die Regel für die Fertigkeit, z.B. Position der Gänge) in eine prozedurale Form überführt wird (Vorgang der Wissenskomplilierung)
> Man braucht sich die Regel nicht mehr ständig vergegenwärtigen (Entlastung des AG)
> Handlungsausführung wird immer flüssiger
> deklaratives Wissen bleibt verfügbar, aber prozedurales Wissen bestimmt Handlungsausführung („friedliche Koexistenz“)
> Beispiel: Lernen, Kupplung kommen mit Gas geben zu kombinieren, um ruckartig anzufahren

Stufe 3: (Autonome Stufe): Automatisierung der Fertigkeit
> schneller und sichere Ausführung
> Vorsagen der Regel verschwindet (keine kognitive Steuerung mehr) —> unbewusst
> Deklaratives Wissen tritt vollständig zurück (z.T. Keine Verbalisierung mehr möglich
> Beispiel: Position der Gänge nur durch direkte Ausführung, unbewusstes Handeln

45
Q

Zusätzliche Vorgänge bei der Wissensoptimierung

A
  • Generalisation: Erweiterung der Anwendungsbedingungen einer Produktion aus weitere Fälle
    > Bsp.: WENN Mantel mir gehört, DANN sage ich „mein Mantel“
    > Generalisierung: WENN Objekt mir gehört, DANN sage ich „mein Objekt“
  • Diskrimination: Anwendung von Produktionen wir durch Zusatzbedingungen spezifiziert und somit auf geeignete Umstände beschränkt
    > Bsp.: „Objekt“ an bestimmte Werte gebunden —> gesonderte Regel: WENN Objekt mir gehört und Objekt weiblich ist, DANN sage ich „mein Objekt“
  • Verstärkung: Falsche Regeln werden eliminiert, erfolgreich angewandte bekräftigt
46
Q

Besonderheiten beim Erlernen von Fertigkeiten

A
  • Reeminiszenseffekt: Leistungssteigerung ohne Lernen! —> Ist man dabei, eine Fertigkeit zu lernen, so beherrscht man diese nach einer Pause besser als vorher! (Irion 1949)
  • Auch Fertigkeitserwerb ohne vorhergehendes deklaratives Regelwissen und ohne Erinnerung an die Lernepisode (z.B. Lautbildung bei Kleinkindern; Kontrolle des Muskelapparates, etc.)
47
Q

Allgemeine Aspekte des Wissenserwerbs

A
  • Elaboration
    > Verknüpfung neuer Wissensinhalte (Begriffe, Propositionen, Schemata, etc.) mit bereits bestehendem, d.h. Im Gedächtnis repräsentiertem Wissen
    —> Dadurch wird neuer Informationen mehr Sinn verliehen
    > Elaborative Prozesse:
    o Notwendige Elaboration: Vorwissen muss notwendigerweise aktiviert werden (ohne Vorwissen —> Verständnisschwierigkeiten)
    Bsp.: Vitamin C fördert die Bildung weißer Blutkörperchen
    —> Lerner muss Informationen, die darin enthalten sind, aktivieren (Was ist Vitamin C?)
    o Fakultativere Elaboration: Anregung zu Gedanken / Assoziationen / Schlussfolgerungen, die nicht unbedingt zum Verstehen erforderlich sind, aber eine vielfältige Verknüpfung der Informationen mit der eigenen Wissensstruktur bewirken
    o Elaboration ist auch wichtig für das Behalten von Wissen über Sachverhalte. Enkodieren eines Sachverhaltes durch Zufügen vieler Propositionen zum Netzwerk
    —> bessere Erinnerung —> Rekonstruktion kann auch mehr Anhaltspunkte zurückgreifen
    (Anderson & Reder 1979)
  • Organisation:
    > Eine gute Organisation ist vor allem beim Lernen komplexer und weit ausholender Informationen sehr wichtig
    > Organisationprozesse:
    o Ordnen der Lerninhalte nach thematischen Kategorien (Clustering)
    Bsp: Wortliste lernen -> einordnen in Kategorien
    o Reduktion der Lerninhalte auf das Wesentliche
    o Überführung des Wissens in übliche Darstellungsformen
    > Erwerb komplexer Texte:
    o Aufbau von semantischen Strukturen durch wiederholte Anwendung von Makrooperationen: Weglassen, Selektion, Generalisierung, Konstruktion, Rückgriff auf bereits Bekanntes
    o Lernen mit Vergleichen ist sinnvoll, da neue Informationen besser vorstellbar sind und eine strukturierte Funktion aufweisen. Durch Vorstellung werden neue Informationen aktiv assimiliert —> neue Informationen in der „Bibliothek“ des Lerners
  • Kontext:
    > Aspekte wie die Umwelt oder Emotionen bei Lernprozessen werden mit den Informationen gespeichert. Abrufen wird erleichtert, wenn der Kontext beim Abruf der gleiche ist wie beim Speichern (sog. Enkodierungsspezifität)
    Bsp.: Werden Vokabeln unter Wasser gelernt, so werden diese dort auch besser erinnert als an Land
48
Q

Bedeutung des Vorwissens für den Wissenserweb

A

Unterschiede im Vorwissen wirken sich auf die Informationsaufnahme und die Informationsverarbeitung von Informationen aus. Ausbuhen (1978) sagt sogar, dass Vorwissen der wichtigste Faktor bei Lernprozessen ist.

Empirie
- Klassische Studie von Bartlett zur Konstruktionshypothese (1932)
> Probanden wurde eine Geschichte aus fremden Kulturkreis erzählt
> Diese sollten sie erneut wiedergeben
> Eintreten von drei Effekten
o Nivellierung: Vereinfachung von Zusammenhängen
o Akzentuierung: Hervorheben bestimmter Details
o Assimilation: Veränderung zur besseren Passung mit eigenem Vorwissen
> Besonders die letzten beiden deuten auf eine Schema-Anwendung hin, die die Aufnahme beeinträchtigt hat
> Deutlich: auch negative Folgen von Vorwissen (Wahrnehmungsverzerrung)

  • Pressley und Brewester 1990:
    > Fünft- und Sechstklässler hatten gelernt, Landschaftsbilder zu den zugehörigen Orten zuzuordnen
    > Danach: sollten Details aus den Bildern lernen
    > Ergebnis: Nur wenn Schüler aufgefordert wurden, ihr Vorwissen einzusetzen, zeigten sich deutliche Vorteile gegenüber einer Kontrollgruppe
49
Q

Konzeptuelle Veränderung: Festhalten an Vorwissen

A

SuS halten oft an Vorwissen fest, auch wenn Lehrer wiederholt dazu widersprüchliche Erfahrungen darstellt.

Beispiel aus NatWi-Unterricht der 5. Klasse (nach Anderson & Smith 1984)
Falsches Vorwissen: „Damit ich auch einen Baum sehen kann, muss die Sonne ihn anleuchten“
Richtige Aussage: „Einen Baum sehe ich, wenn Lichtstrahlen auf ihn treffen und von ihm reflektiert werden
—> Ende der Unterrichtssequenz waren dennoch nur 20% von der ursprünglichen Aussage abgewichen
Roth (1990): Wenn man Schülern erklärt, ihre Vorstellungen seien falsch, und ihnen sagt, sie müssten durch bessere ersetzt werden. Führt dies nicht zur aktiven Wissenskonstruktion

  • Gründe für das Festhalten an altem Wissen:
    > Schüler „lernen“, dass es in der Schule reicht, auf bestimmte Fragen die richtigen Antworten zu geben, nicht die Problematik zu verstehen, was eine Änderung eigener Vorstellung nötig machen würde
    > Confirmation bias: Menschen suchen stets tendenziell nach Befunden, die eigene Vermutung stützten; während andere einfach ignoriert werden
    > Übereinstimmung eigenen Vorwissens mit Alltagserfahrungen über einen langen Zeitraum hinweg (das Vorwissen gibt einem damit auch Sicherheit) - die oft sehr abstrakten Gegenbegründungen dagegen erscheinen als Ersatz wenig attraktiv
    > Trotz widersprüchlicher Information verhindern Schüler konzeptuelle Veränderungen: sie leugnen dann die Realität oder beschäftigen sich nur oberflächlich mit den neuen Aussagen
50
Q

Umgang mit neuen Informationen nach Appleton (1993)

A
  • Tatsächliche oder vermeintliche Übereinstimmung mit bestehenden Vorstellungen [Assimilation]
    Ein kognitiver Konflikt —> zurecht oder zu Unrecht wird Vorwissen bestätigt
  • Anlass für Maßnahmen zur Veränderung eigener Vorstellungen:
    Kognitiver Konflikt wegen fehlender Passung neuer Informationen; Beseitigung durch Akkomodation, d.h. Durch Anpassung der eigenen Vorstellungen
  • Neue Informationen wird nur oberflächlich gespeichert
    Diskrepanz wird wahrgenommen, ohne eigenes Wissen zu ändern; stattdessen wird Info nur oberflächlich gespeichert und steht in anderen Kontexten nicht zur Verfügung
    —> Gelerntes wird in schulischen Kontexten abgerufen, aber das eignende Konzept bleibt gleich!
  • Lernsituation wird ohne irgendwelche Abspeicherung oder Veränderung verlassen
51
Q

Förderung konzeptueller Veränderung

A

Zunächst ist eine Diagnostik unzureichenden Wissens und dazu offene, fehlertolerante Unterrichts-Atmosphäre nötig. Danach folgt die Vorführung eines Experiments oder Zusammenhangs, der Fehlkonzepten widerspricht. Damit sich die Schüler weiter mit der Problematik auseinandersetzen, sollten Strategien angewandt werden:

  • Voraussetzung für konzeptuelle Veränderung (Posner 1982)
    > Unzufriedenheit mit bisherigen Vorstellungen [Vertrauen, dass eigene Vorstellung richtig ist, muss beseitigt werden; radikale Veränderung eigener Vorstellungen als einziger Ausweg]
    > Existenz einer plausiblen Alternative
    > Erkennen der Unvereinbarkeit zwischen Vorwissen und neuer Information
    > Akzeptanz der alternativen Konzeption
    > Bewährung der alternativen Konzeption: muss der alten Vorstellung eindeutig überlegen sein
  • Gedankliche Konfrontation (Champagne 1985)
    > Vorhersage der Schüler über Experimentausgang
    > Erklärung der Vorhersage
    > Demonstration des Experiments durch Lehrer und Erklärung
    > Diskussion zwischen Lehrer und Schüler
  • Einfluss von Mitschülern
    > Überprüfungen eigener (nicht fremder!) Vorstellung im Gespräch
    > Ziel: Entdeckung eigener Wissenslücken bzw. Unzugänglichkeiten und explizite, also geordnete Darstellung eigener Theorien
    > Prozess schließt ein, Beispiele für eigene Theorie zu finden und Einqänden zuvorzukommen (—> Perspektivenwechsel)
  • Hoher Zeitaufwand zur Konstruktion und Durchführung solcher Lernsituationen
52
Q

Vergessenskurve nach Ebbinghaus (1885) und Baddeley (1986)

A
Ebbinghaus (1885) gilt als Begründer der experimentellen Gedächtnispsychologie. Er ging von einem einzigen undifferenzierten Gedächtnisspeicher aus und untersuchte das reine Maß an Gedächtnis. 
Sein maß der Kapazität war der Ersparnisgrad: er lernte völlig unsinniger Wörter und Sätze auswendig, bis er sie perfekt beherrschte und zählte die Durchgänge. Anschließend lernte er die Liste nach ein paar Tagen wieder. Falls er weniger Versuche benötigte, was eine Ersparnis eingetreten. 
Vergessenskurve:
	sofort: 100%
	20 min: 58%
	1 h: 44%
	9 h: 36%
	1 d: 33%
	2 d: 28%
	6 d: 25%
	31 d: 21%
53
Q

Theorie des Spurenverfalls

A

Wissen (d.h. die Verbindung von Nervenzellen, daher Spuren) verschwindet mit der Zeit
Biologische Begründung: Nervenverbindungen werden schwächer und können irgendwann nicht mehr reaktiviert werden; manche sterben gänzlich ab.

Problem: Oftmals können solche Informationen durch richtige Hinweise/Umgebung etc. Doch wieder abgerufen werden
—> Theorie ist fragwürdig

54
Q

Interferenztheorie

A

Interferenz tritt auf, wenn sich neuere und frühere Lerninhalte hochgradig ähneln
Z.B. Schüler muss im Unterricht wiederholt auf ähnliche Fragen unterschiedliche Antworten geben

  1. Proaktive Hemmung = Interferenz (Störung)
    Ein unmittelbar vorhergegangener Lernprozess beeinträchtigt das Lernen folgender Inhalte
  2. retroactive Hemmung
    Interferenzen sind besonders bei hohem Umfang des Lernstoffs sowie fehlender Verarbeitungstiefe (Verarbeitung führt zu besserer Ordnung und besserem Behalten) bedeutsam
55
Q

Fehlen geeigneter Abrufreize (Vergessentheorie)

A

Vergessen als misslungener Abrufversuch von Inhalten
Vergessen bzw Beeinträchtigung des Behaltens bedeutet nicht gleichzeitig, dass die entsprechenden Gedächtnisinhalte ausgelöscht worden sind

—> Ashcraft (2002): Aus dem LZG geht nichts verloren, was diesem einmal übergeben worden ist
—> Vergessen ist Misslingen des Abrufs von Inhalten aus diesem Speicher
Vergleich mit Bibliothek: man findet das Buch nicht, obwohl es da ist (steht thematisch falsch)

56
Q

Lehrer- und Schülerrollen

A

Aufgabe des Lehrers in kognitiven Theorien

1. Vermittlung von objektivem Wissen (ähnlich einer Datenweitergabe von USB-Stick auf PC)
2. Vermittlung zerlegbarer und dekontextualisierter (abstrakt, kein sinnvoller Kontext) 	Wissenselemente 
3. Überprüfung des Gelernten nach dem Grad der Übereinstimmung von Input und Output (je 	größer die Übereinstimmung, desto größer die Annäherung an das Lernziel)

Aufgabe des Schülers
Aufnahme, Behalten, Speicherung und Abruf des vermittelten Wissens
(„Schwammmethode“: aufsaugen, sammeln, herauspressen)

57
Q

Hinweise für den Unterricht

A
  • Anknüpfen an Vorwissen
    > Diagnostik: Inwiefern verfügen Schüler bereits über Wissen, an das angeknüpft werden kann?
    > Wiederholung nötiger Informationen (Reaktivieren von Wissen)
    —> Einstieg als besonders wichtiges Unterrichtselement
  • Aufmerksamkeit
    > Der Lehrende muss dafür sorgen, dass der Lernende seine Aufmerksamkeit aus die Inhalte richtet
    > Motivierender Einstieg
  • Vielseitige Auseinandersetzung mit dem Stoff
    > Verwendung von Beispielen, graphische Darstellungen
    > Wiedergabe in eigenen Worten, Erklären von Zusammenhängen
    > Einsatz des erworbenen Wissens auch außerhalb der Schule
  • Präinstruktionale Maßnahen (=dem Unterricht vorangestellt)
    Ziel: Überbrückung von Lücken zwischen Vorwissen und zu erlernendem Wissen
    Vortest: Aufgabe besteht darin, dem Lehrer wesentliche Aspekte des zu erarbeitenden Stoffes zukommen zu lassen, ohne diese ausdrücklich zu benennen
    —> Strukturierungs- und Selektionsprozess
  • Advanced Organizer (Ausubel 1960): geistige Stütze
    Strukturierungshilfe, die beim Lernenden relevantes Vorwissen aktivieren und so eine Brücke zwischen vorhandenem und neuem Wissen herstellen soll —> bessere Einordnung
  • Einsatz von Techniken
    > Aufarbeitungsstrategien: Markieren, Mind-Maps etc.
    > Mnemotechniken für schwer zu merkende Fakten
  • Materialien im Unterricht geordnet darbieten
    Ausubel 1963: Lernmaterial kann nur potentiell sinnvoll sein; Verständnis kann bei Schüler nur durch aktives Interpretieren seiner Erfahrungen entstehen —> Aufgabe des Lehrers ist es, die Erfahrungen mitzugestalten.
    Die Klarheit der Lehrerdarstellung durch Anwendung von Beispielen, Abbildungen, die Ordnung des Lernmaterials nach logischen Gesichtspunkten und die Strukturierung des Lernstoffes sind Kennzeichen geordneten Unterrichts
    Einsatz von Tabellen, Hierarchien, Mindmaps etc.
    Ziel: durch zeitlich aufeinanderfolgende Informationen beim Lesen zusammenhänge Wissensstrukturen aufbauen
58
Q

Empirische Befunde

A
  • Die Absicht neues Lernmaterial gut im Gedächtnis zu verankern, tritt erst in der frühen Adoleszenz auf (Flavell et al. 2002)
  • Aufarbeitungsprozesse werden gefördert, indem Schüler auf bereits verfügbaren Erfahrungen und Wissen aufbauen (Sigmund Tobias 1982)
  • Intensivere Verarbeitung fördert die spätere Erinnerungsleistung —> beste Behaltensleistung, nachdem Begriffe semantisch verarbeitet wurden (—> Theorie der Verarbeitungstiefe)
  • Langsames und sorgfältiges Lesen eines Textes = oberflächliche Verarbeitung;
    erst wenn der gelesene Inhalt in eigenen Worten wiedergegeben werden soll wird die Behaltensleistung gefördert (Glover et al. 1981) —> PQ4R-Verfahren
  • Bilder werden besser als akustische Reize behalten, da sie sich in bildhafter und sprachlicher Form enkodieren lassen (—> Shepard 1967)
  • Problem: keine wirklichkeitsgetreue Wiedergabe bildhafter Vorstellung, da das Gedächtnis nur Merkmale speichert, welche zur Identifikation und zur Unterscheidung wichtig sind (Nicherson & Adams 1979; Jones 1990)
  • Selbstbezugseffekte fördern Lernmotivation und die Gedächtnisleistung (Klein & Kihstrom 1986; Rogers et al. 1999)
  • Wiederholte Misserfolge führen dazu, dass Kinder keine Anstrengung mehr in die Verarbeitung investieren (Appleton 1997)
  • Zur Strukturierung:Vergleich von Erinnerungsleistung Studierender bei Begriffen angeordnet nach Zufallsprinzip und bei angeordneten Begriffen —> mit Anordnung: dreimal mehr Begriffe reproduziert (Bower 1969)