Lernstrategien Flashcards

1
Q

Definition Lernstrategien

A

Seidl & Krapp 2014:
Als Lernstrategien bezeichnet man mental repräsentierte, situationsübergreifende Schemata oder Handlungspläne zur Steuerung des eigenen Lernverhaltens, die sich aus einzelnen Handlungssequenzen zusammensetzen und situationsspezifisch abrufbar sin

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2
Q

Bedeutung von Lernstrategien

A
  • Verbesserung von Aufnehmen, Verstehen, Behalten und Erinnern
  • Lernstrategien als prozedurales Wissen zur Erreichung von Lernzielen
  • Lernstrategien als kognitive oder verhaltensbezogene Lernaktivität, die zu besseren Lernaktivitäten beitragen kann
  • Lernstrategien as „Plan für eine Handlungssequenz, die auf Erreichung eines Lernziels gerichtet ist“ (Klauer 1996)
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3
Q

Erwerb von Lernstrategien

A
  • einfache Behaltensstrategien schon ab GS, komplexe ab 15 Jahren
  • zunächst keine spontane Anwendung, keine eigene Produktion, auch nach Anweisung (Mediationsdefizit)
  • nur mit Hilfe sind SuS in der Lage, Strategien einzusetzen (Produktionsdefizit)
  • spontane Anwendung, aber kein Nutzen (Nutzungsdefizit)
    —> Kinder müssen von Nutzen der Strategie überzeugt sein
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4
Q

Unterscheidung von Lernstrategien nach Seidel und Krapp 2014

Kognitive Strategien

A
  • Organisation:
    > Informationsreduzierende Vorangehensweise
    > Auswahl/Zusammenfassen von Informationen —> sinnstiftende Gliederung
    > Gliederung anfertigen, Diagramm/MindMaps erstellen
  • Elaborationsstrategien (= Wissen richtig verknüpfen)
    > Herausarbeiten von Sinnstrukturen in zu lernender Information
    > Anreicherung der Information durch Herstellung von Assoziationen
    > Konstruktion (Stoff mit eigenen Worten wiedergeben)
    > Integration (Stoff mit gespeichertem Wissen vernetzen)
    > Transfer (Übertragung auf andere Kontexte)
  • Wiederholungsstrategien
    > Gelerntes im Arbeitsspeicher behalten
    > Unterstützung von Übergang ins LZG und Speicherung
    > Lautes/stilles Widerholen; schreiben/unterstreichen wichtiger Passagen
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5
Q

Unterscheidung von Lernstrategien nach Seidel und Krapp 2014

Metakognitiv

A
  • Planung: Vorbereitung der Lernhandlung
    > Das Setzen von Lernzielen, Auswahl von Lernstrategien
    > Unterscheidung nach Klauer 2000:
    o Planungsziele (primäre Ziele): Text durcharbeiten
    o Effizienzziele (sekundäre Ziele): 3 Stunden lernen und gute Benotung
  • Selbstüberwachung: Kontrollieren des Lernprozesses
    > Kontrollfragen
    > Feststellung von Ist-Soll-Diskrepanzen
    > Korrektur der eigenen Aufgabenbearbeitung (kritisches Begleiten)
    > Vorhersagen (welches Ergenis, wenn ich so weiter arbeite?)
    > Überprüfung, ob Gelesenes verstanden wurde
  • Regulation
    > Anpassung des eigenen Lernens an Anforderungen
    > Beispiel: langsames Lesen bei schwierigen Texten
  • Bewertung (Andere Modelle!)
    > nach Beendigung einer Aufgabe
    > gesetzte Ziele vs. Erreichte Ziele
    > Lernprozess wie geplant abgelaufen?
    > Strategien sinnvoll gewählt?
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6
Q

Unterscheidung von Lernstrategien nach Seidel und Krapp 2014

Ressourcenbezogene Strategien

A
  • Interne Ressourcen (unterstützt das Lernen; Schirmen störendere Einflüsse ab)
    > Motivationale Maßnahmen —> Selbstmotivation
    > Kontrolle von Aufmerksamkeit und Anstrengung
    > Sinnvolle Zeitplanung
  • Externe Ressourcen
    > Optimale Nutzung institutionaler Ressourcen (z.B. Bibliothek)
    > Soziale Ressourcen (z.B. Arbeitsgruppe, Lerngruppe, Tutorien)
    > Gestaltung einer geeigneten Lernumgebung
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7
Q
Beispiele für Lernstrategien:
Allgemeine Lernstrategien (1. Teil)
A
  • Hierarchisches Zusammenfassen, Rekonstruktion durch Lerner:
    Gliederung des Stoffes, Kategorien bilden, Struktur in die Fülle von Informationen bringen
    > Bsp.: Text in Unterabschnitte gliedern, Überschriften bilden, immer wieder zusammenfassen
  • Vorwegnahme Zentraler Aussagen durch vorausgehende Übersicht:
    Erstellung von Übersichten und MindMaps, die zentrale Aussagen enthalten
  • Selbstrezitationstechnik:
    Fragen an sich selbst stellen, Inhalte für sich selbst laut zusammenfassen
    > Bsp.: Bei Lernen von Texten, Definitionen, Vokabeln, Rechtschreibung, etc.
  • PQ4R-Methode (Robinson 1972)
    > Preview (Überblick), Question (Fragen), Read (lesen), Reflect (überlegen), Recite (wiedergeben), Review (überprüfen)
    > Zentrales Merkmal der PQ4R-Methode: Fragen formulieren und beantworten, Text in einem Rückblick mit den Fragen im Kopf nochmals durchgehen
    > Annahme: Fragen führen zu einer tieferen und elaborativeren Verarbeitung des Textmaterials
    —> eine Rückschau auf den Text mit Fragen im Kopf, erbringt einen Gewinn allgemeiner Art
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8
Q
Beispiele für Lernstrategien:
Allgemeine Lernstrategien (2. Teil)
A
  • Gezieltes Unterstreichen, markieren von Textteilen:
    Überblick, Absatz kurz lesen, unterstreichen, Wiederholen, einprägen des Unterstrichenen
    > zentrale Aussagen herausschreiben, Unwichtiges weglassen
    > nur mit Suchauftrag sinnvoll, z.B. nur eine Aussage pro Absatz (Snowman, 1986)
    > sinnbezogenes Verarbeiten mit fortlaufenden Entscheidungen (Anderson & Armbuster 1984)
    > Ziel: Unterscheidung bedeutsamer und unwichtiger Textteile
  • Anfertigen von Notizen
    > kein mechanisches Mitschreiben, Formulierung in eigenen Worten, nur das wesentliche (Paverley et al. 2003
    > Lehrer können dazu anregen, indem sie das wichtige hervorheben und Zeit geben, Schlüsselbegriffe geben etc.
    > Abrufreiz z.B. am Rand „Stichwort des Absatzes“
  • Graphische Methode: Anfertigen von MindMaps
    > Wissen wird in Form von Begriffen und Reaktionen zwischen Begriffen abgebildet. Begriffe als Knoten, Relationen als Pfeile
    > Reduktion: nur wesentliche Infos herausarbeiten (Aufbau einer Makrostruktur)
    > Systematisches Zusammenfassen verbaler Infos und graphische Darstellung der Info in einer Art Landkarte (MAP/Mapping)
    > Organisation des Wissens in semantischen Netzwerken
    > Sehr effizient wegen Visualisierung, aktiver Auseinandersetzung mit Informationen, Reduktion der Komplexität des Inhalts auf wesentliche Aspekte, Verbesserung der Rückmeldung über eigenes Wissen
  • Vorangestellte Einordnungshilfen:
    Darstellung des Kontextes, in denen sich das Lernmaterial einordnen lässt
    > Nach Mayer (1979, 1984) aktiviert eine guten Einordnungshilfe geeignete Schemata, die dem Lernenden helfen, neue Informationen zu assimilieren.
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9
Q

Mnemotechniken Definition

A

Woolfolk 2009:
Mneme griech.: Gedächtnis, Erinnerung
Mnemotechniken sind systematische Ansätze zur Verbesserung der Behaltensleistungen. Wenn Informationen für sich genommen keine Bedeutung haben, bauen mnemotechnische Verfahren diese durch Verknüpfungen neuer zu lernender Wörter und Bilder mit vorhandenen, gelernten auf.

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10
Q

Bildorientierte Strategien

A

Erst Kinder ab 8 Jahren sind in der Lage, Sachverhalte in bildhafte Vorstellungen umzuwandeln

Loci-Methode:
Zu lernende Items werden im Kopf an bestimmten Orten (z.B. Stellen in der eigenen Wohnung) abgelegt; beim Erinnern „geht“ man dann geistig diese Orte ab
—> kann man anwenden, wenn Material nicht sinnvoll erscheint oder man es in einer bestimmten (willkürlich erscheinenden) Reihenfolge wiedergeben muss

Die Wirksamkeit beruht nach Adams (1976) auf 2 Prinzipien:
> Erzwingen von Organisation einer unorganisierten Liste
> Herstellung von Verbindungen zwischen Orten und Items
!verwendbar zum Lernen von Listen, nicht aber zum tieferen Verständnis von Texten und Sachverhalten!

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11
Q

Sprachorientierte Strategien

A
  • Schlüsselwort-Methode (Levin et. al. 2000): Vokabellernen
    > Drei Schritte nach Levin et. Al.
    o Rekodieren: neues Wort wird mit einem bekannten, konkreten Wort („Schlüsselwort“) verbunden
    o Verbinden: des Schlüsselwortes mit der Vokabel durch einen Satz
    o Abrufen: der Bedeutung durch Erinnern des Satzes
    > Vokabellernen: Reproduktion mit Bild
    > Wirksamkeit: beste Ergebnisse bei Kombination mit der Kontextmethode
    > Problem: falsche Assoziationen
    vor allem bei Jüngeren: Schwierigkeit, eigene Verbindung zu finden
  • Rhythmus und Reim:
    Vor allem bei Jüngeren Sinnvoll
    > Reim aus den zu merkenden Zusammenhängen oder Wörtern bilden
    > gut für einfache Merkaufgaben
    > Äußere Strukturen erleichtern die Rekonstruktion —> Bildung von Eselsbrücken
  • Merkwörtern/Akronyme: Aus Anfangsbuchstaben Merkwort bilden
  • Akroticha/Kettenmnemonik: Aus Anfangsbuchstaben Merksatz bilden
  • Narrative Verknüpfung/Kontextmethode: Zu lernende Wörter in eine Geschichte einkleiden
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12
Q

Metakognition Definition

A

Flavell 1979:
Metakognition ist Kognition über Kogntition. Sie bildet einen speziellen Teil des Weltwissens eines Menschen, der sich auf seine Kognitionen und Anwendung des Wissens bezieht

Schunk 2004: Metakognition setzt sich zusammen aus:
- deklaratives Wissen:
Wissen über Prozesse, die Lernen und Behalten betreffen; Kenntnis eigener Fertigkeiten und Ressourcen als Voraussetzung zu Bewältigung von Aufgaben
- prozedurales Wissen: Kenntnis darüber, wie man Strategien nutzt
- konditionales Wissen: wann und warum sind bestimmte Strategien anzuwenden?

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13
Q

Metakognition:

Wissen über eigene Aufmerksamkeitsprozesse

A
  • Aspekt der Aufmerksamkeit nach Flavell 2002
    1) Zunehmende Kontrolle der Aufmerksamkeit mit fortschreitendem Alter
    Verbesserung der Aufmerksamkeitsspanne (=Konzentrationsfähigkeit) durch Ignorieren ablenkender Prozesse2) Verbesserung der Einschätzung von Anforderungsmerkmalen einer Aufgabe3) Verbesserung der Unterscheidung zwischen mehr oder weniger wichtigen Reizmerkmalen der Umgebung mit zunehmenden Alter
    z. B. veränderte Stimme oder bestimmte Gesten des Lehrers
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14
Q

Metakognition:

Wissen über eigene Gedächtnisprozesse

A
  • Entwicklung:
    > Jüngere Kinder: über-optimistische Einschätzung des eigenen Gedächtnisses: ein Drittel der Fünfjährigen denken, dass sie nie etwas vergessen (Kreuzer 1975)
    > realistischere Einschätzung mit zunehmendem Alter und Einsetzen von Lernstrategien (Flavell 1970)
    > Zunehmende Kenntnis und Nutzung von Strategien als Ergebnis schulischer Erfahrungen
    > Bereits bei Grundschülern Tendenzen, Begriffe zu sortieren, aber kein spontaner Gebrauch dieser Strategie (Bjorklund 1994)
    > Geschichtenentwickeln (für Wortreihen) erst ab Sekundarstufe I (Siegler & Wagner Alibali 2005)
    > Entwicklung von Lernstrategien abhängig von der Dauer des Schulbesuches, nicht vom Alter (Sharp et al. 1978)
  • Lernstrategien im Unterricht
    > Vermittlung von Gedächtnisstrategien durch den Lehrer
    > Selten Vermittlung von Lernstrategien —> Eigenerarbeitung nur sehr langsam und unzureichend
    > Aber: nicht jede Strategie ist jedem Schüler (jedem Alter) vermittelbar
  • Fehlende Nutzung von Gedächtnisstrategien - Gründe
    > Schüler denken einfach nicht daran (kleiner Hinweis)
    > Vom Nutzen der Strategie nicht überzeugt (Aufgabe des Lehrers: Vorkehrungen treffen, dass der Schüler Vorteile selbst erkennt und akzeptiert
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15
Q

Förderung im Unterricht

A
  • Vermittlung von Lernstrategien:
    > Vermittlung einer kleinen Anzahl von Strategien für spezifische Aufgaben
    > Vorgehen:
    o Explizite Beschreibung und ausführliche Begründung
    o Demonstration der Strategie sowie Verbalisierung des Denkprozesses
    o Angabe, wann wo und wie sich die Strategie einsetzen lässt
    > Genügend Zeit zum Einüben von Strategien
    > Rücksichtnahme auf Voraussetzungen der Schüler und Individualisierung
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16
Q

Gute und Schlechte Strategienutzer

A

Erfolgreiche Lerner nutzen zahlreiche, sowohl spezifische als auch generelle Lernstrategien aus, die sie flexibel und reflexiv einsetzen können

  • Gute Strategienutzer (Pressley 1986)
    > Überzeugungen der Kontrollierbarkeit des Lernvorgangs
    > Wertschätzung systematischen Vorgehens und Überzeugung vom Nutzen von Lernstrategien
    > Gerichteheit der motivationalen Dynamik (inhaltlich)
    > Bewusste Kontrolle der Aufrechterhaltung der Motivation (bei schwacher Intention)
  • Schlechte Strategienutzer:
    > Inaktive Lerner —> Produktions- und Anwendungsdefizit
    > Überwachen ihr Lernen seltener, Bemerken deshalb Fehler seltener
    > Vermeiden Anstrengung, auf Strategien zurückzugreifen
    > Kennen weniger Strategien, die ihnen in Problemfällen weiterhelfen könnten
17
Q

Empirie zu Metakognition und Lernstrategien

A
  • Schiefele, Wild und Winteler (1995)
    > Korrelation zwischen Studienleistung und Einsatz von Elaborationsstrategien
  • Dansereau (1998)
    > Studenten nahmen an Training zum kognitiven Strukturieren von Texten teil
    > Danach Aufgabe: Fachtext ohne Notizen lesen
    > Ergebnis: Studenten mit Training erinnerten doppelt so viel wie Kontrollgruppe
  • Metaanalyse von Schneider (1985)
    > 27 Studien über Metakognition und Leistung
    > Ergebnis: mittlerer Koeffizient von r=.41