LF Stress, Misshandlung und Vernachlässigung Flashcards
Angst und Stress führen zur Sekretion von Adrenalin und Noradrenalin aus dem Nebennierenmark und von Glukokortikoiden (haupts. Kortisol) aus den Nebennierenrinden.
Warum kann die Freisetzung dieser Substanzen dennoch nicht die unmittelbaren Veränderungen im Erleben und Verhalten (z.B. Veränderung der Aufmerksamkeit, Vermeidungsverhalten) erklären mit denen akute Angst/akuter Stress assoziiert ist?
Zeitliche Verzögerung der Glukokortikoid ❌
* Kortisol erreicht seinen Maximalwert erst 20-30 Minuten nach dem Stressor
Blut-Hirn-Schranke❌
* Adrenalin kann die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden und bleibt im PNS
Nordadrenalin im ZNS✅
* NA wird im Locus coeruleus freigesetzt und ist für unmittelbare Verhaltenssänderung verantwortlich
Beschreiben Sie die Hormonkaskade der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden Achse
1. Aktivierung durch Stress
2. Freisetzung von CRH und AVP im Hypothalamus
* gelangen über ein spezielles Portalsystem zur Hypophyse
3. Freisetzung von ACTH in der Hypophyse
4. Freisetzung von Kortisol in der Nebennierenrinde
5. Rückkopplung durch negatives Feedback
* Kortisol kann HPA-Achse hemmen, indem es an Rezeptoren im Hippocampus, Hypothalamus und der Hypophyse bindet, dies reduziert Freisetzung von CRTH und ACTH
Was ist der Hauptsyntheseort von Noradrenalin im Gehirn und wie nimmt diese Struktur Einfluss auf die Aufmerksamkeit und zielgerichtetes Verhalten?
- Locus coeruleus
- durch Projektionen zum präfrontalen Kortex und in die Amygdala
- NA reguliert das Arousal -> Mittlere Tonische NA-Freisetzung fördert konzentriertes, zielgerichtetes Verhalten
Erklären Sie, inwiefern die ihnen bekannten Stresssysteme durch Feedback- oder Feedforward- Regulierung gekennzeichnet sind!
Feedback:
* HHNA: Kortisol hemmt Freisetzung von CRH und ACTH
* LC-NA: Endogene Opiate können Aktivität des LC hemmen, um eine Übererregung zu verhindern
Feedforward:
* HHNA: Stress -> CRH- und ACTH -> Kortisolproduktion
* LC-NA: NA -> aktiviert Amygdala -> Stress und Angst
Stress verändert die Struktur des Gehirns, das ist lange bekannt. Wieviel Zeit muss in etwa vergehen bis sich erste strukturelle Veränderungen im Gehirn zeigen?
Welcher Art sind diese Veränderungen und welches Hormon/Neuropeptid konnte damit in Verbindung gebracht werden?
- Bereits 5 Minuten nach Stress können erste strukturelle Veränderungen stattfinden, verminderte Dendritendornenfortsätze
- Betroffen zB Hippocampus
- CRH/CRF spielt eine zentrale Rolle bei diesen Effekten, die bei kurzem Stress reversibel, bei chronischem Stress jedoch möglicherweise dauerhaft sind
Stress wurde oft mit einer Reduzierung der Grauen Substanz in Verbindung gebracht werden, aber was genau bedeutet das?
Erklären Sie welche zellulären Strukturen sich verändern können, welche Prozesse dem zugrunde liegen und warum diese Änderungen nicht sofort im auf MRT Scans sichtbar werden
- Reduktion der grauen Substanz kann durch Schrumpfung von Dendriten und Verlust von Synapsen erfolgen
- Diese Veränderungen sind nicht sofort im MRT sichtbar, da sie auf zellulärer Ebene stattfinden
Laut Martin Teicher zählen Vernachlässigung und Missbrauch in der Kindheit zu den wichtigsten
vermeidbaren Gründen für psychische Störungen. Ein potenzieller Risikofaktor für die Entwicklung einer psychischen Störung kann die Fehlprägung der Hypothalamus-Hypophysen- Nebennierenrinden-Achse (HHNA) sein. Eine häufig beobachtete physiologische Veränderung ist die Rückbildung (down-regulation) bestimmter Rezeptoren.
Um welche Rezeptoren handelt es sich und welche Konsequenzen hat diese Rückbildung für die Funktion der HHNA?
- Rückbildung von CRH- und Glucocorticoidrezeptoren bei anhaltendem Stress
- Konsequenz: Verminderung der negativen Rückkopplung, dauerhaft erhöhter Hormonspiegel mit verminderter Stressreaktivität
Die in der Literatur berichteten Effekte früher Traumatisierung auf die HHNA-Funktion als auch
die Hirnfunktion und -struktur variieren jedoch stark.
Nennen Sie vier unterschiedliche Gründe für die unterschiedliche Befundlage?
- Zeitpunkt des Missbrauchs (Alter)
- Zeitlicher Abstand zum Stressor
- Anzahl der Missbrauchserfahrungen
- Art des Missbrauchs (physisch, psychisch, aktiv, passiv)
Die Veränderungen in Stresssystemen, Hirnfunktion und -struktur werden oft als Risikofaktor für psychische Störungen diskutiert, andererseits können sie auch als ein Mechanismus adaptiver Anpassung interpretiert werden.
Was bedeutet das? Nennen Sie Beispiele.
- Verminderte Stressreaktivität könnte einen Schutzmechanismus in einer dauerhaft bedrohlichen Umwelt darstellen
- Annahme adaptiver Anpassungen an aversive Umwelt
Vernachlässigung und Missbrauch in der Kindheit konnten mit einer verminderten Reaktivität des
dopaminergen Belohnungssystems in Verbindung gebracht werden.
Welche sensible Periode wird für dieses System angegeben und zu welchen Verhaltensänderungen führt eine verminderte Reaktivität des Belohnungssystems in Kombination mit einer Sensitivierung des amygdaloidalen Systems?
- Vulnerabilitätsfenster: 0-9J
- Es führt dazu, dass Kinder weniger Annäherungsverhalten (BELOH) und mehr Vermeidungsverhalten (AMY) aufzeigen, also sich etwa weniger weit von der eigenen Gruppe entfernen und so in weniger Risikosituationen gelangen