Klinische Psychologie I Flashcards
Was ist Pathopsychologie?
Hugo Münsterberg zuzuschreiben, der 1912 den Begriff der Pathopsychologie dem der Psychopathologie gegenüberstellte. Während die ursprüngliche Psychopathologie eher medizinisch begründet war, bezog sich die Pathopsychologie nun explizit auf den psychologischen Bereich.
Definiere klinische Psychologie
Klinische Psychologie: Teildisziplin der Psychologie, die sich in Forschung und Praxis mit psychischen Störungen und den psychischen Aspekten somatischer Störungen und Krankheiten befasst. Im Speziellen beschäftigt sich die Klinische Psychologie mit der Deskription (Symptomatologie), Klassifikation, Diagnostik, Verbreitung, Verlauf, Ätiologie- und Bedingungsanalyse, Gesundheitsförderung, primären und sekundären Prävention, Therapie und Rehabilitation bei psychisch (mit-)bedingten Gesundheitsproblemen.
Definiere psychische Störung
Gruppe (Syndrom) interkorrelierter, klinisch relevanter Verhaltens- oder Erlebensweisen (Symptome), welche mit außergewöhnlichem Leid und/ oder Funktionsbeeinträchtigungen einhergehen.
In diesem Sinne wird im DSM-IV eine psychische Störung als ein klinisch bedeutsames Verhaltens- oder psychisches Syndrom aufgefasst, das »mit momentanem Leiden (z. B. einem schmerzhaften Symptom) oder einer Beeinträchtigung (z. B. Einschränkung in einem oder in mehreren wichtigen Funktionsbereichen) oder mit einem stark erhöhten Risiko einhergeht, zu sterben, Schmerz, Beeinträchtigung oder einen tiefgreifenden Verlust an Freiheit zu erleiden. Zusätzlich darf dieses Syndrom oder Muster nicht nur eine verständliche und kulturell sanktionierte Reaktion auf ein bestimmtes Ereignis sein, wie z. B. den Tod eines geliebten Menschen.
Unabhängig von dem ursprünglichen Auslöser muss gegenwärtig eine verhaltensmäßige, psychische oder biologische Funktionsstörung bei der Person zu beobachten sein. Weder normabweichendes Verhalten (z. B. politischer, religiöser oder sexueller Art) noch Konflikte des Einzelnen mit der Gesellschaft sind psychische Störungen, solange die Abweichung oder der Konflikt kein Symptom einer oben beschriebenen Funktionsstörung bei der betroffenen Person darstellt«
Was ist als krank zu definieren?
Zu den relevanten Kriterien zählen:
- Abweichung von der statistischen Normen, d. h. die »Seltenheit« des Verhaltens oder Erlebens
- Abweichung von sozialen Normen, d. h. von gesellschaftlichen (und dem Zeitgeist unterliegenden) Erwartungen, wie sich eine gesunde Person zu fühlen bzw. zu verhalten hat
- das Leiden der Betroffenen
- das Ausmaß an Funktionsbeeinträchtigung
Diese Kriterien ermöglichen allerdings keine eindeutige Einordnung eines bestimmten Erlebens und Verhaltens als gesund oder krank (seltene Verhaltensweisen sind nicht unbedingt krankhaft und weit praktizierte Verhaltensweisen nicht zwingend gesund etc.). Stattdessen definieren sie einen Bezugsrahmen für die Einordnung einer Verhaltens- oder Erlebensweise als mehr oder weniger »pathologisch«. Das heißt aber auch, dass die aktuell gültigen Zuschreibungsregeln immer als soziale Konstrukte zu sehen sind, die vom Zeitgeist, der sozialen Verteilung der »Definitionsmacht« etc. abhängen.
Was sind relevante Teilgebiete der klinischen Psychologie?
- die Gesundheitspsychologie, welche eher auf die Arbeit mit (noch) gesunden Personen (in Risikogruppen) fokussiert,
- die Verhaltensmedizin, die sich mit psychischen Aspekten bei somatischen Erkrankungen beschäftigt,
- die Neuropsychologie, welche psychologische Methoden zur Behandlung neurologischer Erkrankungen/Verletzungen einsetzt,
- die Epidemiologie, welche sich mit der Verbreitung (und dem Verlauf ) psychischer Störungen auseinandersetzt,
- die Versorgungsforschung, die die Verfügbarkeit psychologischer Interventionsangebote analysiert und
- die Psychotherapie (altgriech.: psycho = Seele, therapía = heilen), welche psychische Erkrankungen mit psychologischen Methoden zu heilen oder zu lindern sucht.
Worum geht es in der epidemiologischen Forschung?
In der epidemiologischen Forschung werden Daten über die Häufigkeit bestimmter psychischer Störungen sowie mögliche Korrelate erhoben.
Dabei werden, im Gegensatz zur Fallstudie, große Stichproben untersucht, um möglichst generalisierbare Ergebnisse zu erhalten.
Ziel der epidemiologischen Forschung ist es, Kenntnisse über die Prävalenz, die Inzidenz, das Lebenszeitrisiko sowie die Risikofaktoren einer Störungsentwicklung zu erhalten.
Diese Informationen sind beispielsweise für Präventionsmaßnahmen oder im Rahmen explorativer Studien sinnvoll.
So können durch Kenntnis der Risikofaktoren mögliche Ursachen identifiziert werden.
Was bedeutet Prävalenz?
Anteil der Personen in einer definierten Population, die das interessierende Symptommuster aufweist.
Oftmals werden zusätzlich Zeitangaben gemacht:
- Punktprävalenz: Entspricht der Prävalenz an einem definierten Stichtag
- 12-Monats-Prävalenz: Anteil der betroffenen Personen innerhalb eines Jahres
- Lebenszeitprävalenz: Entspricht der Wahrscheinlichkeit, irgendwann im Leben am entsprechenden Symptommuster zu leiden
Was bedeutet Inzidenz?
Anzahl der Neuerkrankungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums
Was bedeutet Komorbidität?
gleichzeitige Diagnose mehrerer Erkrankungen innerhalb eines definierten Zeitraums
Wie ist Psychotherapie zu definieren?
Komorbidität: gleichzeitige Diagnose mehrerer Erkrankungen innerhalb eines definierten Zeitraums
Psychotherapie bezeichnet den gezielten Einsatz psychologischer Verfahren zur Reduktion oder Bewältigung von leidhaften und/ oder beeinträchtigenden Erlebens- und Verhaltensmustern.
Psychotherapie ist ein bewusster und geplanter interaktioneller Prozess zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in einem Konsensus (möglichst zwischen Patient, Therapeut und Bezugsgruppe) für behandlungsbedürftig gehalten werden, mit psychologischen Mitteln (durch Kommunikation) meist verbal aber auch averbal, in Richtung auf ein definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel (Symptomminimalisierung und/oder Strukturänderung der Persönlichkeit) mittels lehrbarer Techniken auf der Basis einer Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens.
Grenze Psychartrie und medizinische Psychosomatik von einander ab
Abzugrenzen ist die Klinische Psychologie von der Psychiatrie und der medizinischen Psychosomatik.
Bei letzteren handelt es sich um Teilgebiete der Medizin.
Zum Erwerb der entsprechenden Facharzt- bzw. Zusatzbezeichnungen (Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Facharzt für Psychosomatische Medizin, Nervenarzt etc.) ist ein Medizinstudium erforderlich, wohingegen für die Approbation zum Psychologischen Psychotherapeuten der Abschluss eines Psychologiestudiums Voraussetzung ist.
Im Gegensatz zu Ärzten dürfen Psychologische Psychotherapeuten keine Medikamente verschreiben und sind auf den Einsatz psychologischer Behandlungsmethoden spezialisiert.
Was sind Fallstudien?
Im Rahmen von Fallstudien werden einzelne Fälle psychischer Erkrankungen untersucht und beschrieben. Fallstudien können die Entwicklung von Theorien inspirieren. Inwieweit diese auf andere Patienten generalisierbar sind, muss jedoch anschließend geprüft werden.
Was ist Introspektion?
Bei der Introspektion wird die persönliche, innere Erfahrung des Wissenschaftlers als Grundlage für die Modellbildung genutzt.
Was sind Querschnittstudien?
Querschnittstudien liefern korrelative Informationen mit begrenzter Aussagekraft bzgl. kausaler Zusammenhänge.
Was sind Längsschnittstudien?
Längsschnittstudien helfen zu klären, inwieweit Variationen in der vermuteten Ursache Variationen in der potenziellen Wirkung auch zeitlich vorausgehen. Damit ergeben sich deutlich stärkere Hinweise auf kausale Zusammenhänge.
Was sind Moderator- und Mediationsanalysen?
Moderator- und Mediationsanlysen helfen u. a. bei der Identifikation von Prädiktoren für den Therapieerfolg und von Mechanismen, die für die Effekte einer psychotherapeutischen Intervention verantwortlich sind.
Was geschieht bei Experimenten?
In Experimenten wird die UV systematisch variiert. In dem Maße, in dem trotz Konstanthaltung möglicher Störfaktoren eine Kovariation der UV mit der AV beobachtet werden kann, stärken die Befunde die Annahme eines kausalen Einflusses der UV auf die AV.
Was sund Rendomisierte kontrollierte Studien?
(Randomized Controlled Trials, RCTs)
Hierbei handelt es sich um einen Spezialfall des Experiments: Die Wirkung einer Interventionsmaßnahme wird durch den Vergleich mit einer Kontrollgruppe evaluiert.
Dabei werden die Probanden den Bedingungen jeweils zufällig zugeordnet.
Als Kontrollgruppen werden Wartekontrollgruppen, Treatment-as-usual-Gruppen und aktive Alternativ-Treatment-Bedingungen eingesetzt, je nachdem, ob die Studie einen generellen Effektivitätsnachweis, den Vergleich mit üblicherweise eingesetzten Treatments oder einen Vergleich mit einer für wichtig erachteten Referenzbehandlung (z. B. dem aktuellen »Goldstandard« in diesem Bereich) anstrebt.
Von einer Wartekontrollgruppe spricht man, wenn auch die Patienten in der unbehandelten Vergleichsgruppe (aus ethischen Gründen) nach Abschluss der Vergleichsperiode das untersuchte Treatment absolvieren können.
Was ist das Komorbiditätsprinzip?
Komorbidität beschreibt das Vorliegen verschiedener Erkrankungen bei einer Person. Nach dem Komorbiditätsprinzip sollen bei einem Patienten so viele Diagnosen gestellt werden, wie für die Gesamtbeschreibung der klinischen Problematik notwendig sind.
Was ist unter Klassifikation zu verstehen?
Mit dem Begriff »Klassifikation« bezeichnet man im Allgemeinen die Einordnung von Phänomenen, die bestimmte gemeinsame Merkmale haben, in ein nach Klassen gegliedertes System. Im Rahmen des »diagnostischen Prozesses« werden bestimmte Merkmale oder Personen in diagnostische Klassen bzw. in Kategorien eines Klassifikationssystems eingeordnet
Wie erfolgt die Diagnosestellung?
Der diagnostische Prozess erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst werden Symptome exploriert, die zu einem Syndrom zusammengefasst werden können. Erst die Prüfung weiterer Kriterien führt schließlich zu einer Diagnose.
Die Diagnosestellung selbst kann, ähnlich wie andere psychodiagnostische Prozesse, auf ihre Gütekriterien hin überprüft werden.
Auch hier ist möglichst hohe Reliabilität und Validität zu fordern. Besondere Bedeutung für die Güte einer Diagnosestellung hat die Interrater-Reliabilität, also die Frage, mit welcher Wahrscheinlichkeit zwei Diagnostiker bei einem Patienten zur selben Diagnose kommen.
Hierfür wird üblicher- weise der statistische Kennwert »Cohen Kappa« berechnet.
Was ist eine operationalisierte und kriteriumsorientierte Diagnostik?
Moderne Klassifikationssysteme zeichnen sich durch eine operationalisierte und kriteriumsorientierte Diagnostik aus. Kriteriumsorientierte Diagnostik bezeichnet die Berücksichtigung klarer Kriterien bei der Diagnosestellung, die möglichst exakt exploriert oder beobachtet werden können (Beispiel: »Vorliegen einer depressiven Verstimmung die meiste Zeit über mindestens 14 Tage« als ein Kriterium zur Diagnose einer depressiven Episode). Operationalisierte Diagnostik bezeichnet die explizite Vorgabe von Ein- und Ausschlusskriterien und von diagnostischen Entscheidungs- und Verknüpfungsregeln.
So kann definiert werden, dass für eine bestimmte Diagnose mindestens vier von zwölf Kriterien vorliegen müssen (vgl. Panikattacken).
Wann ist jemand psychisch krank?
Die Abgrenzung zwischen psychischer »Krankheit« und »normalem Zustand« ist wegen zeitlicher, qualitativer und dimensionaler Aspekte schwierig
Zur Definition, was »normal« ist, unterscheidet man zwischen Idealnorm, statistischer Norm, sozialer Norm, subjektiver Norm und funktionaler Norm
Definiere die Idealnorm zur Definition einer psychischen Krankheit
Idealnorm: Diese definiert »normal« als einen Zustand einer vordefinierten Vollkommenheit. Bestes Beispiel hierfür ist eine frühere (nicht mehr aktuelle!) Definition von Gesundheit der WHO, die Gesundheit als Zustand vollständigen körperlichen, seelischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens umschrieb. Diese Definition aus den 50er-Jahren hat einen gravierenden Nachteil: Die meisten Menschen leben die meiste Zeit ihres Lebens nicht in diesem paradiesischen Zustand, so dass nach einem solchen Normalitätsbegriff kaum jemand gesund wäre.





















