Klinische Psychologie I Flashcards

1
Q

Was ist Pathopsychologie?

A

Hugo Münsterberg zuzuschreiben, der 1912 den Begriff der Pathopsychologie dem der Psychopathologie gegenüberstellte. Während die ursprüngliche Psychopathologie eher medizinisch begründet war, bezog sich die Pathopsychologie nun explizit auf den psychologischen Bereich.

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2
Q

Definiere klinische Psychologie

A

Klinische Psychologie: Teildisziplin der Psychologie, die sich in Forschung und Praxis mit psychischen Störungen und den psychischen Aspekten somatischer Störungen und Krankheiten befasst. Im Speziellen beschäftigt sich die Klinische Psychologie mit der Deskription (Symptomatologie), Klassifikation, Diagnostik, Verbreitung, Verlauf, Ätiologie- und Bedingungsanalyse, Gesundheitsförderung, primären und sekundären Prävention, Therapie und Rehabilitation bei psychisch (mit-)bedingten Gesundheitsproblemen.

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3
Q

Definiere psychische Störung

A

Gruppe (Syndrom) interkorrelierter, klinisch relevanter Verhaltens- oder Erlebensweisen (Symptome), welche mit außergewöhnlichem Leid und/ oder Funktionsbeeinträchtigungen einhergehen.

In diesem Sinne wird im DSM-IV eine psychische Störung als ein klinisch bedeutsames Verhaltens- oder psychisches Syndrom aufgefasst, das »mit momentanem Leiden (z. B. einem schmerzhaften Symptom) oder einer Beeinträchtigung (z. B. Einschränkung in einem oder in mehreren wichtigen Funktionsbereichen) oder mit einem stark erhöhten Risiko einhergeht, zu sterben, Schmerz, Beeinträchtigung oder einen tiefgreifenden Verlust an Freiheit zu erleiden. Zusätzlich darf dieses Syndrom oder Muster nicht nur eine verständliche und kulturell sanktionierte Reaktion auf ein bestimmtes Ereignis sein, wie z. B. den Tod eines geliebten Menschen.

Unabhängig von dem ursprünglichen Auslöser muss gegenwärtig eine verhaltensmäßige, psychische oder biologische Funktionsstörung bei der Person zu beobachten sein. Weder normabweichendes Verhalten (z. B. politischer, religiöser oder sexueller Art) noch Konflikte des Einzelnen mit der Gesellschaft sind psychische Störungen, solange die Abweichung oder der Konflikt kein Symptom einer oben beschriebenen Funktionsstörung bei der betroffenen Person darstellt«

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4
Q

Was ist als krank zu definieren?

A

Zu den relevanten Kriterien zählen:

  • Abweichung von der statistischen Normen, d. h. die »Seltenheit« des Verhaltens oder Erlebens
  • Abweichung von sozialen Normen, d. h. von gesellschaftlichen (und dem Zeitgeist unterliegenden) Erwartungen, wie sich eine gesunde Person zu fühlen bzw. zu verhalten hat
  • das Leiden der Betroffenen
  • das Ausmaß an Funktionsbeeinträchtigung

Diese Kriterien ermöglichen allerdings keine eindeutige Einordnung eines bestimmten Erlebens und Verhaltens als gesund oder krank (seltene Verhaltensweisen sind nicht unbedingt krankhaft und weit praktizierte Verhaltensweisen nicht zwingend gesund etc.). Stattdessen definieren sie einen Bezugsrahmen für die Einordnung einer Verhaltens- oder Erlebensweise als mehr oder weniger »pathologisch«. Das heißt aber auch, dass die aktuell gültigen Zuschreibungsregeln immer als soziale Konstrukte zu sehen sind, die vom Zeitgeist, der sozialen Verteilung der »Definitionsmacht« etc. abhängen.

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5
Q

Was sind relevante Teilgebiete der klinischen Psychologie?

A
  1. die Gesundheitspsychologie, welche eher auf die Arbeit mit (noch) gesunden Personen (in Risikogruppen) fokussiert,
  2. die Verhaltensmedizin, die sich mit psychischen Aspekten bei somatischen Erkrankungen beschäftigt,
  3. die Neuropsychologie, welche psychologische Methoden zur Behandlung neurologischer Erkrankungen/Verletzungen einsetzt,
  4. die Epidemiologie, welche sich mit der Verbreitung (und dem Verlauf ) psychischer Störungen auseinandersetzt,
  5. die Versorgungsforschung, die die Verfügbarkeit psychologischer Interventionsangebote analysiert und
  6. die Psychotherapie (altgriech.: psycho = Seele, therapía = heilen), welche psychische Erkrankungen mit psychologischen Methoden zu heilen oder zu lindern sucht.
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6
Q

Worum geht es in der epidemiologischen Forschung?

A

In der epidemiologischen Forschung werden Daten über die Häufigkeit bestimmter psychischer Störungen sowie mögliche Korrelate erhoben.

Dabei werden, im Gegensatz zur Fallstudie, große Stichproben untersucht, um möglichst generalisierbare Ergebnisse zu erhalten.

Ziel der epidemiologischen Forschung ist es, Kenntnisse über die Prävalenz, die Inzidenz, das Lebenszeitrisiko sowie die Risikofaktoren einer Störungsentwicklung zu erhalten.

Diese Informationen sind beispielsweise für Präventionsmaßnahmen oder im Rahmen explorativer Studien sinnvoll.

So können durch Kenntnis der Risikofaktoren mögliche Ursachen identifiziert werden.

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7
Q

Was bedeutet Prävalenz?

A

Anteil der Personen in einer definierten Population, die das interessierende Symptommuster aufweist.

Oftmals werden zusätzlich Zeitangaben gemacht:

  • Punktprävalenz: Entspricht der Prävalenz an einem definierten Stichtag
  • 12-Monats-Prävalenz: Anteil der betroffenen Personen innerhalb eines Jahres
  • Lebenszeitprävalenz: Entspricht der Wahrscheinlichkeit, irgendwann im Leben am entsprechenden Symptommuster zu leiden
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8
Q

Was bedeutet Inzidenz?

A

Anzahl der Neuerkrankungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums

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9
Q

Was bedeutet Komorbidität?

A

gleichzeitige Diagnose mehrerer Erkrankungen innerhalb eines definierten Zeitraums

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10
Q

Wie ist Psychotherapie zu definieren?

A

Komorbidität: gleichzeitige Diagnose mehrerer Erkrankungen innerhalb eines definierten Zeitraums

Psychotherapie bezeichnet den gezielten Einsatz psychologischer Verfahren zur Reduktion oder Bewältigung von leidhaften und/ oder beeinträchtigenden Erlebens- und Verhaltensmustern.

Psychotherapie ist ein bewusster und geplanter interaktioneller Prozess zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in einem Konsensus (möglichst zwischen Patient, Therapeut und Bezugsgruppe) für behandlungsbedürftig gehalten werden, mit psychologischen Mitteln (durch Kommunikation) meist verbal aber auch averbal, in Richtung auf ein definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel (Symptomminimalisierung und/oder Strukturänderung der Persönlichkeit) mittels lehrbarer Techniken auf der Basis einer Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens.

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11
Q

Grenze Psychartrie und medizinische Psychosomatik von einander ab

A

Abzugrenzen ist die Klinische Psychologie von der Psychiatrie und der medizinischen Psychosomatik.

Bei letzteren handelt es sich um Teilgebiete der Medizin.

Zum Erwerb der entsprechenden Facharzt- bzw. Zusatzbezeichnungen (Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Facharzt für Psychosomatische Medizin, Nervenarzt etc.) ist ein Medizinstudium erforderlich, wohingegen für die Approbation zum Psychologischen Psychotherapeuten der Abschluss eines Psychologiestudiums Voraussetzung ist.

Im Gegensatz zu Ärzten dürfen Psychologische Psychotherapeuten keine Medikamente verschreiben und sind auf den Einsatz psychologischer Behandlungsmethoden spezialisiert.

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12
Q

Was sind Fallstudien?

A

Im Rahmen von Fallstudien werden einzelne Fälle psychischer Erkrankungen untersucht und beschrieben. Fallstudien können die Entwicklung von Theorien inspirieren. Inwieweit diese auf andere Patienten generalisierbar sind, muss jedoch anschließend geprüft werden.

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13
Q

Was ist Introspektion?

A

Bei der Introspektion wird die persönliche, innere Erfahrung des Wissenschaftlers als Grundlage für die Modellbildung genutzt.

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14
Q

Was sind Querschnittstudien?

A

Querschnittstudien liefern korrelative Informationen mit begrenzter Aussagekraft bzgl. kausaler Zusammenhänge.

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15
Q

Was sind Längsschnittstudien?

A

Längsschnittstudien helfen zu klären, inwieweit Variationen in der vermuteten Ursache Variationen in der potenziellen Wirkung auch zeitlich vorausgehen. Damit ergeben sich deutlich stärkere Hinweise auf kausale Zusammenhänge.

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16
Q

Was sind Moderator- und Mediationsanalysen?

A

Moderator- und Mediationsanlysen helfen u. a. bei der Identifikation von Prädiktoren für den Therapieerfolg und von Mechanismen, die für die Effekte einer psychotherapeutischen Intervention verantwortlich sind.

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17
Q

Was geschieht bei Experimenten?

A

In Experimenten wird die UV systematisch variiert. In dem Maße, in dem trotz Konstanthaltung möglicher Störfaktoren eine Kovariation der UV mit der AV beobachtet werden kann, stärken die Befunde die Annahme eines kausalen Einflusses der UV auf die AV.

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18
Q

Was sund Rendomisierte kontrollierte Studien?

A

(Randomized Controlled Trials, RCTs)

Hierbei handelt es sich um einen Spezialfall des Experiments: Die Wirkung einer Interventionsmaßnahme wird durch den Vergleich mit einer Kontrollgruppe evaluiert.

Dabei werden die Probanden den Bedingungen jeweils zufällig zugeordnet.

Als Kontrollgruppen werden Wartekontrollgruppen, Treatment-as-usual-Gruppen und aktive Alternativ-Treatment-Bedingungen eingesetzt, je nachdem, ob die Studie einen generellen Effektivitätsnachweis, den Vergleich mit üblicherweise eingesetzten Treatments oder einen Vergleich mit einer für wichtig erachteten Referenzbehandlung (z. B. dem aktuellen »Goldstandard« in diesem Bereich) anstrebt.

Von einer Wartekontrollgruppe spricht man, wenn auch die Patienten in der unbehandelten Vergleichsgruppe (aus ethischen Gründen) nach Abschluss der Vergleichsperiode das untersuchte Treatment absolvieren können.

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19
Q

Was ist das Komorbiditätsprinzip?

A

Komorbidität beschreibt das Vorliegen verschiedener Erkrankungen bei einer Person. Nach dem Komorbiditätsprinzip sollen bei einem Patienten so viele Diagnosen gestellt werden, wie für die Gesamtbeschreibung der klinischen Problematik notwendig sind.

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20
Q

Was ist unter Klassifikation zu verstehen?

A

Mit dem Begriff »Klassifikation« bezeichnet man im Allgemeinen die Einordnung von Phänomenen, die bestimmte gemeinsame Merkmale haben, in ein nach Klassen gegliedertes System. Im Rahmen des »diagnostischen Prozesses« werden bestimmte Merkmale oder Personen in diagnostische Klassen bzw. in Kategorien eines Klassifikationssystems eingeordnet

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21
Q

Wie erfolgt die Diagnosestellung?

A

Der diagnostische Prozess erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst werden Symptome exploriert, die zu einem Syndrom zusammengefasst werden können. Erst die Prüfung weiterer Kriterien führt schließlich zu einer Diagnose.

Die Diagnosestellung selbst kann, ähnlich wie andere psychodiagnostische Prozesse, auf ihre Gütekriterien hin überprüft werden.

Auch hier ist möglichst hohe Reliabilität und Validität zu fordern. Besondere Bedeutung für die Güte einer Diagnosestellung hat die Interrater-Reliabilität, also die Frage, mit welcher Wahrscheinlichkeit zwei Diagnostiker bei einem Patienten zur selben Diagnose kommen.

Hierfür wird üblicher- weise der statistische Kennwert »Cohen Kappa« berechnet.

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22
Q

Was ist eine operationalisierte und kriteriumsorientierte Diagnostik?

A

Moderne Klassifikationssysteme zeichnen sich durch eine operationalisierte und kriteriumsorientierte Diagnostik aus. Kriteriumsorientierte Diagnostik bezeichnet die Berücksichtigung klarer Kriterien bei der Diagnosestellung, die möglichst exakt exploriert oder beobachtet werden können (Beispiel: »Vorliegen einer depressiven Verstimmung die meiste Zeit über mindestens 14 Tage« als ein Kriterium zur Diagnose einer depressiven Episode). Operationalisierte Diagnostik bezeichnet die explizite Vorgabe von Ein- und Ausschlusskriterien und von diagnostischen Entscheidungs- und Verknüpfungsregeln.

So kann definiert werden, dass für eine bestimmte Diagnose mindestens vier von zwölf Kriterien vorliegen müssen (vgl. Panikattacken).

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23
Q

Wann ist jemand psychisch krank?

A

Die Abgrenzung zwischen psychischer »Krankheit« und »normalem Zustand« ist wegen zeitlicher, qualitativer und dimensionaler Aspekte schwierig

Zur Definition, was »normal« ist, unterscheidet man zwischen Idealnorm, statistischer Norm, sozialer Norm, subjektiver Norm und funktionaler Norm

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24
Q

Definiere die Idealnorm zur Definition einer psychischen Krankheit

A

Idealnorm: Diese definiert »normal« als einen Zustand einer vordefinierten Vollkommenheit. Bestes Beispiel hierfür ist eine frühere (nicht mehr aktuelle!) Definition von Gesundheit der WHO, die Gesundheit als Zustand vollständigen körperlichen, seelischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens umschrieb. Diese Definition aus den 50er-Jahren hat einen gravierenden Nachteil: Die meisten Menschen leben die meiste Zeit ihres Lebens nicht in diesem paradiesischen Zustand, so dass nach einem solchen Normalitätsbegriff kaum jemand gesund wäre.

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25
Q

Definiere die Statistische Norm zur Definition einer psychischen Krankheit

A

Statistische Norm:

Hierbei wird als Normalität definiert, wenn sich Menschen in einem bestimmten Bereich um den Mittelwert eines Merkmals befinden.

So könnte man definieren, dass jemand normal groß ist, wenn er im Bereich der durchschnittlichen Größe seiner Alters- und Geschlechtsgruppe plus/minus eine Standardabweichung liegt. Die statistische Norm spielt z. B. eine Rolle bei der Definition von Unter- und Übergewicht, bei der Definition von Bluthochdruck und bei vielen anderen Merkmalen der Medizin.

In diesen Fällen ist oftmals bekannt, dass das zugrundeliegende Merkmal in seinem Extrembereich Krankheit bedeutet oder ein Hinweis dafür sein kann. Allerdings ist nicht bekannt, ab welchem Grenzwert man den Trennungsstrich ziehen sollte zwischen Gesundheit und Krankheit.

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26
Q

Definiere die Soziale Norm zur Definition einer psychischen Krankheit

A

Soziale Norm:

Manche Verhaltens- und Erlebensweisen sind durch die Werte einer Gesellschaft definiert.

Manches ist in bestimmten Kulturen normal, vor anderem kulturellen Hintergrund jedoch nicht. So gilt es in Deutschland als nicht normal, nackt auf dem Markt einkaufen zu gehen, während ein solches Verhalten in anderen Kulturen völlig unauffällig wäre.

In diesem Sinne ist beispielsweise normales versus nicht-normales Sexualverhalten sehr stark durch gesellschaftliche Normen definiert.

Klassifikationssysteme wie ICD-10 versuchen, soziale Normsetzungen möglichst wenig zu berücksichtigen, um in verschiedenen Kulturen Gültigkeit zu haben.

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27
Q

Definiere die Subjektive Norm zur Definition einer psychischen Krankheit

A

Subjektive Norm:

Hierbei legt das Individuum selbst fest, was es als normal empfindet

. Dies ist wichtig, um zu verstehen, wann eine einzelne Person glücklich oder unglücklich ist: Es hängt oftmals von ausgesprochen individuellen Ansprüchen ab.

Allerdings sind individuelle Normen für Gesundheitssysteme nicht sinnvoll einsetzbar, da eine Gesellschaft individuumsübergreifende Definitionen präferiert.

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28
Q

Definiere die Funktionale Norm zur Definition einer psychischen Krankheit

A

Funktionale Norm: Hierbei spielt eine Rolle, ob jemand die ihm zugetragenen Funktionen erfüllen kann. Jemand wird demnach als krank definiert, wenn er z. B. nicht mehr arbeiten, soziale Beziehungen eingehen oder genießen kann. Die gängigen Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM-IV orientieren sich in weiten Bereichen an diesem Konzept der funktionalen Norm zur Definition, was gesund und was krank ist.

Bei der Mehrzahl der Diagnosen für psychische Störungen steht ein funktionaler Normbegriff im Vordergrund

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29
Q

Definiere Kategoriale vs. dimensionale Diagnostik

A

In der kategorialen Diagnostik wer-den Diagnosen vergeben, als wären es klar zu trennende Zustände: »gesund« oder »krank«. Die dimensionale Diagnostik berücksichtigt, dass ein kontinuierlicher Übergang zwischen den Polen »gesund« und »krank« existiert.

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30
Q

Beschreibe das amerikanische Klassifikationssystem DSM-IV

A

in verschiedenen Bereichen stärker auf Forschungsergebnisse aufbaut als die international eingesetzte ICD-10

multiaxiale Diagnostik, so dass diagnostische Einschätzungen auf verschiedenen Ebenen vornehmbar sind:

  • Achse 1: Diagnostik der klinischen Störungen
  • Achse 2: Diagnostik von geistiger Behinderung und Persönlichkeitsstörungen
  • Achse 3: Diagnostik der medizinischen Krankheitsfaktoren
  • Achse 4: Diagnostik der psychosozialen Probleme (z. B. im sozialen Umfeld, Ausbildung, Beruf, Wohnung, Rechtssystem)
  • Achse 5: Diagnostik des globalen Funktionsniveaus (hier wird in aller Regel die Skala Global Assessment of Functioning (GAF) zur Hilfe genommen, die in einem Bereich von 1 bis 100 anzeigt, wie stark jemand durch die Erkrankung in seinen psychosozialen Funktionen beeinträchtigt ist; höhere Werte entsprechen einer besseren Funktionsfähigkeit)

enthält einen multiaxialen Katalog mit Diagnosen, für die neben den Kriterien auch Hintergrundinformationen beschrieben werden.

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31
Q

Beschreibe das internationale Klassifikationssystem ICD-10

A

Im Gegensatz zum DSM steht hierbei weniger die wissenschaftliche Fundierung im Vordergrund als vielmehr die Kompromissfindung und Anpassung an die verschiedenen Kulturen dieser Erde

ICD- 10 deckt alle Krankheiten ab, nicht nur die psychischen Erkrankungen

Eine Wissenschaftler-Version mit genau ausformulierten einzelnen Kriterien sowie eine Praktiker-Version, die eher einfach umschreibende Definitionen der verschiedenen Krankheitsbilder enthält.

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32
Q

Warum ist eine Diagnose so wichig?

A

Durch die Diagnostik soll auch das Grundverständnis für die vorliegende Erkrankung und die beeinflussenden Bedingungen gewonnen werden, und es sollte nach Möglichkeit auch eine Therapieplanung darauf aufbauen. Zum Verständnis der Entstehungsgeschichte und Chronifizierung von psychischen Erkrankungen ist die Unterscheidung folgender Faktoren essenziell:

prädisponierende Faktoren auslösende Faktoren aufrechterhaltende Faktoren

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33
Q

Was können prädispositionierende Faktoren sein?

A

Prädisponierende Faktoren können sowohl biologischer Art (z. B. genetische Risikokonstellationen, angeborene psychophysiologische Hyperreagibilität) als auch psychologischer Art sein (traumatisierende Lebenserfahrungen in der frühen Kindheit, fehlender Aufbau eines sicheren Bindungsstils in Kindheit und Jugend, fehlende Vorbilder für Problembewältigung).

Durch solche prädisponierende Risikobedingungen allein kommt es in aller Regel noch nicht zu einer psychischen Erkrankung.

Hierzu müssen oftmals zusätzliche auslösende Ereignisse auftreten (akute Lebensbelastung, Tod eines Angehörigen, Mobbing durch Kollegen).

Betrachtet man die Tatsache, dass die meisten Patienten in psychologischer Behandlung zuvor schon mehrere Jahre an einer psychischen Erkrankung leiden, so ist ebenfalls naheliegend, dass zusätzliche aufrechterhaltende Bedingungen zu berücksichtigen sind.

Entwickelt die Person z.B. Schon- und Vermeidungsverhalten oder wirkt die Umwelt verstärkend auf Symptomäußerungen, so können dies Faktoren zur Verfestigung der Symptomatik darstellen.

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34
Q

Warum ist die gleichzeitige Berücksichtigung prädisponierender, auslösender und aufrechterhaltender Bedingungen wichtig?

A

Die gleichzeitige Berücksichtigung prädisponierender, auslösender und aufrechterhaltender Bedingungen sollte zu einer individuellen Abwägung führen, auf welchen der genannten Aspekte in der Therapie besonders eingegangen werden sollte.

So kann es sein, dass gerade bei langjähriger Chronifizierung die auslösenden Bedingungen vollständig an Relevanz verloren haben, dafür jedoch die aufrechterhaltenden Bedingungen von zentraler Bedeutung für die Therapieplanung sind. Ist die Erkrankung relativ kurzfristig aufgetreten, so werden vor allem auslösende Faktoren zu berücksichtigen sein.

Hinsichtlich prädisponierender Faktoren ist zu prüfen, ob sie zu einer weiteren Aufrechterhaltung der Erkrankung beitragen (z.B. vorhandene Selbstvorwürfe bzgl. Kindheitsproblemen) und ob eine Veränderbarkeit dieser prädisponierenden Faktoren besteht.

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35
Q

Was ist das SORCK-Modell?

A

Im SORCK-Modell werden die aktuell ablaufenden problematischen Verhaltensweisen nach folgenden Prozessaspekten analysiert:

S = situative Merkmale (z.B. externe Merkmale der Problemsituationen oder interne Zustände, die Problemsituationen auslösen)

O = Organismusvariablen (biologische Dispositionen, Aufmerksamkeitsprozesse, Bewertung von Situationsmerkmalen)

R = Reaktionskomponenten (hierbei vor allem Unterscheidung in motorische, kognitive, emotionale und physiologische Reaktionskomponenten berücksichtigen)

Auf diese Reaktionen erfolgen Konsequenzen C, die in irgendeiner Form verstärkend sein können (z.B. direkte Zuwendung auf Schmerzverhalten bei Patienten mit chronischem Schmerzsyndrom; negative Verstärkung durch Kontrollverhaltensweisen bei Patienten mit Zwangsstörungen).

Art und zeitliche Verhältnisse dieser oftmals verstärkenden Konsequenzen werden abschließend in den sog. Kontingenzverhältnissen K festgelegt (z. B. prompte positive Verstärkung, intermittierende Verstärkung, langfristige Einflüsse; kurzfristig negative Verstärkung bei langfristiger Problemchronifizierung).

Das SORCK-Modell stellt ein einfaches Modell zur Analyse problematischer Verhaltens- und Erlebensweisen dar.

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36
Q

Was ist eine Mikroanalyse?

A

Die genaue Analyse von problematischen Situationen, die als relevant für die psychische Störung eingeschätzt werden, wird auch als Mikroanalyse bezeichnet.

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37
Q

Was ist eine Makroanalyse?

A

Diese wird unterschieden von der Makroanalyse, welche nicht einzelne spezifische Situationen näher analysiert, sondern eher übergeordnete Regelmäßigkeiten

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38
Q

Was sind genetische Prädispositionen?

A

genetische Einflüsse bei einer Reihe von Störungen zwar als wichtige, aber nicht als allein verantwortliche Faktoren zu sehen sind. Gen-Analysen legen darüber hinaus nahe, dass psychische Störungen wie beispielsweise Depressionen nicht auf einzelne Gene zurückgeführt werden können. Statt- dessen ist es wahrscheinlicher, dass eine Reihe von Genen, vermutlich in Interaktion mit spezifischen Umwelterfahrungen, Veränderungen in gesundheitsrelevanten Systemen (wie z. B. der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse) bewirken, welche dann – wiederum unter bestimmten Umständen – zur Entstehung einer psychischen Störung beitragen können.

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39
Q

Was sind Prä- und Pernitale Schädigungen?

A

beispielsweise Unterversorgung mit Blutzucker (Hypoglykämie) durch Stoffwechselerkrankungen der Mutter, toxische Effekte von schädlichen Substanzen (z. B. Alkohol, Nikotin), die die Mutter während der Schwangerschaft konsumierte, Hirntumore, Frühgeburt oder Schädel-Hirn-Traumata durch äußere Einwirkungen

Je nach Art und Schwere der Schädigung können diese ganz unterschiedliche Auswirkungen haben.

Dazu zählen Demenzen oder zerebral bedingte Lähmungen, Störungen der basalen kognitiven Funktionen wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Impulskontrolle sowie intellektuelle und sprachliche Beeinträchtigungen.

Diese Funktionsbeeinträchtigungen zählen zum einen zu den Kriterien bestimmter psychischer Störungen (z. B. ADHS), zum anderen können sie spezifische Belastungen herbeiführen (z.B. Arbeitslosigkeit, geringer sozialer Status) und/oder das Bewältigungsrepertoire für den Umgang mit Belastungssituationen reduzieren und auf diesem Weg einen bedeutsamen (unspezifischen) Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen darstellen.

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40
Q

Wie zeigt sich das Geschlecht als Risikofaktor?

A

Bei Kindern und alten Menschen gilt allgemein das männliche Geschlecht als Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen, in den anderen Altersgruppen dagegen das weibliche Geschlecht. Die diesbezüglichen Zusammenhänge unterscheiden sich jedoch zwischen den einzelnen Störungen

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41
Q

Wie zeigt sich das Alter als Risikofaktor?

A

Erstmanifestationen psychischer Störungen sind v.a. im mittleren Erwachsenenalter zu verzeichnen. Einige Störungen weisen eine zweigipflige Verteilung auf.

So findet sich beispielsweise bei bipolaren affektiven Störungen zu Beginn der zweiten Lebenshälfte noch einmal ein Anstieg der Erstmanifestationsrate.

Störungen wie beispielsweise Borderline-Persönlichkeitsstörungen oder Opiatabhängigkeit scheinen sich hingegen langfristig eher »auszuwachsen«, wobei diesbezügliche Befunde kritisch reflektiert und Selektionseffekte berücksichtigt werden müssen.

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42
Q

Wie zeigt sich Temperament/Persönlochkeit als Risikofaktor?

A

hoher Neurotizismus bzw. hohe Trait-Ängstlichkeit, Introversion, Sensation-/Novelty- Seeking (speziell für Substanzmissbrauch) und ein geringes Selbstwertgefühl als Risikofaktoren für die Entwicklung psychischer Störungen gesehen werden können

Als weiterer Risikofaktor gilt die Tendenz, aversive innere Erfahrungen zu vermeiden, selbst wenn dadurch langfristig Nachteile entstehen (»experiential avoidance« )

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43
Q

Wie zeigen sich Komorbidität und vorangegangene Störungen als Risikofaktor?

A

Eine Störung kommt selten allein.

Ein typisches Muster besteht beispielsweise darin, dass eine Angststörung zu ausgeprägtem Vermeidungsverhalten führt, welches einen massiven Verstärkerverlust mit sich bringt und so eine depressive Entwicklung einleitet. Darüber hinaus ist denkbar, dass eine depressive Entwicklung die Zuversicht bezüglich der eigenen Bewältigungskompetenzen in Angst auslösenden Situationen so reduziert, dass diese Situationen immer mehr vermieden werden und sich letztlich eine Angststörung entwickelt.

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44
Q

Wie zeigt sich Kultur als Risikofaktor?

A

Psychische Störungen finden sich in allen Kulturen.

Unterschiede in Bezug auf die Prävalenzraten einzelner Störungen in unterschiedlichen Kulturen sind allerdings mit Vorsicht zu interpretieren, da diese auch durch Unterschiede in den Erhebungsmethoden bedingt sein können.

Nichtsdestotrotz ist davon auszugehen, dass kulturelle Unterschiede in Bezug auf Normen, Umgangsweisen, Denk- und Verhaltensgewohnheiten, Bildungssysteme, Familienstrukturen, psychosoziale Versorgungssysteme etc. bei der Entstehung einer psychischen Störung eine wichtige Rolle spielen können und im Einzelfall berücksichtigt werden müssen.

Eine besondere Rolle spielen in diesem Zusammenhang Immigranten, für die ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko und eine schlechtere psychotherapeutische Versorgung belegt ist.

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45
Q

Wie zeigt sich der Sozioökonomische Status als Risikofaktor?

A

Ein geringer sozioökonomischer Status gilt als wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen.

Der sozioökonomische Status setzt sich zusammen aus sozialem (u. a. höchster Schulabschluss), ökonomischem (u. a. Einkommen) und beruflichem (u. a. Ausbildung und aktuelle Beschäftigung) Status.

Zur Erklärung dieses Befundes sind drei Annahmen vorgeschlagen worden:

Stress-and-Strain-Hypothese: Ein niedriger Status ist mit einer Vielzahl von Be- lastungen verbunden, welche psychisch krank machen.

Social-Drift-Hypothese: Eine psychische Erkrankung führt zu einem sozialen Abrutschen der Betroffenen und damit zu einem niedrigeren sozioökonomischem Status.

Transaktionsmodell: Dieses Modell kombiniert die beiden anderen Modelle. Ein niedriger Status führt danach über statusspezifische Belastungen und eine schlechtere Versorgung mit effektiven Präventions- und Behandlungsverfahren zu psychischen Störungen. In der Folge kommt es zu einem Statusverlust, der mit weiteren Belastungen und einer Zunahme des Erkrankungsrisikos assoziiert ist. Damit entsteht letztlich ein Teufelskreis aus niedrigem Status, erhöhten Belastungen, schlechterer Gesundheitsversorgung und psychopathologischen Symptomen, welcher (ggf. über mehrere Generationen) letztlich zum beobachteten Zusammenhang von Status und Störungsprävalenz führt.

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46
Q

Was besagt die Stress-and-Strain-Hyppothese?

A

Ein niedriger Status ist mit einer Vielzahl von Be- lastungen verbunden, welche psychisch krank machen.

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47
Q

Was besagt die Sozial-Drift-Hyppothese?

A

Eine psychische Erkrankung führt zu einem sozialen Abrutschen der Betroffenen und damit zu einem niedrigeren sozioökonomischem Status.

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48
Q

Wie zeigt sich Elterliches Erziehungs- und Bindungsverhalten als Risikofaktor?

A

Negative Bindungserfahrungen gelten als Risikofaktor, stabile Beziehungen als Schutzfaktor.

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49
Q

Wie zeigt sich der Einfluss von Gleichaltrigen als Risikofaktor?

A

Gleichaltrige üben oft einen nachhaltigen Einfluss auf gesundheitsrelevante Einstellungen und Verhaltensweisen aus.

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50
Q

Wie können kritische Lebensereignisse als Auslöser fungieren?

A

Mithilfe des Life-Event-Ansatzes lässt sich ermitteln, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, eine psychische Störung zu entwickeln.

Oft werden psychische Störungen von belastenden Ereignissen ausgelöst bzw. von Ereignissen, die eine bedeutsame Anpassungsleistung verlangen.

Holmes und Rahe schlugen vor, dass sich die Wahrscheinlichkeit, eine psychische Störung zu entwickeln, aus der jeweils um die Belastung gewichtete Summe kritischer Lebensereignisse berechnen lässt

Ansatz allein nicht ausreicht, um psychische Störungen zu erklären

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51
Q

Wie können Daily Hassels als Auslöser fungieren?

A

oft gar nicht so sehr die großen singulären Ereignisse sind, die die psychische Gesundheit gefährden, sondern eine Kumulation von kleinen Ärgernissen im Alltag (»daily hassles«), wie z. B. Streit mit Nachbarn, Stau, Auto springt nicht an oder Langeweile auf der Arbeit

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52
Q

Wie kann Inkongruenz als Auslöser fungieren?

A

Nach Grawe gelten die Nicht-Befriedigung von Grundbedürfnissen und das Nicht-Erreichen von Zielen bzw. motivationalen Plänen als Risikofaktoren für die Entwicklung psychischer Störungen.

Es wird angenommen, dass Menschen mit einem festen Satz von Grundbedürfnissen geboren werden (v. a. nach Bindung, Orientierung und Kontrolle, Selbstwertsteigerung und danach, angenehme Empfindungen zu haben und unangenehme zu vermeiden).

Im Laufe der individuellen Entwicklung bilden Menschen in Abhängigkeit der Lernerfahrungen hierarchisch auf- gebaute Zielsysteme aus, die Erleben und Verhalten steuern und dem Befriedigen der Grundbedürfnisse dienen.

Ein latent hohes Inkongruenzniveau wird als wichtiger Risikofaktor (»der Sumpf, in dem die Störung wächst«), ein akut signifikanter Anstieg des Inkongruenzniveaus als wichtiger Auslöser für die Entwicklung psychischer Störungen angesehen.

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53
Q

Welche Mechanismen wirken als Moderatoren gegen psychische Störungen?

A

Ob Belastungen zu psychischen Störungen führen, wird von den Bewältigungsmöglichkeiten des Individuums moderiert

Coping

Problemlösekompetenz

Soziale Kompetenzen und soziale Unterstützung

Motivationale Kompetenzen: Disengagement from incentives

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54
Q

Wie funktioniert Coping?

A

In dem von Lazarus vorgeschlagenen Stress-Modell unterscheidet er das »Primary Appraisal«, in dem beurteilt wird, ob eine Situation überhaupt bedrohlich oder relevant ist, vom »Secondary Appraisal«, bei dem eingeschätzt wird, ob die zur Verfügung stehenden Coping-Kompetenzen für eine erfolgreiche Bewältigung der Bedrohung aus- reichen.

Nur wenn eine Situation im Primary Appraisal als relevant wahrgenommen wird und das Secondary Appraisal ergibt, dass die Situation nicht bewältigbar ist, wird Stress ausgelöst, welcher zu psychischen Störungen führen kann.

Aufbauend auf dieses Modell wurden eine Vielzahl von teils problemübergreifenden, teils problemspezifischen Coping-Inventaren entwickelt.

Wie zu erwarten, standen Coping-Defizite in einem signifikanten Zusammenhang mit Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit.

Von der Idee, die für alle Menschen und möglichst alle Probleme optimalen Coping-Strategien zu identifizieren, musste allerdings bald wieder Abstand genommen werden.

Vielmehr zeigte sich, dass die Adaptivität der verschiedenen Coping-Strategien in hohem Maß von Person zu Person variierte und von den Eigenschaften der zu bewältigenden Belastung abhing.

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55
Q

Wie wirkt Problemlösekompetenz als Moderator?

A

Gute Problemlösekompetenzen, soziale und emotionale Kompetenzen sowie soziale Unterstützung können die psychopathologischen Auswirkungen von Belastungen abpuffern.

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56
Q

Wie wirken Motivationale Kompetenzen als Moderator?

A

Mit dem Begriff »disengagement from incentives« (Loslösen von vormals relevanten Anreizen) bezeichnete Eric Klinger (1977) die Fähigkeit, Ziele und Erwartungen aufzugeben, wenn diese nicht erreicht werden können oder wenn das Erreichen mit zu hohen Kosten verbunden wäre.

Nur ein solches »Loslassen« – das in der Regel mit einem Trauerprozess verbunden ist – erlaubt es, sich anschließend wieder neue, erreichbarere Ziele zu setzen.

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57
Q

Wie wirkt emoptionale Kompetenzen als Moderator?

A

Viele Belastungen, die zu psychischen Störungen führen, bieten nur begrenzt Raum für aktive Veränderung.

In diesen Fällen ist es umso wichtiger, mit den negativen Gefühlen konstruktiv umzugehen, die durch die Situation ausgelöst wurden.

Gelingt dies, muss auch das anhaltende Vorhandensein intensiver, negativer Emotionen nicht zwingend zu einer psychopathologischen Entwicklung führen

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58
Q

Was sind aufrechterhaltende Faktoren einer Störung?

A

Positive Rückkopplungsprozesse innerhalb der Störung

Operante Faktoren

Belastende Folgen der Störung

Verfügbarkeit therapeutischer Angebote

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59
Q

Wie wirken Positive Rückkopplungsprozesse innerhalb der Störung als aufrechterhaltende Faktoren einer Störung?

A

die Aufrechterhaltung durch Rückkopplungsprozesse erklären, welche in der Arbeit mit Patienten oft als »Teufelskreise« bezeichnet werden

So führt beispielsweise bei Depressiven die dysphorische Stimmung zu Passivität, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit, angenehme Erfahrungen zu machen, reduziert und es an Ablenkungsmöglichkeiten von negativen Gedanken fehlt, was sich dann wieder negativ auf die Stimmung auswirkt usw.

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60
Q

Wie wirken Operante Faktoren innerhalb der Störung als aufrechterhaltende Faktoren einer Störung?

A

Jedes Verhalten hat Folgen. Störungsverhalten ist per se dadurch definiert, dass diese Folgen mehrheitlich Belastung und Leid mit sich bringen.

Vor dem Hintergrund der vielen und zum Teil widersprüchlichen Ziele und Bedürfnisse, die Menschen parallel verfolgen, und der Vielzahl an Konsequenzen, die sich aus einem Verhalten ergeben, ist es jedoch nicht unwahrscheinlich, dass mit dem Störungsverhalten auch positive Konsequenzen verbunden sind.

Folgen diese unmittelbar auf das Störungsverhalten, verstärken sie dieses über operante Prozesse, selbst wenn mittel- und langfristig die negativen Konsequenzen überwiegen.

In diesem Sinne kann beispielsweise das spontane empathische Unterstützen eines depressiven Patienten, das immer und ausschließlich dann erfolgt, wenn der Patient von der Ausweglosigkeit seiner Situation berichtet, das »Jammern und Klagen« verstärken und so mittel- und langfristig dazu führen, dass sich die Angehörigen zunehmend abwenden, was wieder- um die depressive Symptomatik des Patienten verstärkt.

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61
Q

Wie wirken Belastende Folgen der Störung als aufrechterhaltende Faktoren einer Störung?

A

Psychische Störungen reduzieren in der Regel die allgemeine Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit. Dadurch kann es beispielsweise zum Verlust des Arbeitsplatzes und zu finanziellen Problemen kommen. Die Folgen der Störung stellen zusätzliche Belastungen dar, die die Störung mit aufrechterhalten können.

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62
Q

Wie wirkt die Verfügbarkeit therapeutischer Angebote als aufrechterhaltende Faktoren einer Störung?

A

Psychische Störungen werden durch kurz- und langfristige Konsequenzen, störungsbedingte Belastungen und eine eingeschränkte Verfügbarkeit therapeutischer Angebote aufrechterhalten.

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63
Q

Was beschreibt Achse-I des DSM-IV?

A

Achse I: Klinische Störungen. Hierzu gehören alle psychischen Störungen (Symptomstörungen) mit Ausnahme der Persönlichkeitsstörungen und der geistigen Behinderungen, die auf Achse II kodiert werden. Zusätzlich sind hier auch »andere klinisch relevante Probleme« lokalisiert.

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64
Q

Was beschreibt Achse-II des DSM-IV?

A

Persönlichkeitsstörungen und geistige Behinderungen.

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65
Q

Was beschreibt Achse-III des DSM-IV?

A

Achse III: Medizinische Krankheitsfaktoren. Hier werden solche medizinischen Faktoren oder Erkrankungen genannt, die im Zusammenhang mit der psychischen Problematik stehen.

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66
Q

Was beschreibt Achse-V des DSM-IV?

A

Achse V: Globale Beurteilung des Funktionsniveaus (»global assessment of functioning«, GAF).

Auf einem Kontinuum zwischen 1 und 100 wird das vorliegende Funktionsniveau des Patienten in psychischen, sozialen und beruflichen Bereichen zusammenfassend vom Diagnostiker eingeschätzt.

Dabei gibt es hohe Werte (im Bereich 90–100) für »psychische Gesundheit mit her- vorragender Leistungsfähigkeit auf einem breiten Spektrum von Aktivitäten« oder niedrige Kodierungen (zwischen 1 und 10) bei »extremer psychischer Störung mit der ständigen Gefahr, sich oder andere schwer zu verletzen, sowie anderen schweren Funktionseinschränkungen«.

Bei der Beurteilung des GAF wird zusätzlich angegeben, auf welchen Beobachtungszeitraum sich der Wert bezieht.

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67
Q

Was ist eine Unipolare Depression?

A

Unipolare Depressionen sind affektive Störungen, für die das Vorliegen von depressiven Symptomen bei Abwesenheit von (hypo-)manischen Symptomen charakteristisch ist.

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68
Q

Was sind die Kernsymptome einer unipolaren Depression?

A

Kernsymptome unipolarer Depressionen sind eine anhaltend gedrückte/dysphorische Stimmung, Anhedonie und Antriebslosigkeit bzw. leichte Ermüdbarkeit.

Die Bandbreite depressiver Symptome umfasst eine Vielzahl affektiver, kognitiver, behavioraler und somatischer Veränderungen.

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69
Q

Welche affektiven Symptome treten bei einer unipolaren Depression auf?

A

Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Verzweiflung, Interessen- und Freudlosigkeit, Ängstlichkeit, Gefühl innerer Leere, Reizbarkeit, Feindseligkeit, Einsamkeit, Gefühl der Entfremdung/Distanz zur Umwelt

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70
Q

Welche kognitiven Symptome treten bei einer unipolaren Depression auf?

A

negative Gedanken und Einstellungen gegen über der eigenen Person und der Zukunft, Pessimismus, Hoffnungslosigkeit, ständiges Grübeln, permanente Selbstkritik, Selbstunsicherheit, Denk-, Konzentrations-, Gedächtnis- und Entscheidungsprobleme, Einfallsarmut, Gedanken an den Tod, Wahnvorstellungen

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71
Q

Welche motivational-behavioralen Symptome treten bei einer unipolaren Depression auf?

A

Antriebslosigkeit, Verringerung des Aktivitätsniveaus, sozialer Rückzug, verlangsamte Sprache und Motorik bis hin zum katatonen Stupor, aber auch Agitiertheit, Suizidhandlungen, Vermeidungsverhalten, Probleme bei der Bewältigung alltäglicher Anforderungen

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72
Q

Welche somatisch-viszeralen Symptome treten bei einer unipolaren Depression auf?

A

Schlafstörungen, Energieverlust, leichte Ermüdbarkeit, Appetit- und Gewichtsveränderungen, Libidoverlust, gesteigertes oder erniedrigtes psychophysiologisches Erregungsniveau, innere Unruhe, Weinen, leises, monotones und langsames Sprechen, kraftlose und spannungsleere Körperhaltung, tageszeitliche Schwankungen im Befinden, vegetativ-somatische Beschwerden, erhöhte Schmerzempfindlichkeit

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73
Q

Was ist Agitation?

A

In der Medizin bedeutet Agitation (auch: Agitiertheit) eine krankhafte Unruhe, bei der es zu heftigen und hastigen Bewegungen des Patienten kommt (Symptome: Zittern, gesteigerter Bewegungsdrang).

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74
Q

Was ist ein katagoner Stupor?

A

Ein katatoner Stupor tritt im Rahmen einer schizophrenen Psychose auf. Der Muskeltonus (Muskelspannung) der Betroffenen ist stark erhöht (Rigor = Muskelstarre)

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75
Q

Was ist ein Rigor?

A

Muskelstarre

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76
Q

Was bedeutet somatisch?

A

Somatisch bedeutet “den Körper betreffend” oder “zum Körper gehörig”.

Im Zusammenhang mit dem Nervensystem bezeichnet somatisch das willkürliche, animalische Nervensystem.

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77
Q

Was bedeutet viszeral?

A

Viszeral bedeutet “die Eingeweide betreffend” oder “zu den Eingeweiden gehörend“.

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78
Q

Welche Diagnostischen Kriterien bestehen laut DSM-IV für eine Major Depression?

A

Um die Diagnose einer depressiven Episode (ICD-10) bzw. einer Major Depression (DSM-IV) vergeben zu können, müssen über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen verschiedene Haupt- und Nebenkriterien erfüllt sein.

Bei der ICD-10 handelt es sich um mindestens zwei Hauptkriterien und je nach Schweregrad um ein oder mehrere Nebenkriterien; im DSM-IV müssen insgesamt fünf der möglichen Kriterien erfüllt sein, von denen mindestens eines zu den beiden Hauptkriterien gehören muss.

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79
Q

Was sind wichtige Auslöser für eine Depression?

A

Als wichtige Auslöser gelten u. a. Verlusterlebnisse, chronischer Stress, interpersonale Konflikte oder Isolation und Schichtdienst.

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80
Q

Was sind die biologisch orientierten Ansätze zur Behandlung einer unipolaren Depression?

A

Genetische Modelle gehen von einer angeborenen Vulnerabilität für depressive Störungen aus

Die Monoaminmangelhypothese ist eine der ältesten biologischen Erklärungsansätze für Depression.

Mangel der Neurotransmitter Noradrenalin, Serotonin und Dopamin (Monoamine) im synaptischen Spalt für depressive Störungen verantwortlich

Dieser Mangel beeinträchtige die Reizüberleitung und führe zu funktionalen Beeinträchtigungen in serotonergen, noradrenergen und dopaminergen Systemen und in der Folge zu depressiven Symptomen. Die Hypothese basiert u. a. auf der Beobachtung, dass Medikamente, die die Konzentration von Monoaminen reduzieren (wie z.B. der Blutdrucksenker Reserpin) depressive Nebenwirkungen haben können. Außerdem wurde die Wirksamkeit verschiedener Antidepressiva , die die synaptische Konzentration von einem oder beiden genannten Transmittern erhöhen, als Beleg für die Monoaminmangelhypothese angeführt.

Gegen die Hypothese spricht allerdings, dass sich bei Depressiven nicht konsistent verringerte Monoaminspiegel nachweisen lassen und dass die systematische Depletion (Reduktion) von Monoaminen bei Gesunden nicht zwangsläufig zu depressiven Symptomen führt. Außerdem wirken die aufgeführten Antidepressiva erst nach ein bis drei Wochen, obwohl diese Medikamente schon nach wenigen Tagen für eine Normalisierung des Monoaminspiegels sorgen.

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81
Q

Definiere Bipolare Störungen

A

Die bipolare Störung ist ein affektive Erkrankung, bei der extreme Antriebs-, Aktivitäts- und Stimmungsauslenkungen episodenhaft in depressiver oder (hypo-)manischer Form auftreten.

Bipolare Störungen verlaufen in der Regel chronisch und führen zu erheblichen psychosozialen Beeinträchtigungen.

Bipolare Störungen lassen sich in verschiedene Verlaufsformen unterteilen. In der ICD-10 sind die bipolaren Störungen der Kategorie F3 »Affektive Störungen« zugeordnet.

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82
Q

Was ist eine Manie?

A

Die Stimmung ist situationsinadäquat gehoben und kann zwischen sorgloser Heiterkeit und fast unkontrollierbarer Erregung schwanken. Die gehobene Stimmung ist dabei von vermehrtem Antrieb und mehreren weiteren Symptomen, besonders Rededrang, vermindertem Schlafbedürfnis, Größenideen und übertriebenem Optimismus begleitet. Die Episode dauert wenigstens eine Woche und ist schwer genug, um die berufliche und soziale Funktionsfähigkeit mehr oder weniger vollständig zu unterbrechen.

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83
Q

Was ist eine Hypomanie?

A

Die Hypomanie ist eine leichtere Ausprägung der Manie. Die Stimmung ist anhaltend leicht gehoben. Weitere Symptome sind u. a. gesteigerter Antrieb und Aktivität, ein auffallendes Gefühl von Wohlbefinden und körperlicher und seelischer Leistungsfähigkeit, gesteigerte Geselligkeit und Gesprächigkeit und ein vermindertes Schlafbedürfnis. Diese Symptome sind nicht so stark ausgeprägt, dass sie zu einem Abbruch der Berufstätigkeit oder zu sozialer Ablehnung führen. Die Episode sollte wenigstens einige Tage andauern.

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84
Q

Was bedeutet remittierend?

A

Vorübergehend nachlassen

85
Q

Was ist eine Zyklothyme Störung?

A

Im Langzeitverlauf depressive und hypomanische Symptome; Kriterien für depressive oder (hypo-)manische Episode sind nicht erfüllt

86
Q

Was ist Zyklothymie?

A

Ähnlich wie bei der bipolaren Störung wechseln bei der Zyklothymia Episoden gehobener Stimmung und hohem Antriebsniveau mit Phasen der Niedergeschlagenheit und Antriebsarmut ab. Beide Episoden nehmen aber nicht die extremen Ausmaße an, die eine bipolare Störung kennzeichnen. Sie schwanken zwischen einer leichten Depression und Hypomanie. Eine kurze Phase der Stimmungslabilität reicht noch nicht aus, um vom Vorliegen einer Zyklothymia im Sinne einer Störung oder Krankheit zu sprechen. Dafür müssen die Symptome über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren hinweg immer wieder in Erscheinung getreten sein und jeweils mindestens vier Tage lang angehalten haben.

87
Q

Was begünstigt eine bipolare Störung?

A

Eine genetische Vulnerabilität scheint eine entscheidende Rolle bei der Entstehung bipolarer Störungen zu spielen.

Eine Vielzahl an Neurotransmittern und Neuromodulatoren (u. a. Noradrenalin, Dopamin und Serotonin) sind an der Entstehung bipolarer Störungen beteiligt.

Eine Fehlregulation des »Behavioral Activation Systems« (BAS) ist mit einer erhöhten Vulnerabilität für bipolare Störungen verbunden

Wird der zirkadiane Rhythmus einer für bipolare Störungen vulnerablen Person gestört (z. B. durch die Abwesenheit oder Veränderung sozialer Zeitgeber), kann dies das Entstehen bipolarer Symptome begünstigen.

Maniforme Kernsymptome schaukeln sich über Rückkopplungsschleifen immer weiter auf.

88
Q

Was ist Suizidalität?

A

Suizidalität beschreibt einen psychischen Zustand, in dem Gedanken und Verhaltensweisen darauf ausgerichtet sind, gezielt den eigenen Tod herbeizuführen oder diesen als möglichen Ausgang in Kauf zu nehmen.

Suizidalität bezeichnet die Tendenz zur Selbsttötung und bildet sich auf einem Kontinuum von suizidalen Ge- danken und Suizidideen über suizidale und riskante Verhaltensweisen bis hin zum Suizidversuch und Suizid ab.

Das Ziel einer suizidalen Handlung ist häufig nicht der Tod, vielmehr wird sie als einzige Möglichkeit zur Veränderung einer unerträglich, ausweglos und hoffnungslos erscheinenden Situation wahrgenommen.

Drei Charakteristika des präsuizidalen Syndroms: Einengung in persönlichen Möglichkeiten, Aggression und Frustration gegen die eigene Person sowie Suizidfantasien

89
Q

Was sind Charakteristika des präsuizidalen Syndroms?

A

Drei Charakteristika des präsuizidalen Syndroms: Einengung in persönlichen Möglichkeiten, Aggression und Frustration gegen die eigene Person sowie Suizidfantasien

90
Q

Ist Suizidalität eine Störung?

A

Suizidalität stellt für sich genommen ein Symptom und keine psychische Störung dar. In der ICD-10 ist es jedoch möglich, die Art (des Versuchs) einer Selbsttötung als Zusatzsymptom genauer zu spezifizieren (X60-X84 Vorsätzliche Selbstbeschädigung). Zudem gilt es, die Suizidalität im Rahmen der Diagnostik von psychischen Störungen (z. B. Depression, Borderline-Persönlichkeitsstörung) als Symptom abzuklären.

91
Q

Was ist für die Bestimmung der Suizidgefahr eines Patienten zu beachten?

A

Im ersten diagnostischen Gespräch mit Patienten ist es immer erforderlich, die Suizidgefahr abzuklären. Problematisch erweist sich hierbei das Fehlen eindeutiger Kriterien zur Abklärung des Suizidrisikos. Es ist vielmehr von einem Kontinuum auszugehen, innerhalb dessen der Therapeut das individuelle Risiko jedes Patienten subjektiv im Sinne einer Kurzzeitprognose bestimmen muss. Letztendlich beeinflusst allerdings auch immer die Kooperationsbereitschaft und Offenheit des Patienten die Möglichkeit zur Einschätzung des Suizidrisikos.

Zur Bestimmung des individuellen Suizidrisikos wird offen, direkt und empathisch nach dem Vorhanden- sein von Suizidalität gefragt.

92
Q

Was sind Risikofaktoren für Suizidalität?

A

Psychische Erkrankungen stellen einen hohen Risikofaktor für Suizidalität dar.

So nehmen sich bis zu 15 % der Menschen, bei denen eine schwere Depression diagnostiziert wurde, das Leben. Auch bei vielen anderen Störungen findet sich eine deutlich erhöhte Suizidrate, etwa bei Schizophrenie (10 %), Borderline-Persönlichkeitsstörung (3–10%), narzisstischer Persönlichkeitsstörung (8%) oder Alkohol- und Substanzabhängigkeit (15 %). Auch für bipolare affektive Störungen, Angst- und Anpassungsstörungen, Essstörungen und organische psychische Störungen werden erhöhte Suizidraten berichtet

Die Komorbidität mehrerer psychischer Erkrankungen stellt einen weiteren Risikofaktor für Suizidalität dar. So weisen Menschen mit einer Komorbidität von Depression und substanzbezogenen Störungen das höchste Suizidrisiko auf.

Neben psychischen Erkrankungen gelten chronische körperliche Erkrankungen, schwierige soziale Bedingungen, negative Lebensereignisse und frühere Suizidversuche als Risikofaktoren für suizidales Verhalten.

Freud sah Suizidalität als Ausdruck der nach innen gerichteten Wut, Menninger hingegen als den durch die Schwächung des Ichs in Erscheinung tretenden Todestrieb.

Suizidale Verhaltensmuster können als mangelhafte Problemlösestrategien verstanden werden.

Durkheim erklärt das Suizidrisiko in Abhängigkeit vom Ausmaß der Anpassung eines Individuums an
die Gesellschaft und unterscheidet hierbei den egoistischen, altruistischen, fatalistischen und anomischen Suizid.

93
Q

Was sind biologische Risikofaktoren für Suizidalität?

A

Psychische Erkrankungen stellen einen hohen Risikofaktor für Suizidalität dar.

So nehmen sich bis zu 15 % der Menschen, bei denen eine schwere Depression diagnostiziert wurde, das Leben. Auch bei vielen anderen Störungen findet sich eine deutlich erhöhte Suizidrate, etwa bei Schizophrenie (10 %), Borderline-Persönlichkeitsstörung (3–10%), narzisstischer Persönlichkeitsstörung (8%) oder Alkohol- und Substanzabhängigkeit (15 %). Auch für bipolare affektive Störungen, Angst- und Anpassungsstörungen, Essstörungen und organische psychische Störungen werden erhöhte Suizidraten berichtet

Die Komorbidität mehrerer psychischer Erkrankungen stellt einen weiteren Risikofaktor für Suizidalität dar. So weisen Menschen mit einer Komorbidität von Depression und substanzbezogenen Störungen das höchste Suizidrisiko auf.

Neben psychischen Erkrankungen gelten chronische körperliche Erkrankungen, schwierige soziale Bedingungen, negative Lebensereignisse und frühere Suizidversuche als Risikofaktoren für suizidales Verhalten.

Freud sah Suizidalität als Ausdruck der nach innen gerichteten Wut, Menninger hingegen als den durch die Schwächung des Ichs in Erscheinung tretenden Todestrieb.

Suizidale Verhaltensmuster können als mangelhafte Problemlösestrategien verstanden werden.

Durkheim erklärt das Suizidrisiko in Abhängigkeit vom Ausmaß der Anpassung eines Individuums an
die Gesellschaft und unterscheidet hierbei den egoistischen, altruistischen, fatalistischen und anomischen Suizid

94
Q

Was sind spezifische Phobien?

A

Spezifische Phobien sind Angsterkrankungen, bei denen die Betroffenen unter extremer Furcht vor bestimmten Objekten oder Situationen leiden.

In der ICD-10 sind die spezifischen Phobien der Kategorie F4 »Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen« zugeordnet.

Sowohl in der ICD-10 als auch im DSM-IV wird zwischen fünf Typen spezifischer Phobien unterschieden

95
Q

Welche 5 Typen spezifischer Phobien werden unterschieden?

A
  • Tiertypus: Beispielsweise Angst vor Spinnen, Schlangen oder Insekten. Oftmals werden besonders die abrupten Bewegungen der Tiere gefürchtet. Phobien dieser Art beginnen in der Regel bereits vor dem zehnten Lebensjahr.
  • Umwelttypus: Hierbei steht die Angst vor Naturereignissen wie Gewitter, Sturm oder Wasser im Vordergrund. Der Beginn liegt auch hier in der Regel in der Kindheit.
  • Situationstypus: Es werden bestimmte Situationen wie Fahrstühle, Tunnel, Züge, aber auch Menschenmengen oder enge Räume gefürchtet, so dass z. T. eine Überlappung mit der Panikstörung mit Agoraphobie bestehen kann.
  • Blut-, Spritzen- und Verletzungstypus: Die Betroffenen zeigen eine ausgeprägte Angst vor Arztbesuchen oder Spritzen. Besonders relevant ist bei diesem Typus, dass z. T. wichtige Untersuchungen oder Behandlungen nicht wahrgenommen wer- den. Eine Besonderheit ist, dass bis zu 75 % der Betroffenen in einer entsprechenden Situation in Ohnmacht fallen, was eine für Angsterkrankungen untypische physiologische Reaktion ist.
  • Anderer Typus: Sonstige Kategorien, wie z.B. die Angst vor Ersticken, vor kostümierten Personen oder vor Situationen, in denen es zum Erwerb einer Krankheit kommen kann, wie etwa bei Insektenstichen oder Infektionen durch Milben oder Zecken.
96
Q

Was sind die Kriterien für spezielle Phobien nach ICD-10?

A
97
Q

Was ist bei der Diagnostik von speziellen Phobien bei Kindern zu beachten?

A

Im Kindes- und Jugendalter sollte die Diagnose einer spezifischen Phobie frühestens nach vier Wochen erfolgen

Da ein phasenweises Auftreten von Ängsten vor bestimmten Gegenständen, Tieren oder Situationen bei Kindern weit verbreitet ist und diese Ängste oft von selbst wieder abklingen, wird bei Kindern und Jugendlichen eine entsprechende Diagnose (F93.1) erst nach dem Fortbestehen der Symptomatik über mindestens vier Wochen vergeben

98
Q

Wie erklärt die Zwei-Faktor-Theorie das entstehen spezifischer Phobien?

A

Die Zwei-Faktoren-Theorie nach Mowrer ist ein historische einflussreiches Erklärungsmodell für spezifische Phobien. Es geht davon aus, dass Phobien traumatische Erfahrungen vorausgehen, was sich empirisch allerdings nicht bestätigen ließ.

99
Q

Wie erklärt das Three-Pathway-Modell das entstehen spezifischer Phobien?

A

Das Three-Pathway-Modell nach Rachman (1977) schlägt generell drei Wege des Angsterwerbs vor: klassische bzw. operante Konditionierung, Imitations- bzw. Modelllernen sowie Instruktionslernen (z. B. Ängste oder Warnungen der Eltern).

Auch diese Theorie wurde in der Vergangenheit kritisiert, da ebenfalls nicht für jede Phobie eine entsprechende Erklärung gefunden werden konnte. Poulton und Menzies (2002) ergänzten das Rachman-Modell schließlich um einen vierten Aspekt.

Ihrer Auffassung nach entstehen Phobien durch mangelnde Erfahrung in der Bewältigung von potenziell Angst auslösenden Situationen.

Sie konnten nachweisen, dass beispielsweise Kinder, die öfter hingefallen waren und mehr Erfahrungen mit Höhe gemacht hatten, in der Folge seltener an Höhenangst litten.

Nach Meinung der Autoren sind sie durch ihre entsprechenden Erlebnisse besser in der Lage, ihre angeborene Furchtdisposition zu überwinden und mit positiven Lernerfahrungen zu bewältigen.

100
Q

Wie erklären die Vulnerabilitäts-Stress-Modelle das entstehen spezifischer Phobien?

A

Vulnerabilitäts-Stress-Modelle gehen davon aus, dass die Wechselwirkungen zwischen genetischer Disposition und Stresslevel zur Entstehung von Angsterkrankungen beitragen können. Auffälligkeiten zeigen sich insbesondere im Bereich der Amygdala, die als Kernregion der Angst diskutiert wird.

101
Q

Was ist eine soziale Phobie?

A

Menschen mit einer Sozialen Phobie leiden unter starker Angst und Unsicherheit in interaktions- oder leistungsbezogenen Situationen. Zentral ist hierbei in der Regel die Befürchtung vor negativen Bewertungen durch andere. Typische Angst auslösende Situationen sind Vorträge oder Referate vor einem größeren Auditorium oder wichtige Gespräche mit Vorgesetzten, aber auch alltägliche Situationen wie Unterschreiben an einer stark frequentierten Supermarktkasse, Essen in der Öffentlichkeit oder Telefonieren.

Grundsätzlich kann es in nahezu jeder öffentlichen sozialen Situation zu störungswertigen Ängsten kommen.

Während manche Menschen vor allem unter subjektiv erlebter Angst leiden, die äußerlich kaum wahrnehmbar ist, kann sich die Angst bis hin zu Panikattacken mit auffälligen körperlichen Manifestationen (z. B. Zittern, starkes Erröten) steigern.

102
Q

Was ist Sicherheitsverhalten?

A

Durch Sicherheitsverhalten wird versucht, Angst(symptome) in der sozialen Situation zu minimieren oder zu verbergen. Die Situation erscheint dadurch kurzfristig erträglicher oder kontrollierbarer. Langfristig sind diese Verhaltensweisen jedoch dysfunktional. Sie lenken die Aufmerksamkeit noch stärker auf die Angstsymptome und verhindern korrektive Erfahrungen. Damit tragen sie zu einer Aufrechterhaltung der Angst bei.

103
Q

Nenne Beispiele für Sicherheitsverhalten

A
  • Auswendiglernen eines antizipierten Gesprächsbeitrags
  • Tragen bestimmter Kleidung, um Schweißflecken oder Rotwerden zu verbergen
  • Auswahl eines versteckten Platzes im Restaurant
  • Alkohol trinken, um »locker« zu werden
  • Festhalten einer Zigarette, um die Hände unter Kontrolle zu halten
104
Q

Was sich die Kriterien für eine soziale Phobie nach dem ICD-10?

A

A:

1) Deutliche Angst, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich peinlich oder be- schämend zu verhalten
(2) Deutliche Vermeidung, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, oder Vermeidung von Situationen, in denen die Angst besteht, sich peinlich oder beschämend zu verhalten; Ängste treten in sozialen Situationen auf: Essen/Sprechen in der Öffentlichkeit, Begegnung von Bekannten in der Öffentlichkeit, Hinzu- kommen/Teilnahme an kleinen Gruppen, z. B. Partys, Treffen oder Klassenräume

B: Mindestens zwei Angstsymptome in den gefürchteten Situationen, mindestens einmal seit Auftreten der Störung, zusätzlich mindestens eines von:
(1) Erröten/Zittern

(2) Angst zu erbrechen
(3) Miktions-/Defäktionsdrang

C: Deutliche emotionale Belastung durch Angstsymptome/Vermeidungsverhalten, Einsicht in die Übertriebenheit/Unvernünftigkeit der Symptome/des Vermeidungsverhaltens (Achtung: bei Kindern ist Einsicht nicht erforderlich)

D: Symptome sind vornehmlich auf gefürchtete Situationen beschränkt oder auf Gedanken an gefürchtete Situationen

E: Symptome von A

  • nicht bedingt durch Wahn
  • nicht bedingt durch Halluzinationen
  • nicht bedingt durch andere Symptome folgender Störungsgruppen: organische psychischeStörungen, Schizophrenie und verwandte Störungen, affektive Störungen, Zwangsstörung
  • nicht Folge einer kulturell akzeptierten Anschauung
105
Q

Was besagt das kognitive Modell der sozialen Phobie?

A

Das Kognitive Modell von Clark und Wells beschreibt zentrale Prozesse der Aufrechterhaltung der Störung.

Dem Modell zufolge werden bereits im Vorfeld einer sozialen Situation bestimmte (meist dysfunktionale) Grundannahmen aktiviert (z.B. »Ich bin ein Außenseiter«, »Andere wollen mir nichts Gutes«). Daraufhin wird die Situation als bedrohlich wahr- genommen, wodurch es zu einer Zunahme körperlicher Angstsymptome kommen kann. Diese beeinträchtigen die Person in der Situation und werden häufig als Bestätigung des Vorliegens einer Bedrohung interpretiert

106
Q

Was sind Panikattaken?

A

Panikattacken sind zeitlich begrenzte intensive Angstzustände, die plötzlich und spontan auftreten.

Panikattacken sind plötzlich und unvorhersehbar auftretende, zeitlich begrenzte Zustände starker Furcht, die von intensiven physiologischen Reaktionen (z. B. Herzklopfen, Schwindel, Atemnot) und kognitiven Symptomen (z. B. Angst, die Kontrolle zu verlieren oder zu sterben) begleitet werden

Panikattacken sind keine codierbare Störung, sondern treten im DSM-IV-TR und ICD-10 als psychopathologisches Syndrom innerhalb anderer psychischer Störungen auf. Sie spielen insbesondere im Kontext von Angsterkrankungen eine Rolle und können hier ein Indiz für den Schweregrad der jeweiligen Störung sein.

107
Q

Was sind die Erstehilfe-Leitlinien für Panikattaken?

A
108
Q

Was ist eine Panikstörung?

A

Kennzeichnend für eine Panikstörung sind wiederholt und in Abwesenheit eines eindeutigen externen Auslösers auftretende Panikattacken.

Eine Panikstörung liegt dann vor, wenn Panikattacken wiederholt und ohne erkennbaren externen Auslöser auftreten, sie zu deutlichen Verhaltensänderungen führen und anhaltende Sorgen bzgl. der Attacken bestehen.

109
Q

Was ist Agoraphobie?

A

Bei einer Agoraphobie werden Orte und Situationen gefürchtet und gemieden, von denen eine Flucht schwierig ist.

Dies können z.B. öffentliche Plätze, Verkehrsmittel, Menschenmengen, Warteschlangen, Brücken, Fahrstühle, Tunnel, Einkaufszentren und Sportstadien sein.

Durch die Vermeidung gefürchteter Situationen und Aktivitäten schränken Agoraphobiker ihren Lebensraum immer weiter ein

110
Q

Was sind die ICD-10 Diagnostischen leitlinien der Agoraphobie?

A
111
Q

Als was wird eine Agoraphobie diagnostiziert wenn sie mit einer Panikstörung auftritt?

A

Tritt eine Agoraphobie gemeinsam mit einer Panikstörung auf, wird in der ICD-10 eine Agoraphobie mit Panikstörung und im DSM-IV-TR eine Panikstörung mit Agoraphobie diagnostiziert.

112
Q

Was sind Risikofaktoren für Paniktörungen und Agoraphobien?

A

Eine genetische Vulnerabilität kann das Entstehen von Panikstörung und Agoraphobie begünstigen.

An der Entstehung von Panikstörung und Agoraphobie beteiligte Neurotransmittersysteme sind das serotonerge, noradrenerge und das GABA- System

Hirnanatomisch wird die Auslösung einer Panikattacke in der Amygdala, die Entstehung von Erwartungsangst und agoraphobischem Vermeidungsverhalten im Hippocampus verortet.

Bei der Entstehung einer Panikattacke kommt es zu einem schnellen Aufschaukelungsprozess zwischen körperlichen, kognitiven, affektiven und perzeptiven Veränderungen.

Panikpatienten neigen häufig zu einer kognitiv verzerrten Informationsverarbeitung und einer erhöhten Angstsensitivität.

Angst und Vermeidung sind Folge klassischer und operanter Konditionierung

113
Q

Was ist eine generalisierte Angsstörung?

A

Patienten mit GAS leiden unter chronischen Sorgen, welche als unangemessen und unkontrollierbar erlebt werden.

Unter Rückversicherungsverhalten werden Verhaltensweisen verstanden, die von Betroffenen zur Angstreduktion und Beruhigung eingesetzt werden. Das Vertrauen in die erlangten Informationen sinkt jedoch schnell wieder ab, wodurch es häufig zu einer Wiederholung des Verhaltens kommt. Da somit jegliche Habituation oder Realitätsprüfung vermieden wird, trägt es zur Aufrechterhaltung der Störung bei.

Sorgen werden in alltägliche Sorgen und in Metasorgen (Sorgen über Sorgen) unterschieden

114
Q

Was sind die Diagnstischen Kriterien nach dem ICD-10 für eine GAS?

A
115
Q

Was sind kognitiv-verhaltenstherapeutische Erklärungsansätze für eine GAS?

A

Patienten mit GAS Informationen selektiv und verzerrt wahrnehmen. Die Betroffenen zeigen eine Hypervigilanz (erhöhte Wachsamkeit) gegenüber Reizen, die mit potenziellen Gefahren assoziiert sind, und interpretieren mehrdeutige Reize eher als bedrohlich.

Sowohl die positiven als auch die negativen Metasorgen haben eine aufrechterhaltende Wirkung auf den Sorgenprozess.

Verschiedene Erklärungsansätze für GAS gehen davon aus, dass die Betroffenen unter Defiziten der Emotionsregulation leiden und der Sorgenprozess als dysfunktionale Bewältigungsstrategie für den Umgang mit belastenden Gefühlen bzw. zur Vermeidung von noch aversiveren Bewusstseinsinhalten konzeptualisiert werden kann

116
Q

Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung?

A

Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine mögliche Folgereaktion auf ein traumatisches Ereignis. Das traumatische Ereignis wurde hierbei von einer Person selbst erlebt oder an fremden Personen beobachtet.

Durch traumatische Ereignisse kommt es zu einem Gefühl der Hilflosigkeit und zu einer Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses.

Kernmerkmale der PTBS sind Intrusionen, Vermeidungsverhalten, emotionale Taubheit, Erinnerungslücken und Übererregung.

117
Q

Was sind die diagnostischen Kriterien der PTBS laut ICD-10?

A
118
Q

Was sind Zwangsstörungen?

A

Die Mehrheit aller Menschen mit einer Zwangsstörung leidet sowohl unter Zwangsgedanken als auch unter Zwangshandlungen.

Zwangsgedanken sind sich wiederholt aufdrängende Gedanken oder Vorstellungen, die starke Angst oder Unwohlsein auslösen.

Zwangsgedanken beziehen sich meist auf etwas, das auf keinen Fall passieren sollte oder in extremem Gegensatz zu persönlichen Werten steht.

Zwangshandlungen sind ritualisierte Handlungen, die willentlich ausgeführt werden, um Anspannung zu reduzieren oder eine vermeintliche Katastrophe abzuwenden. Zwangshandlungen sind willentliche Handlungen oder Gedanken, zu deren Ausführung sich die Betroffenen gedrängt fühlen

Während Zwangsgedanken ungewollt auftreten und Angst auslösen, werden Zwangshandlungen willentlich ausgeführt und führen zu einer Angstreduktion.

119
Q

Was sind häufige Zwangsarten?

A
120
Q

Was sind die Diagnosekriterien der Zwangsstörung nach ICD-10?

A
121
Q

Was ist bei der Differentialdiagnostik von Zangsstörungen zu beachten?

A

Zwanghafte Verhaltensweisen können auch Symptom einer anderen Störung sein.

Ritualisierte Verhaltensweisen oder zwanghaft wiederkehrende Gedanken treten zum Beispiel auch bei Essstörungen (ritualisiertes Essverhalten), Hypochondrie (Kontaminationsängste), Depression (zwanghaftes Grübeln) oder wahnhaften Störungen (religiöse Wahngedanken) auf.

122
Q

Welche psychischen Erkrankungen treten meist mit einer Zwangsstörung auf?

A

Die Mehrheit der Betroffenen leidet unter mindestens einer weiteren psychischen Erkrankung.

Depressionen

Angststörungen

Alkohol- oder Substanzabhängigkeit

123
Q

Beschreibe das kognitiv-behaviorale Modelkl zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Zwängen

A

Im Rahmen des kognitiv-behavioralen Modells werden Zwangsgedanken durch die katastrophisierende Bewertung von spontan auftretenden Gedanken erklärt.

Die katastrophisierende Bewertung von an sich normalen Gedanken führt zu einem Angstanstieg und dem vermehrten Auftreten des jeweiligen Gedankens.

Zwangshandlungen führen kurzfristig zu einem Abfall an Angst. Da- durch werden sie negativ verstärkt (d. h. belohnt) und immer häufiger zur Angstreduktion eingesetzt.

124
Q

Was sind häufige Überzeugungen von Menschen mit Zwangsstörungen?

A
125
Q

Beschreibe das Modell gestörter kortiko-strato-thalamo-kortikaler Regelkreise zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Zwängen

A

Neurobiologische Erklärungsmodelle gehen von einem Ungleichgewicht zwischen hemmenden und aktivierenden CSTC-Regelkreisen aus, das zu einer Überaktivierung des Thalamus führt.

Zwangshandlungen können als Versuch gesehen werden, durch die Aktivierung von hemmenden Regel- schleifen der Überaktivität des Thalamus entgegenzuwirken.

126
Q

Wie werden Zwangsstörungen behandelt?

A

Die kognitive Verhaltenstherapie ist die Therapie der Wahl bei Zwangsstörungen.

Die Behandlung mit SSRIs gilt als Methode der Wahl in der medikamentösen Therapie der Zwangsstörung.

Psychotherapeutisch: Zentrales Behandlungselement ist die Exposition mit Reaktionsverhinderung.

Expositionen können auch als Verhaltensexperiment eingesetzt werden.

Das therapeutische Vorgehen sollte gemeinsam hergeleitet werden.

Trotz nachgewiesener Therapiewirksamkeit bricht ein Teil der Patienten die Behandlung verfrüht ab.

127
Q

Definiere Essstörungen

A

Essstörungen beinhalten überdauernde Störungen des Essverhaltens oder des Verhaltens, das auf eine Kontrolle des Körpergewichts ausgerichtet ist. Sie führen zu erheblichen gesundheitlichen und/oder psychosozialen Beeinträchtigungen. Derzeit sind drei Essstörungen im DSM-IV-TR definiert: Anorexia nervosa, Bulimia nervosa und die Binge-Eating-Störung.

128
Q

Hauptmerkmal der Anorexia nervosa

A

Hauptmerkmal der Anorexia nervosa ist ein durch ein restriktives Essverhalten und/oder übermäßige körperliche Aktivität selbst herbeigeführtes Untergewicht.

129
Q

Hauptmerkmal der Bullimia nervosa

A

Die Bulimia nervosa ist hauptsächlich gekennzeichnet durch wiederkehrende Essanfälle, denen unangemessene, einer Gewichtszunahme gegensteuernde Maßnahmen wie selbstinduziertes Erbrechen folgen.

130
Q

Hauptmerkmal der Binge-Eating-Störung

A

Auch die Binge-Eating- Störung ist durch wiederkehrende Essanfälle gekennzeichnet, doch im Unterschied zur Bulimia nervosa werden unangemessene Gegenmaßnahmen nicht regelmäßig ergriffen; die Betroffenen sind häufig übergewichtig oder adipös (fettleibig)

131
Q

Wodurch ist die Anorexia nervosa gekennzeichnet?

A

Die Anorexia nervosa (AN) ist gekennzeichnet durch ein selbst herbeigeführtes Untergewicht und ein negatives Körperbild.

Auch mit Untergewicht fühlen sich die Betroffenen noch zu dick.

Essen spielt eine große Rolle in der Gedankenwelt der Betroffenen. Häufig entwickeln sie Essensrituale.

Körperliche Folgen der AN sind u. a. hormonelle, Wachstums- und Herzrhythmusstörungen sowie Osteoporose.

Das Mortalitätsrisiko bei AN ist im Vergleich zur Normalbevölkerung um ein Zehnfaches erhöht.

Häufige komorbide Störungen der AN sind affektive, Angst-, Zwangs- und Persönlichkeitsstörungen sowie Störungen durch psychotrope Substanzen.

132
Q

Was sind die diagnostischen kriterien laut ICD-10 für Anorexia nervosa?

A

Das Hauptkriterium der AN ist ein Körpergewicht von mindestens 15 % unter dem Normalgewicht oder dem zu erwartenden Gewicht

Bei der AN werden zwei Subtypen unterschieden, die AN mit vs. ohne aktive Maßnahmen zur Gewichtsabnahme.

133
Q

Was sind Risikofaktoren der Anorexia nervosa?

A

psychische Vulnerabilität (z. B. negative Affektivität),

familiäre Probleme (z. B. Vernachlässigung, Überprotektion),

elterliche Psychopathologie und

prämorbide aversive Erfahrungen

134
Q

Störungsbild der Bulimia nervosa

A

Kernmerkmale der Bulimia nervosa (BN) sind wiederkehrende Essanfälle und der regelmäßige Einsatz unangemessener Maßnahmen, um einer Gewichtszunahme gegenzusteuern.

Personen mit BN sind in der Regel normalgewichtig, leiden jedoch unter einem negativen Körperbild sowie unter Figur- und Gewichtssorgen.

Häufige komorbide Störungen der BN sind affektive, Angst- und Persönlichkeitsstörungen sowie Störungen durch psychotrope Substanzen.

Medizinische Komplikationen treten häufig als Folge des »Purging«- Verhaltens auf.

135
Q

Was ist Purging-Verhalten?

A

Unter »Purging«-Verhalten versteht man kompensatorische Maßnahmen, die einer Gewichtszunahme gegensteuern sollen, wie selbst herbeigeführtes Erbrechen
oder Missbrauch von Laxantien (Abführmitteln), Diuretika (Entwässerungsmittel), anderen Arzneimitteln oder Klistieren (Einläufen). Davon abzugrenzen sind weitere kompensatorische Verhaltensweisen, die nicht zum »Purging«-Verhalten zählen, wie Fasten und übermäßige körperliche Betätigung

136
Q

Was sind häufige Folgen des Purging-Verhaltens?

A

Als Folge des »Purging«-Verhaltens können zahlreiche medizinische Komplikationen auftreten, darunter

  • Elektrolytstörungen (z. B. Kaliummangel),
  • Zahnschädigungen,
  • Schwellungen der Speicheldrüsen,
  • Entzündungen der Speiseröhre,
  • Herzarrhythmien,
  • Risse der Speiseröhre oder des Magen-Darm-Traktes und
  • Nierenfunktionsstörungen.
137
Q

Was ist an der Diagnose eineer Bulimia nervosa schwierig?

A

In der Praxis kann es schwierig sein, die BN von der Binge-Eating-Störung differentialdiagnostisch abzugrenzen, wenn die Betroffenen ausschließlich durch Fasten versuchen, einer Gewichtszunahme gegenzusteuern.

Die BES ist ebenfalls durch wiederkehrende Essanfälle gekennzeichnet, die im Unterschied zur BN nicht mit regelmäßigen unangemessenen kompensatorischen Maßnahmen einhergehen.

Um die Unangemessenheit der kompensatorischen Maßnahmen einzuschätzen, sollte detailliert nach kompensatorischen Maßnahmen und Merkmalen eines gezügelten Essverhaltens gefragt werden (z. B. zur Figur- oder Gewichtskontrolle aufgestellte Diätregeln, Auslassen von Mahlzeiten oder Fasten), welche bei der BN stärker ausgeprägt sind als bei der BES.

138
Q

Diagnostische Kriterien der Bulimia nervosa nach ICD-10

A
139
Q

Was sind Risikofaktoren für eine Bulimia neervosa?

A

genetische Prädisposition für die BN

Zu den psychosozialen Risikofaktoren der BN zählen prämorbide aversive Erfahrungen (z. B. physischer oder sexueller Missbrauch), familiäre Probleme (z. B. Vernachlässigung) und psychische Vulnerabilität (z. B. negative Selbstbewertung, Schüchternheit)

140
Q

Charaktrerisiere Binge-Eating-Störungen

A

Die Binge-Eating-Störung (BES) zeichnet sich hauptsächlich durch wiederkehren- de Essanfälle aus, in deren Rahmen die Betroffenen eindeutig größere Nahrungsmengen als andere unter vergleichbaren Umständen essen und dabei einen Kontrollverlust über ihr Essverhalten erleben.

Das Hauptmerkmal der Binge-Eating- Störung (BES) sind wiederkehrende Essanfälle ohne unangemessene Maßnahmen, um einer Gewichtszunahme gegenzusteuern

Die BES geht mit einer erhöhten ess- störungsspezifischen und allgemeinen Psychopathologie, psychischer Komorbidität sowie Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) einher.

Die Lebensqualität der Betroffenen ist durch gewichtsbezogene Stigmatisierung zusätzlich beeinträchtigt.

141
Q

Was sind die diagnostischen Kriterien für eine BES?

A

Nach ICD-10 und DSM-IV-TR ist die BES derzeit als »nicht näher bezeichnete Essstörung« zu klassifizieren.

Eine Adipositas ist definiert über einen Body-Mass-Index ≥ 30 kg/m2.

142
Q

Was sind Risikofaktoren für eine Binge-Eating-Störung?

A

Die Entstehung einer BES ist auf biologische und psychosoziale Risikofaktoren zurückzuführen

Als psychosoziale Risikofaktoren der BES wurden retrospektiv prämorbide aversive Erfahrungen (z. B. physischer oder sexueller Missbrauch), familiäre Probleme (z. B. Kritik, wenig Zuwendung) und psychische Vulnerabilität identifiziert (z. B. negative Selbstbewertung, Schüchternheit). Figur- und gewichtsbezogene Kritik, familiäre Probleme (z. B. familiäre Essprobleme) sowie Adipositas in der Kindheit erwiesen sich als störungsspezifische Risikofaktoren für die Entstehung einer BES im Vergleich zu anderen psychischen Störungen.

143
Q

Was sind somatoforme Störungen?

A

Somatoforme Störungen dürfen nicht mit Simulation verwechselt werden.

Bei somatoformen Störungen handelt es sich um eine ganze Gruppe psychischer Störungen, deren gemeinsames Merkmal körperliche Beschwerden ohne ausreichende organische Ursache sind.

144
Q

Was ist eine Somatisierungsstörung?

A

viele unterschiedliche Beschwerden seit mindestens zwei Jahren - Es müssen mindestens sechs körperliche Symptome aus mindestens zwei Organgruppen

145
Q

Was ist eine undifferenzierte Somatisierungsstörung?

A

mindestens eine unklare Körperbeschwerde seit mindestens sechs Monaten

146
Q

Welche Organgruppen lassen sich unterscheiden?

A

gastrointestinal, kardiovaskulär, urogenital oder Haut- und Schmerzsymptome

147
Q

Was ist eine Schmerzstörung?

A

mindestens ein Schmerzsymptom seit mindestens sechs Monaten

148
Q

Was ist eine Sutonome Funktionsstörung?

A

Um die Kriterien zu erfüllen, müssen Symptome autonomer Erregung aus mindestens einem der vorgegebenen Organsysteme vorhanden sein: kardiovaskuläres System, oberer und unterer Gastrointestinaltrakt, respiratorisches sowie Urogenitalsystem. Weiterhin müssen mindestens zwei andere vegetative Symptome sowie mindestens ein weiteres Symptom aus einer vorgegebenen Liste, z. B. Brustschmerzen, außer- gewöhnliche Ermüdbarkeit oder häufiger Stuhldrang, geprüft werden. Patienten mit Reizdarm- oder Reizmagensyndrom können mit dieser Störung diagnostiziert werden.

149
Q

Was ist eine Konversionsstörung?

A

»pseudoneurologische Symptome« machen den Anschein, als läge eine neurologische Krankheit vor. Patienten mit Konversionsstörung sind oft sehr eindrücklich, z. B. können sie ihre Beine nicht mehr bewegen oder haben Krampfanfälle ähnlich denen bei Epilepsien.

150
Q

Was ist eine Hypochondrische Störung?

A

Angst oder Überzeugung, eine ernsthafte Krankheit zu haben. Die Angst bzw. Überzeugung muss mindestens ein halbes Jahr und trotz medizinischer Rückversicherung bestehen.

151
Q

Was ist eine Körperdysmorphe Störung?

A

vermeintliche körperliche Entstellung oder Makel - »Spezialform« der Hypochondrie - Die Betroffenen beschäftigen sich anhaltend mit einer angenommenen Entstellung oder Missbildung, die von anderen nicht (in dem Ausmaß) nachvollzogen werden kann. Häufig ist das Gesicht betroffen (z. B. übergroße Nase, ausdünnendes Haar, Asymmetrien).

152
Q

Was ist bei der Diagnostik von somatoformen Störungen zu beachten?

A

Gemäß ICD-10 und DSM-IV-TR sind die somatoformen Störungen Ausschlussdiagnosen, d. h., organmedizinische Diagnosen müssen zuvor ausgeschlossen worden sein. Üblicherweise leiden die Patienten schon jahrelang unter unklaren Beschwerden und sind von mehreren Ärzten umfangreich untersucht worden, bevor es zur Diagnose einer somatoformen Störung kommt. In einigen Fällen können organische Erkrankungen jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden bzw. geht das Leiden der Patienten deutlich über das bei der jeweiligen Krankheit zu Erwartende hinaus.

Unklare körperliche Beschwerden, die in engem Zusammenhang zur Depression stehen, sollten nicht als somatoforme Störung diagnostiziert werden.

Unklare körperliche Beschwerden während Angstanfällen sollten nicht als somatoforme Störung diagnostiziert werden.

153
Q

Was ist eine Artifizielle Störung / Münchhausensyndrom?

A

Patienten täuschen Krankheitssymptome vor oder erzeugen sie

154
Q

Beschreibe das Modell der somatosensorischen Verstärkung

A

Somatosensorische Verstärkung spielt vermutlich eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung, evtl. auch bei der Entstehung somatoformer Störungen. Das Modell wurde bereits 1979 zunächst für die Hypochondrie postuliert, später auf alle somatoformen Störungen generalisiert (Barsky, 1992). Es enthält zwei Kernkomponenten:

  • eine Hypervigilanz (erhöhte Aufmerksamkeitsfokussierung) auf körperliche Empfindungen
  • die Tendenz, diese Empfindungen als schädlich und beeinträchtigend zu interpretieren

Durch die Kombination aus körperorientierter Wahrnehmung und dysfunktionaler (Über-)Bewertung körperlicher

Empfindungen entsteht ein Teufelskreis: Je mehr/intensiver körperliche Empfindungen wahrgenommen werden, desto mehr Anlass bietet dies für eine dysfunktionale Interpretation der Empfindungen als störend oder gefährlich. Je stärker die Empfindungen jedoch mit einer negativen Bedeutung belegt werden, desto häufiger werden sie wahrgenommen (Prinzip der selektiven Aufmerksamkeit).

Die Autoren beschreiben somatosensorische Verstärkung gleichermaßen als Persönlichkeitsmerkmal, das sich aufgrund von lebensgeschichtlichen Lernerfahrungen entwickeln kann, sowie als einen aktuellen, veränderlichen Prozess.

155
Q

Beschreibe die Symptomatik einer Schizophrenie

A

Dabei meint die wörtliche Bedeutung »gespaltene Seele« nicht wie von Laien häufig angenommen multiple Seelen oder Persönlichkeiten. Der Begriff ist vielmehr dahingehend zu verstehen, dass die Störung häufig durch die fehlende Koordination der emotionalen, kognitiven und Willensprozesse gekennzeichnet ist.

Man unterscheidet zwischen Positiv- und Negativsymptomatik.

Wahnideen bzgl. der eigenen Gedanken, Verfolgungs- oder Größenideen und Halluzinationen sind typische Positivsymptome

156
Q

Was sind Wahnphänomene?

A

Wahnphänomene sind falsche Überzeugungen, die gewöhnlich mit einer Fehldeutung von Wahrnehmungen oder Erfahrungen einhergehen (DSM-IV-TR). Wahnphänomene stellen das häufigste Positivsymptom der Schizophrenie dar

157
Q

Was sind Wahnideen?

A

Wahnideen können sehr vielfältig sein und grundsätzlich jeden Inhalt annehmen. Neben Verfolgungs- und Größenideen treten häufig auch religiöse Wahnthemen auf. Ferner können sich wahnhafte Überzeugungen auf die eigenen Gedanken beziehen. So etwa die Annahmen, dass die eigenen Gedanken von außen eingegeben oder sich auf andere ausbreiten würden.

158
Q

Was sind Beziehungsideen?

A

Werden fälschlich Zusammenhänge zwischen irgendwelchen Details und der eigenen Person hergestellt, spricht man von Beziehungsideen. So etwa bei einem Patienten, der die eigenen Initialen in einem fremden KFZ-Kennzeichen als Hinweis darauf interpretierte, dass er vom Fahrer des Wagens beobachtet werde.

159
Q

Was geschieht in der akuten Phase einer Schizophrenie?

A

In akuten Phasen werden von etwa 60 % aller Patienten Halluzinationen berichtet, die jede Sinnesmodalität betreffen können. Am häufigsten sind jedoch akustische Halluzinationen, etwa in Form kommentierender oder befehlender Stimmen. Inhaltlich beziehen sich diese Stimmen oft auf zentrale Aspekte der eigenen Person wie das Selbstkonzept oder das Selbstwertgefühl. Abwertende oder feindselige Äußerungen (z. B. »Du Versager!«) werden daher häufig als ausgesprochen belastend erlebt. Seltener treten optische, den Geruchssinn oder die Körperwahrnehmung betreffende Halluzinationen auf.

160
Q

Was ist eine Negativsyptomatik bei einer Schiziphrenie?

A

»Negativsymptomatik« das Fehlen üblicherweise vorhandener Funktionen der menschlichen Psyche zusammengefasst. Hierzu zählen unter anderem ein verflachter oder inadäquater Affekt, Sprachverarmung, sozialer und emotionaler Rückzug sowie eine Reduktion der sozialen Leistungsfähigkeit.

161
Q

Wie gestaltet sich der Verlauf einer Schiziphrenie?

A

Meist geht einer akut psychotischen Episode eine Prodromalphase voraus, deren Symptome eher unspezifisch sind (z. B. Ängste, Schlafstörungen, Depression, sozialer Rückzug), die in vielen Fällen aber durch Einbußen des vorher bestehenden Leistungsniveaus gekennzeichnet ist. In akut psychotischen Phasen dominieren Positivsymptome, wobei das Verhalten und Denken der Patienten sprunghaft und desorganisiert sein kann. Während der post-akuten Residualphasen ist das klinische Bild in der Regel durch Negativsymptome gekennzeichnet.

Bei den meisten Patienten kommt es zu mehreren akut psychotischen Episoden.

162
Q

Was sind die Diagnosekriterien für eine Schizophrenie?

A
163
Q

Welche Subtypen einer Schiziphrenie werden unterschieden?

A

Es werden drei Subtypen unterschieden: paranoide, hebephrene/ desorganisierte und katatone Schizophrenie.

164
Q

Beschreibe den Subtypus hebephrene Schiziphrenie

A

Die hebephrene oder desorganisierte Schizophrenie ist primär durch wenig planvolles Verhalten gekennzeichnet. Denken und Sprechen sind ungeordnet, Stimmung und emotionaler Ausdruck passen häufig nicht zur aktuellen Situation.

165
Q

Beschreibe den Subtypus paranoide Schiziphrenie

A

Beim häufigsten Subtypus, der paranoiden Schizophrenie, prägen Wahnideen und/oder Halluzinationen das klinische Bild. Viele Patienten fühlen sich verfolgt oder glauben, eine besondere Mission erfüllen zu müssen.

166
Q

Beschreibe den Subtypus katagone Schiziphrenie

A

Die katatone Schizophrenie ist in erster Linie durch motorische Störungen gekennzeichnet, wobei es sowohl zu motorischer Übererregung als auch zu Haltungsstereotypien kommen kann. Häufig sind die Patienten verbal nur schwer zu erreichen, so dass innerpsychische Prozesse verborgen bleiben.

167
Q

Welche Biologischen Faktoren begünstigen eine Schizophrenie?

A

Eine erbliche Komponente der Schizophrenie ist unbestritten.

Aufgrund von molekulargenetischen Untersuchungen weiß man, dass es nicht das eine »Schizophrenie-Gen« gibt. Vielmehr scheinen verschiedene Genorte beteiligt zu sein, die bei der Entstehung der Störung in einer bisher noch nicht geklärten Weise zusammenspielen.

Die Schizophrenie geht mit Störungen verschiedener Neurotransmittersysteme (v. a. des dopaminergen) einher.

Im Rahmen der Dopaminhypothese geht man von einer Überaktivität des dopaminergen Systems aus, die besonders mit der Positivsymptomatik assoziiert ist. Indirekt wird diese Hypothese gestützt durch die Befunde, dass Substanzen, die bestimmte Dopaminrezeptoren blockieren, antipsychotisch wirksam sind. Ferner konnte bei akut psychotischen Patienten mittels bildgebender Verfahren direkt eine erhöhte Verfügbarkeit von Dopamin in den präsynaptischen Nervenzellenden nachgewiesen werden.

168
Q

Welche Psychosozialen Faktoren begünstigen eine Schizophrenie?

A

Als kritische Lebensereignisse werden wesentliche, aber gewöhnliche Veränderungen im Leben gewertet (z. B. Wohnortwechsel, berufliche Veränderungen, Heirat). Es gibt Hinweise darauf, dass Betroffene ein erhöhtes Aufkommen solcher Lebensereignisse in der Zeit vor dem Ausbruch einer akuten Psychose aufweisen

Es zeigte sich, dass das subjektive Erleben von Stress mit einer Zunahme subtiler psychotischer Symptome einherging.

Zu den psychosozialen Risikofaktoren der Schizophrenie zählen kritische Lebensereignisse, alltägliche Stressoren sowie traumatische Erlebnisse.

Mit dem Missbrauch psychotroper Substanzen sei des Weiteren ein psychosozialer Faktor genannt, der zudem auch neurobiologische Auswirkungen hat. Der Zusammenhang zwischen dem Konsum von Cannabis und dem Auftreten psychotischer Störungen ist heute unumstritten.

169
Q

Welche neuropsychologischen Defizite zeigen sich bei Schizophrenie Patienten?

A

Personen mit Schizophrenie weisen u. a. Leistungsdefizite in den Bereichen Gedächtnis, Aufmerksamkeit und exekutive Funktionen auf.

Hinsichtlich des Verlaufs neuropsychologischer Defizite zeichnet sich ab, dass sie bereits vor Störungsbeginn bestehen und mit dem erstmaligen Auftreten einer Psychose eine weitere Verschlechterung erfahren, um dann relativ stabil zu bleiben.

170
Q

Welche kognitiven Verzerrungen zeigen sich bei Schizophrenie Patienten?

A

Unter einer kognitionspsychologischen Perspektive wird heute angenommen, dass das Denken schizophrener Personen nicht grundlegend gestört ist, sondern im Vergleich zu Gesunden lediglich bestimmte kognitive Verzerrungen aufweist, die das Auftreten psychotischer Symptome (besonders Wahn) begünstigen.

Personen mit Schizophrenie sammeln im Vergleich zu Kontrollprobanden weniger Informationen, ehe sie eine Entscheidung treffen. Dies führte zur Annahme, dass die Tendenz zu voreiligen Schlüssen die Auftretenswahrscheinlichkeit falscher Schlussfolgerungen erhöht, wodurch wiederum die Entstehung wahnhafter Ideen begünstigt werden könnte.

Es gibt eine Reihe von Hinweisen, dass Patienten mit Schizophrenie zu externalen Attributionen neigen. Werden die Ursachen für negative Erfahrungen (z. B. Misserfolge, körperliche Missempfindungen) anderen Personen oder Gruppen zugeschrieben, so mag dies das Auftreten von Verfolgungsideen oder Beeinträchtigungserleben begünstigen.

Der dritte Bereich bezieht sich auf Defizite in der Fähigkeit zur Perspektivübernahme. Probanden mit Schizophrenie haben Schwierigkeiten, mentale Zustände anderer Personen zu repräsentieren. Dadurch wird es schwieriger, die Handlungsintentionen anderer richtig einzuschätzen.

171
Q

Beschreibe das Vulnerabilitäts-Stress-Modell der Schizophrenie

A

Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell besagt, dass die individuelle Vulnerabilität für Schizophrenie von der Ausprägung der angeborenen und/oder erworbenen Risikofaktoren abhängt.

Aktuelle Stressoren und Belastungsfaktoren führen dann zu psychotischen Symptomen, wenn die aus der individuellen Vulnerabilität resultierende Toleranzschwelle überschritten wird. Bei hoher Vulnerabilität kann bereits geringfügige Belastung eine Krise auslösen, während bei geringer Vulnerabilität die Belastung entsprechend größer sein müsste.

Dieses Modell kann der Einordnung der unterschiedlichen ätiologischen Befunde dienen und eignet sich gut, um mit den Patienten ihre individuellen Belastungsfaktoren und auslösenden Bedingungen zu erarbeiten.

172
Q

Definiere Persönlichkeitsstörungen

A

Die Persönlichkeitsstörung ist nach dem aktuellen Klassifikationssystem DSM-IV-TR definiert als ein »überdauerndes Muster von innerem Erleben und Verhalten, das merklich von den Erwartungen der soziokulturellen Umgebung abweicht, tiefgreifend und unflexibel ist […] und zu Leid oder Beeinträchtigungen führt« (Saß, Wittchen & Zaudig, 1996)

Persönlichkeitsstörungen sind von Persönlichkeitsstilen und -änderungen abzugrenzen.

Zur Diagnosestellung einer Persönlichkeitsstörung nach ICD-10 müssen allgemeine und störungsspezifische Kriterien erfüllt sein.

173
Q

Welche Diagnosekriterien bestehen laut ICD-10 für Persönlichkeitsstörungen?

A
174
Q

Aus welchen biologisch relevanten Faktoren kann eine Persönlichkeitsstörung erfolgen?

A

Zu den biologisch relevanten Faktoren der Entstehung einer Persönlichkeitsstörung zählen der Genotyp eines Individuums, prä-, peri- oder postnatale Komplikationen, ein ängstlich-vermeidendes, impulsives oder emotional instabiles Temperament. Vereinzelt wurden zudem Unterschiede in der serotonergen und noradrenergen Aktivität sowie subtypspezifische neurobiologische Korrelate (z. B. präfrontale Dysfunktion bei antisozialen und Borderline-Persönlichkeitsstörungen) nachgewiesen.

175
Q

Aus welchen psychosozial relevanten Faktoren kann eine Persönlichkeitsstörung erfolgen?

A

Psychosozial relevante Faktoren für die Entstehung einer Persönlichkeitsstörung sind (frühe und lang andauernde) traumatische Lebensereignisse, physischer, sexueller oder psychischer Missbrauch, Vernachlässigung, interpersonelle Stressoren, ein überbehütender oder ein ablehnender bis feindseliger Erziehungsstil, eine positive Familienanamnese im Hinblick auf Angststörungen, Depression und Suizidalität sowie ein Mangel an sozialer Unterstützung.

176
Q

Definiere den Schädlichen Gebrauch / Missbrauch von Substanzen

A

Wiederkehrender Gebrauch einer psychotropen Substanz, welche trotz des Wissens über durch den Konsum verursachte soziale, berufliche, psychologische oder körperliche Probleme weiter konsumiert wird.

177
Q

Definiere die Abhängigkeit von Substanzen

A

Wiederkehrender, schädlicher und durch ein übermächtiges Konsumverlangen bedingter Gebrauch einer psychotropen Substanz. Die Betroffenen erleben Kontrollverlust bei etwaigen Abstinenzbemühungen. Bei Abstinenz treten körperliche oder psychische Entzugserscheinungen auf. Die Menge der konsumierten Substanz muss immer weiter gesteigert werden, um die erwünschte Wirkung zu erzielen – Konsum und Beschaffung der Substanz dominieren den Alltag der Betroffenen.

178
Q

Welche Verhaltenssüchte zeigen sich?

A

Spielsucht

Kaufsucht

Internet- und Computersucht

Sexsucht

Sportsucht

179
Q

Was ist bei der Diagnostik von Missbrauchs- und Abhängigkeitsstörungen zu beachten?

A
  • Zuweilen sind den Betroffenen das mit dem Konsum einhergehende Gesundheitsrisiko oder andere negative Folgen nicht bewusst. In diesem Fall gilt es kritisch zu prüfen, inwieweit überhaupt von Missbrauch gesprochen werden kann.
  • Der Konsum stellt oft eine äußerst schambehaftet Thematik für die Betroffenen dar und wird in der Folge oft verheimlicht, verleugnet oder bagatellisiert.
  • Viele Betroffenen bewegen sich (durch die Suchtproblematik) in einem illegalen Milieu (Stichwort: Beschaffungskriminalität) und müssen juristische Konsequenzen befürchten, wenn sie Fragen zum Konsum wahrheitsgemäß beantworten. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, die Aussagen der Betroffenen sorgfältig zu prüfen und wenn möglich alternative Informationsquellen zu berücksichtigen. Dabei kann es sich um Verhaltensbeobachtungen durch den Diagnostiker, die Befragung von dritten Personen oder Institutionen oder um den Einsatz biologischer Verfahren zum Nachweis des Konsums (über Atem-, Urin-, Blut- oder Haaranalysen) handeln
180
Q

Beschreibe Psychische Folgen erworbener Hirnschädigungen

A

Erworbene Hirnstörungen entstehen durch körperliche Erkrankungen, die das Gehirn direkt (z. B. durch Schädel-Hirn-Verletzungen) oder indirekt (z. B. als Folge einer den ganzen Organismus beeinflussenden Stoffwechselerkrankung) betreffen. Infolge der Hirnschädigung treten häufig neuropsychologische Leistungseinbußen auf, aber auch Beeinträchtigungen der emotional-motivationalen Verarbeitung, die zu Verhaltensauffälligkeiten und interpersonellen Schwierigkeiten führen können.

181
Q

Was können organische Ursachen erworbener Hirnschädigungen sein?

A

Ursachen erworbener Hirnschädigungen stellen traumatische Hirnschädigungen (z. B. Schädel-Hirn-Traumata), Gefäßerkrankungen (z. B. Schlaganfälle, Hirnblutungen) und neurodegenerative Erkrankungen (z. B. Demenz vom Alzheimer-Typ) dar. Auch entzündliche Erkrankungen (z. B. multiple Sklerose) oder neoplastische Verändrungen (Hirntumore), Sauerstoffmangel, Intoxikationen, Stoffwechsel- oder Ernährungsstörungen sind als ätiologische Faktoren zu berücksichtigen

182
Q

Wie zeigt sich die Symptomatik un der zeitliche Verlauf von erworbenen Hirnschädigungen?

A

Neben sensorischen und motorischen Ausfällen sind neuropsychologische Störungen häufig, die sich in kognitiven Leistungseinschränkungen manifestieren.

Es können alle kognitiven Funktionen betroffen sein, z. B. Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Handlungsplanung und -steuerung, Sprache und Wahrnehmung. Es treten häufig Veränderungen der emotionalen Verarbeitung (z. B. erhöhte Reizbarkeit, Ängstlichkeit, Affektlabilität) und der Motivation (z. B. Apathie) auf; auch Verhaltensauffälligkeiten (z. B. Enthemmung im Sozialverhalten) stellen eine mögliche Folge dar.

Welche Symptome initial auftreten, wird wesentlich durch die ursächliche Erkrankung und die betroffenen Hirnareale bestimmt.

Bei demenziellen und einigen entzündlichen Erkrankungen handelt es sich um fortschreitende, sich verschlechternde Erkrankungen.

Welche Funktionsbereiche zuerst betroffen sind und welche im späteren Verlauf beeinträchtigt werden, unterscheidet sich je nach Erkrankung.

Demgegenüber handelt es sich beispielsweise bei traumatischen Hirnschädigungen um Ereignisse, die anfangs drastische Symptome zeigen können (z. B. posttraumatische Amnesie, Orientierungsstörungen), deren Symptomatik aber meist zurückgeht.

Allerdings können auch nicht-progrediente Hirnschädigungen zu chronischen Beeinträchtigungen führen.

183
Q

Was isz normle Sexualität?

A

Obwohl Sexualität scheinbar kein Tabuthema mehr ist, bestehen Ängste, Schamgefühle und Leistungsansprüche.

Die Variationsbreite menschlicher Sexualität ist hoch. Daher gilt, dass alles normal ist, so lange alle Beteiligten zufrieden sind und niemand zu Schaden kommt.

Es werden folgenden Phasen des Sexualverhaltens unterschieden: Appetenzphase – Erregungsphase – Plateauphase – Orgasmusphase – postorgastische Phase.

184
Q

Charakterisiere die Phasen des Sexualverhaltens

A

In der Appetenzphase tritt ein Bewusstsein für das sexuelle Bedürfnis auf, das oftmals auch von Fantasien begleitet wird.

Die nachfolgende Erregungsphase ist durch die physiologische Reaktion (Hautrötungen sowie beschleunigte Atmung und Puls) und das damit einhergehende veränderte Erleben charakterisiert (beim Mann: z. B. Erektion oder Anschwellen des Hodens).

Üblicherweise folgt anschließend eine Plateauphase, die durch eine Verstärkung der physiologischen Aktivierung sowie durch unwillkürlicher werdende Koitusbewegungen gekennzeichnet ist.

Die Orgasmusphase ist neben der Ejakulation auch durch weitere Kontraktionen im Sexualbereich gekennzeichnet.

Die anschließende Entspannungs- oder auch postorgastische Phase ist beim Mann in aller Regel mit einer Refraktärzeit verbunden, in der sich die Erregung zurückbildet.

Erst nach Ablauf einer individuell unterschiedlichen und vom Alter abhängigen Refraktärzeit sind die meisten Männer wieder zu einer erneuten Erregung in der Lage.

185
Q

Definiere Paraphilie

A

Unter einer Störung der Sexualpräferenz (Paraphilie) versteht man einen Drang nach einem unüblichen Sexualobjekt oder einer ungewöhnlichen Art der Stimulation.

In ihrer intensivsten Form hat die Paraphilie Suchtcharakter, die Sinnlichkeit spielt beim Akt hingegen eine untergeordnete Rolle. Damit geht nicht zwangsläufig delinquentes Verhalten einher. Sexuelle Delinquenz bezeichnet Handlungen, die mit Zwang ausgeübt werden und die Freiheitsrechte involvierter Personen, die keine Einwilligung zur Ausübung der sexuellen Handlung gegeben haben, verletzen. Paraphilien gehen nicht zwangsläufig mit einem intra- oder interpsychischen Leidensdruck einher.

Bei den unten beschriebenen, devianten sexuellen Präferenzen handelt es sich in milden Formen um Fantasien. Die Diagnose sollte nur dann vergeben werden, wenn es sich um ausgelebte Bedürfnisse handelt, die entweder zu einer subjektiven Beeinträchtigung oder zu zwischenmenschlichen Schwierigkeiten führen. Alle Paraphilien finden ihren Ursprung in der Pubertät. Bislang unklar ist die Hypothese, dass Paraphilien sehr viel seltener bei Frauen als bei Männern auftreten. Es könnte sein, dass paraphile Frauen häufiger anderen Störungsgruppen zugeordnet werden oder dass z. B. die Zurschaustellung der weiblichen Brust geringeren Bedrohungscharakter (und somit geringeres Potenzial einer strafrechtlichen Verfolgung) als das Exhibitionieren des Penis hat.

Zu den Paraphilien zählen Exhibitionismus, Voyeurismus und Frotteurismus.

186
Q

Was ist Exhibitionismus?

A

Exhibitionismus (F65.2; 302.4), d. h. die Zurschaustellung von Sexualorganen in der Öffentlichkeit. Die Befriedigung des Exhibitionisten hängt vom Überraschen oder Erschrecken fremder Personen ab, weswegen die Täter eher frustriert sind, wenn die Opfer mit Gelassenheit reagieren.

187
Q

Was ist Frotteurismus?

A

Der Frotteurismus (F65.8; 302.89) beschreibt ein Störungsbild, bei dem sich die Person durch Reibung der eigenen Genitalien an Fremden oder durch Berührung der Sexualorgane Fremder z. B. in U-Bahnen Lustgewinn verschafft. Zudem gibt es Menschen, die durch Sex mit Tieren (Sodomie) oder mit Toten (Nekrophilie) stimuliert werden. Auch bei diesen Sexualpräferenzen ist die Ätiologie unklar. Während die Annahme einer klassischer Konditionierung durch erste Masturbationserfahrungen an Aktualität eingebüßt hat, ist heute die Annahme soziobiologischer Faktoren in die nähere Betrachtung gerückt.

188
Q

Was ist Voyeurismus?

A

Beim Voyeurismus (F65.3; 302.82) wird durch die heimliche Beobachtung sexueller Handlungen anderer sexuelle Erregung ausgelöst. Dabei wird die Gefahr, die mit dem Eingriff in die Intimsphäre anderer verknüpft ist, als besonders Lust steigernd erlebt. Der Anteil derer, die im Verlauf zu sexueller Delinquenz neigen, ist bei Voyeuren deutlich größer als bei Exhibitionisten.

189
Q

Was ist Fetischismus?

A

Beim Fetischismus (F65.0; 302.81) wird ein zunächst sexuell neutrales Objekt (z.B. Stiefel) als luststeigernd wahrgenommen. Kann das Fetischobjekt nicht berührt, berochen oder getragen werden, erfährt die betroffene Person keine sexuelle Erregung

190
Q

Was ist Transvetismus?

A

Der Transvestitismus (F65.1; 302.3) ist gekennzeichnet durch das Tragen der gegengeschlechtlichen Kleidung, das mit sexueller Erregung einhergeht. Werden in einer Partnerschaft die beiden zuletzt genannten Sexualpräferenzen akzeptiert, so sind diese zunächst als unproblematisch zu betrachten. Empfindet die betroffene Person die Einengung auf ein bestimmtes Sexualobjekt hingegen als störend, so kann sich hierdurch eine behandlungsbedürftige Störung entwickeln.

Die Ätiologie des Fetischismus und des Transvestitismus ist bislang ungeklärt. Fraglich ist zudem, ob hierbei nicht einfach von einer normalen Abweichung der soziokulturellen Normalität gesprochen werden kann. In der Behandlung ergibt sich daher ein eher affirmativer Ton, der die Reduktion sozialer Belastungen und die Akzeptanz der Abweichung einschließt.

191
Q

Was ist sexueller Masochismus und sexueller Sadismus?

A

Sexueller Masochismus (F65.5; 302.83), bei dem die sexuelle Erregung durch die gewollte Demütigung oder durch erwünschtes Geschlagen- oder Gefesselt-Werden erzielt wird, ist häufig in höheren sozialen Schichten anzutreffen.

Das Gegenstück hier- zu ist im sexuellen Sadismus zu finden (F65.5; 302.84), bei dem durch die gewaltvolle Erniedrigung und Qual anderer sexuelle Erregung hervorgerufen wird. Zu unterscheiden sind milde Formen, bei denen die kurzfristige Außerkraftsetzung der Gleichberechtigung von beiden Seiten erwünscht ist, und Formen, bei denen das Opfer ohne Einverständnis drangsaliert wird.

192
Q

Was ist Pädophilie?

A

Bei der Pädophilie (F65.49; 302.2) wird sexuelle Erregung durch die Berührung von meist präpubertären Kindern oder durch die Stimulation der Genitalien durch das Kind erreicht. Um von Pädophilie sprechen zu können, muss der Täter mindestens fünf Jahre älter als das kindliche Opfer sein. Kennzeichnend ist oft ein Mangel an Empathie gegenüber den Opfern sowie Defizite im Aufbau von Beziehungen zu Gleichaltrigen.

193
Q

Wie werden gestörte sexuelle Präferenzen threapiert?

A

Die Therapie gestörter sexueller Präferenzen zielt auf den Aufbau von Opferempathie, die Veränderung kognitiver Verzerrungen und die frühzeitige Unterbrechung devianter Verhaltensketten.

194
Q

Was ist unter der Störung der sexuellen Identität zu verstehen?

A

Eine Störung der sexuellen Identität (F64.0; 302.85) zeichnet sich dadurch aus, dass sich die Person zum eigenen Geschlecht nicht zugehörig fühlt. Dabei dominiert der Wunsch, dem anderen Geschlecht anzugehören und eine entsprechende, meist heterosexuelle Lebensweise anzunehmen

Betroffene sind meist eingenommen von dem Gedanken, ihre primären und sekundär- en Geschlechtsorgane loszuwerden. Vor einer Geschlechtsumwandlung muss eine Psychotherapie erfolgen, in der ein Alltagstest durchgeführt wird, durch den sich der Patient kontinuierlich in die neue Geschlechtsrolle einlebt.

195
Q

Welche Folgen haben Schlafstörungen?

A

Folgen von Schlafstörungen sind Tagesmüdigkeit, eingeschränktes Wohlbefinden sowie reduzierte kognitive und körperliche Leistungsfähigkeit.

196
Q

Wie werden Schlafstörungen Klassifiziert?

A

ICD-10 und DSM-IV-TR klassifizieren Schlafstörungen unterschiedlich.

Zu den nicht-organischen Schlafstörungen zählen die Dyssomnien und die Parasomnien. Dyssomnien bedeuten ein Zuviel oder Zuwenig an Schlaf. Parasomnien umfassen Störungen, die während des Schlafes auftreten.

Die nicht-organische (primäre) Insomnie ist die häufigste Schlafstörung. Die Hauptbeschwerden bestehen in Ein- und/oder Durchschlafstörungen, frühmorgendlichem Erwachen, nicht-erholsamem Schlaf und damit verbundener Beeinträchtigung der Tagesbefindlichkeit

197
Q

Was ist normaler Schlaf?

A

Die Schlafarchitektur eines Menschen lässt sich durch die Elektroenzephalografie (EEG) erfassen.

Dabei lassen sich fünf Schlafphasen unterscheiden: die beiden Leichtschlafstadien NONREM 1 und 2, die beiden Tiefschlafstadien NONREM 3 und 4 sowie der REM-Schlaf (Rapid Eye Movement).

In vier etwa 90-minütigen Schlafzyklen durchläuft ein Schläfer stets die Phasen 1 bis 4 und anschließend den REM-Schlaf. Dabei nimmt der Tiefschlaf im Laufe der Nacht zugunsten des REM-Schlafes ab, und mehrmaliges kurzes Erwachen ist normal.

Neben charakteristischen Frequenzbändern im EEG verändert sich das autonome Nervensystem. So verlangsamen sich in den NONREM-Stadien Herzschlag und Atmung, während im REM-Schlaf eine Aktivierung stattfindet.

Die durchschnittliche Schlafdauer liegt bei sieben bis acht Stunden. Allerdings ist die benötigte Schlafdauer höchst individuell und liegt zwischen fünf und zehn Stunden durchaus im normalen Bereich. Wichtiger als die Dauer für die Erholung sind der Zeitpunkt (nachts ist besser als tagsüber) und der Anteil an Tiefschlaf.

Bei Schlafmangel wird der Schlaf nicht etwa über die Dauer »nachgeholt«, sondern über vermehrten Tiefschlaf ausgeglichen.

198
Q

Was ist Aktometrie?

A

Die Aktometrie ist ein Verfahren zur Messung der Bewegung mithilfe einer Hand- gelenk-Manschette, die über längere Zeit kontinuierlich getragen werden kann. Das Verfahren liefert Erkenntnisse über den Schlaf-Wach-Rhythmus und die körperliche Aktivität einer Person. Seit einiger Zeit kann eine diesbezügliche Diagnostik auch mithilfe von Smartphone-Applikationen erfolgen.

199
Q

Was sind prädispositionierende Faktoren für Schlafstörungen?

A

Verschiedene organische Erkrankungen können die Schlafqualität beeinträchtigen. Dazu zählen beispielsweise Herz und Lungenerkrankungen, chronische Schmerzen oder Magen-Darm-Erkrankungen.

Bei psychischen Störungen, besonders bei der Major Depression, kommt es nicht nur häufig zu Ein- und Durchschlafstörungen, sondern auch zu einer Veränderung der Schlafarchitektur (z. B. Reduktion des Tiefschlafes). Weitere psychische Störungen, die mit einer Beeinträchtigung des Schlafes einhergehen, sind Angststörungen, Alkoholabhängigkeit, die Borderline-Persönlichkeitsstörung, Demenzen, Essstörungen und Schizophrenien.

200
Q

Was ist Bruxismus?

A

Nächtliches Zähneknirschen

201
Q

Wie zeigen sich Depressionen bei Kindern und Jugendlichen?

A

Die diagnostischen Kriterien für eine depressive Episode stimmen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene weitgehend überein, wenngleich depressive Symptome bei Kindern und Jugendlichen stark altersabhängig sind.

Während Kleinkinder eher somatische Symptome (Appetit-, Schlaf-, Entwicklungsstörungen oder Bauchschmerzen), Angstsymptome und Verhaltensprobleme zeigen und zusätzlich passiv und desinteressiert wirken, berichten Kinder im Schulalter eher über Traurigkeit und Versagensängste und ziehen sich zurück. Häufig kommen noch Schlafstörungen, mangelnde Fähigkeit, sich zu freuen, vermindertes Interesse an motorischen Aktivitäten und erhöhte Irritierbarkeit/emotionale Instabilität hinzu.

Kognitive Komponenten treten frühestens ab dem mittleren Kindesalter auf.

Die Symptome jugendlicher Betroffener sind vergleichbar mit denen von Erwachsenen: Sie leiden unter Leistungsproblemen, Antriebs- und Interessenlosigkeit, Zukunftsängsten sowie geringem Selbstwert, neigen aber eher zu Gereiztheit als erwachsene depressive Patienten

Die Inzidenz steigt mit der Adoleszenz deutlich an. Mädchen sind dann doppelt so häufig betroffen.

202
Q

Beschreibe die Komorbidität von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen?

A

In der Regel treten depressive Störungen des Kindes- und Jugendalters nicht isoliert auf, sondern sind in 50–75 % der Fälle komorbid, hauptsächlich mit Angststörungen, v. a. Trennungsangst, Störungen des Sozialverhaltens und im Jugendalter mit Substanzmissbrauch.

203
Q

Was sind Risikofaktoren für Depressionen im Kinder- und Jugendalter?

A
204
Q

Charakterisiere ADHS

A

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

ADHS ist durch drei Kernsymptome charakterisiert: Hyperaktivität (z. B. zappelig, herumrennen, immer auf Achse), Impulsivität (z. B. nicht warten können, stören, andere unterbrechen) und Unaufmerksamkeit (z. B. Flüchtigkeitsfehler, nicht zuhören, schlechte Organisation, Ablenkbarkeit, Vergesslichkeit).

205
Q

Was sind Risikofaktoren für eine Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung?

A
206
Q

Charakterisiere Störungen des Sozialverhaltens im Kinder- und Jugendalter

A

Die Behandlungsprognose ist relativ schlecht

Störungen des Sozialverhaltens zeichnen sich durch aggressives Verhalten gegenüber Menschen und Tieren (z. B. Einschüchtern, Schlägereien, Tierquälerei), Zerstörung von Eigentum (z. B. Brandstiftung), Betrug oder Diebstahl und schwere Regelverstöße (z. B. vor 13. Lebensjahr Schuleschwänzen, Weglaufen auch über Nacht) aus. Sie zählen mit Angststörungen und ADHS zu den häufigsten psychischen Störungen des Kindes- und Jugendalters

Störungen des Sozialverhaltens zeigen einen stabilen Verlauf. Jungen sind deutlich häufiger betroffen als Mädchen

207
Q

Was sind kontextuelle Risiken für Störungen des Sozialverhaltens im Kinder- und Jugendalter

A
208
Q

Was sind familiäre Risiken für Störungen des Sozialverhaltens im Kinder- und Jugendalter

A
209
Q

Was sind individuelle Risikofaktoren für Störungen des Sozialverhaltens im Kinder- und Jugendalter

A