Intelligenz Flashcards
Fähigkeiten
Persönlichkeitseigenschaften, die Leistungen ermöglichen
Leistungen
Ergebnisse von Handlungen, die nach einem Gütemassstab bewertbar sind -> gut/schlecht, richtig/falsch
Intelligenz
! Kein Bücherwissen !
-> breiteres, tieferes Vermögen unsere Umwelt zu verstehen
Ist über Kriteriumsvalidität definiert, dh auch dadurch was Intelligenz nicht ist und wie sie sich von anderen Konstrukten unterscheidet
Intelligenztests: Matrizenaufgaben
Nach 2 Sequenzen die 3. vervollständigen; z.B:
< > ≤
> < ≥
+ - -> vervollständigen durch ±
-> sprachunabhängig und kulturfrei
Intelligenztests: Induktion
Zahlenabfolge vervollständigen nach passender Regel; z.B:
1 3 5 7 9 11 -> vervollständigen durch 13
Intelligenztests: räumliche Vorstellung
Objekte mental drehen und wenden
Intelligenztests: Wahrnehmungsgeschwindigkeit
z.B. Wörter finden in Wortsuppe
-> eignet sich für die Simulation von Störungen
Intelligenztests: Gedächtnis
z.B. Wortliste auswendig lernen und Fragen dazu beantworten; z.B:
Tennis - Stuttgart - Melone - Blume - Heft
„Das Wort mit Anfangsbuchstabe T war…?“
… eine Sportart
… ein Essen
… eine Stadt
Intelligenzstrukturmodelle: Zwei-Faktoren Theorie der Intelligenz (Spearman, 1904)
- allgemeiner Faktor g: liegt allen Leistungswerten gemeinsam zugrunde
- Intelligenzfaktoren s: testspezifische Faktoren
-> Korrelation zw. Verfahren: Ausmass indem sie g erfassen
-> Mittelwert aller Tests gute Schätzung für g
Faktorenanalyse - Spearman & Thurstone
Spearman: Faktorenanalyse entwickelt, um relevante Faktoren der Intelligenz zu finden
Thurstone: Weiterentwicklung der Faktorenanalyse, so wie man sie heute kennt -> Modell multipler Faktoren
Zwei-Faktoren Theorie der Intelligenz: empirische Bestätigung
- Faktorenanalyse bestätigt Generalfaktor der Intelligenz (g)
- verschiedene Tests laden unterschiedlich hoch auf g; z.B. Raven Matrizen-Test mit besonders hoher Ladung
- Korrelationen zw. Tests sollte über Ladung auf g-Faktor erklärbar sein -> nicht gegeben
-> einzelne Tests korrelieren untereinander z.T. höher als es ihre Korrelation mit dem g-Faktor erwarten lässt
Intelligenzstrukturmodelle: Primärfaktorenmodell der Intelligenz (Thurstone, 1938)
- lehnt 1 genereller Intelligenzfaktor ab und nimmt 7 Primärfaktoren an
- Personen werden durch Intelligenzprofil beschrieben und nicht durch Wert in g
-> eig sollten Faktoren unabhängig voneinander sein, bei Thurstone sind aber Verbindungen erlaubt
7 Primärfaktoren nach Thurstone
- räumlich-visuelle Aufgaben (Space)
- Wahrnehmung von Objekten und Relations (Perceptual speed)
- rechnerisch-mathematische Fähigkeiten (Numerical ability)
- Gedächtnisleistung (Memory)
- logisches Schlussfolgern (Reasoning)
- Wortflüssigkeit (Word fluency)
- verbale Beziehungen verstehen/interpretieren (Verbal relations)
Thurstone‘s Befunde (im Unterschied zu Spearman‘s)
- eine homogene Stichprobe führt zu eingeschränkter Varianz und damit zu geringeren Interkorrelationen
- grössere Anzahl an Tests
- oblique (schiefwinklige) Rotation bei der Faktorenanalyse
Hierarchische Strukturmodelle
1 übergeordneter, allgemeiner Intelligenzfaktor
+ Unterscheidung spezifischer Faktoren auf niedrigeren Ebenen
Hierarchische Strukturmodelle: Fluide und kristalline Intelligenz (Cattell, 1966)
g-Faktor in 2 hoch korrelierte Komponenten:
- Fluide Intelligenz
- Kristalline Intelligenz
Fluide Intelligenz - gf (Cattell)
angeboren
= Fähigkeit sich neuen Problemen anzupassen, ohne dabei wesentlich auf frühere Lernerfahrungen zurückgreifen zu müssen.
-> z.B. Primärfähigkeiten wie Merkfähigkeit, Induktion oder räumliches Denken
-> nimmt ab 20 J. ab
Kristalline Intelligenz - gc (Cattell)
erlernt
= Fähigkeiten in denen sich die kumulierten Effekte vorangegangener Erfahrungen verfestigt haben.
-> z.B. Wortverständnis und Wortflüssigkeit. Diese Faktoren sind eher bildungs- bzw. erfahrungsabhängig.
-> stabil über Lebensspanne im Querschnitt, nimmt ab im Längsschnitt
Hierarchische Strukturmodelle: Carroll‘s Modell (1993)
-> exploratorische Analyse bei 130‘000 Personen
3 Hierarchieebenen:
- g
- allgemeine Spezialfähigkeiten
- spezifische Teilfähigkeiten
-> am breitesten verwendetes Modell der Intelligenz
Hierarchische Strukturmodelle: Berliner Intelligenzstrukturmodell - BIS (Jäger, 1984)
2 Modalitäten unterscheiden Intelligenzaufgaben
- erforderliche Operationen; welche Art der mentalen Leistung ist erforderlich? Bearbeitungsgeschwindigkeit, Merkfähigkeit, Einfallsreichtum, Verarbeitungskapazität
- Aufgabeninhalte; welche Inhalte haben die Aufgaben? z.B. Zahlen, Wörter, Figuren
Hierarchische Strukturmodelle: Wechsler-Tests
- Mass für allgemeine Intelligenz
- Angaben zu Fähigkeiten
- Einzeltestung durch standardisierter Dialog
-> verbereitetste Tests in Intelligenzmessung
-> ständig an aktuelle Lage angepasst
-> früher in verbalen und Handlungsteil aufgeteilt
Normierung von Wechsler-Test/Intelligenz
IQ = 100 + 15 · z
Kategorien der IQ-Werte
- hochbegabt: IQ > 130 (+ 2 SD)
- überdurchschnittlich: IQ > 115 (+1 SD)
- unterdurchschnittlich: IQ < 85 (-1 SD)
- Intelligenzminderung: IQ < 70 (-2 SD)
Empirische Verteilung der Intelligenz
- Im unteren Bereich nicht normalverteilt, aber man kann damit rechnen
- Zwischen den Geschlechtern verschieden breit verteilt
-> Je nachdem was man rechnen will, muss man die Items anpassen; z.B. wenn ich Gruppe mit erwarteter tiefer Intelligenz messe, müssen Items für tief differenzierter, bzw. anderes normiert sein.
Selbstberichte bei Intelligenzmessung
Korrelation mit selbsteingeschätzter Intelligenz: r = .33
-> nicht gut genug für Vorhersage
- sehr intelligente Menschen unterschätzen sich
- weniger intelligente überschätzen sich
Entwicklung von Intelligenz: Mittelwertsveränderungen
Abnahme im Alter
Problem: Ist es wirklich eine altersbedingte Veränderung oder nur Kohorteneffekt?
Entwicklung von Intelligenz: Flynn-Effekt
Durchschnittliche Intelligenztestwerte (20-35 IQ-Punkte) nahmen über die Zeit hinweg kontinuierlich zu (repliziert in verschiedenen Ländern)
-> insbesondere Zunahme bei fluider Intelligenz
Erklärungen für Flynn-Effekt
- wahrer Intelligenzanstieg (bessere Lebensbedingungen, verbesserte schulische und elterliche Anregung)
- bessere Testleistung wegen mehr Erfahrungen
-> Fazit: Kombination aus beidem
Implikationen des Flynn-Effekts
- Kulturelle und historische Relativität der Intelligenzmessung: In den letzten 40 Jahren stärkere Anstiege in Entwicklungsländern
- Flynn Effekt lässt in den letzten Jahrzehnten wieder nach
- Notwendigkeit von regelmässigen Neunormierungen
- Querschnittliche Alterseffekte sind nicht als individuelle Veränderungen interpretierbar
Mittelwertsveränderungen über die Lebensspanne (Schaie)
Kombinierte Quer- und Längsschnittstudie
- Querschnittstudie zeigt Abnahme, bis auf verbale Fähigkeiten (kristalline Intelligenz) -> Flynn-Effekt
- Längsschnittstudie zeigt Abnahme in allen Bereichen trotz Flynn Effekt
(Idealisierter) Altersverlauf gf und gc
Abfall in fluider Intelligenz nach Salthouse (1996) vor allem durch Veränderungen in der mentalen Geschwindigkeit erklärbar
Aber auch kristalline nimmt ab, je nach Messung
Entwicklung von Intelligenz: Rangordnungsstabilität
Sehr hohe langfristige differentielle Stabilität des IQ (r=.6)
Ursachen von Intelligenz: Gen vs. Umwelt
- Gen: 50-80% durch Gene erklärt
- Umwelt: 30-50% durch Umwelt erklärt
Ursachen von Intelligenz: Einfluss ist altersabgängig
- sinkender Einfluss geteilter Umwelteinflüsse (Anteil, der Verwandte ähnlicher macht)
- steigender Einfluss ungeteilter Umwelteinflüsse (Anteil, der Verwandte verschieden macht)
- steigender Einfluss der Gene (weil mehr Möglichkeiten, die passende Umwelt aufzusuchen)
Genomweite Assoziationsstudien (GWAS)
Simultane Untersuchung einer grossen Anzahl genetischer Varianten in den einzelnen Bestandteilen der Gene
- mit Manhattanplot schauen, welche SNPs mit Intelligenz zusammenhängen -> tiefes Signifikanzniveau wegen kleinen Effekten
- 19% Varianzaufklärung durch SNPs
- 5% Varianzaufklärung durch genomweite Polygenic Scores
Beachte: hier werden nur die additiven Effekte berücksichtigt
Positive genetische Korrelate von Intelligenz
- Educational Attainment
- Age of birth
- Longevity
- former smoker
- Gehirnvolumen
- Dauer der Geburt
Negative genetische Korrelate von Intelligenz
- Neurotizismus
- Anxiety
- ADHS
- Schizophrenie
- Alzheimer
- Raucher
- MD
- Waist hip Ratio
- Coronary Artery Disease
- Anzahl Kinder
Identifikation von Umwelteffekten: Schulbildung
nur natürliche Experimente dafür möglich
Geschätzter Effekt von 1 Schuljahr: 3.7 IQ-Punkte
-> Leute die länger in die Schule gingen haben höheren IQ
-> Aber: Kaum Effekte durch Bildung im Erwachsenenalter, gilt nur im Jugendalter und Adoleszenz
Konsequenzen von Intelligenz: Bildung
- Korrelation mit Grundschulnote: r≈ .50
- Korrelation mit Abinote: r ≈ .30
- Korrelation mit Abschlussnote eines universitären Studiums: r ≈.35
- Korrelation mit NC r = .53
- Korrelationen mit höchstem erreichten Bildungsabschluss (mit 40 Jahren): r ≈ .70
Beachte: hohe Korrelationen von IQ und Bildung, weil Intelligenz ist, was Intelligenztests messen
Konsequenzen von Intelligenz: Sozialprestige des Berufs
- Höhere IQ-Werte bei Berufe mit hohem Sozialprestige (Lehrer, Reporter, Rechtsbeistand, Wirtschaftsprüfer)
- SD liegen bei hohem Sozialprestige tiefer als bei tiefem -> mehr gleich intelligente Leute in hohen Berufen
Konsequenzen von Intelligenz: Lebensdauer
- Personen mit tiefstem IQ hatten höhere Wahrscheinlichkeit zu sterben
- Risiko, in den nächsten 20 Jahren zu sterben, war für Männer mit geringeren IQ-Werten deutlich grösser
Erklärungen für Einfluss auf Lebensdauer
- vorhergehende Gesundheitsprobleme, welche mit tieferen Intelligenz im Kindes- und Jugendalter zusammenhängen können
- tieferes Bildungsniveau und tieferen SES
- geringere Gesundheitskompetenz und maladaptiveres Gesundheitsverhalten
- höheres Krankheitsrisiko
Emotionale Intelligenz
= Fähigkeit, Emotionen zu identifizieren, zu verstehen und Emotionen für mentale Prozesse zu nutzen
Fähigkeitsbereiche der emotionalen Intelligenz
- Wahrnehmung von Emotionen bei sich und anderen
- Situationsbezogene Einschätzung von Emotionen
- Förderung des Denkens durch Emotionen
- Verstehen und Analysieren von Emotionen
- Regulation von Emotionen
-> Erfassung mittels Mayer-Salovey-Caruso Test zur Emotionalen Intelligenz
Emotionale Intelligenz als Subfaktor allgemeiner Intelligenz?
- Ladung von .80 von EI auf allgemeine Intelligenz
- korreliert aber fast genauso hoch auf p-Faktor
-> Emotionale Intelligenz liegt zwischen p und g Faktor
Konsequenzen von Intelligenz: Einkommen
- in 80ern hoher Anstieg vom Einkommen bei hohem IQ
- Effekte sind nur zum kleineren Teil durch SES der Herkunftsfamilie erklärbar (intelligentere Geschwister haben höheres Einkommen)