Initiale Diagnostik und Übertragungsbeziehung Flashcards
Warum Mehrdimesionale Diagnostik?
Eine psychodynamische Diagnose sollte folgende 3 Ebenen berücksichtigen und integrieren:
+ konkrete bewusste Probleme
+ Wiederkehrende problematische Muster
+ Unbewusste Ordnungsprinzipien oder –prozesse
Welche Komponenten beinhaltet die mehrdimensionale Diagnostik?
Klassifikatorisch (ICD-10)
Beziehungsdiagnostik (z.B. OPD, ZBKT,…)
Konfliktdiagnose (OPD)
Strukturdiagnose (OPD, STIPO-D)
Neurosenstruktur (evtl. Boesmann)
Was steht am ende des diagnostischen Prozesses?
Am Ende des diagnostischen Prozesses steht eine abschließende psychodynamische Fallformulierung/ Fallkonzeption, aus der sich neben der Diagnosen auch eine individuelle Behandlungsplanung ableiten lässt
Was ist das spezifische am PD Erstgespräch?
- Ein Übertragungsraum wird ermöglicht, in dem der Patient seine vertrauten Beziehungsmuster, in denen psychodynamische Konfliktthemen aktualisiert werden, reinszeniert
- -> Konflikt- und Beziehungsdiagnostik im Zentrum
- Erhebung der anamnestischen Angaben bei zeitlicher Begrenzung nur durch gezielte Exploration möglich
- Zugleich Freiraum geben zur Beziehungsgestaltung des Patienten
- Erstgespräch möglichst mit offenen Fragen beginnen; dem Patienten Raum geben, über sein Leiden offen zu sprechen. Zugleich Hinweis auf strukturellen Rahmen geben. Die spontanen Schilderungen sind sehr aufschlussreich!!! –> Raum zum Gestalten geben
Welche 3 übergeordneten strukturellen CHarakteristika sollen nach Kernberg unter Berücksichtigung der Beziehungsdynamik exploriert werden?
- Integrierte vs. Diffuse Identität und entsprechende Qualität der Objektbeziehungen (Identitätskonflikte, internalisierte Objektbeziehungen)
- Verwendung reifer vs. Unreifer Abwehrmechanismen
- Ausreichend intakte vs. Signifikant eingeschränkte Fähigkeit zur Realitätsprüfung (Ich-Funktionen)
Wozu dient Kernbergs strukturelles Interview?
Leitfadengestütztes Interview, welches die deskriptiv-psychiatrische und psychodynamische Perspektive miteinander verbindet
–> Ziel: diagnostische Differenzierung von neurotischer, Borderline- und psychotischer Persönlichkeitsstruktur
Was sind die Ziele der initialen Diagnostik?
+ Symptomatik und deren subjektive Bedeutung
+ auslösende Situation
+ Biographische Anamnese (Beziehungsgestaltung)
+ innere Objektwelt und unbewusste Fantasien
+ Psychodynamik (Struktur, Konflikt, Abwehr)
Welche Informationsarten werden unterschieden?
Objektive Information:
- unabhängig vom Subjekt seiende Vorgänge, das historisch wikliche und der Sinngehalt der Aussagen
- Logisches Verstehen des Gesprochenen
Subjektive Information:
- Vorgänge im Subjekt, subjektive Bedeutung, die der Patient dem GEsagten gibt
- Psychologisches Verstehen, Verstehen des Sprechers, Nacherleben
Szenische Information:
- Interaktionsmuster der Subjekte mit ihrer Mit- und Umwelt, gemeinsames Tun/Erleben statt Reden-über
- szenisches Verstehen , Verstehen der Situation, der Rollenbedeutungen im Lebensspiel des Patienten
Welche diagn. Bereiche sind für das therapeutische Vorgehen und die Behandlungstechnik von zentraler Bedeutung?
- Die Basis der systematischen Dokumentation und/ oder Bewertung in der psychodynamischen Therapie sind das diagnostische Interview und die Therapiesitzungen
- Insbesondere wird die Übertragungsbeziehung diagnostisch genutzt i.S. eines „Interaktionsproduktes“
- In der klinischen Routine haben sich Fragebögen und standardisierte Methoden, die sich auf psychoanalytische Konstrukte beziehen, nicht durchgesetzt
- Fragebögen richten sich v.a. auf psychodynamische Persönlichkeitskozepte (Gießentest, Narzissmusinventar,…)
- Natürlich auch die OPD! (siehe Vorlesung des letzten Semesters)
- Die diagnostische Kernfrage für die Behandlungstechnik ist die nach der Struktur des Patienten
- Weiterhin wichtig für die diagn. Einschätzung und das therapeutische Vorgehen:
+ Abwehrstabilität
+ Introspektionsfähigkeit
+ Motivation - Dann: Störung nach Konflikt-, Struktur- oder Traumemodell?
Was gibt Hinweise auf das Strukturniveau des Patienten?
- Gestaltung der aktuellen Beziehung zum Therapeuten
- Die geschilderten aktuellen und früheren Objektbeziehungen
- Form der Bewältigung von Schwellensituationen
- Einschätzung der eigenen Person
- Gegenübertragung des Therapeuten (initiale Beziehungsangebot)
Welche Interaktionserlebnisse werden beim zentralen Konfliktthema analysiert?
- Des häufigsten Wunsches (offen oder verborgen) gegenüber einer anderen Person und den daran geknüpften Erwartungen
- Der häufigsten Reaktion der anderen (berichtete Erfahrungen des Patienten)
- Der häufigsten Reaktion des Patienten auf die Reaktion der Anderen
Analyse des zyklisch maladaptiven Musters (CMP)
- Erwartung des Patienten (z.B. „Ich fürchte, verachtet zu werden.“)
- Verhalten des Patienten („Ich gebe mit alle Mühe, um etwas zu leisten“)
- Verhalten der Anderen („Die nehmen mich nicht ernst und sehen mein Bemühen nicht.“)
- Innere Einstellung („Ich verachte mich selber“ –Introjekt)
–> Der zyklisch sich selbst verstärkende Moment des neurotischen Erlebens und Verhaltens wird deutlich
Wie kann der psychodynamische Fokus mit der OPD formuliert werden?
Achse II Beziehung: Welches ist das ausgeprägteste dysfunktionale Beziehungsmuster?
Was ist das Ziel der OPD Achse II Beziehung?
die Identifizierung des habituellen dysfunktionalen Beziehungsmusters eines Patienten
Was ist das Merkmale/ Die Folge dysfunktionaler Beziehungmsuster?
Spezifische interpersonelle, repetitive Konstellationen entstehen
Diese Konstellationen können aus Sicht des Patienten oder des Interaktionspartners beschrieben werden. Dabei können auch die Verhaltensweisen fokussiert werden, sodass sich vier Ebenen ergeben.
Welche sind das?
1) Wie der Patient sich selbst in Beziehungen erlebt
2) Wie der Patient andere in Beziehungen erlebt
3) Wie anderen den Patienten immer wieder erleben
4) Wie andere sich dem Patienten gegenüber immer wieder erleben