Behandlung struktureller Störungen Flashcards

1
Q

Was sind nicht deutende Interventionen?

A

Containing (Bion)

  • geht auf kleinianische Sichtweise zurück, dass eine Person einen Teil von jemand Anderem enthalten kann und meint die
  • Behälterfunktion/ Containerfunktion des Therapeuten;mütterlich-haltende Funktion

–> Spürbar in der Gegenübertragung durch bspw. Gefühle, sich schlecht, unfähig und schuldig zu fühlen

  • Ursprüngliches Konzept für den emotionalen Kontakt zwischen Mutter und Säugling
  • es sei die Aufgabe des Therapeuten, das für den Patienten Unverdauliche, Nicht-Symbolisierungsfähige und aus der Sprache ausgeschlossene (wie unerträgliche Gefühle) mittels der projektiven Identifizierung in sich aufzunehmen, zu verdauen und dem Patienten in Form einer Deutung zur Wiederaufnahme (introjektive Identifizierung) anzubieten

Holding Function/ Holding Environement (Winnicott)

  • Herstellung einer haltenden, gewährenden Umgebung, in welcher neue Erfahrungen möglich werden
  • Haltung der Mutter ihrem Kind gegenüber (good enough mothering), die der Therapeut ebenfalls einnehmen soll
  • Betonung der mütterlichen, haltend-stützenden Funktion des Therapeuten (väterlich dagegen: dagegenhaltend-konfrontierend)

Korrigierende emotionale Erfahrung (Alexander)

  • entwicklungsbedingte Defizite sollen im Sinne einer Nachreifung im Hier und Jetzt repariert werden - therapeutisches Substitut für vergangene Deprivation –>supportive Intervention
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2
Q

Warum ist Deutung ungünstig für Pat mit strukturellen Störungen?

A
  • Eine psychoanalytische Behandlung struktureller Störung, die nicht auf das Konzept der strukturellen Entwicklung ausgerichtet ist, kann ergeben:
    • vermutete unbewusste Konflikte
    • negative Introjekte
    • Archaische Abwehrformation
  • Konsequenz:
    • Klassische Behandlung mit konsequenter Deutung von Widerstand und Übertragung –> Bedingt häufig problematische Verläufe (maligne Regression, Verstrickung der therapeutischen Beziehung, nicht lösbare Konflikte, krisenhafte Zuspitzung v.a. bei Beendigung)
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3
Q

Welche Besonderheiten gibt es bei Patienten mit strukturellen Störungen vs Patienten auf neurotischem Strukturniveau?

A
  • Diagnostisch bedeutsam ist die Frage nach dem (strukturellen) „Wie“ nicht nach dem „Was“!
  • Strukturell gestörte Patienten zeigen deutlich weniger Mimiksignale und deutlich mehr unvollständige Mimikelemete
    –> nicht eine Verschiebung der Affekte wie bei neurotischen Patienten ist charakteristisch, sondern ein deutlich reduzierter und umstrukturierter mimischer Ausdruck
    –> Verweist auf die Erschwernis, Affekte zu erleben, sie differenziert wahrzunehmen und sie verständlich zum Ausdruck zu bringen, um so Beziehungen zu regulieren
  • Therapeutische Zusammenarbeit erschwert:
    • Fehlen einer Ausrichtung auf eigene Ziele
    • Fehlende Fähigkeit, sich gemeinsam mit einer Sache zu beschäftigen
    • Fehlende Fähigkeit, bereits erarbeitete Teilschritte zu bewahren und zu nutzen
    • Fehlende Fähigkeit zur therapeutischen Ich-Spaltung
  • Typische Gegenübertragungsmuster:
    • heftiger, häufiger schwer auszuhalten und schwer in Worte zu fassen
    • Spannungszustände und Blockierungen, die oft körperlich erlebt werden (Schwindel, muskuläre Anspannung)
    • wenig Rollenfantasien
    • Gegenübertragungsempfindungen verweisen auf Fremdheit des Patienten: ganz anders, schwer nachvollziehbar, stellenweise unheimlich, bedroht und bedrohlich
    • Aggressives und erotisches erscheint abrupt und unvermittelt (Entladung, Verwicklung, Verwirrung)
  • Eine psychoanalytische Behandlung struktureller Störung, die nicht auf das Konzept der strukturellen Entwicklung ausgerichtet ist, kann ergeben:
    • vermutete unbewusste Konflikte
    • negative Introjekte
    • archaische Abwehrformation
      Konsequenz: Klassische Behandlung mit konsequenter Deutung von Widerstand und Übertragung
    • Bedingt häufig problematische Verläufe (maligne Regression, Verstrickung der therapeutischen Beziehung, nicht lösbare Konflikte, krisenhafte Zuspitzung v.a. bei Beendigung)
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4
Q

Was sind strukturelle Störungen?

A
  • In der psychoanalytischen Literatur auch als „präödipal“ und „frühe Störungen“ genannt
  • Kernberg (1977) hat zwischen neurotischem, borderlinehaftem und psychotischem Organisationsniveau unterscheiden – Borderline-Persönlichkeitsorganisation als Funktionsniveau der Persönlichkeit nicht als Störungsbezeichnung
  • Die Entwicklungsstörung der Persönlichkeit bezieht sich auf die frühe psychische Entwicklung, entsprechend der modernen Entwicklungspsychologie und Kleinkind- bzw. Säuglingsforschung mit dem Fokus auf die Emotionsregulierung – „Entwicklungspathologie“ (auch: Beziehungstraumatisierung)
  • Strukturelle Störung wird als Beziehungsstörung verstanden
  • Defizitäre Strukturbildung manifestiert sich in defizitär ausgebildeten Ich-Funktionen (Emotionsregulierung, Mentalisierung, Ich-Integration), einer unreifen Abwehrorganisation und unreif gestalteten Objektbeziehungen (Niveau der Selbstregulation – bedürfnisbefriedigende Teilobjektbeziehungen)
  • Operationalisierung der strukturellen Störung durch die OPD
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5
Q

Wie zeigen sich strukturelle Störungen auf neurobiologischer Ebene?

A
  • Entwicklungstraumatisierungen führen zu funktionellen Veränderungen der Hirnregionen, die für Emotionsregulation und anderer wichtiger Steuerfunktionen zentral sind
  • Beeinträchtigung der präfrontalen Region und der rechten Gehirnhälfte
    (Aufgaben: Verarbeitung sozioemotionaler und bindungsrelevanter Informationen)
  • Hinweise auf Aktivitätsdefizite im Hirnstoffwechsel sowie ein verminderter Serotonin-Stoffwechsel im präfrontalen Cortex (Äquivalent zur Störung der Affektregulation)
  • Durch die verminderte Aktivität im präfrontalen Cortex erhalten basale emotionale Zentren (v.a. die Amygdala) unzureichende inhibitorische Modulation (Bedrohungsmeldungen); eine signifikant erhöhte Amygdala-Aktivität bei Borderline-Patienten konnte nachgewiesen werden
  • Viele Reaktionen traumatisierter Patienten lassen sich durch die verminderte Top-Down-Regulation basaler emotionaler Strukturen erklären - verzerrte Wahrnehmung des Bedrohungsgehalts, zusätzlich erschwert durch die ebenfalls präfrontal vermittelte, eingeschränkte Funktion der Mentalisierung
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6
Q

Welche Störungsbilder können bei strukturellen Störungen vorkommen?

A
  • Strukturelle Störungen können bei verschiedenen Störungsbildern vorkommen:
    Suchterkrankungen, psychosomatische Störungen, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen
  • Menschen mit einer ängstlich-vermeidenden oder anankastischen PSauf neurotischem Strukturniveau organisiert sein
  • Durchweg unreifes Strukturniveau (gering integriert bis desintegriert):
    paranoide, schizoide, dissoziale sowie Borderline PS
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7
Q

Wie wird die Struktur nach OPD (Achse IV) definiert?

A
  • Ganzheitliches Gefüge psychischer Dispositionen
  • Umfasst alles, was im Erleben und Verhalten des Individuums regelhaft, repetitiv abläuft
  • Bestimmt, den überdauernden, persönlichen Stil, mit dem das intrapsychische und interpersonelle Gleichgewicht hergestellt wird
  • Eine unbeeinträchtigte Struktur wirkt regulierend und adaptiv
  • Struktur zeigt lebenslange Entwicklungsprozesse, erscheint aber relativ konstant
  • Sie bildet sich lebensgeschichtlich, gründet auch genetisch veranerten Dispositionen, werden aber während der Kindheit geformt und ausgebildet
  • Struktur ist als Disposition nicht beobachtbar, sie realisieren sich in konkreten Situationen (im Erleben und Verhalten), von denen aus dann auf Strukturmerkmale rückgeschlossen wird
  • Bei der Beschreibung und dem Verständnis von Struktur und strukturellen Störungen werden unterschiedliche Integrationsniveaus beschrieben:
    • das gute strukturelle Integrationsniveau
    • das mäßig strukturelle Integrationsniveau
    • das geringe strukturelle Integrationsniveau
    • das desintegrierte Strukturniveau
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8
Q

Welche Fragen sind bei der Diagnostik Struktureller Störungen wichtig?

A

Diagnostisch bedeutsam ist die Frage nach dem (strukturellen) „Wie“ nicht nach dem „Was“!

  • Wie erlebt die Patientin/ der Patient andere Menschen?
  • Wie erlebt sie/ er sich selber?
  • Wie erlebt sie/ er sich in Beziehungen zu anderen?
  • Wie kann sie/ er ihre/ seine Impulse, Affekte und ihren Selbstwert regulieren?
  • Wie „funktioniert“ sie/ er?
  • Wie kann sie/ er mit äußeren Problemen und Entwicklungsaufgaben umgehen?
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9
Q

Welche Techniken und Interventionen werden bei strukturellen Störungen angewandt?

A
  • Spiegeln und Antworten
  • Anregung zu psychischen Produktionen möglichst in Worten (Symbolisierungsfähigkeit)
  • Klärende Fragen: Ordnung/ Sortieren, Mitteilung statt wortloses Verstehen
  • Einladung zur Selbstreflexion
  • Antwortende Mitteilungen (das emotionale Erleben des Therapeuten wird eingebracht)
  • Spiegelnde Äußerungen: Zur-Verfügung-stellen der persönlichen Wahrnehmung des Therapeuten
  • Strukturierende Interventionen: aktive Unterstützung beim Planen, Versorgen, Begrenzen
  • Aufzeigende und hypothesengeleitete Interventionen:
    • auf Zusammenhänge, Parallelen, Widersprüche
    • aufmerksam machen, Situationen anhand von Fremdbeispielen durchspielen
  • Chronist für die Erfahrungen des Patienten:
    • sammelt und bewahrt Erinnerungen des Patienten auf und stellt sie zur Verfügung
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10
Q

Wie ist das Behandlunsvorgehen bei Strukturellen Störungen nach Wöller und Kruse?

A
  • Zu Beginn der Behandlung stehen zumeist stabilisierende Interventionen im Vordergrund:
    • direktiv und abwehrstärkend!
  • Hilfs-Ich-Funktionen werden zur Verfügung gestellt (externe Emotionsregulierung)
  • Beruhigen und Entlasten
    • (Affekte ernst nehmen/ nicht bagatellisieren, von Emotionen ablenken, das Normale hervorheben, beruhigende Erklärungen geben, eigene Einschätzung deutlich machen, sedierende Medis)
  • Belastendes Material wegpacken (Container- oder Tresor-Technik)
  • Ressourcenaktivierendes Vorgehen und Begrenzung hilflos-regressiven Verhaltens
  • Schutz vor Grenzüberschreitungen, Aggressionen oder Destruktivität:
    • benennen und aktiv begrenzen (mit aller Entschiedenheit, Behandlungsvertrag)
  • Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit durch Wahlmöglichkeiten stärken („Wollen Sie heute Abend X oder Y machen?“)
  • Sobald wie möglich:
    • Nachentwicklung defizitärer Ich-Funktionen, insbesondere der Fähigkeit zur autonomen Emotionsregulierung und zur Mentalisierung
  • Einfügen störungsspezifischer Elemente in die Behandlung, da häufige Komorbidität; traumatherapeutischer Stabilisierungstechniken bei zusätzlicher PTBS oder dissoziativer Symptomatik
  • Ressourcenaktivierung
  • Erst Stabilität (Alltagsfunktionalität), dann Konflikt- und Traumabearbeitung
  • Konfliktzentriertes Arbeiten im letzten Behandlungsabschnitt nach Verbesserung der autonomen Emotionsregulation und einer Verbesserung der Mentalisierungsfähigkeit
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11
Q

Was sind Voraussetzungen für die Strukturbezogene PT nach Rudolf?

A
  • Differenzierte und umfassende Konzeption der psychischen Struktur – Diagnostik der Funktionen
  • Im Rahmen der Entwicklung der OPD wurden diese psychischen Funktionen beschrieben und operationalisiert (Wahrnehmungs-, Steuerungs-, Kommunikations- und Bindungsfähigkeit bezogen auf Selbst und Objekt)
  • Die mit Hilfe der OPD diagnostizierten Defizite als Basis für die Beschreibung spezifischer therapeutischer Ansätze
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12
Q

Was sind Ziele der Strukturbezogenen PT?

A
  • Verloren gegangene Selbstwirksamkeit des Patienten wiederherstellen
  • Wiedergewinnung der Verfügbarkeit über (regulierende) psychische Funktionen (Selbstreflexion, Affektdifferenzierung, Empathie, Affektmitteilung, Internalisierung,…)
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13
Q

Welche therapeutischen Haltungen sind wichtig in der Strukturbezogenen PT`

A
  • Sich hinter den Patienten stellen (Identifizierung - die Sicht des Pat teilen; Containing - die Klage aufnehmen und emotional verarbeiten; Erbarmen - Annehmen des fremden Leids; Hilfs-Ich - Ich-Funktionen zur Verfügung stellen; Sorge - Schaden vermieiden durch Vorsorgen; Unterstützung - Hilfestellung als Mentor, Coach, Elternersatz)
  • sich neben den Patienten stellen (geteilte Aufmerksamkeit für die Situation des Patienten)
  • sich dem Pat ggü stellen (Spiegelung - eigene Wahrnhemung zur Verfügung stellen, dem Pat sein Bild zurückgeben; Antwort - den Pat die emotionale Resonanz des Th sehen lassen; Alterität . das Anders-Sein des GGü betonen; Konfrontation - mit Aspekten der Realität und eigenen Verantwortung; Konfrontation - mit ASpekten der Realität und eigenen Verantwortung)
  • dem Patienten vorangehen (anstehende Entwicklungen, Aufgaben, Schwierigkeiten des Pat antizipieren und mitteilen)
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14
Q

Was sind therapeutische Grundannahmen struktureller Störungen?

A
  • Dysfunktionales Verhalten des Patienten wird nicht intentional verstanden
  • Das dysfunktionale Beziehungsangebot wird nicht als Übertragungsphänomen gehandhabt
  • Das psychodynamisch Motivierende wird nicht als unbewusstes Konfliktgeschehen verstanden
  • Die strukturbedingte Symptomatik gilt als Phänomene eigener Art (Ausdruck negativer Selbstzustände als Folge von Entwicklungsstörungen)
  • Symptomwertiges Verhalten wird als dysfunktionales Muster verstanden (subjektiv leidvoll, aber auch Bewältigung und Selbstschutz)
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15
Q

Therapeutischer Prozess?

A
  • Es geht um die Arbeit an den Bewältigungen und kompensatorischen Strukturen
  • Regel: die Abwehr (Bewältigung) nicht in Frage stellen und nicht auf Veränderungen hinwirken, da bestmögliche Lösung
    • Ausnahme:s elbstschädigende und dissoziale Handlungen verringern durch innere und äußere Struktur
  • Verabredungen: z.B. Anti-Suizid-Pakt – Ausbau steuernder Strukturen
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16
Q

Was sind strukturelle Therapiefoki?

A
  • Fokus: Als Foki kommen die Merkmale der Befunde in Betracht, welche Störung mit verursachen und aufrechterhalten und deshalb für die Psychodynamik des Krankheitsbildes und für die geplante Behandlung eine bestimmende Rolle spielen
  • Therapieziel: Die diagnostische Fokusauswahl lässt sich zugleich als therapeutische Handlungsempfehlung verstehen. Sie legt fest, welche Aspekte von Beziehung, Konflikt und Struktur insbesondere therapeutisch bearbeitet werden sollen

Fokus: einzelne Ich-Funktionen aufbauen

  • Emotionskontrolle verbessern:
    • Regulierungsstrategien vorschlagen und ermutigen
    • Konzentration auf den Augenblick oder auch auf Körperempfindungen:
    • Sinngebung und Pro-und-Kontra
  • Impulskontrolle verbessern:
    • Strategien der Ablenkung, bis Impuls abgeklungen ist
  • Affektdifferenzierung fördern:
    • Auffordern, zwischen Affekten der Vergangenheit und aktuellen zu unterscheiden (z.B. % Angaben)
  • Affektive Ausdrucksfähigkeit differenzieren
    • dem Patienten seine Haltung, Erscheinung spiegeln
  • Realitätsprüfung und Selbst-Objektdifferenzierungsfähigkeit stärken
  • Die Mentalisierungsfähigkeit verbessern
    • ​zu Überlegungen, Fantasien, Antizipation anregen, Missverständnisse aufklären
  • sich entspannen lernen