Gruppendynamik und Gruppenleistung Flashcards
Gruppen-Typen unterscheiden sich in…
.. unterscheiden sich in Wichtigkeit, Ähnlichkeit der Mitglieder, Permeabilität (Durchlässigkeit) und Größe.
Intimacy Groups:
Familie, Freunde
Task Groups
Arbeitsgruppe, Sportgruppen, Musikgruppen
Social Categories
Nationalität, Geschlecht, Beruf, Religion
Loose Associations
Nachbarschaft, Warteschlange, Kinobesucher
Funktionen von Gruppen
Wright et al. (1997):
*Soziale Identität (Selbstwert)
*Orientierung (Normen, Kultur)
*Emotionale Unterstützung (Bestätigung, Anerkennung)
*Instrumentelle Unterstützung (Ressourcen, Informationen)
*Lernen/ Weiterentwicklung
*Wirksamkeit (Einfluss)
Zentrale Konzepte
Gruppe:
wenn sich zwei oder mehr Einzelpersonen als Mitglieder einer Gruppe definieren
Zentrale Konzepte: Entitativität:
Das Ausmaß, in dem eine Anzahl von Personen als miteinander verbundene, kohärente Einheit wahrgenommen wird.
Zentrale Konzepte: Kohäsion
Die Kraft, die die Mitglieder an die Gruppe bindet.
Zentrale Konzepte: Rolle
Die Verhaltensweisen, die von einer Person mit einer bestimmten Position in der Gruppe
erwartet werden.
Zentrale Konzepte: Status
Bewertung einer Rolle durch die Gruppe, in der die Rolle vorkommt oder durch die sie definiert wird.
Zentrale Konzepte: Rollenübergang
Bewertung einer Rolle durch die Gruppe, in der die Rolle vorkommt oder durch die sie definiert wird.
Zentrale Konzepte: Initation
Der Rollenübergang beim Eintritt in eine Gruppe; häufig mit einem Ritual einhergehend.
Gruppenpotential (auch: potentielle Gruppenleistung)
Zu welcher Leistung wäre es gekommen, wenn dieselben Mitglieder unabhängig voneinander gearbeitet hätten?
‒ Bestimmung in 2 Schritten
1. Individuelle Leistung der Gruppenmitglieder bestimmen
2. Zusammenführen der individuellen Leistungen zu einem Gruppenprodukt
‒ AbhängigkeitvomAufgabentyp
Gruppenpotential (auch: potentielle Gruppenleistung)
Arten von Gruppenaufgaben nach Steiner (1972)
‒ Teilbarkeit
‒ Quantität (Maximierungsaufgaben) vs. Qualität (Optimierungsaufgaben)
‒ Zusammenhang der Gruppenleistung mit individuellen Leistungen
‒ AdditiveAufgaben
‒ DisjunktiveAufgaben
‒ KonjunktiveAufgaben
Prozessverluste und Prozessgewinne
Tatsächliche Gruppenleistung =
Tatsächliche Gruppenleistung = Gruppenpotential - Prozessverluste + Prozessgewinne
Prozessverluste und Prozessgewinne in 3 Bereichen
- Koordination
- Motivation
- Individuelle Fertigkeit
Koordinationsverluste
Koordinationsverluste = verringerte Leistung einer Gruppe, weil individuelle Beiträge der Mitglieder nicht optimal koordiniert werden
Ringelmann-Effekt
- Ungenügende Koordination
- Abnehmende Motivation
Koordinationsverluste beim Brainstorming
Annahme:
Mehr und bessere Ideen in Brainstorming-Gruppen, als wenn die selben Personen individuell Ideen generieren würden (Osborn, 1957)
Studien mit Vergleich Brainstorming vs. Nominalgruppe (z.B. Mullen et al., 1991) zeigen aber:
‒ Weniger Ideen
‒ Schlechtere Qualität
‒ Ursache: Produktionsblockierung (Diehl & Stroebe, 1987)
‒ Nur eine Person kann in Gruppe sprechen, andere Personen können derweil
keine Ideen äußern
Motivationsverluste
Soziales Faulenzen
‒ Weniger Anstrengung eines Gruppenmitglieds, weil individueller Beitrag nicht identifizierbar
Entbehrlichkeitseffekt
‒ Weniger Anstrengung eines Gruppenmitglieds, weil Anschein entsteht, dass individueller
Beitrag keinen/sehr geringen Einfluss auf die Gruppenleistung hat Sucker-Effekt
‒ Weniger Anstrengung eines Gruppenmitglieds, weil angenommen/erwartet wird, dass andere ihre Anstrengung vermeiden, und man nicht ausgenutzt werden möchte
Motivationsgewinne
Sozialer Wettbewerb
‒ Erhöhte Anstrengung eines Gruppenmitglieds aufgrund von Wettbewerb zwischen
Gruppenmitgliedern Soziale Kompensation
‒ Erhöhte Anstrengung eines Gruppenmitglieds, um Leistungsdefizite anderer zu kompensieren Köhlereffekt
‒ Erhöhte Anstrengung schwächerer Gruppenmitglieder, weil diese nicht verantwortlich sein wollen für schwache Gruppenleistung
Individuelle Fertigkeitsgewinne und -verluste
Jenseits von Motivation kann die Gruppensituation bzw. die soziale Interaktion die individuelle Fertigkeit bzgl. der Bearbeitung einer Aufgabe beeinflussen.
‒ Z.B. Verbesserung durch gegenseitige kognitive Stimulation
‒ Z.B. Beeinträchtigungen durch eingeengte Aufmerksamkeit oder durch kognitive
Einschränkung
Voraussetzung für kognitive Stimulation beim Brainstorming: Ausschalten von Produktionsblockierung
‒ Z.B. durch Chat statt direktem und verbalem Austausch
Group Think (Janis, 1982)
Mitglieder einer kohäsiven Gruppe entscheiden sich auf Kosten einer realistischen Bewertung von Alternativen für eine einheitliche (häufig schlechte) Lösung
Prävention von Group Think
Führungspersonen sollten unparteiisch bleiben
Separate Subgruppen sollen über das Thema gleichzeitig beraten Ermutigung zur Äußerung von Zweifeln
Einsatz eines Advocatus diaboli
Externe Expert:innen konsultieren
Diversität in Gruppen
Gruppenpolarisierung:
- TendenzzuEntscheidungen,dieextremersindals
Durschnitt der anfänglichen Positionen der Gruppenmitglieder - RichtungderEntscheidung:wieanfänglicheTendenz
Ursachen von Gruppenpolarisierung
Verantwortungsdiffusion:
Verantwortung für extreme Entscheidung wird auf mehrere Schultern verteilt
Normativer sozialer Einfluss:
Anpassung an die Meinung anderer, um nicht ausgegrenzt zu werden
Informationaler sozialer Einfluss:
Austausch neuer Informationen, Prozess gegenseitiger Überredung
Abgrenzung zu anderen Gruppen
Wer protestiert wann und warum? Psychologische Faktoren
1. Ungerechtigkeit
Intergenerationale Gerechtigkeit (insb. Klima: Clayton et al., 2016)
Prozedurale Gerechtigkeit (fairer Prozess, Respekt) (u.a. Windkraft: Simcock, 2016)
Interpretationsspielraum (Gleichheit, Leistung, Bedürftigkeit)
& motivierte (Un-)gerechtigkeitswahrnehmung (Betroffenheit, soziale Vergleiche)
Wer protestiert wann und warum? Psychologische Faktoren
2. Kollektive Wirksamkeit
Persönliche vs. Kollektive Wirksamkeit
Responsivität der Regierung (für Aktivismus: Lubell, 2002)
Wirkung auf gesamte Gesellschaft (u.a. Umweltprotest: Hamann & Reese, 2020)
Erlerntes Empowerment (für Aktivismus: Drury & Reicher, 2009)
Wer protestiert wann und warum? Psychologische Faktoren
3. Identität
Aktivist*innen (für Aktivismus: Stürmer & Simon, 2004)
gesamten Menschheit (für Umweltprotest: Barth et al., 2005)
Ortsidentität (u.a. Windkraft: Devine-Wright, 2009)
Wer protestiert wann und warum? Psychologische Faktoren
Emotionaler Pfad
Ungerechtigkeit –> Ärger –> kollektive Handlung
Wer protestiert wann und warum? Psychologische Faktoren
Rationaler Pfad
Kollektive Wirksamkeit –> kollektive Handlung
Radikalismus:
eine Überzeugung, die am Ursprung eines wahrgenommenen Problems ansetzt und es an der Wurzel (lat. „radix“) bekämpfen möchte
- Infragestellen einer bestehenden Ordnung
- kann hier auch nicht-politische Lebensbereiche betreffen
Extremismus:
Bereitschaft, rechtsstaatliche Grenzen zu durchbrechen und die freiheitlich demokratische Grundordnung zu bekämpfen
- Legitimation von Gewalt
- mit politischer Ideologie verknüpft
Terrorismus:
Gewalt, die auf Verhaltensänderungen durch die Verbreitung von Angst in der Bevölkerung abzielt
Definitionen
Radikalisierung:
(1) Gradueller Prozess der Sozialisation
(2) in ein extremistisches Glaubenssystem
(3) bereitet darauf vor, Gewalt anzuwenden
Deradikalisierung:
gegenläufiger Prozess der Radikalisierung mögliche Zielvorstellungen z. B.
Distanzierung von extremistischen Gruppierungen
De-Mobilisierung von (potentiellen) Täter:innen
Faktoren der Radikalisierung
Personenfaktoren
Soziale Dominanzorientierung (Bedürfnis, die eigene Bezugsgruppe als anderen überlegen zu sehen)
Autoritarismus (Bereitschaft, Autoritäten zu gehorchen und Personen zu bestrafen, die nicht gehorchen)
Dunkle Triade
Narzismus (überzogenes Selbstkonzept)
Machiavellismus (Manipulation anderer)
Psychopathie (emotionale Kälte)
Psychische Störungen (z. B. Schizophrenie, Autismus)
ABER: Die Mehrzahl der sich radikalisierenden Menschen ist psychisch gesund
Junges Alter; männliches Geschlecht
Faktoren der Radikalisierung
Situative Faktoren
Gefängnisaufenthalt (187% gesteigerten Extremismus nach Freilassung, LaFree, Jiang & Porter, 2020)
Internet (Sozialisation in radikale Gruppen)
Soziale Ausgrenzung (in Biographien)
Faktoren der Radikalisierung
Psychologische Prozesse
Bedürfnis nach Signifikanz (Wunsch, dass das eigene Leben eine Bedeutung hat) – theoretische Annahme (Kruglanski et al, 2019)
Bedürfnis Unsicherheiten zu vermeiden (radikale Gruppen transportieren klar definiertes Selbstbild, das Unsicherheit beseitigt) – empirische Belege, dass Unsicherheit aversiv ist
Gruppenprozesse (in-group love & out-group hate) – Fallbeispiele
Radikalisierungspuzzle
Annahme: 4 Faktoren müssen zusammenkommen, damit Radikalisierung entsteht
Kränkungen: ökonomische Missstände, kulturelle Isolation, Opferwerdung, …
Netzwerke: Kontakt zu radikalen Gruppen
Ideologien: Narrative über die Welt und selbst Umwelt: Internet, Gefängnisse
Was haben Menschen davon, Teil von Gruppen zu sein?
Unterschiedliche Gruppen (Gruppen mit emotionaler Nähe, Aufgabenbezogene Gruppen, Soziale Kategorien, Lose Verbindungen) haben unterschiedliche Funktionen (Soziale Identität, Orientierung, Emotionale und Instrumentelle Unterstützung, Weiterentwicklung, Wirksamkeit).
Welche Faktoren beeinflussen die Gruppenleistung?
Aufgabentyp (additiv, disjunkt, konjunktiv) und Prozessgewinne/verluste
Welchen Einfluss hat die Gruppe auf Entscheidungen?
Gruppendenken und Polarisierung
Warum beteiligen sich Menschen an Protest und radikalen Gruppen?
Protest: Ungerechtigkeitsbewertung, Kollektive Wirksamkeit und Identifikation Radikalisierung: Puzzle aus Kränkungen, Ideologien, Netzwerken und Umwelt