Das Selbst Flashcards

1
Q

Selbst-Konstruktion

A

–> Ansichten über das Selbst geformt durch einen aktiven sozialen Konstruktionsprozess
‒ Soziale Rückmeldungen werden nicht nur passiv absorbiert, sondern aktiv interpretiert und erschaffen

–> Prozess davon gesteuert, wie man sich gerne sieht

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2
Q

Woher stammt unsere Selbstkenntnis?

A

1.Introspektion 2.Selbstwahrnehmung 3.Reflected Appraisals 4.Sozialer Vergleich 5.Soziale Identität

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3
Q

Introspektion

A

„nach innen schauen“
‒ Beobachtung und Untersuchung der eigenen Gedanken, Gefühle und Motive

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4
Q

Probleme der Introspektion

A
  1. Menschen sind sich nicht bewusst, warum sie ein bestimmtes Verhalten
    ausführen; sie wissen auch nicht, dass sie sich nicht bewusst sind
  2. Wenig Einsicht in unbeliebte Bereiche des Selbst
  3. Neigung positive Eigenschaften und Kontrollmöglichkeiten zu überschätzen
    → Information über Ursachen innerer Zustände oft ungenau (Wir wissen, wie wir uns fühlen, aber nicht warum)
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5
Q

Selbstwahrnehmungstheorie (Bem, 1972)

A

–> Uneindeutige innere Zustände (z.B. Einstellungen) werden indirekt aus dem eigenen Verhalten abstrahiert
‒ Beobachtung des eigenen Verhaltens als Beobachter*in von Außen
–> Internale Attribution des eigenen Verhaltens nur, wenn externale Gründe nicht ausreichend (d.h., wenn die Situation an sich keine Gründe liefert)
–> Ähnliche Probleme wie bei Introspektion (z.B. Verfügbarkeitsheuristik)
–> Gefahr des Überrechtfertigungseffekts durch Belohnungen (z.B. Deci & Ryan, 1985)
‒ Abnahme der intrinsischen Motivation, weil Aktivität mit äußeren Belohnung
assoziiert ist
‒ „Extrinsische Motivation zerstört intrinsische Motivation“

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6
Q

“Woran denkst du gerade” Experiment

A

1 Woche lang trugen Menschen einen Pater, der randomisierte Piepgeräusche von sich gab.

–> beim piepen aufschreiben woran gedacht wurde

–> Fazit: Gedanken drehten sich selten um das eigene Selbst!!

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7
Q

Der Effekt der übermäßigen Rechtfertigung

A
  • Wie lange beschäftigen sich Grundschüler mit Matheaufgaben?
  • Belohnungen für die Kinder für Beschäftigung mit den aufgaben
  • Als Belohnungen wegfielen = weniger Beschäftigung

–> Belohnung hat intrinsische Motivation verringert

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8
Q

Reflected Appraisals

A

Reflektierte Einschätzungen: Reaktionen anderer dienen uns als Spiegel, in dem wir uns selbst betrachten
‒ Abstraktion der Wahrnehmung und Beurteilung der eigenen Person durch andere auf Basis derer Reaktionen
‒ Internalisierung der reflektierten Einschätzungen ins Selbstkonzept → Beeinflussung zukünftigen Verhaltens

Fähigkeit, Fremd-Einschätzung zu interpretieren ist allerdings beschränkt
‒ Andere verbergen negative Bewertungen ‒ Eigene Bestätigungsverzerrung

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9
Q

Who are you today?

A

Längsschnittstudie mit Studierenden
UV: Haben Sie sich seit der letzten Befragung verliebt?
AV: Veränderung des Selbstkonzepts (Change Index aus offenen Antworten)

Change Index bei Verliebten größer als bei nicht-Verliebten (und größere Variabilität)
Self-Expansion (Überlappung zwischen Selbst und Anderen)

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10
Q

Die Theorie sozialen Vergleichs (Festinger, 1954)

A

Menschen haben das Motiv, ihre Fähigkeiten und Meinungen zu bewerten.

Dazu vergleichen Menschen sich mit anderen Personen. Dabei bevorzugen sie „objektive“ Bewertungsstandards (z. B. Noten, IQ Punkte, Geschwindigkeit) gegenüber sozialen Kriterien.

Stehen verschiedene Personen zum Vergleich zur Verfügung, wird die Person ausgewählt, die eine Meinung oder Fähigkeit besitzt, die der eigenen ähnlich ist.

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11
Q

Die Theorie der sozialen Identität (Tajfel & Turner, 1979)

A

Selbsteinschätzung = personale + soziale Identität Soziale Identität abgeleitet aus
1. Wissen über Mitgliedschaften in sozialen Gruppen
2. Wert und emotionale Bedeutung der Mitgliedschaften

Menschen wollen eine positive Selbsteinschätzung erhalten oder herstellen.

Die Bewertung einer Gruppe ergibt sich aus dem Vergleich dieser Gruppe mit
relevanten anderen Gruppen

Anreiz eigene Gruppe positiver zu bewerten als andere Gruppen (Erklärung für Vorurteile und Diskriminierung)

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12
Q

Variables und Multiples Selbstkonzept

A

Das Selbstkonzept variiert über Situationen und soziale Rollen, da ‒ unterschiedliches Verhalten gefordert ist
‒ unterschiedliche Gefühle und Gedanken aktiviert werden,
‒ unterschiedliche Reaktionen Anderer erfolgen,
‒ unterschiedliche Vergleichspersonen anwesend sind

Beispiel: eine Person als Chefin, Freundin, Schöffin, Mutter, Fußballfan
Multiple soziale Identitäten (d.h. Identifikation mit mehreren Gruppen) gehen einher mit…
… größerer Lebenszufriedenheit nach einem Schlaganfall
… weniger Depression Studierender nach Studienanfang (Anpassung an neue Situation)

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13
Q

Selbstkonzept im Kulturvergleich: Independent

A

Aspekt
Independent

Kultur
individualistisch

Struktur des Selbst
Einheitlich und stabil; konstant über Situationen und Beziehungen

Wichtige Inhalte
Inneres, privates Selbst (Fähigkeiten, Gedanken, Gefühle)

Ziele, Aufgaben
Sei einzigartig
Sei authentisch
Verfolge deine eigene Interessen
Verwirkliche Dich selbst
Sag was Du denkst

Rolle der Anderen
Selbstbewertung durch sozialen Vergleich

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14
Q

Selbstkonzept im Kulturvergleich: Interdependent

A

Aspekt
Interdependent

Kultur
kollektivistisch

Struktur des Selbst
Flexibel, ändert sich über Situationen und Beziehungen

Wichtige Inhalte
Äußeres öffentliches Selbst (Sozialer Status, soziale Rollen, Beziehungen)

Ziele, Aufgaben
Gehör dazu
Nimm Deinen Platz ein
Gehorche den Regeln
Hilf die Gruppenziele zu erreichen
Rate was die anderen denken

Rolle der Anderen
Selbstdefinition durch soziale Beziehungen

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15
Q

Funktionen des Selbst

A

strukturierende Funktion
‒ beeinflusst, was wir wahrnehmen, denken und erinnern

emotionale Funktion
‒ bestimmt, wie wir uns fühlen durch eine Einschätzung unseres tatsächlichen Selbst in Vergleich mit unserem Ideal-Selbst oder unserem Soll-Selbst

ausführende Funktion
‒ dient dazu Verhalten zu regulieren und zu planen

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16
Q

Selbstkonzept =

A

Selbstkonzept = kognitive Repräsentation des Selbst
‒ Summe aller Überzeugungen über uns selbst

17
Q

Selbstschemata als Teil des Selbstkonzepts

A

‒ Mentale Repräsentation, die bei der Verarbeitung und Organisation von
selbstbezogenen Informationen hilft
‒ Domänenspezifisch → Arbeitsselbstkonzept
‒ Bsp.: „Ich bin eine extravertierte Person.“

18
Q

Selbstreferenzeffekt:

A

Informationen, die zu Selbstschemata passen, werden schneller verarbeitet und besser erinnert.

19
Q

Selbstwertgefühl =

A

= affektive Bewertung des Selbst
‒ Die Gesamtbewertung, die wir auf einer positiv-negativ-Dimension in
Bezug auf uns selbst vornehmen

20
Q

Trait vs. State-Selbstwertgefühl

A

‒ Trait-Selbstwert: allgemeiner Selbstwert, den wir typischerweise die
meiste Zeit über haben
‒ Relativ stabil über die Lebenszeit hinweg

‒ State-Selbstwert: variabler Selbstwert, der sich in Reaktion auf temporäre Erfahrungen verändert (z.B. Erfolge oder Misserfolge)

21
Q

Fragiler Selbstwert:

A

Starke Varianz des Selbstwerts in Abhängigkeit von alltäglichen Ereignissen

22
Q

Was misst das Selbstwertgefühl?

A

Rosenberg Self-Esteem Skala

23
Q

Explizites und implizites Selbstwertgefühl

A

Explizites Selbstwertgefühl = durch bewusste gedankliche Prozesse entstehende und dadurch kontrollierbare Bewertung des Selbst

Implizites Selbstwertgefühl = automatische, nicht bewusste und nicht- kontrollierbare Bewertung des Selbst
‒ Messung mit Hilfe des Implicit Association Tests (Greenwald & Farnham, 2000)

24
Q

Expliziter Selbstwert ≈ impliziter Selbstwert: sicher, wenig Defensivität
Expliziter Selbstwert > impliziter Selbstwert:

A

Expliziter Selbstwert ≈ impliziter Selbstwert: sicher, wenig Defensivität
Expliziter Selbstwert > impliziter Selbstwert: hohe Defensivität,
d.h. Abwehr negativer Gefühle durch niedrigen impliziten Selbstwert
‒ Personen sind motiviert den Einfluss negativer Rückmeldungen auf das Selbst zu vermeiden
‒ Schuld wird bei anderen gesucht; Abwertung und Aggressivität gegenüber Personen, die bessere Leistung zeigen

25
Q

Selbsteinschätzungsmotiv & Selbstaufwertungsmotiv

A

Selbsteinschätzungsmotiv = Ziel ist es, ein genaues und objektives Verständnis des Selbst zu erlangen
‒ Empirie: Tendenz, diagnostisch valide Aufgaben auszuwählen existiert; aber einzelne Befunde deuten an, dass dies vor allem der Fall ist, wenn wir etwas über unsere Stärken erfahren wollen (vs. Schwächen)

Selbstaufwertungsmotiv = Ziel ist es, durch Konzentration auf bestimmte Informationen die Positivität des Selbst zu erhöhen
‒ Anwendung unterschiedlicher Strategien, wie z.B. …
‒ Selbstaufwertende Illusionen
‒ Selbstaufwertende Informationsverarbeitung und Attribution ‒ Implizite Selbstaufwertung
‒ Selbstdarstellung
‒ BIRGing („basking in reflected glory“)
‒ Self-Handicapping

26
Q

Selbstbestätigungsmotiv

A

Selbstbestätigungsmotiv = Ziel ist es, feste Überzeugungen über sich selbst (auch negative) zu bestätigen
‒ Ursache: Wunsch nach stabilen und kohärenten Auffassungen über das Selbst
‒ Positive Auffassungen über das Selbst: Selbstaufwertungsmotiv und Selbstbestätigungsmotiv stehen in Einklang
‒ Negative Auffassung über das Selbst: Selbstaufwertungsmotiv und Selbstbestätigungsmotiv konfligieren
‒ Bei ausreichend Zeit und kognitiven Ressourcen besteht zwar eine Tendenz zur Selbstaufwertung, Menschen bevorzugen aber Selbstbestätigung

27
Q

Vor- und Nachteile des Strebens nach einem positiven Selbstwert

A

Vorteile:
Resilienz Optimismus Selbstvertrauen

Nachteile:
Risikoverhalten Vorurteile Aggressivität

28
Q

Narzissmus =

A

überhöhte Auffassungen vom Selbst bei gleichzeitiger Abwertung anderer
‒ Andere als Vehikel zur Selbstaufwertung ‒ Fragile Form des positiven Selbstwerts

29
Q

Theorie der Selbstaufmerksamkeit (Duval & Wicklund, 1972)

A

Selbstaufmerksamkeit = psychologischer Zustand, in dem die Aufmerksamkeit einer Person auf ihr Selbst gerichtet ist

Spiegel, Publikum, Selbstaufzeichnung –> Selbstaufmerksamkeit –> Unangenehme Diskrepanz –> Änderung / Flucht

Rolle der Selbstwirksamkeitserwartung (Kann ich das schaffen?)

30
Q

Selbstaufmerksamkeit
Zwei Formen

A

‒ Private Selbstaufmerksamkeit (fokussieren auf eigene Gefühle, Einstellungen,
Werte);
‒ Verstärkt Wahrnehmung von Diskrepanzen zwischen
tatsächlichem und idealen Selbst (Actual-Ideal Self) –> Trauer, Frust ‒ Höherer Zusammenhang Einstellung - Verhalten

‒ Öffentliche Selbstaufmerksamkeit (fokussieren auf Bewertung durch andere); ‒ Verstärkt Wahrnehmung von Diskrepanzen zwischen
tatsächlichen und Soll-Selbst (Actual-Ought Self) –> Angst

31
Q

Watching Eyes Effect

A
  • Watching Eyes Effekt: Menschen verhalten sich pro-sozialer (d.h. spenden mehr, Kooperieren eher), wenn sie mit Augen konfrontiert sind
  • Nicht durchgängig repliziert
  • Tritt nur auf, wenn kurze Präsentation der Augen
32
Q

Selbstregulationsstärke

A

Selbstregulation ist ein Muskel (z.B. Muraven & Baumeister, 2000) ‒ Training
‒ Erschöpfung → Selbsterschöpfung („ego depletion“)

Selbsterschöpfung = Verringerung der selbstregulatorischen Fähigkeiten, weil (beschränkte) Ressourcen zur Selbstregulation durch eine andere Aktivität aufgebraucht
wurden
‒ Operationalisierung: sequentielle Aufgaben, die Selbstkontrolle
erfordern (z.B. Letter-e-task + Multi-source interference task) ‒ Zweifel an Robustheit der Effekte (z.B. Hagger et al., 2018)

33
Q

Woher stammt unser Wissen über uns selbst?

A

‒ Wissen ist variabel und abhängig vom sozialen Kontext.
‒ Konkrete Quellen: Introspektion, Selbstwahrnehmung, Reflected Appraisals,
Sozialer Vergleich, Soziale Identität
‒ Wissen und Quellen sind subjektiv und ggf. verzerrt (Stichwort: motivierte
Selbstkenntnis)

34
Q

Was ist das Selbstwertgefühl?

A

‒ affektive, generell bewertende Komponente des Selbstkonzepts ‒ Unterscheidung zwischen State und Trait und explizit und implizit

35
Q

Welche Ansätze der Selbstregulation gibt es?

A

‒ Selbstaufmerksamkeit
‒ Training und Erholung (Selbstregulation als Muskel)