Erstgespräch Und Gesprächsführung (10.11.24) Flashcards

1
Q

Definiere Verhaltenstherapie

A

komplexes interaktionelles Geschehen, bei dem ein professioneller Therapeut bestrebt ist, im Rahmen einer bestimmten Gesamtstrategie und unter Anwendung bewährter psychologischer Prinzipien für wünschenswert gehaltene Veränderungen bei Patienten zu
bewirken:
Patient lernt, seine Lebensschwierigkeiten besser zu meistern und so allmählich die Verhaltensweisen zu reduzieren oder abzulegen, die ihm eine psychopathologische Diagnose beschert haben (Hoffmann, 2018)

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2
Q

Was sind die allgemeinen Merkmale der Verhaltenstherapie?

A
  • problemlösendorientiert und aktivierend
  • evidenzbasiert und individualisiert
  • gegenwartsbezogen
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3
Q

Wie ist Verhaltenstherapie problemlöseorientiert und aktivierend?

A
  • Beteiligung der Pat. an Problemanalyse und Zielableitung, eigenverantwortliche Mitarbeit beim Veränderungsprozess
  • Arbeitsbündnis setzt komplementär an den Beziehungsbedürfnissen und Ressourcen des Patienten an
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4
Q

Wie ist Verhaltenstherapie evidenzbasiert und individualisiert?

A

Befunde der Psychotherapieforschung mit klinischer Realität (z. B. Komorbiditäten) in Einklang bringen: individualisiert-verhaltensanalytisch und diagnoseorientiert-evidenzbasiert

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5
Q

Wie ist Verhaltenstherapie gegenwartsbezogen und kompetenzaufbauend?

A
  • verhaltensanalytisches Störungsmodell bildet die Phänomenologie und Funktionalität der gegenwärtigen Störung ab
  • Therapeut leitet eine Problemanalyse an, ermöglicht dem Patienten so, zum Experten der eigenen Störung zu werden
  • Gemeinsames Ableiten von Zielen
  • Patient erlernt Kompetenzen und Methoden, die er im Lebensalltag wirksam einsetzen kann, Erwerb von Selbstmanagementkompetenzen
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6
Q

Nenne die Phasen des verhaltenstherapeutischen Prozesses

A

Anfangsphase (Probatorische Sitzungen)
Bearbeitungsphase
Commitmentphase
Therapieabschluss

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7
Q

Beschreibe die Anfangsphase im verhaltenstherapeutischen Prozess

A

(Probatorische Sitzungen)

  • Patient und Therapeut orientieren sich zur
  • Therapeutischen Beziehung (komplementäre Beziehungsgestaltung),
  • vorliegenden Störung (Diagnose/Problemanalyse) und
  • Behandlungsplanung (Ziele/Behandlungsplan)
  • Erstkontakt, Phase der Analysen, Planungsphase und Zielformulierung, Therapeutisches Angebot
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8
Q

Beschreibe die Bearbeitungsphase im verhaltenstherapeutischen Prozess

A

der Therapeut interveniert zielführend, therapeutische Verfahren werden eingesetzt, d.h.:

  • er stellt therapeutische Hilfsmittel zur Verfügung (Methoden- und Beziehungsgestaltung),
  • er evaluiert Prozess begleitend die Interventionseffekte (Ergebnis- und Prozessevaluation)
  • und er aktiviert so den Patienten zum Problem lösen (Nutzung persönlicher und sozialer Ressourcen).
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9
Q

Beschreibe die Commitmentphase im verhaltenstherapeutischen Prozess

A

Im expliziten Transfer werden die therapeutisch erworbenen Erfahrungen/Kompetenzen
- ins Patienten-Selbstmanagement übergeleitet,
- über eine Rückfallprophylaxe stabilisiert und
- zur Neuorientierung der persönlichen Schemata genutzt.

Stabilisierung und Ablösung

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10
Q

Beschreibe den Therapieabschluss im verhaltenstherapeutischen Prozess

A
  • diagnostische und prognostische Schlussbewertung der
    Therapieergebnisse
  • Beendigung
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11
Q

Welche allgemeine Psychotherapie-Wirkfaktoren wurden nach Grawe definiert?

A
  • Therapeutische Beziehung
  • Ressourcenaktivierung
  • Problemaktualisierung
  • Problembewältigung
  • Motivationale Klärung
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12
Q

Was sind Psychotherapie-Wirkfaktoren?

A

Die Wirkfaktoren der Psychotherapie nach Klaus Grawe (1994, 2001 in Ubben, 2015) sind zentrale Mechanismen, die zum Erfolg von psychotherapeutischen Interventionen beitragen.

Diese Wirkfaktoren sind in der Verhaltenstherapie systematisch integriert und fördern einen effektiven und strukturierten Veränderungsprozess, indem sie psychische Prozesse gezielt beeinflussen und persönliche Ressourcen stärken.

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13
Q

Beschreibe den allgemeinen Psychotherapie-Wirkfaktor Therapeutische Beziehung

A
  • Erläuterung: Eine vertrauensvolle und wertschätzende Beziehung zwischen Therapeut und Patient ist grundlegend. Sie ermöglicht es dem Patienten, sich zu öffnen, Vertrauen zu fassen und sich auf den Veränderungsprozess einzulassen.
  • Umsetzung in der Verhaltenstherapie: Verhaltenstherapeuten arbeiten daran, eine empathische,
    authentische und wertfreie Haltung einzunehmen. Sie geben konstruktives Feedback und schaffen eine Atmosphäre, in der der Patient seine Schwierigkeiten offen ansprechen kann.
    Durch regelmäßiges Feedback und transparente Kommunikation wird die Zusammenarbeit gestärkt. Die in der therapeutischen Begegnung aktivierten Motive und die
    Beziehungsbedürfnisse des Patienten erfassen.
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14
Q

Beschreibe den allgemeinen Psychotherapie-Wirkfaktor Ressourcenaktivierung

A
  • Therapeut spricht den Patienten so an, dass bei diesen bestimmte Fähigkeiten, Vorlieben, Überzeugungen (= Ressourcen) aktiviert werden
  • ermöglicht Bedürfnisbefriedigung in (z. B. positive Selbstwirksamkeits- und Selbstwerterfahrungen),
  • bewirkt eine Inkonsistenzreduktion (verringern der nicht Übereinstimmung von realen Erfahrungen und intentionalen Schemata),
  • und erzeugt auf diesem Wege beim Patienten eine prozessuale Aktivierung von Annäherungsmotiven.
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15
Q

Beschreibe den allgemeinen Psychotherapie-Wirkfaktor Problemaktualisierung

A
  • zu modifizierende Probleme des Patienten werden diesem durch therapeutische Maßnahme des Therapeuten unmittelbar erfahrbar gemacht und können auf diesem Wege direkt bearbeitet werden
  • z. B. Exposition oder Rückmeldung zu dysfunktionalem Interaktionsverhalten
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16
Q

Beschreibe den allgemeinen Psychotherapie-Wirkfaktor Problembewältigung

A
  • Therapeutische Intervention zielen direkt auf spezifische Kontrollparameter der psychischen Störung ab, wodurch zum Abbau der Symptomatik kommt
  • Der Therapeut vermittelt dem Patienten gezielt neue Erfahrungen, in dem er aktive Hilfen zur Problemlösung einsetzt.
  • Destabilisierung von Störungsattraktoren/ Aktive Hilfe zur Problembewältigung
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17
Q

Beschreibe den allgemeinen Psychotherapie-Wirkfaktor Motivationale Klärung

A
  • die therapeutisch begleitete kognitiv-emotionale Verarbeitung dieser neue Erfahrungen verändert sukzessive die motivationalen Schemata des Patienten. Auf diesem Wege entwickelt sich aus den therapeutisch vermittelten neuen Erfahrungen „bottom up“ eine Anpassung seiner
  • Grundannahmen bzw. deskriptiven Schemata: Selbstbild, Bild von den anderen, dem Leben, der Welt,
  • Oberpläne bzw. motivationalen Schemata: übergeordnete Ziele und Handlungspläne und
  • Bewältigungsstile bzw. Handlungsschemata.
  • Veränderung motivationaler Schemata
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18
Q

Wie können die allgemeinen Psychotherpie-Wirkfakotren nach Grawe in der Therapie realisiert werden?

A

Anfangsphase
- Aufbau eines konstruktiven Arbeitsbündnisses auf Grundlage einer komplementären bzw. motivorientierten Beziehungsgestaltung (therapeutische Beziehung) —> durch empathische Ansprache ermöglichen, dass Pat. sich gut verstanden und behandelt fühlt —> erstes Entlastungserleben —> Ressourcenaktivierung durch Zugang zu den eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten

Bearbeitungsphase
- direkte Auseinandersetzung des Patienten mit seinen Problemen; Konfrontation des Patienten mit dessen Problembedingungen —> Problemaktualisierung
- durch Therapeuten angebotene aktive Hilfen zur Problemlösung (Interventionen) kommt es zur
Destabilisierung von Störungsattraktoren

Commitmentphase
- Patient wird in die Lage versetzt, eigene, im bisherigen Therapieverlauf erworbene Klärungs- und Bewältigungserfahrungen in sein Selbstkonzept zu integrieren und eine stabile Selbstmanagementkompetenz zu erwerben —> Veränderung motivationaler Schemata

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19
Q

Wie können die allgemeinen Psychotherpie-Wirkfakotren nach Grawe in der Anfangsphase der Therapie realisiert werden?

A

Aufbau eines konstruktiven Arbeitsbündnisses auf Grundlage einer komplementären bzw. motivorientierten Beziehungsgestaltung (therapeutische Beziehung)

—> durch empathische Ansprache ermöglichen, dass Pat. sich gut verstanden und behandelt fühlt
—> erstes Entlastungserleben
—> Ressourcenaktivierung durch Zugang zu den eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten

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20
Q

Wie können die allgemeinen Psychotherpie-Wirkfakotren nach Grawe in der Bearbeitungsphase der Therapie realisiert werden?

A
  • direkte Auseinandersetzung des Patienten mit seinen Problemen; Konfrontation des Patienten mit dessen Problembedingungen —> Problemaktualisierung
  • durch Therapeuten angebotene aktive Hilfen zur Problemlösung (Interventionen) kommt es zur
    Destabilisierung von Störungsattraktoren
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21
Q

Wie können die allgemeinen Psychotherpie-Wirkfakotren nach Grawe in der Commitmentphase der Therapie realisiert werden?

A

Patient wird in die Lage versetzt, eigene, im bisherigen Therapieverlauf erworbene Klärungs- und Bewältigungserfahrungen in sein Selbstkonzept zu integrieren und eine stabile Selbstmanagementkompetenz zu erwerben —> Veränderung motivationaler Schemata

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22
Q

Was sind die Charakteristika der professionellen therapeutischen Beziehung?

A

viele Interaktionen sind durch das therapeutische Regelsystem festgelegt, d. h.

übliche, alltägliche Interaktionen sind damit explizit ausgeschlossen (freundschaftliche Umgangsweisen, erotische Beziehungen, …)

Therapeut ist in seinen Interaktionen und seiner Persönlichkeitsentfaltung deutlich mehr eingeschränkt als der Patient

  • Beziehung ist asymmetrisch, gleichzeitig bin Therapeutin Patient jedoch ein Team, eine Allianz
  • Der Therapeut übernimmt die Experten Rolle für die Bearbeitung und Klärung von Problemen, für Interventionen. Er gibt den Rahmen der Beziehungsgestaltung vor und Start
    dieser aktiv. Der Patient ist Experte seiner selbst und bringt sich damit aktiv ein
  • Die Interaktion ist zeitgleich begrenzt (50 Minuten pro Woche) und endet mit Abschluss der Therapie
  • Die Beziehung ist in bestimmte festgelegte Ziele gebunden.
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23
Q

Was ist eine therapeutische Allianz?

A

Verbindung von Patient und Therapeut innerhalb der therapeutischen Beziehung

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24
Q

Beschreibe die therapeutische Beziehung in der Verhaltestherapie

A
  • Therapeutische Beziehung und verhaltenstherapeutische Techniken sind nicht getrennt voneinander zu betrachten. Aufgabe des Therapeuten ist es, das Geschehen beim Patienten in einen motivationsfördernden kognitiven Kontext einzubetten
  • Alles, was sich in der Therapie ereignet, ist gleichzeitig sowohl konkrete Verhaltenstherapie als auch Beziehungsarbeit.
  • Auf der anderen Seite ist der Begriff der reinen Beziehungsgestaltung sinnlos: Sie muss
    zwangsläufig einen Inhalt haben und nach bestimmten psychologischen Prinzipien vor sich gehen.
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25
Q

Welche Bereiche Umfasst die Bedürfnisorientierte Beziehungsgestaltung in der Psychotherapie nach Stucki und Grawe?

A

Orientierung und Kontrolle
Bindung
Wohlbefinden und angenehme Erfahrungen (Lustgewinn/Unlustvermeidung)
Erhöhung des Selbstwertgefühls

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26
Q

Beschreibe den Bereich Orientierung und Kontrolle in der bedürfnisorientierten Beziehungsgestaltung in der Psychotherapie nach Stucki und Grawe?

A
  • Patient wird in Entscheidungsfindung einbezogen, erhält Wahlmöglichkeiten und Anregungen
  • Sitzungen werden möglichst transparent gestaltet
  • soll Erfahrung machen können, positive Änderungen selbst herbeiführen zu können
  • durch therapeutisches Vorgehen weder über- noch unterfordert zu sein
  • Vorhersagbarkeit herstellen, Respekt vor den Ansichten des Patienten, Vermeidung von Machtkämpfen und rechthaberischem Auftreten, Eröffnung von Wahlmöglichkeiten, Verwirklichung einer adaptiven Grundhaltung (kein „Durchpeitschen“ eigener Inhalte),
    Transparenz und Herstellen von Vorhersagbarkeit, was genau in der Behandlung (als Nächstes) passieren wird, Wissenstransfer bzw. Psychoedukation und Informationsweitergabe an den Patienten, Vermittlung von Hoffnung
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27
Q

Beschreibe den Bereich Bindung in der bedürfnisorientierten Beziehungsgestaltung in der Psychotherapie nach Stucki und Grawe?

A
  • Patient erlebt, dass er mit seinen Problemen nicht allein gelassen wird, fühlt sich in Therapie gut aufgehoben
  • erfährt Wertschätzung und Verständnis vom Therapeuten
  • aktives Zuhören und Zugewandtheit (z. B. auf persönliche Fragen nicht abweisend reagieren)
    nonverbal: zugewandte Sitzhaltung, Blickkontakt, keine verschränkten Arme, Kopfnicken und Lächeln.
  • Einhaltung der äußeren Regeln: Zuverlässigkeit im Einhalten der Termine, Pünktlichkeit, keine Kritik oder Abwertung
  • zugewandte Grundhaltung, wertschätzende und empathische Reaktion auf Äußerungen des
    Patienten (z. B. verbale Ermutigungen, Kopfnicken), Bestätigung
28
Q

Beschreibe den Bereich Lustgewinn und Unlustvermeidung in der bedürfnisorientierten Beziehungsgestaltung in der Psychotherapie nach Stucki und Grawe?

A
  • angenehme Gestaltung des Therapieraumes, eigene gepflegte Erscheinung, Freundlichkeit, entspannte Atmosphäre, Bereitschaft zum gemeinsamen Lachen
  • Vermittlung, dass der Patient nicht nur mit seinen Problemen willkommen ist, sondern ebenso
    mit seinen positiven Erfahrungen und Erfolgen.
  • angemessenes Gesprächstempo, Erholung anbieten, Humor, keine Zufügung von unnötigem Leid durch allzu detaillierten Fokus auf aversive Inhalte, Vorsicht vor zu starker und zu früher Konfrontation
29
Q

Beschreibe den Bereich Erhöhung des Selbstwertgefühls in der bedürfnisorientierten Beziehungsgestaltung in der Psychotherapie nach Stucki und Grawe?

A
  • spürbares Interesse des Therapeuten am Patienten: Patient wird motiviert auch über das ausführlich zu berichten, was gelingt, z. B. über seine beruflichen oder alltäglichen Erfahrungen, seinen Sachverstand und seine besonderen Interessen
  • durch Lob und Anerkennung, die Betonung der gesunden Anteile und des Könnens des Patienten
  • Zuschreibung der therapeutischen Erfolge auf seine Fähigkeiten und sein Bemühen
  • direkte und indirekte Verstärkung der Leistungen und Ressourcen des Patienten, angemessenen Raum zur Selbstdarstellung ermöglichen
30
Q

Welche Gesprächsführungsprinzipien kommen im Erstkontakt und in Phasen der Analysen im psychotherapeutischem Prozess zum Einsatz?

A

empathische Aufnahme der Gesamtproblemlage des Patienten durch den Therapeuten. Aufarbeitung des dargebotenen Materials anhand seiner theoretischen Vorstellungen (Probatorik)

Gegenseitiges Kennenlernen durch Informationsaustausch:
- Klare Kontaktaufnahme und Gesprächseröffnung
– Dem Patienten Raum zum Reden lassen
- Unterstützung des Patienten beim Reden
- Gezieltes Fragen
- Zusammenfassen und Rückfragen
- Gelegenheit zu Fragen an den Therapeuten

Einleitung der interpersonellen Beziehung:
- Vorläufige Definition der Rolle des Therapeuten
- Empathie, Verständnis und Akzeptanz
- Vertrauen erwecken: allgemein, menschlich und fachlich

Therapeutische Funktionen:
- Klare Absprachen treffen
- Den Prozess in Gang bringen

31
Q

Welche Gesprächsführungsprinzipien kommen in der Planungsphase und in der Phase der Zielformulierung im psychotherapeutischem Prozess zum Einsatz?

A

größtmögliche Transparenz: gemeinsame Zielformulierung

klaren Absprache über diejenigen Bereiche, in denen der Patient sich verändern soll bzw. will.

Gesprächsführung z. B.
- Konkretisierung
- Musteranalyse

32
Q

Welche Gesprächsführungsprinzipien kommen im Bereich des therapeutischen Angebots im psychotherapeutischem Prozess zum Einsatz?

A

therapeutisches Angebot wird unterbreitet —> explizit durch den Therapeuten und implizit durch das verhaltenstherapeutische Setting

größtmögliche Transparenz auch beim Vorgehen: Therapeut erläutert seinen Plan, er will dem Patienten seine Problemanalyse plausibel machen und leitet daraus eine Strategie und Einzelschritte (z. B. Techniken) ab, deren Funktionsweise nachvollziehbar sein soll

Ermutigung zum Selbstmanagement, zum Lesen in verständlicher Fachliteratur, Kritik am Vorgehen des Therapeuten wird ausdrücklich ermutigt oder als Indiz für gute Zusammenarbeit dargestellt

33
Q

Welche Gesprächsführungsprinzipien kommen beim Einsatz therapeutischer Verfahren im psychotherapeutischem Prozess zum Einsatz?

A

systematisches Bestreben, den Patienten zu aktivieren, d. h. im Rahmen der Möglichkeiten dazu zu motivieren und ihn dazu anzuleiten, ein aktiver Bearbeiter der eigenen Probleme zu werden

die Einzelsitzung übersichtlich gestalten, evtl. nach einer vorher abgestimmten Tagesordnung,

den Patienten die Ergebnisse der Sitzungen zusammenfassen lassen,

Rückmeldung geben und verstärken,

Perspektiven anbieten,

die Verbindung zwischen den einzelnen Sitzungen herstellen und

die Kontinuität der Arbeit wahren.

—> Die empathische Aufnahme des »Gesamtpatienten« mit seinem gesamten Verhaltensrepertoire auf allen Ebenen ist vorbei. Sie macht einer selektiven Behandlung und Bewertung seitens des Therapeuten Platz, der von nun an ausdrücklich zwischen erwünschten und unerwünschten Seiten unterscheidet

34
Q

Welche Gesprächsführungsprinzipien kommen in der Phase der Stabilisierung, Ablösung und Beendigung im psychotherapeutischem Prozess zum Einsatz?

A

sukzessive Zurücknahme des Therapeuteneinflusses

Wichtige einleitende Maßnahmen der Therapiebeendigung:
- so wenige Vorgaben wie möglich über zu bearbeitende Themen
- Ermutigung des Patienten, bestimmte Probleme mit minimaler Begleitung oder allein zu bearbeiten.
- Bei Bilanz über die Geschehnisse in der Therapie: Prozesse, die der Patient eingeleitet hat, um sich zu helfen, explizit besprechen.
- Repertoire an erworbener Problemlösefertigkeiten besprechen
- Therapie im Nachhinein „entdramatisieren“ als ganz selbstverständliche Form der zeitweiligen Hilfe, keineswegs der Angelpunkt des gesamten Lebens oder die ultimative
menschliche Erfahrung.

Der Therapeut war eine wichtige Bezugsperson und kann es bis zu einem gewissen Grad auch noch bleiben

Am Ende sollten Therapeut wie Patient sich sagen dürfen: Man hat sich bemüht. Das ist genug.

35
Q

Welche organisatorischen Grundprinzipien (Setting) der verhaltenstherapeutischen Gesprächsführung gelten nach Kircher?

A

zeitlich fester, ungestörter Rahmen —> fördert therapeutische Beziehung

  • Dauer der Therapie (Länge und Anzahl der Sitzungen) sollte mit Patienten abgesprochen werden
  • Termine sollten vereinbart werden
  • ruhiges Zimmer, aufgeräumt, ungestört Raum (Bitte nicht stören)
  • Sitzgelegenheiten im 45 Grad Winkel
  • für beide einsehbare Uhr
  • ca. ein Meter Abstand zwischen Therapeut und Patient,
36
Q

Beschreibe die therapeutische Grundhaltung

A

stabiles Vertrauen ist Basis für therapeutische Interventionen

Aktives Zuhören (Paraphrasieren, Verbalisieren, Zusammenfassen) - Achtung! Authentizität!

Empathie

Unbedingte Wertschätzung des Patienten notwendig: nicht an Bedingungen geknüpftes Akzeptieren

Authentizität

37
Q

Wie kennzeichnet sich aktives Zuhören?

A
  • verbale und nonverbale Aspekte (Mimik, Gestik, Ermutigungen
  • Ermutigung („Ja“, „Gut“, „Aha“)
  • Mitgehen („Mhm“, „Aha“),
  • Pausen auffangen (z. B. durch Wiederholen der letzten Worte des Patienten),
  • Bitte um Konkretisierung („Können Sie mir das noch genauer sagen?“),
  • Beispiele („Können sie mir hier ein Beispiel sagen?“)
  • vorwärtsgelehnte Haltung des Therapeuten,
  • offene Armhaltung, moderate Armbewegungen,
  • offene Beine, wenig Beinbewegungen,
  • hohes Maß an posturaler Kongruenz mit dem Patienten,

-flexibler Blickkontakt und Gesten während des Sprechens,

  • Lächeln und Kopfnicken.
  • Offene Fragen („Was ist es, was Sie bedrückt?“)
  • Gefühle aufnehmen („Das hat Sie traurig gemacht.“)
  • Pausen zulassen, damit der Patient Zeit findet sich zu sammeln
  • Schwierige Themen von sich aus ansprechen
38
Q

Wie kennzeichnet sich Empathie als therapeutische Grundhaltung?

A

die spezifisch persönlichen Bedeutungen der Mitteilung und der nonverbalen Interaktion des anderen erfassen oder erschließen

Was beschäftigt den Pat. auch jenseits seiner verbalen Mitteilungen?

in die persönlichen Denk- und Wertsysteme des Patienten hineinversetzen

Beispiele für empathisches Verhalten des Therapeuten sind:

  • Präzises Nachfragen mit offenen Fragen („Wie war das genau für Sie?“)
  • Kurze Zusammenfassung des letzten Gesprächsabschnittes
  • Finden einer gemeinsamen Sprache: Der Therapeut darf nicht in Formeln oder Fachjargon sprechen, sondern sollte die Sprachebene und ggf. Formulierungen des Patienten
    benutzen. Dies darf aber nicht künstlich wirken, wie z. B. der Versuch der Nachahmung von Dialekten.
39
Q

Wie kennzeichnet sich unbedingte Wertschätzung als therapeutische Grundhaltung?

A
  • Patient soll ohne Vorbehalte so angenommen werden, wie er ist.
  • Verhalten muss aber nicht bedenkenlos hingenommen oder seine Meinungen geteilt werden
  • Akzeptieren muss mit Verstehen einhergehen
  • Akzeptanz heißt allerdings nicht Laisser-faire. Problematisches und störendes Verhalten sollte der Therapeut direkt ansprechen, aber verdeutlichen, dass man die Person trotzdem prinzipiell (soweit möglich) wertschätzt und ernst nimmt.
40
Q

Was sind häufige Fehler in der Gesprächsführung im Rahmen der therapeutischen Haltung in einer Therapie?

A
  • Geschlossene Fragen stellen, den Patienten nicht einbeziehen (Dozentenstil).
  • Voreilige Ratschläge geben.
  • Voreilige Diagnosen mitteilen.
  • Fachsimpeln und Fachausdrücke verwenden.
  • Unverständliche Erklärungen abgeben in zu langen Sätzen.
  • Bagatellisieren („So schlimm ist das auch wieder nicht …”).
  • Distanzverlust.
  • Plaudern.
41
Q

Was sind die Grundprinzipien verhaltenstherapeutischer Gesprächsführung?

A

Transparenz
Struktur
Konkretisieren
Musternalyse
Lob + soziale Verstärkung
Zusammenfassung und Rückmelden
Stringenz
Geleitetes Entdecken

42
Q

Was bedeutet Transparenz für die verhaltentherapeutische Gresprächsführung?

A
  • der aufgeklärte Patient
  • Offenlegung aller Behandlungsschritte, diagnostischer und therapeutischer Verhaltensweisen, Erläuterung von Übungen und Hausaufgaben.
  • Klare Auskünfte über die Ausbildung des Therapeuten, Inhalt, Dauer, Frequenz und Kosten der Therapie
43
Q

Was ist zu beachten im Rahmen der Struktur für die verhaltentherapeutische Gresprächsführung?

A
  • einzelne Therapieeinheit und gesamter Therapieablauf müssen eine für den Patienten vorhersagbare und zielgerichtete Struktur haben
    —> Reduktion potentieller Verunsicherung, Aufbau positiver Behandlungserwartung, Förderung von Motivation
    —> entsprechend vor und während der Therapie besprechen
  • von Beginn an eine feste Sitzungsstruktur besprechen und nach Möglichkeit einhalten
    —> Stabilität und Verlässlichkeit
    —> bei Krisen und Notfällen natürlich unbedingt bedarfsgerecht anpassen
  • Therapieeinheiten sollten an den psychopathologischen Befund, insbesondere die Aufmerksamkeitsspanne des Patienten anpassen (25–50 Minuten), feste Termine vereinbaren
44
Q

Wie sollte eine typische Sitzungsstruktur in der verhaltenstherapeutischen Gesprächsführung aussehen?

A
  1. Kurzes Erfragen aktueller Probleme, z. B. „Wie geht es Ihnen heute?“, „Gibt es ganz dringende Dinge zu besprechen?“.
  2. Anknüpfen an die letzte Sitzung, z. B. „Sind noch Fragen zu den Themen der letzten Sitzung?“, „Beschäftigt Sie noch etwas, was wir beim letzten Mal besprochen haben?“.
  3. Wenn kontinuierliche Protokolle (Stimmungsverlauf, Panikattacken, Halluzinationen, etc.) erhoben werden, kurzes Besprechen derselben: „Gemeinsam möchte ich nun
    gerne mit Ihnen das Stimmungstagebuch seit der letzten Sitzung besprechen, um zu schauen, ob und wie sich Stimmung, Antrieb und Schlaf verändert haben.“
  4. Besprechung der Hausaufgaben.
  5. Themen/Problembereiche für die heutige Sitzung festlegen, z. B. „Folgende Themen würde ich gerne heute mit Ihnen besprechen.“, „Was wollen wir heute besprechen?“.
  6. Durchführung der Interventionsbausteine (dies nimmt deutlich die meiste Zeit der Sitzung in Anspruch).
  7. Neue Hausaufgaben absprechen.
  8. Zusammenfassung der Sitzung und Rückmeldung des Patienten einholen, z. B. „Nun würde ich sie gerne bitten, das heute Besprochene mit eigenen Worten zu wiederholen.“, „Was haben Sie heute für sich dazu gelernt?“, „Haben Sie noch Fragen?“, „Wie ging es Ihnen heute in unserer Sitzung?“, „Was war schwierig?“, „Was hat geholfen?“.
45
Q

Was bedeutet Konkretisieren als Technik für die verhaltentherapeutische Gresprächsführung?

A
  • einzelne übergeneralisierenden und katastrophisierende Bewertungen genau explorieren
  • dem „großen Chaos“ einzelne Punkte herauslösen und ggf. bereits angehen
  • Diskriminationslernen
46
Q

Was bedeutet Musteranalyse als Technik für die verhaltentherapeutische Gresprächsführung?

A
  • Herausarbeiten, ob sich bzgl. des Problemverhaltens Muster ergeben, tritt Erleben gehäuft in
    Standardsituationen auf —> Therapieziele aus Mustern ableiten
47
Q

Wie sollte im Rahmen der verhaltentherapeutischen Gresprächsführung zusammengefasst und Rückgemeldet werden?

A

Abgleich der neuen Informationen, wer hat was verstanden, liegen Missverständnisse vor

Zusammenfassungen sowohl durch den Therapeuten als auch durch den Patienten

Fragen des Therapeuten am Ende einer Sitzung könnten sein:
- „Wie würden Sie das Wichtigste des heutigen Gespräches aus Ihrer Sicht zusammenfassen?“
- „Was sind die Punkte die Ihnen heute besonders wichtig waren?“
- „Welche Folgerungen für die Zukunft ergeben sich für Sie aus dem heutigen Gespräch oder dieser Übung?“

Zusammenfassungen strukturieren das bisher Geschehene/Gesagte und bieten so i. d. R. sinnvolle Ansätze für Lösungen.

48
Q

Was bedeutet Stringenz für die verhaltentherapeutische Gresprächsführung?

A
  • Patient muss sich darauf verlassen können, dass besprochenes Vorgehen durch Therapeuten eingehalten wird (z. B. vereinbarte Übungen) —> Sinnhaftigkeit und Motivation
  • aber auch: weitschweifige oder undeutlichen Beschreibungen und Vermeidungsstrategien werden durch konkretisierende Fragen geklärt und beantwortet
49
Q

Was ist geleitetes Entdecken in der verhaltentherapeutischen Gresprächsführung?

A

Patienten durch gezielte Fragen dazu anleiten, selbst zu entdecken, wo sie falsche Annahmen oder unüberprüfte Schlussfolgerungen machen, Ermutigung zum Perspektivwechsel

50
Q

Welche Aufgabe hat der Therapeut im Rahmen des Erstgesprächs?

A

Informationssuche des Therpeuten

Informationsweitergabe an den Patienten

Aufbau einer guten emotionalen Beziehung

Aufbau einer guten therpeutischen Beziehung

Erste therapeutische Interventionen

Diagnostische Fragen im Erstgespräch

51
Q

Welche Informationen sollte der Therapeut im Erstgespräch weitergeben an den Patienten?

A
  • Informationen/ Erklärungen zur Symptomatik und zum Krankheitsverlauf
  • Vermittlung allgemeiner Prinzipien der Behandlung
  • Informationen zum weiteren Ablauf und Klärung organisatorischer Fragen
52
Q

Welche Informationen sollte der Therapeut vom Patienten im Rahmen des Erstgesprächs suchen?

A
  • Gründe und Anlass für Behandlungswunsch, Therapiemotivation und -erwartungen des
    Patienten
  • Erfassung der aktuellen Symptomatik und des bisherigen Verlaufs; Erstellung einer Verdachtsdiagnose und Abklärung der wichtigsten diagnostischen Kriterien
  • Behandlungsmöglichkeit klären und frühzeitig entscheiden
  • Erfassung zentraler problemspezifischer Konzepte, Überzeugungen und Ziele des Patienten
  • Erfassung allgemeiner Konzepte, Werte und Ziele des Patienten
  • Erfassung vorhandener Ressourcen und Kompetenzen des Patienten
53
Q

Wie sollte ein Therapeut eine gute emotionale Beziehung zum Patienten im Rahmen des Erstgesprächs aufbauen?

A
  • Emotionale Nähe zum Patienten vermitteln und sein Leiden nachempfinden
  • Patienten und seine Probleme ernstnehmen
  • Vertrauen und Offenheit beim Patienten erzielen
  • Patient muss sich verstanden fühlen
  • Glaubwürdigkeit des Therapeuten
  • Wertfreiheit
  • Unterlassung von Schuldzuweisungen o.Ä.
54
Q

Wie sollte ein Therapeut eine gute therapeutische Beziehung zum Patienten im Rahmen des Erstgesprächs aufbauen?

A
  • Kompetenzzuschreibung bzw. -erwartung erhöhen
  • Vermittlung therapeutischer Erfahrung
  • Hohe Plausibilität, Kompatibilität und Nichtfalsifizierbarkeit der Äußerungen bzw. Erklärungen des Therapeuten
  • Hohe Transparenz
  • Sicherheit des Auftretens
  • Negativen Vorurteilen des Patienten entgegenwirken
  • Äußeres Erscheinungsbild, nonverbale Äußerungen und allgemeines soziales Verhalten des Therapeuten
55
Q

Was können erste therapeutische Interventionen im Rahmen des Erstgesprächs sein?

A
  • Vorbereitung des Patienten auf spezielle störungsspezifische Behandlungskonzepte
  • Veränderung ungünstiger kognitiver Konzepte des Patienten
  • Förderung einer aktiven und selbstverantwortlichen Rolle des Patienten in der Therapie
  • Gezielte Beeinflussung der Perspektivität des Patienten, Motivation zur Behandlungsfortsetzung
  • Falls hier keine weitere Behandlung möglich: plausible und entpathologisierende Erklärung sowie Vermittlung von Alternativen
  • Falls Verdacht auf Suizidgefährdung: adäquate Versorgung sicherstellen
56
Q

Was sind diagnostische Fragen die im Erstgespräch von Bedeutung sind?

A
  • Welche konkreten psychischen und körperlichen Symptome treten auf?
  • Dauer und Intensität der Symptome?
  • Welche Kognitionen/Befürchtungen sind damit verbunden?
  • Wie sieht das konkrete Verhalten des Patienten aus, und welche Ziele verfolgt er damit?
  • Gibt es situative Abhängigkeiten oder andere Einflussfaktoren?
  • Gibt es wichtige aufrechterhaltende Bedingungen? 5 Wann und wie haben die Probleme begonnen?
  • Welche auslösenden Faktoren lassen sich erkennen? 5 Gab es vorher andere Schwierigkeiten?
  • Wie sah der weitere Krankheitsverlauf aus bzw. gab es zwischenzeitliche Remissionen?
  • Welche körperlichen/psychischen Folgewirkungen liegen vor?
  • Welche medizinischen Untersuchungsergebnisse gibt es?
  • Welche Behandlungsversuche hat der Patient bislang unternommen und mit welchem Ergebnis?
  • Welche konkreten Änderungswünsche hat der Patient?
57
Q

Welche Struktur sollte ein therapeutisches Erstgespräch haben?

A
  1. **Vorbereitung **
  2. ** Begrüßung und Vorstellung **
    - Vorstellung der eigenen Person, der Einrichtung und der Ziele des Erstgesprächs
    - erste Information und Aufklärung
    - zu ersten Fragen zum Rahmen des Gesprächs auffordern
  3. ** Aktueller Anlass**
    - Aktuellen Anlass für Behandlungswunsch erfragen
    - Klärung des Zuweisungskontexts
  4. ** Störungsanalyse und Vorbehandlungen**
    - Aktuelle Ausprägung der Symptome
    - Bisheriger Verlauf der Symptome
    - Erklärungskonzept des Patienten
    - Bisherige Veränderungsversuche und ihr Erfolg
  5. ** Biografie**
    - Einstieg in die Biografie und Bezug zur aktuellen Lebenssituation
    - Momentan bedeutsame Verhaltensaktiva und -passiva
    - belastende Lebensereignisse, Traumatisierungen, andere prägende Erlebnisse erfragen
  6. ** Erwartungen**
    - erste Erwartungsklärung an die Psychotherapie
  7. ** Abschlusssituation**
    - Ermunterung noch zu offenen Fragen oder Ergänzungen
    - Besprechung des weiteren Vorgehens
    - ggf. weitere Aufklärung
  8. ** Nachbereitung des Erstgesprächs**
58
Q

Was ist Wichtig im Rahmen der Nachbereitung des Erstgespräches?

A
  • Durchführen einer Beziehungsanalyse
  • Welche unmittelbaren Gefühle löst der Patient bei mir aus? Wozu veranlasst er mich? Wie setzt sich der Patient zu mir in Beziehung? Was braucht er, um sich in der Beziehung wohl zu fühlen? Welche intrepersonellen Qualitäten hat der Patient? Was will der Patient unbedingt vermeiden?
    Mit welchen Interaktionen könnte mich der Patient herausfordern und wie sollte ich mich verhalten, um seine Befürchtungen zu entkräften?
  • Welche Hypothesen habe ich zum Patienten? Welche Fragen sind offen?
  • Videoanalyse nutzen
  • Bedürfnisse nach Grawe
  • Beziehungsmotive nach Sachse
59
Q

Was sind mögliche Risikofaktoren für Suizidalität?

A
  • Verluste (Tod eines Angehörigen, Trennung)
  • Kränkungen und Zurückweisungen (Untreue, ausbleibende Beförderung)
  • körperliche, seelische und soziale Umbrüche (Pubertät, Wochenbett, Klimakterium, Pensionierung)
  • Überforderungen und Überlastungen (privat/ beruflich)
  • Entwurzelung (Umzug, Umsiedlung, Migration)
  • wirtschaftliche Probleme (Arbeitslosigkeit, Schulden, Obdachlosigkeit)
  • Verkehrsunfälle
  • Kriminalisierung (Gerichtsverhandlung, Haft)
  • Beginn oder Ende von psychotischen Episoden
  • ausbleibende/ nur geringfügige Besserung
  • Konfrontation mit episodenüberdauernden Defiziten (emotional, kognitiv) und psychosozialen Folgen
  • kürzere Zeiträume zwischen Erkrankungsepisoden
  • bewusstes Erleben einer zunehmenden dementiellen Symptomatik
  • Entlassung
60
Q

Was sind mögliche Risikobefindlichkeiten für Suizidalität?

A
  • Resignation, Hoffnungslosigkeit
  • Ohnmacht und Verzweiflung
  • Perspektiv-, Sinnlosigkeit
  • anhaltendes und quälendes Grübeln
  • Selbstvorwürfe und Selbstbestrafungstendenzen
  • unerträgliche physische Schmerzen
  • Ärger und Wut
  • ausgeprägte Antriebsverminderung oder -steigerung
  • massive Angst- und Unruhezustände
  • gesteigerte Impulsivität
  • gravierende Schlafstörungen
  • schweres wahnhaftes Erleben, schwere Phoneme
61
Q

Wie sollte Suizidalität exploriert werden?

A
  1. Intensität (Häufigkeit, Dauer) aktueller Suizidgedanken
    „Wie oft denken Sie zur Zeit daran, sich das Leben zu nehmen?“
    „Drängen sich solche Gedanken auf?“
  2. Konkrete Planung und Vorbereitungen
    „Haben Sie überlegt, wie Sie sich töten werden?“
    „Haben Sie im Internet recherchiert?“
    „Haben Sie daran gedacht, einen Abschiedsbrief zu schreiben?“
    „Haben Sie sich bezüglich Ihrer Lebensversicherung informiert?“
    „Haben Sie Suizidorte aufgesucht?“
  3. Verfügbarkeit der Mittel
    „Haben Sie überlegt, wie Sie an die Mittel kommen?“
  4. Entschlossenheit/ Distanz zu suizidalen Impulsen
    „Wie stark ist heute Ihre Absicht, sich zu töten?“
  5. Krankheitsbezogene Risikofaktoren
    „Wie haben sich (Symptome nennen) in den letzten Wochen/Monaten/Jahren entwickelt?
    „Haben Sie schon einmal versucht, sich das Leben zu nehmen? War der Versuch geplant oder impulsiv? Haben Sie sich schon einmal selbstverletzt?“
  6. Verschlechterung einer körperlichen Erkrankung
  7. Psychosoziale Faktoren
    Hoffnungslosigkeit, Steuerungsverlust, familiäre Konflikte, Arbeitsplatzverlust, …
  8. Schutzfaktoren
    soziale Unterstützung, Zufriedenheit, Spiritualität, …
62
Q

Was sind Do‘s und Don‘ts im Rahmen der Suizid-Risikoeinschätzung?

A

Do
- Bei Verdacht auf suizidales Erleben umgehend eine ausführliche Risikoabschätzung vornehmen
zu Beginn jeder Folgesitzung wiederholen
- Erst, wenn sich über mehrere Sitzungen hinweg keine Anzeichen mehr für suizidales Erleben
und Verhalten identifizieren lassen kann, auf eine solche engmaschige Abklärung verzichten

Don’t
- Hinweise auf suizidales Erleben nicht explizieren, bagatellisierende Kommentare des Patienten
(„So schlimm ist das schon nicht!“, „Es ist ja nichts weiter passiert.“) unhinterfragt akzeptieren und sich vorschnell auf positive Veränderungen konzentrieren, statt zunächst den Status Quo zu klären

63
Q

Was sind Do‘s und Don‘ts im Rahmen des therapeutischen Angebots für suizidale Patienten?

A

Do
- Im Umgang mit suizidalen Patienten verlieren einige gängige in „Regeln“ therapeutischen Arbeitens ihre Gültigkeit, d.h. es kann erforderlich werden
- Sitzungen zu überziehen,
- zwei oder mehr Sitzungen pro Woche anzubieten,
- Telefonkontakte zu vereinbaren (und gegebenenfalls auch außerplanmäßig entgegenzunehmen beziehungsweise zu tätigen),
- im Zweifelsfall einen Kollegen in die Sitzung hinzuziehen,
- direktiver vorzugehen und mehr praktische Unterstützung anzubieten (wenn gewünscht und notwendig)

Don’t
- Sitzungen nach 50 Minuten beenden, obwohl noch kein ausreichendes Verständnis des gegenwärtigen Risikos gewonnen wurde
- Dem schwankenden Verlauf suizidaler Krisen nicht durch eine Anpassung der Sitzungsfrequenz bzw. zusätzliche therapeutische Angebote oder Überweisungen begegnen

64
Q

Was sind Do‘s und Don‘ts im Umgang mit „manipulativen“ suizidalen Verhalten?

A

Do
- im Krisenfall und bei unzureichender Kenntnis des Patienten muss immer ein konservatives –
auf Sicherheit ausgerichtetes – Vorgehen gewählt werden
- suizidale Äußerungen ernst nehmen

Don’t
- selbstverletzendes Verhalten und suizidale Äußerungen nicht abklären, weil sie als „manipulativ“ konzeptionalisiert werden und man denen keine „positive Verstärkung“
zukommen lassen möchte

65
Q

Was sind Do‘s und Don‘ts bei der Dokumentation im Zusammenhang mit suizidalen Verhalten?

A

Do
- Sämtliche Kontakte mit einem suizidalen Patienten sorgfältig dokumentieren
- Dokumentation der Maßnahmen und Ergebnisse der Risikoeinschätzung, therapeutischer Indikationsentscheidungen, angewendeter Interventionen sowie Kontakte zu behandelnden Ärzten, Familienmitgliedern und Supervisoren für jede einzelne Sitzung

Don’t
- Ausschließlich vermerken: „der Patient kann sich von suizidalem Erleben distanzieren und
erscheint diesbezüglich absprachefähig“

66
Q

Was sind Do‘s im Umgang mit schwierigen Situationen im therapeutischen Kontext?

A
  • genau eruieren und verstehen, worin das Problem besteht
  • Verständnis zeigen (wenn passend durch Einbezug der Lebensgeschichte)
  • Offenheit des Patienten positiv verstärken
  • Motive und Mut des Patienten validieren
  • aus der Patientenperspektive argumentieren
  • schrittweise argumentieren und vorgehen
  • glaubwürdig und transparent vorgehen
  • eigene problematische Gefühle (wie Abwertung, Feind Seligkeit, aber auch verlieben) gegenüber den Patienten frühzeitig wahrnehmen, reflektieren und bearbeiten
  • weitere Techniken anwenden (zum Beispiel aus DBT, Schematherapie, CBASP)
  • eigenen Stil erproben und finden
  • üben, üben, üben
67
Q

Was sind Don‘ts im Umgang mit schwierigen Situationen im therapeutischen Kontext?

A
  • sich hilflos zeigen
  • rigide den momentan eingeschlagenen Therapieplan weiter verfolgen
  • persönlich nehmen, sich angegriffen fühlen
  • impulsiv gegen argumentieren
  • den Patienten „einwickeln“
  • sich durch Befürchtungen hemmen lassen
  • unkontrolliert emotional werden
  • den Patienten belehren oder Befürchtungen nicht ernst nehmen
  • den Patienten durch unangemessene Reaktionen in womöglich alte und belastete Muster hineinpressen
  • eigene starke (negative wie positive) Gefühle gegenüber Patienten ausagieren anstelle diese Gefühle in der Supervision zu reflektieren
  • sich in objektiv schwierige Situationen bringen (zum Beispiel durch fahrlässiges oder nachlässiges Verhalten)