Erstgespräch Und Gesprächsführung (10.11.24) Flashcards
Definiere Verhaltenstherapie
komplexes interaktionelles Geschehen, bei dem ein professioneller Therapeut bestrebt ist, im Rahmen einer bestimmten Gesamtstrategie und unter Anwendung bewährter psychologischer Prinzipien für wünschenswert gehaltene Veränderungen bei Patienten zu
bewirken:
Patient lernt, seine Lebensschwierigkeiten besser zu meistern und so allmählich die Verhaltensweisen zu reduzieren oder abzulegen, die ihm eine psychopathologische Diagnose beschert haben (Hoffmann, 2018)
Was sind die allgemeinen Merkmale der Verhaltenstherapie?
- problemlösendorientiert und aktivierend
- evidenzbasiert und individualisiert
- gegenwartsbezogen
Wie ist Verhaltenstherapie problemlöseorientiert und aktivierend?
- Beteiligung der Pat. an Problemanalyse und Zielableitung, eigenverantwortliche Mitarbeit beim Veränderungsprozess
- Arbeitsbündnis setzt komplementär an den Beziehungsbedürfnissen und Ressourcen des Patienten an
Wie ist Verhaltenstherapie evidenzbasiert und individualisiert?
Befunde der Psychotherapieforschung mit klinischer Realität (z. B. Komorbiditäten) in Einklang bringen: individualisiert-verhaltensanalytisch und diagnoseorientiert-evidenzbasiert
Wie ist Verhaltenstherapie gegenwartsbezogen und kompetenzaufbauend?
- verhaltensanalytisches Störungsmodell bildet die Phänomenologie und Funktionalität der gegenwärtigen Störung ab
- Therapeut leitet eine Problemanalyse an, ermöglicht dem Patienten so, zum Experten der eigenen Störung zu werden
- Gemeinsames Ableiten von Zielen
- Patient erlernt Kompetenzen und Methoden, die er im Lebensalltag wirksam einsetzen kann, Erwerb von Selbstmanagementkompetenzen
Nenne die Phasen des verhaltenstherapeutischen Prozesses
Anfangsphase (Probatorische Sitzungen)
Bearbeitungsphase
Commitmentphase
Therapieabschluss
Beschreibe die Anfangsphase im verhaltenstherapeutischen Prozess
(Probatorische Sitzungen)
- Patient und Therapeut orientieren sich zur
- Therapeutischen Beziehung (komplementäre Beziehungsgestaltung),
- vorliegenden Störung (Diagnose/Problemanalyse) und
- Behandlungsplanung (Ziele/Behandlungsplan)
- Erstkontakt, Phase der Analysen, Planungsphase und Zielformulierung, Therapeutisches Angebot
Beschreibe die Bearbeitungsphase im verhaltenstherapeutischen Prozess
der Therapeut interveniert zielführend, therapeutische Verfahren werden eingesetzt, d.h.:
- er stellt therapeutische Hilfsmittel zur Verfügung (Methoden- und Beziehungsgestaltung),
- er evaluiert Prozess begleitend die Interventionseffekte (Ergebnis- und Prozessevaluation)
- und er aktiviert so den Patienten zum Problem lösen (Nutzung persönlicher und sozialer Ressourcen).
Beschreibe die Commitmentphase im verhaltenstherapeutischen Prozess
Im expliziten Transfer werden die therapeutisch erworbenen Erfahrungen/Kompetenzen
- ins Patienten-Selbstmanagement übergeleitet,
- über eine Rückfallprophylaxe stabilisiert und
- zur Neuorientierung der persönlichen Schemata genutzt.
Stabilisierung und Ablösung
Beschreibe den Therapieabschluss im verhaltenstherapeutischen Prozess
- diagnostische und prognostische Schlussbewertung der
Therapieergebnisse - Beendigung
Welche allgemeine Psychotherapie-Wirkfaktoren wurden nach Grawe definiert?
- Therapeutische Beziehung
- Ressourcenaktivierung
- Problemaktualisierung
- Problembewältigung
- Motivationale Klärung
Was sind Psychotherapie-Wirkfaktoren?
Die Wirkfaktoren der Psychotherapie nach Klaus Grawe (1994, 2001 in Ubben, 2015) sind zentrale Mechanismen, die zum Erfolg von psychotherapeutischen Interventionen beitragen.
Diese Wirkfaktoren sind in der Verhaltenstherapie systematisch integriert und fördern einen effektiven und strukturierten Veränderungsprozess, indem sie psychische Prozesse gezielt beeinflussen und persönliche Ressourcen stärken.
Beschreibe den allgemeinen Psychotherapie-Wirkfaktor Therapeutische Beziehung
- Erläuterung: Eine vertrauensvolle und wertschätzende Beziehung zwischen Therapeut und Patient ist grundlegend. Sie ermöglicht es dem Patienten, sich zu öffnen, Vertrauen zu fassen und sich auf den Veränderungsprozess einzulassen.
- Umsetzung in der Verhaltenstherapie: Verhaltenstherapeuten arbeiten daran, eine empathische,
authentische und wertfreie Haltung einzunehmen. Sie geben konstruktives Feedback und schaffen eine Atmosphäre, in der der Patient seine Schwierigkeiten offen ansprechen kann.
Durch regelmäßiges Feedback und transparente Kommunikation wird die Zusammenarbeit gestärkt. Die in der therapeutischen Begegnung aktivierten Motive und die
Beziehungsbedürfnisse des Patienten erfassen.
Beschreibe den allgemeinen Psychotherapie-Wirkfaktor Ressourcenaktivierung
- Therapeut spricht den Patienten so an, dass bei diesen bestimmte Fähigkeiten, Vorlieben, Überzeugungen (= Ressourcen) aktiviert werden
- ermöglicht Bedürfnisbefriedigung in (z. B. positive Selbstwirksamkeits- und Selbstwerterfahrungen),
- bewirkt eine Inkonsistenzreduktion (verringern der nicht Übereinstimmung von realen Erfahrungen und intentionalen Schemata),
- und erzeugt auf diesem Wege beim Patienten eine prozessuale Aktivierung von Annäherungsmotiven.
Beschreibe den allgemeinen Psychotherapie-Wirkfaktor Problemaktualisierung
- zu modifizierende Probleme des Patienten werden diesem durch therapeutische Maßnahme des Therapeuten unmittelbar erfahrbar gemacht und können auf diesem Wege direkt bearbeitet werden
- z. B. Exposition oder Rückmeldung zu dysfunktionalem Interaktionsverhalten
Beschreibe den allgemeinen Psychotherapie-Wirkfaktor Problembewältigung
- Therapeutische Intervention zielen direkt auf spezifische Kontrollparameter der psychischen Störung ab, wodurch zum Abbau der Symptomatik kommt
- Der Therapeut vermittelt dem Patienten gezielt neue Erfahrungen, in dem er aktive Hilfen zur Problemlösung einsetzt.
- Destabilisierung von Störungsattraktoren/ Aktive Hilfe zur Problembewältigung
Beschreibe den allgemeinen Psychotherapie-Wirkfaktor Motivationale Klärung
- die therapeutisch begleitete kognitiv-emotionale Verarbeitung dieser neue Erfahrungen verändert sukzessive die motivationalen Schemata des Patienten. Auf diesem Wege entwickelt sich aus den therapeutisch vermittelten neuen Erfahrungen „bottom up“ eine Anpassung seiner
- Grundannahmen bzw. deskriptiven Schemata: Selbstbild, Bild von den anderen, dem Leben, der Welt,
- Oberpläne bzw. motivationalen Schemata: übergeordnete Ziele und Handlungspläne und
- Bewältigungsstile bzw. Handlungsschemata.
- Veränderung motivationaler Schemata
Wie können die allgemeinen Psychotherpie-Wirkfakotren nach Grawe in der Therapie realisiert werden?
Anfangsphase
- Aufbau eines konstruktiven Arbeitsbündnisses auf Grundlage einer komplementären bzw. motivorientierten Beziehungsgestaltung (therapeutische Beziehung) —> durch empathische Ansprache ermöglichen, dass Pat. sich gut verstanden und behandelt fühlt —> erstes Entlastungserleben —> Ressourcenaktivierung durch Zugang zu den eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten
Bearbeitungsphase
- direkte Auseinandersetzung des Patienten mit seinen Problemen; Konfrontation des Patienten mit dessen Problembedingungen —> Problemaktualisierung
- durch Therapeuten angebotene aktive Hilfen zur Problemlösung (Interventionen) kommt es zur
Destabilisierung von Störungsattraktoren
Commitmentphase
- Patient wird in die Lage versetzt, eigene, im bisherigen Therapieverlauf erworbene Klärungs- und Bewältigungserfahrungen in sein Selbstkonzept zu integrieren und eine stabile Selbstmanagementkompetenz zu erwerben —> Veränderung motivationaler Schemata
Wie können die allgemeinen Psychotherpie-Wirkfakotren nach Grawe in der Anfangsphase der Therapie realisiert werden?
Aufbau eines konstruktiven Arbeitsbündnisses auf Grundlage einer komplementären bzw. motivorientierten Beziehungsgestaltung (therapeutische Beziehung)
—> durch empathische Ansprache ermöglichen, dass Pat. sich gut verstanden und behandelt fühlt
—> erstes Entlastungserleben
—> Ressourcenaktivierung durch Zugang zu den eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten
Wie können die allgemeinen Psychotherpie-Wirkfakotren nach Grawe in der Bearbeitungsphase der Therapie realisiert werden?
- direkte Auseinandersetzung des Patienten mit seinen Problemen; Konfrontation des Patienten mit dessen Problembedingungen —> Problemaktualisierung
- durch Therapeuten angebotene aktive Hilfen zur Problemlösung (Interventionen) kommt es zur
Destabilisierung von Störungsattraktoren
Wie können die allgemeinen Psychotherpie-Wirkfakotren nach Grawe in der Commitmentphase der Therapie realisiert werden?
Patient wird in die Lage versetzt, eigene, im bisherigen Therapieverlauf erworbene Klärungs- und Bewältigungserfahrungen in sein Selbstkonzept zu integrieren und eine stabile Selbstmanagementkompetenz zu erwerben —> Veränderung motivationaler Schemata
Was sind die Charakteristika der professionellen therapeutischen Beziehung?
viele Interaktionen sind durch das therapeutische Regelsystem festgelegt, d. h.
übliche, alltägliche Interaktionen sind damit explizit ausgeschlossen (freundschaftliche Umgangsweisen, erotische Beziehungen, …)
Therapeut ist in seinen Interaktionen und seiner Persönlichkeitsentfaltung deutlich mehr eingeschränkt als der Patient
- Beziehung ist asymmetrisch, gleichzeitig bin Therapeutin Patient jedoch ein Team, eine Allianz
- Der Therapeut übernimmt die Experten Rolle für die Bearbeitung und Klärung von Problemen, für Interventionen. Er gibt den Rahmen der Beziehungsgestaltung vor und Start
dieser aktiv. Der Patient ist Experte seiner selbst und bringt sich damit aktiv ein - Die Interaktion ist zeitgleich begrenzt (50 Minuten pro Woche) und endet mit Abschluss der Therapie
- Die Beziehung ist in bestimmte festgelegte Ziele gebunden.
Was ist eine therapeutische Allianz?
Verbindung von Patient und Therapeut innerhalb der therapeutischen Beziehung
Beschreibe die therapeutische Beziehung in der Verhaltestherapie
- Therapeutische Beziehung und verhaltenstherapeutische Techniken sind nicht getrennt voneinander zu betrachten. Aufgabe des Therapeuten ist es, das Geschehen beim Patienten in einen motivationsfördernden kognitiven Kontext einzubetten
- Alles, was sich in der Therapie ereignet, ist gleichzeitig sowohl konkrete Verhaltenstherapie als auch Beziehungsarbeit.
- Auf der anderen Seite ist der Begriff der reinen Beziehungsgestaltung sinnlos: Sie muss
zwangsläufig einen Inhalt haben und nach bestimmten psychologischen Prinzipien vor sich gehen.
Welche Bereiche Umfasst die Bedürfnisorientierte Beziehungsgestaltung in der Psychotherapie nach Stucki und Grawe?
Orientierung und Kontrolle
Bindung
Wohlbefinden und angenehme Erfahrungen (Lustgewinn/Unlustvermeidung)
Erhöhung des Selbstwertgefühls
Beschreibe den Bereich Orientierung und Kontrolle in der bedürfnisorientierten Beziehungsgestaltung in der Psychotherapie nach Stucki und Grawe?
- Patient wird in Entscheidungsfindung einbezogen, erhält Wahlmöglichkeiten und Anregungen
- Sitzungen werden möglichst transparent gestaltet
- soll Erfahrung machen können, positive Änderungen selbst herbeiführen zu können
- durch therapeutisches Vorgehen weder über- noch unterfordert zu sein
- Vorhersagbarkeit herstellen, Respekt vor den Ansichten des Patienten, Vermeidung von Machtkämpfen und rechthaberischem Auftreten, Eröffnung von Wahlmöglichkeiten, Verwirklichung einer adaptiven Grundhaltung (kein „Durchpeitschen“ eigener Inhalte),
Transparenz und Herstellen von Vorhersagbarkeit, was genau in der Behandlung (als Nächstes) passieren wird, Wissenstransfer bzw. Psychoedukation und Informationsweitergabe an den Patienten, Vermittlung von Hoffnung